Alternatives Familienmodell

Hallo,

Ich halte des dennoch für denkmöglich, daß es eine
Gesellschaft gibt, in der das Fragen nach dem leiblichen Vater
genauso verpönt ist wie das Einteilen von Menschen in Rassen.

Deine Utopie mag realistischer sein, weil sie Tabus akzeptiert.
Wenn ich aber schon träume, möchte ich gern eine Welt träumen, in der es keine Tabus gibt.
Ich möchte nicht in einem System leben, in dem bereits die Neugierde nach (väterlicher) Abstammung ein Tabubruch darstellt und somit unglücklich macht.

Gruß
Elke

Hallo,

nur in der heutigen Gesellschaft?

Das „heutig“ bezog sich auf deine Aussage.

Ich bin mir ziemlich sicher,
dass dies allhier auch in den vorausgegangenen Jahrhunderten
so war.

Was genau findest Du so schrecklich negativ an dem Avunkulat?

Weil es die Möglichkeit eines Anders-Denken ausschließt.

Gruß
Elke

Hallo,

da Du mir indirekt sagst, ich könne die Bedürfnisse adoptierte
Kinder nicht nachvollziehen,

Ich mache einfach die Erfahrung, dass Menschen, die das nicht aus existentieller Erfahrung kennen, es nachvollziehen können. Damit habe ich nicht dich persönlich gemeint und mich in gewisser Weise genauso ausgeschlossen, da ich das nur aus zweiter Hand (durch meine Kinder) kenne.

Deine Erzählung beweist aber nur, dass es keine allgmeinen Aussagen gibt. Es gibt nur statistisch gehäuftes Vorkommen.

Deshalb gehe ich davon aus, dass zum einen in einer
grundlegend anders strukturierten Gesellschaft dieses
Bedürfnis gar nicht entstünde;

Das ist aber ein großes „vielleicht“.

und zum anderen dürfte es auch
hier und jetzt einen grundlegenden Unetrschied ausmachen, ob
man in einer wie auch immer gearteten Herkunftsfamilie
aufwächst oder völlig „wurzellos“ ist.

Das mag sein, aber wie so vieles auf diesem Gebiet, wenig mehr als Meinungen und Annahmen. Ich nehme an, dass es es auch einen großen Unterschied macht, ob es sich um männliche oder weibliche Kinder handelt und ob das Aufwachsen und Erwachsenwerden generell schwierig oder eher leichter vonstatten geht.

Gruß
Elke

PS: zu deinem PS: es gibt auch einen Unterschied, was bewusst oder unbewusst abläuft

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Hallo,

ich habe mir gerade die sehr lange und kontroverse Diskussion durchgelesen und ich muss sagen, ich finde es beschämend wie arrogant und selbstgefälllig viele unser eigenes Gesellschafts- und Familienmodell (europäischer/westlicher/„vermeintlich zivilisierter“ ?Prägung) als das einzig Wahre glorifizieren und es über Gesellschaftsmodelle anderer Kulturen (z.B. das der Khasi) erheben, nur weil es nicht in unser vorherrschendes Gesellschaftsbild passt, auf welches wir genauso sozialisiert wurden, wie die Khasi auf das ihre.

Keine Gesellschaft, keine Kultur ist perfekt, jede hat Vor- und Nachteile. Ich habe im Nebenfach Ethnologie studiert und viele Kulturen kennengelernt, bei deren Traditionen und Lebensweisen ich erstmal schlucken musste und mir dachte: „So würde ich nicht leben wollen“. Aber warum würde ich nicht so leben wollen? Ganz einfach, weil ich auf eine europäisch-westlich geprägte Lebensweise mit bestimmten Traditionen sozialisiert wurde. Wäre ich in einer anderen Gegend, einer anderen Gesellschaft, bei einem anderen Volk aufgewachsen, würde ich deren Familienmodell als Normalität und Selbstverständlichkeit empfinden. Vermeintliche Probleme, die wir in unserer europäisch-westlichen Gesellschaft als wichtig erachten, sind für die Khasi bedeutungslos, z.B. die Frage nach der biologischen Vaterschaft. Ich kann mir gut vorstellen, dass für die Khasi unser Familienmodell mit Vater-Mutter-Kind genauso absonderlich ist, wie für manche von uns das ihre.

Wieso glauben wir ach so tollen weißen Europäer immer anderen Völkern und Kulturen unsere gesellschaftlichen Normen und Werte überstülpen und die Lebensweise anderer Gesellschaften abwerten zu müssen? Warum können wir nicht einfach akzeptieren, dass unsere Erde aus den verschiedensten Völkern besteht, die sich gesellschaftlich auf unterschiedliche Weise entwickelt und daher auch ganz unterschiedliche Familien- und Lebensmodelle hervorgebracht haben.

Gruß Tanja

Hallo

Wenn die fehlende Geburt der Grund für mangelndes Empfinden für den Nachwuchs wäre: Warum empfinden dann Mütter ohne vorangehende Schwangerschaft - sprich: Adoptivmütter - etwas für ihre Kinder?

Um für andere Menschen - insbesonder Kinder, die ja ständig Anforderungen stellen - etwas zu empfinden, müssen die a) besonders niedlich sein (das hält aber nicht lange) oder b) muss man viel für diese Menschen gemacht haben (wir lieben ja nicht den, der für uns etwas tut, sondern den, für den wir etwas tun). Das kann auf Stiefmütter ebenso wie auf Väter zutreffen, die ggf. die Schwangerschaft miterleben, oder auch erst später anfangen, sich um die Kinder zu kümmern.

Bei Müttern passiert das mehr oder weniger zwangsläufig.
Dann spielen sicherlich noch die Hormone während Schwangerschaft und Stillzeit eine Rolle.

Bei Müttern gibt es das auch („Baby-Blues“).

Ich glaub, das ist meistens was anderes, nämlich eine Depression.
Oder sie haben die Geburt nicht wirklich miterlebt (z. B. Kaiserschnitt mit Vollnarkose). Dann wird das Kind irgendwie innerlich abgehakt, als Totgeburt oder so. Jedenfalls hab ich sowas mal gehört.

Viele Grüße

Warum nicht?
Hallo!

Warum nicht? Wenn alle mitmachen, kann das sicher klappen.
In unserer Kultur wird das kaum möglich sein, weil das andere Modell eben gesellschaftlich fest installiert ist.

Was ich mich an dieser Stelle frage: Hat es evtl. Gründe, warum sich bei uns die Mutter-Vater-Kinder Familie etabliert hat? Welche Voraussetzungen müssten herrschen, dass Dein Modell Vorteile bietet? z.B. dass Männer gefährlicher Leben und wahrscheinlicher umkommen und deshalb ersetzbarer sein müssten.

In meiner Idealgesellschaft sind nicht die biologischen Väter
automatisch auch die sozialen Väter, sondern die Brüder und
kinderlosen Schwestern der Mutter sind die sozialen Eltern
eines Kindes.

Ist das nicht bei Löwen so? Da könnte man ansetzen und nachforschen, welche Vorteile das Modell bietet.

Folgende üblichen Probleme, die hier gnaze Foren füllen,
kommen in deisem Modell einfach nicht vor:

Das Forum hier ist (zum Glück denke ich manchmal) nur ein eingeschränkter Blick auf die Realität. Es gibt durchaus viele Familien, die ganz prima funktionieren. Probleme werden Menschen immer miteinander haben, egal in welchem Familienmodell, wenn nicht die von dir aufgezählten, dann sicher verschiedene andere.

Geschwisterlieber ist wahre Liebe bis in den Tod, während
sexuelle Liebe seriell und sogar polygam erlebt wird.

Äh, also ich kenne sehr viele Geschwister, die sich auf den Tod nicht ausstehen können.
Und wer garantiert denn, dass immer ein Bruder da ist, der die „Aufzucht“ mit übernimmt?

Gibt es das irgendwo in real? Was denkt ihr darüber? Für mich
ist das die perfekte Familie!

Ich finde nichts wirklich Schlechtes daran, denke aber, Du wirst nicht genügend „Mittäter“ finden. :smile:

Grüße
kernig

Hallo

Folgende üblichen Probleme, die hier gnaze Foren füllen, kommen in deisem Modell einfach nicht vor:

  • Fremdgehen und Eifersucht:

Wieso werden die Leute denn nicht mehr eifersüchtig? Nur weil sie nicht zusammen wohnen?

Viele Grüße

Hallo Elke,

ich denke, dass die Folgen für die Adoptierten in unserer Gesellschaftsform begründet liegen, in der das Adoptiertsein immer noch mit einer gewissen Stigmatisierung einher geht, besonders wenn es den Kindern ansehbar ist, dass sie adoptiert worden sind.

In einer Gesellschaft, in der es normal ist, in der mütterlichen (Groß)Familie aufzuwachsen, entstünden gar keine Probleme um das Nichtwissen der biologischen Vaterschaft.

Und wirklich entkommen, kann man unserem System auch nicht.

Grüße

=^…^=

Du hast den Artikel über die Khasi nicht gelesen, oder?

Woraus schliesst du das? Etwa aus meinen Fragen?

Die Frage ist nicht, ob dieses Familienmodell überhaupt
funktionieren kann - denn das tut es erwiesenermaßen -,

Damit wäre die Frage der Machbarkeit ja scheinbar geklärt. Für mich stellt sich die Frage, ob dieses Modell tatsächlich erstrebenswert sein kann. Wir stehen hier einem eher unfertigen Gedankenkonstrukt Bellawas gegenüber, welches das derzeitige uns bekannte ablösen sollte.
Und warum das?
Weil unser System mit so vielen Nachteilen und Tabus behaftet ist?
Aber wäre das bei Bellawas Gesellschaftsordnung denn so viel anders?
Aus den wenigen Grundsätzen, mit denen sie es konstruiert hat und aus dem, was ich in dem Artikel gelesen habe, wage ich das zu bezweifeln.

sondern die wirklich interessante Frage ist, wie ich finde,
warum es hier in der Diskussion so viele quasi reflexartig
ablehnen.

Ich finde etwas anderes viel erstaunlicher: Dass unsere derzeitige Gesellschaft immer wieder als zu eng empfunden wird!
Ich kann mich nicht erinnern, jemals von einer Zeit gehört oder gelesen zu haben, in der so viele Menschen so viele Freiheiten bei der persönlichen Lebensgestaltung hatten, wie heute bei uns.
Verheiratet oder ledig, in wilder Ehe oder Patchwork, sexuell treu oder monogam, hetero oder homo usw usf - all das ist bei uns möglich.
Unser größtes Problem sehe ich nicht in der Unfreiheit, sondern im richtigen Umgang mit Freiheit.
Gruß

Hermann

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Hallo Elke,

Natürlich hat ein Adoptivkind es leichter, wenn die
Adoptivfamilie intakt etc. ist, aber bei vielen scheint dies
nicht allein ein problemarmes Erwachsenwerden zu bedeuten.

nun ja, ich kenne auch eine ganze Reihe von Menschen, die definitiv in ihrer biologischen Familie aufgewachsen sind und auch keineswegs ein problemarmes Erwachsenwerden und -sein erleben. Die ganze Ursachenforschung, warum Eltern ihre Kinder misshandeln, ist voll davon.

Gruß, Karin

Hallo Bellawa,

auch wenn ich Deine Gedankenspiele nicht vollständig verreißen möchte, wie das die Mehrheit hier tut:

Diese Behauptung:

Die Kinder der Schwester sind die eigenen Gene, sogar
in jedem Fall.

stimmt in dieser Absolutheit nicht. Wenigstens rechnerisch lässt sich darlegen, dass Geschwister genau die entgegengesetzten Chromosomenpaare der Eltern geerbt haben können.

Gruß, Karin

Hallo auch,

Könnte es evl. sein, dass man in einem Forum, in dem
vorwiegend um Rat gebeten wird, eher von Problemen liest?

Ich kenne auch in real keine einzige Ehe/längere Beziehung, in denen Eifersucht, Fremdgehen, Streit um Kinder und Sex KEIN Problem wären. Ausgenommen der offenen Beziehungen vielleicht.

Grüße Bellawa.

Hallo auch,

Der/Die „Wochenend-Lover/in“ wird mit
einem kaum Lebenspläne bereden, wird einem kaum im Haushalt
helfen wenn die Zeit mal knapp ist, wird einen kaum mal mit
etwas spontan überraschen, wird einen kaum bei Krankheit
seelisch und körperlich unterstützen…

Richtig, und genau das ist doch der Vorteil! Für Lebenspläne und Unterstützung in Krisenzeiten wäre die Familie da.

Erotische Liebe geht meistens daran zugrunde, daß der Partner wie ein Familienmitglied behandelt werden MUSS, da man eben zusammenlebt: Die Partner putzen die Sch… des anderen aus dem Klo, sehen sich morgens zerzaust und ungeschminkt, pflegen sich bei Fieber und Schweißgeruch. Kein Wunder, daß Beziehungen irgendwann aufhören und man sich wieder was Neues, Frisches, Unbekanntes sucht, wo man noch Träume haben darf und der Partner unberührt von diesen Dingen ist. Zuviel Nähe zerstört Erotik, weil die Inzestsperre irgendwann zuschlägt und man wie Bruder und Schwester wird. Das ist ein natürlicher Vorgang. Von vornherein mit Bruder oder Schwester zusammenzuleben und dafür erotische Affären außerhalb zu genießen würde der Natur des Menschen entgegenkommen.

Grüße Bellawa.

Hallo auch,

  • Fremdgehen und Eifersucht:

Wieso werden die Leute denn nicht mehr eifersüchtig? Nur weil
sie nicht zusammen wohnen?

Es gäbe weiterhin ein gewisses Maß an Eifersucht auf andere Sexualpartner, aber diese Eifersucht wäre nicht mehr existenzbedrohend. In der gängigen Familienkonstellation bedeutet ein fremdgehender Partner zumindest prinzipiell das Ende der gesamten Familie. Oft wird dann noch verziehen oder es ignoriert, nur damit es weitergeht etc., aber im Grunde ist jedem Klar, daß dieses Tun das moralisch Hinterletzte ist. Wer das abstreitet und einfach in die Runde wirft, daß Fremdgehen völlig normal ist, steht als böser Mensch da.

Fremdgehen wird bei uns nur deswegen derartig überbewertet, weil es mit dem Ende der gesamten Lebenskonstellation einhergeht. Wenn dein bester Freund jetzt einen neuen besten Freund hat und mit diesem ab und zu auch was unternimmt, hätte das zwar auch Verletztsein zur Folge, aber keine solche verheerenden Auswirkungen, als wenn der Vater/die Mutter deiner Kinder einen neuen Sexualpartner hat, mit dem er ab und zu Sex hat. In Wirklichkeit ist da überhaupt nichts dabei, es ändert nichts an der bestehenden Beziehung, aber im gängigen Familienmodell bedeutet es das bewußte, absichtliche, bösartige Zerstören einer ganzen Familie, das unbedingt verachtet werden muß. Die Folge davon ist auch generelle Sexualfeindlichkeit.

Grüße Bellawa.

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Was machen dann die Brüder???
Sex erst wenn die Kinder aus dem haus sind…?

Sex im Haus anderer Frauen. Die Schwester sieht dann nach den Kindern.

Also im Prinzip genau wie in einem großen Teil der perfekten Ehen: Mutter sitzt zuhause beim Baby, und der Vater ist außer Haus bei der Geliebten. :wink: Nur bei den Khasi darfst du das nicht nur, es wird erwartet, weil die Frau, mit der du zusammenlebst, deine Schwester ist.

Grüße Bellawa.

Hallo auch,

Denjenigen, denen diese Werte
nichts bedeuten und die sie ohnehin durch ihr Verhalten ad
absurdum führen, dürfte es vergleichsweise leicht fallen, sich
mit einem neuen Gesellschaftsmodell anzufreunden.

Du meinst diejenigen, die über den Tellerrand hinausgeschaut haben.

Die reflexartige Ablehnung einer alternativen Lebensform kommt von denen, die sich in ihrer eigenen Existenz dadurch bedroht fühlen. Der Gedanken daran, daß das Wertegebäude, das sie so mühsam aufrechterhalten müssen (durch Triebverzicht), eigentlich auch nur ein mögliches unter vielen ist, muß schrecklich unangenehm sein. Ich kann nur sagen, als ich noch selbst darin gefangen war, habe ich genauso auf derartige Gedanken anderer reagiert.

Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass die dort
vermittelten Werte ebenfalls innerhalb kürzester Zeit in Frage
gestellt und von vielen negiert werden würden. Spätestens
dann, wenn sich zeigt, dass auch diese Lebensform mit
Verantwortungsübernahme und Verpflichtungen zu tun hat.

Absolut richtig. Auch das gehört zum Menschsein dazu.

Den Luxus, über Lebensformen nachzudenken und sich für eine
andere zu entscheiden, haben nur Mitglieder hoch entwickelter
Gesellschaften wie der unseren.

Richtig, sonst würden wir hier nicht im Internet drüber diskutieren. Allerdings lasse ich mir persönlich nicht vorwerfen, daß sich meine Gedanken aus dem Idealisieren von Buschvölkern speisen. Ich habe nicht einmal gewußt, daß diese Lebensform irgendwo in der Welt realisiert ist. Für mich war das reine Gedankenspielerei, als ob es diese Lebensweise bei Star Trek geben würde (bei Star Trek werden übrigens sehr viele ethnologische Theorien erzählerisch umgesetzt).

Grüße Bellawa.

Hallo Jule,

sondern die wirklich interessante Frage ist, wie ich finde, warum es hier in der Diskussion so viele quasi reflexartig ablehnen.

Weil wir anders sozialisiert sind. Und weil wir - würden wir
ein solches Modell annehmen - eine ganze Menge an vertrauten
Werten über Bord werfen müssten.

ich hatte aber gerade bei einigen Reaktionen männlicherseits nicht den Eindruck, dass es um die Angst, Werten verlustig zu gehen, ging - dafür wurde in diesen Beiträgen allzu viel Gewicht auf das ‚Herumpoppen‘ der Frauen in diesem Modell gelegt.

Denjenigen, denen diese Werte
nichts bedeuten und die sie ohnehin durch ihr Verhalten ad
absurdum führen, dürfte es vergleichsweise leicht fallen, sich
mit einem neuen Gesellschaftsmodell anzufreunden.

Ich finde es, ehrlich gesagt, etwas dreist, allen, die das herrschende Gesellschaftsystem kritisieren und über Alternativen nachdenken, den Sinn für sämtliche bestehenden Werte abzusprechen. Ganz abgesehen davon, dass viele, die sehr an dem Bestehenden hängen, dies wohl nicht zwingend tun, weil sie sich an sämtliche Werte halten, sondern es ihnen nur in diesem System leicht fällt, für sich die Rosinen herauszupicken.

Einer der vorherrschenden ‚Werte‘, die ich tatsächlich ablehne, ist die immer noch übliche Dominanz der Männer, auch und gerade in Bezug auf das, was als sexuell akzeptables Verhalten angenommen wird. Aber Du kannst mir vielleicht verzeihen - ich bin in einer matriarchal strukturierten Familie aufgewachsen und habe ein Mädchengymnasium besucht, ich verstehe schlicht und ergreifend nicht, warum Männer Frauen in irgendeiner Weise überlegen oder besser als diese sein sollen - oder warum es für Frauen soviel unangemessener sein soll ‚herumzupoppen‘ als für Männer.

Naturvölker werden in Bezug auf ihre Lebensweise gerne mal
idealisiert.

Auch das möchte ich mir nicht vorwerfen lassen. Ich fand das von Bellawa angedachte Modell einfach nur interessant und nachdenkenswert, und bei dieser Gelegenheit erinnerte ich mich daran, schon Ähnliches gehört zu haben. Und habe natürlich Zweifler auf das tatsächliche Funktionieren eines solchen Modells hingewiesen.

Gruß

=^…^=

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Hallo Bellawa,

Die reflexartige Ablehnung einer alternativen Lebensform kommt
von denen, die sich in ihrer eigenen Existenz dadurch bedroht
fühlen. Der Gedanken daran, daß das Wertegebäude, das sie so
mühsam aufrechterhalten müssen (durch Triebverzicht),
eigentlich auch nur ein mögliches unter vielen ist, muß
schrecklich unangenehm sein. Ich kann nur sagen, als ich noch
selbst darin gefangen war, habe ich genauso auf derartige
Gedanken anderer reagiert.

wenn das der Fall ist - ja.

Aber irgendwie scheinst du nicht zu glauben, dass es Menschen gibt, die wirklich gerne mit ihrem (einzigen) Partner zusammen sind, die kein „Wertegebäude aufrecht erhalten“ sondern schlichtweg monogam sein wollen (und sicherlich zig Gelegenheiten hätten, dies nicht zu tun, sie aber nicht nutzen), gar nicht den Trieb haben mit verschiedenen Menschen Sex zu haben (und somit auch keinen Triebverzicht ausüben müssen) und die sich in ihrer Partnerschaft nicht gefangen, sondern sehr geborgen fühlen (und genau deshalb ihren Partner erotisch anziehend finden) und deren langjährige Partnerschaft nicht nach außen hin „geschönt“ wird.
Menschen sind unterschiedlich!
Viele Grüße,
Nina

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Aber irgendwie scheinst du nicht zu glauben, dass es Menschen
gibt, die wirklich gerne mit ihrem (einzigen) Partner zusammen
sind …

Doch, das glaube ich schon. Es wird schon welche geben.

Aber die schreiben keine aggressiven und abwertenden Antworten zu einem Thema, das sie eigentlich gar nicht interessiert. :smiley:

Grüße Bellawa

Hallo auch,

Könnte es evl. sein, dass man in einem Forum, in dem
vorwiegend um Rat gebeten wird, eher von Problemen liest?

Ich kenne auch in real keine einzige Ehe/längere Beziehung, in
denen Eifersucht, Fremdgehen, Streit um Kinder und Sex KEIN
Problem wären. Ausgenommen der offenen Beziehungen vielleicht.

Ich weiss ja nicht, wie Du zu so einer Einstellung kommst, aber in Deiner Vorstellung scheinen Menschen fortwährend unter einer Triebhaftigkeit zu leiden, die es gilt bestmöglich mit „Nichtpartnern“ durch Fremdgehen zu befriedigen. Das Leben besteht aber nicht nur aus Sex und schon garnicht aus wildem „in der Weltgeschichte vögeln“.
Ich kenne sehr viele Familien, in denen das Modell Ehe schon sehr lange funktioniert und die sich durchaus nur einen Sexpartner wünschen.
Sex (in der Ehe/Partnerschaft) und die Erziehung der Kinder können ein Problem sein, wobei die Erziehung der Kinder/Haushalt/Reinlichkeit/Geld - sprich die ganze Lebenseinstellung mit einem Bruder ebenso zu Streitigkeiten und dem völligen Bruch führen kann (wäre bei mir 100%ig nach 3 Wochen der Fall).
Ein ganz großes Thema, um welches es mindestens genauso oft geht wie um Sex, ist das liebe Geld, welches Du völlig außer acht gelassen hast. Ich behaupte mal, dass die Geldprobleme mit einem Bruder viel größer wären, als mit dem leiblichen Vater der Kinder.

Probleme mit Sex und kleine Uneinigkeiten/Streitereien sind dazu da, um gelöst zu werden und gehören zum Leben dazu. Einen Partner, bei dem durch grundsätzlich unterschiedliche Lebensauffassung in wichtigen Dingen Uneinigkeit besteht, würde ich nicht heiraten und keine Kinder mit ihm zeugen. Es scheint leider in Mode gekommen, den Ehepartner/Freund wegen kleiner Differenzen sofort in die Wüste zu schicken, statt sich mit dem Problem auseinanderzusetzen. Die Befriedigung, mit einem Menschen harmonisch über Jahre zusammenzuleben und Probleme (die in jeder Gemeinschaft vorkommen - die lagerst ja auch Kinder nicht aus, wenn sie in der Pubertät schwierig und anstrengend werden) in den Griff zu bekommen, ist groß. Und dies - bevor Du wieder mit entsprechenden Vorwürfen kommst - funktioniert durchaus zusätzlich neben der sexuellen Befriedigung in einer Ehe.

Gruß Inge2

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