Hi,
glaube nicht, dass man so schnell eine Sprache vergisst, mit
der man von Anfang an hauptsächlich aufgewachsen ist
Eine Sprache, die man nicht verwendet wird mit der Zeit vergessen. Das kannst Du mir glauben. Bei ECHTEN Muttersprachen dauert es evtl länger, aber kann und wird mit der Zeit trotzdem auch vergesen.
Um nur ein Beispiel zu nennen: Ein Kind wird in Russland geboren. Es hört nur Russich, auch wenn das nicht die Mutterprache der Eltern ist. Trotzdem reden sie mit dem Kind in der Sprache Tolstois. Nun wandert die Familie nach Spanien zurück. Das Kind bittet den Eltern, mit Tränen in den Augen, die Sprache mit ihm zu reden, die seine Freunde reden. Weil das Spanisch ist (die Muttersprache beide Elternteile), tun sie es dem „Gefallen“. Dieses Kind, heute selbst Erwachsen, hat kein Schimmer von Russisch mehr. Das Kind war 10 als die Famile Russland verlies.
Und das ist keine Ausnahme. Ich kenne viele solche Konstellationen mit anderen Sprachen.
(Mutter
verbrachte mehr Zeit als der Vater mit den Kindern).
Es geht nicht um wie lange jemand mit einem Kind ist, sondern wie diese Zeit verbracht wird, was sie gemeinsam unternehmen und wieviel Sprache in diesen Situationen „verwendet“ wird. Wenn zB. der Vater das Kind nur zum Fußbaltraining fährt und dort stundenlang zuschaut, von der Tribüne aus, wie alles läuft, dann bringt es der Spracherwerb des Kindes rein gar nichts.
Oder gemeinsam das deutsche TV anzuschauen zählt auch dafür nichts.
uaf den anderen Seite: Die dauernde physische Anwesenheit des Vaters ist nicht unbedingt erforderlich, um das Kind seine Muttersprache beizubringen: Das Kind kann, auch ohne Vater, DVD in diese Sprache anschauen; Bücher lesen; Kinderlieder hören; etc…
Die
Mutter redet, wenn sie mit den Kindern alleine ist
ausschließlich portugiesisch mit ihnen. Sie können auch
portugiesisch (9 und 7 Jahre alt), reden aber lieber deutsch.
Ich habe hier eine Nachbarin die dasselbe behauptet. Das Kind kann angeblich Spanisch. Tatsache ist, dass es nichts versteht, obwohl die Mutter nur Spanisch mit dem Kind redet.
Das sehe ich immer, wenn ihre portugiesische Großmutter
dreimal im Jahr für je drei bis vier Wochen kommt. Dann reden
sie mit ihr nur portugiesisch, da sie wissen, dass ihre Oma
sie sonst nicht versteht. Auch fahren sie zweimal im Jahr nach
Portugal und da sprechen die Kinder auch mit Gleichaltrigen
ausschließlich portugiesisch.
Das ist ja sehr gut. Aber genauso sollte sich die Mutter den Kindern gegenüber auch verhalten!.
Mein Kind hat immer von mir Spanisch gehört. Nur Spanisch. Das hat sich seit der Schwangerschaft (ja genau, seitdem!) nicht geändert. Es gab aber einmal, als es im KiKrippe kam, wo er mir einen Satz auf Deutsch gesagt habe. Ich habe ihm gesagt, dass ich es nicht verstehe und er möge mir das bitte in unserer gemeinsamen Muttersprache sagen. Gesagt, getan. Kein Problem. Seitdem kam nie wieder den Versuch, mit mir einer anderen Sprache zu reden, ausser Spanisch.
Ich denke, das kommt einfach auf das Kind drauf an.
Nein. Das stimmt, mMn. nicht. Es kommt nicht auf das Kind an, sondern an das Verhalten der Menschen, die ihm zweisprachig aufwachsen lassen WOLLEN. Und Betonung liegt auf WOLLEN.
Ich würde
es als Kind auch nicht verstehen, warum ich unbedingt mit
meiner Mutter oder meinen Vater eine Sprache reden sollte,
wenn sie mich in meiner Muttersprache auch verstehen.
Das ist vollends der falschen Ansatz. Du als Kind hast ZWEI Muttersprachen. Ausserdem sind beide für dich fliessend. BEIDE sind in gleicher Massen Muttersprachen. „Eine Muttersprache“ gibt es schlich nicht. Ganz entscheidend ist auch, dass du in beiden Sprachen denkst, je nach Situation. Und diesen Satz „in meiner Muttersprache auch verstehen“ kommt nicht einmal in Gedanken vor, denn beide sind, auf denselben Niveau, Muttersprachen.
Was
willst du dann auch machen?
Ganz einfach: Mit meinem Kind meine eigene Muttersprache zu reden und nur diese von ihm akzeptieren. Zumal, wenn das tatsächlich konsequent durchgezogen wurde, auch kein Thema mehr für das Kind ist. Und im waste Sinne des Wortes, extrem kinderleicht.
Dem Kind befehlen nicht deutsch zu reden?
Mit Zwängen und Befehlen kommt man nicht weiter und bildet sich, oft, eine Abneigung gegen die Sprache.
Wenn man aber konsequent und von vorne herein NUR die eigene Muttersprache mit dem Kind gesprochen und auch diese vom Kind verlangt wurde, ist das Wollen kein Thema mehr.
Es geht auf gar keinen Fall um Befehle oder Zwänge. Es geht um Verständigung, um Wille und um Zweisprachigkeit.
Es bestrafen, wenn es das trotzdem macht?
Nein. Aber ihm zeigen wie stolz er auf seine Kenntnissen der „andere“ Sprache auch sein kann. Ihm die Kultur des Landes nahe zu bringen. Ihm in aller erdenkliche Weise und unermüdlich die andere Kultur beibringen (ich zB gebe ein Vermögen in Bücher auf Spanisch aus. Und das sehr gerne). Ihm stolz werden zu lassen, sich mit Menschen zu verständigen, die die „andere“ Sprache reden,… Wenn du das schaffst, dann ist es absolut kein Problem mehr, das Kind zweisprachig aufwachsen zu lassen. Und so entstehen wahren Zweisprachigkeiten.
Und, ich wiederhole, evtl. schaut das was ich beschreib, sehr streng oder gar drohend oder an Strafen erinnernd aus. Nicht, aber auch nichts weiter als das. Das ist für mich absolut verpönnt! Aber du glaubst nicht wie stolz mein Kind ist, wenn es im Urlaub seinem Vater etwas übersetzen darf, weil Papa es nicht versteht(*). Oder wenn im Radio ein Lied auf Spanisch kommt, er die Texte versteht, und sie an seine Freunde übersetzt. Oder wenn er ins Kino gehen darf, in Spanien, wo offensichtlich die Altersbeschränkung lässiger ist als hier zu lande, und er diesen Filme, natürlich auf Spanisch, vollkommen versteht und dann seine Schulfreunde hier erzählt… Da möchte er auf gar keinen Fall auf diese Sprache verzichten!
Vor ca. 4. Monate habe ich ihn gefragt, ob ich mit ihm deutsch reden soll. Seine Antwort war: „Nein, bitte nicht, Mama. Denn sonst wird keiner mehr geben, die mit mir Spanisch redet und ich werde es dann vergessen. Und dann werde ich nichts mehr verstehen…“ (Natürlich hatte ich das nciht einmal in Erwägung gezogen, aber ich wollte mal wissen was es wirklich davon hält.)
Und ab einen bestimmten Grad finde ich es schon besser, wenn
die Eltern eine gemeinsame Sprache mit den Kindern sprechen,
Dann brauchst du dich um Zweisprachigkeit gar nicht zu kümmern!!
Wenn die ganze Familie nur EINE Sprache spricht, wozu das ganze mit ZWEIsprachikeit???
wenn einer oder beide die jeweils andere Sprache nicht
verstehen.
Warum lernt dann der Erwachsener die andere Sprache nicht? Ich finde das ist DIE Lösung schlechthin. Genauso ist es bei uns gelaufen.
Du willst ja auch ein gemeinsames Gespräch führen
…tue ich ja auch!
und nicht immer auf Übersetzungen deiner Kinder oder deines
Partners angewiesen sein.
Ich sagte ja: Das ist eine VORÜBERGEHENDE Situation. Und das ist nicht nur zwingend, sondern auch naheliegend, denn der Erwachsener wird irgendwann mal auch diese Sprache lernen -allein durchs Zuhören!
Ah! Und übrigens: Alles, aber auch alles was dazu dient, das Kind die Kultur des Landes / der Ländern wo diese Sprache gesprochen wird, näher zu bringen, ist äußest zu empfehlen und muss gefordert werden. Es wird immer eine sog. „dominante“ und eine „unterworfene“ Sprache geben (meistens zumindest). „Dominante“ ist in der Regel, die die im Land (Schule, Straße, Arzt, Freunde,…) wo man wohnt, gesprochen wird. Die „unterworfene“ ist die, mit dem das Kind weniger oft konfrontiert wird.
Schöne Grüße,
Helena
(*)Natürlich versteht das der Papa mittlerweile alles. Aber es geht darum, dass das Kind stolz darauf ist, eben diese Sprache zu können.