Ist dir eigentlich aufgefallen, …
… kommt erst am Ende dieses elend langen Beitrags.
Hallo,
Die reflexartige Ablehnung einer alternativen Lebensform kommt
von denen, die sich in ihrer eigenen Existenz dadurch bedroht
fühlen.
Es ist doch eine Selbstverständlichkeit, dass man Alternativen erst einmal ablehnt, sofern man mit bisher Gelebtem und Erfahrenem erfolgreich und zufrieden ist. Reflexartiges Verhalten lese ich hier auf beiden Seiten, beide fühlen sich irgendwie bedroht.
Der Gedanken daran, daß das Wertegebäude, das sie so
mühsam aufrechterhalten müssen (durch Triebverzicht),
eigentlich auch nur ein mögliches unter vielen ist, muß
schrecklich unangenehm sein.
Das ist das Argument derjenigen bei der Frage nach dem besten Familienmodell, die Triebe und deren Ausleben an erster Stelle stellen. Negativ formuliert in Unterstellungen wie „mühsam“, „Triebverzicht“, „schrecklich unangenehm“. Von meiner Seite aus kann ich nicht beurteilen, ob ein Khasimodell oder Alleinerziehend ein glücklicheres Leben versprechen. Dazu fehlt mir die Erfahrung. Ich habe sie nur in einer Richtung, und ich z.B. vermisse nichts hinsichtlich Familie, Erziehung, Kids. Auch nichts trotz Monogamie.
Ich will jetzt nicht nur palavern, sondern auch auf deine ursprünglichen Themen antworten:
Für mich ist das die perfekte Familie!
Für mich weniger, da in unserer (globalen) Gesellschaft nicht realisierbar. Ein paar Gedanken, weshalb das Modell „herkömmliche“ Familie m.E. zukünftig im Vorteil sein wird, anhand dreier Modelle für die soziale Einheit Familie:
(A) Alleinerziehend: Zunehmende Tendenz, daher als Modell mit zu berücksichtigen
(F) Die „herkömmliche Familie“, also Vater-Mutter-Kind(er)
(K) Khasimodell: Großfamilie, Clan
(Über-)Lebensmöglichkeit
Die Möglichkeit sich selbst zu versorgen muss Voraussetzung sein für jede einzelne Familie. „Solidarität“ will ich bewusst außer Acht lassen, weil die einseitig Nehmenden/Empfangenden/Unterstützten der Anlass für weitere Probleme in der sozialen Struktur einer größeren (aus vielen Familien bestehenden) Gesellschaft sind.
(A) Geringe Möglichkeit auf Selbstversorgung (und wenn, dann auch immer zu Lasten Kind, dessen persönlicher Erziehung), sehr hohes Risiko bei Ausfallen des Elternteils für Kind(er).
(F) Geteiltes Leid, geteilte Freud. Grundversorgung für Kinder quasi gesichert.
(K) Kein Risiko, sofern sich die größere Anzahl der Beteiligten bei Aufteilung der Aufgaben einig ist.
Mobilität
Arbeitsplatz und Einkommen erfordern zunehmend Mobilität der Beteiligten. Die Familienmodelle unterscheiden sich deutlich:
(A) Geringe Mobilität. Die Anforderungen an das Umfeld (Arbeitsplatz, Arbeitszeiten, KiGa/Schule-Entfernungen) sind hoch gesteckt. Der Familie stehen nur sehr begrenzte Möglichkeiten zur Auswahl.
(F) Als Einheit Familie, insbesondere wenn ein Haupternährer vorhanden ist, ist die Familie weitgehend mobil. Anforderungen an andere müssen nicht gestellt werden, die „Heimat“ der Familie kann sich überwiegend nach den beruflichen Möglichkeiten orientieren. Der zweite Elternteil kümmert und versorgt hinsichtlich Schule etc.
Alternativ kann ein Elternteil unter der Woche auswärts arbeiten.
(K) Als Einheit nicht mobil. Einzelne Mitglieder können fast alles und ohne Rücksicht auf andere Familienmitglieder unternehmen, die Gesamtheit der Gruppe dagegen nicht.
Regeln für andere
Je größer die Gruppe, desto umfassender die Regelungen, die jeden Einzelnen und/oder die Gruppe betreffend vereinbart und eingehalten werden müssen. Kleine Gruppen sind in den Handlungsmöglichkeiten flexibler und schneller, die Kommunikation untereinander ist deutlich einfacher. Die Reihenfolge ist klar: (A), (F), (K).
Individualität, Verantwortung
Grob gesprochen sinkt mit zunehmender Individualität des Einzelnen die Verantwortung für den anderen, hier Kinder. Auch hier dürfte die Reihenfolge klar sein, wie vor.
Beim Khasimodell ergibt sich jedoch ein weiteres Problem: Welche Erziehung mit welchem Ziel wird angestrebt? Von wem? Und letztendlich durchgesetzt?
Im Falle des Naturvolkes einfach, da lokal und sonst wie sehr beschränkte Bewegungs- und Orientierungsmöglichkeiten. Hier, bei uns, heutzutage, wenn man sich die Vorlieben und Sehnsüchte von vielleicht zehn mehr oder weniger miterziehenden Familienangehörigen betrachtet, wird es ein Chaos für das Kind werden. Tausend Richtungen, keine richtig und vollständig eingeschlagen.
Ich fasse für mich zusammen:
Alleinerziehend = Fehlentwicklung auf Kosten anderer.
Khasimodell = Unbeweglich, orientierungslos (…los, mir fällt jetzt nicht so der richtige Ausdruck ein).
Herkömmliche Familie = idealer Kompromiss.
In meiner Idealgesellschaft sind nicht die biologischen Väter automatisch auch die sozialen Väter, sondern die Brüder und kinderlosen Schwestern der Mutter sind die sozialen Eltern eines Kindes. [aus UP]
Kinder tragen nun mal die Gene beider Elternteile. Man könnte daher als Khasi-Modell-Variante auch schreiben:
In meiner Idealgesellschaft sind nicht die biologischen Mütter automatisch auch die sozialen Mütter, sondern die Brüder und kinderlosen Schwestern des Vaters sind die sozialen Eltern eines Kindes.
Ist dir eigentlich aufgefallen, dass in der von dir dargestellten „Problemaufzählung“ in deinem UP das einzige Thema „Sex“ ist? Familie und Kinder aber überhaupt nicht vorkommen? 
Jetzt verstehe ich auch deinen ersten Satz:
„mir geht die Idee nicht aus dem Kopf, daß Familien völlig anders strukturiert sein könnten als wir es kennen.“
Grüße
Tommy