Arbeit und Religion

Hallo zusammen!

Ich beschäftige mich damit, ob man seine Arbeit und seine Religion trennen sollte. Ich möchte hier keine Kopftuch-Debatte auslösen, sondern „nur“ mal von euch hören ob ihr meint, dass man seine Religion uneingeschränkt auch auf dem Arbeitsplatz ausleben sollte oder diese an der Tür abgibt. Zum Beispiel: Ist es in Ordnung in einem Großraumbüro (laut) zu beten, wenn es keinen Ausweichort gibt? Oder sollte man das lieber ganz lassen? Bzw. ist das von der anderenen Seite uneingeschränkt zu tolerieren? Wo sind Grenzen zu setzen oder einzuhalten?
Wie haltet ihr das? Betet ihr laut und vor anderen Menschen die evtl. nicht eurer Religion angehören oder vollzieht ihr andere Akte die in eurer Religion vorgeschrieben sind? (Entschuldigt bitte die holprige Ausdrucksweise.)
Wie verhält man sich als Arbeitgeber?
Und wie verhält es sich mit politischer Gesinnung, die ja oft mit Religiösität einhergeht? Wo ist die Grenze zwischen religiösen „schweigenden“ Zeichen (ja, schweigen die denn tatsächlich?) und der Proklamation einer Gesinnung? (also doch Kopftuch-Debatte)
Viele, viele Fragen…
Ich bin sehr gespannt auf eure Antworten!

Liebe Grüße
Artemis

Hi

Zum Beispiel: Ist es in Ordnung in einem Großraumbüro (laut)
zu beten, wenn es keinen Ausweichort gibt? Oder sollte man das
lieber ganz lassen? Bzw. ist das von der anderenen Seite
uneingeschränkt zu tolerieren? Wo sind Grenzen zu setzen oder
einzuhalten?

Gott hört dich auch beim leisen Beten… :smile:

Im Enst: Ich würde mich dadurch extrem gestört fühlen, weniger wegen des inhaltes, sondern wegen der Belästigung. Ist genauso, wie wenn einer ungebeten Laut aus der Zeitung vorliest.
Weggucken ist leichter als weghören.
Erschwerend kommt hinzu, dass ich mich dann ungebeten missioniert fühle.

Und wie verhält es sich mit politischer Gesinnung, die ja oft
mit Religiösität einhergeht?

Na ja… „oft“ ist ja nicht so richtig definiert… iund ich halte diesen Zusammenhang auch prinzipiell für nicht vorhanden.
Bitte Erläutere mir da mal den Zusammenhang, wie Du ihn siehst.

Mike

Ist GOtt schwerhörig? (owT)

Hallo Michael!

Gott hört dich auch beim leisen Beten… :smile:

Das habe ich mir auch gedacht. Und ich denke er sieht einen, auch wenn man sich dabei nicht auf den Boden wirft. :wink:

Im Enst: Ich würde mich dadurch extrem gestört fühlen, weniger
wegen des inhaltes, sondern wegen der Belästigung. Ist
genauso, wie wenn einer ungebeten Laut aus der Zeitung
vorliest.
Weggucken ist leichter als weghören.
Erschwerend kommt hinzu, dass ich mich dann ungebeten
missioniert fühle.

Genau so geht es mir auch! Es ist nicht die Lautstärke - das kann man überhören - sondern die Art und Weise des ganzen.

Und wie verhält es sich mit politischer Gesinnung, die ja oft
mit Religiösität einhergeht?

Na ja… „oft“ ist ja nicht so richtig definiert… iund ich
halte diesen Zusammenhang auch prinzipiell für nicht
vorhanden.
Bitte Erläutere mir da mal den Zusammenhang, wie Du ihn
siehst.

Ich denke ich habe mich nicht gut genug ausgedrückt.
Ich glaube aber das religiöser Fanatismus (den ich hier auf keinen Fall mit Religiösität gleichsetzen will!) oft in eine politische Richtung geht. Dieso politsche Richtung ist dann (folglich) religiös geprägt und wird gerne mit „Gottes Wort“ begründet und somit (fälschlicher Weise) gerechtferitgt.
Ich denke, Grenzen zwischen religiösen und politschen Handlungen verschimmen dadurch und machen eine Differenzierung des Ganzen sehr viel schwieriger.
Welche Handlung ist also religiös, welche politsch?
Welche im Rahmen eines Glaubens, welche fanatisch?
Handelt ein Fanatiker wenn er betet religiös oder politisch?
(Hoffentlich schweife ich nicht zu sehr von der eigentlichen Fragestellung ab…)

Liebe Grüße
Artemis

Hallo,

ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich deine Frage richtig verstanden habe, ich schreib aber einfach mal drauflos.

Laut beten im Großraumbüro finde ich ein no-go, im Christentum hats ja nun keine festen Gebetszeiten, so dass das nicht rüberkäme wie „ich bete jetzt“ sondern wie: „ich will, dass alle wissen, dass ich jetzt bete“…so etwas würde ich sogar bibelfest kontern mit Jesu Hinweis, man solle nicht wie ein Heuchler laut auf der Straße beten sondern im stillen Kämmerlein.
Wie streng das im Islam mit den Gebetszeiten ist, weiß ich nicht, aber es müsste wenigstens drin sein, seinen Teppich in einem gerade nicht genutzten Raum auszubreiten und so niemand anderen von der Arbeit abzuhalten. Irgendeinen Ausweichort wird es ja wohl geben, und sei es ein Flur, wo nicht ständig Menschenmassen durchlaufen.

Das heißt ja nicht, dass man seine Religion verstecken muss, nur akzeptieren, dass sich andere Leute gestört fühlen. Wer sich aber nun abgewöhnt hat vor dem Essen zu beten und in der Kantine mal kurz die Hände faltet - da erübrigt sich natürlich die Diskussion.

Das heißt auch nicht, dass man seine Überzeugungen zurückstecken sollte, sprich wenn der nächste Betriebsausflug ins Bordell geht und jemand aus religiösen Gründen nicht teilnehmen will, dann ist er wohl auch im Recht.

Sonst fallen mir keine Beispiele ein, wie die religiöse Überzeugung mit der politischen korrelieren und dadurch am Arbeitsplatz Ärger machen könnte etc…ich unterstelle mal, dass es in jeder Religion möglich ist, mit etwas gutem Willen niemanden zu brüskieren und gleichzeitig seine religiöse Identität zu wahren. Wer das mit Absicht nicht einmal versucht, auch als Atheist, den würde ich auch wie einen vorsätzlichen Stunkmacher behandeln.

Grüße
Sonja

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Ave Artemis,

Ich denke ich habe mich nicht gut genug ausgedrückt.

Das denke ich auch

(Hoffentlich schweife ich nicht zu sehr von der eigentlichen
Fragestellung ab…)

Nein, denn von einer recht unverständlichen Fragestellung kann man nicht abweichen.

Amen
gargas

Ich beschäftige mich damit, ob man seine Arbeit und seine
Religion trennen sollte.

Das Problem haben wohl Leute, die ihre Religion nicht ihrem Leben vereinbaren können.

Ich möchte hier keine
Kopftuch-Debatte auslösen, sondern „nur“ mal von euch hören ob
ihr meint, dass man seine Religion uneingeschränkt auch auf
dem Arbeitsplatz ausleben sollte oder diese an der Tür abgibt.

Das kommt auf den Arbeitsplatz an. In einer kirchlichen Klinik wird sogar erwartet werden, daß sie NICHT abgegeben wird. Überall sonst dürfte das vom Arbeitgeber abhängen, und auch davon wie die Belegschaft sich zusammensetzt.

Zum Beispiel: Ist es in Ordnung in einem Großraumbüro (laut)
zu beten, wenn es keinen Ausweichort gibt?

Wenn die Mehrheit fünfmal pro Tag laut betet und die anderen es als normal empfinden, warum nicht. Dürfte aber eher Ausnahmefall in Europa sein. Wenn man schon Rauchen ertragen muß, was ist dagegen ein Gebet?

Bzw. ist das von der anderenen Seite
uneingeschränkt zu tolerieren?

Warum sollte man die ausgefallenen selbstgewählten Lebensbeschränkungen anderer tolerieren müssen, besonders wenn sie Lärm machen?

Wie haltet ihr das? Betet ihr laut und vor anderen Menschen
die evtl. nicht eurer Religion angehören oder vollzieht ihr
andere Akte die in eurer Religion vorgeschrieben sind?

Ich vollziehe keine Akte, und garantiert net öffentlich :smile: Im Büro betet keiner. Aber wir sind auch nicht in Bnej Brak!

Und wie verhält es sich mit politischer Gesinnung, die ja oft
mit Religiösität einhergeht? Wo ist die Grenze zwischen
religiösen „schweigenden“ Zeichen (ja, schweigen die denn
tatsächlich?) und der Proklamation einer Gesinnung? (also doch
Kopftuch-Debatte)

Nun der Arbeitgeber hat immer noch das Recht einzustellen wen er will. Wer keine Kopftücher im Kundenkontakt anbieten will, stellt sie eben nicht ein.

Bei größeren Arbeitgebern spielt allerdings der Ruf eine große Rolle. Wer will schon als Diskriminierer dastehen? Kürzlich hat British Airways aufgrund von Boykotten eingelenkt und eine bestehende religiöse Diskriminierung von Minderheiten aufgehoben:

http://www.idea.de/startseite/nachrichten/sv-ss-topn…

Gruß
d.

Hallo Artemis,

Religion ist doch eine innere Einstellung. Sie ist somit unsichtbar, oder kann das zumindest sein. Dadurch bekommst du sie durch alle Sicherheitskontrollen und kannst sie überall hin mitnehmen. :wink:

Man hat die Religion also immer dabei. Ebenso wie man, um ein Beispiel zu nennen, seine Gefühle für die Familie dabei hat. Man stellt dann vielleicht ein Foto auf den Schreibtisch - das ist wohl eine weit verbreitete Sitte. Bei ausgedehnten und/oder in die Tiefe gehenden Telefongesprächen mit dieser Familie sieht es da schon anders aus.

Mit dem Beten ist es ähnlich, finde ich. Es ist nichts Schlechtes daran, aber es will trotzdem nicht so richtig in ein Großraumbüro passen, zumindest nicht in die Büros, die ich kennengelernt habe.

Wenn jemand am Arbeitsplatz laut und deutlich sichtbar beten würde, dann würde ich das wahrscheinlich am Anfang faszinierend finden, aber spätestens nach zwei Wochen würde es mir wohl nur noch auf die Nerven gehen, vor allem wenn ich vielleicht gerade angerufen werde oder jemanden anrufen will. … Wenn ich im Büro mal Vokabeln lerne (ich meine, falls ich so etwas mal tun sollte *hüstel*), dann mache ich das ja auch leise und bewege dabei nur die Lippen. Geht ja niemanden etwas an.

Und diese Kopftuch-Debatte … was soll man dazu sagen. Wenn jemand so etwas tragen will, von mir aus bitte - solange ich dann nicht abschätzig angeschaut werde, weil ich mir beispielsweise erlaube, ein T-Shirt zu tragen. (Ist mir aber eh noch nie passiert.)

Schöne Grüße

Petra

Hallo Artemis,

vielleicht interessiert Dich dieser Thread, der das Thema von einer etwas anderen Seite betrachtet:

/t/problematische-stellen-in-religioesen-schriften/3…

Grüße,

Anwar

Hallo,

Das heißt auch nicht, dass man seine Überzeugungen
zurückstecken sollte, sprich wenn der nächste Betriebsausflug
ins Bordell geht und jemand aus religiösen Gründen nicht
teilnehmen will, dann ist er wohl auch im Recht.

Das Beispiel ist wohl zu extrem, um da eine wirklich interessante Fragestellung aufkommen zu lassen. Interessanter wäre ein Moslem auf der Schweinefarm oder ein Christ im Geburtshaus Nietzsches oder Crowleys.

Grüße,

Anwar

Hallo Anwar

interessante Fragestellung aufkommen zu lassen. Interessanter
wäre ein Moslem auf der Schweinefarm oder ein Christ im
Geburtshaus Nietzsches oder Crowleys.

„Geburtshaus Nietzsches“ ist ein Pfarrhaus in Sachsen
==> http://www.virtusens.de/walther/roeckalt.jpg
(Pfarrersohn)

Grüße

CMБ

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Hallo Artemis.

Du hast da einige interessante Fragen gestellt.
Arbeitsleben - Glaubensleben???
Auseinanderhalten oder verknüpfen???

Ich habe mir mal die verschiedenen Antworten durchgelesen.
Einige sagen, es würde die stören. Andere wiederrum nicht.
Was also tun?
Meine Meinung ist dass man in solchen Fragen nie eine passende Antwort für alle Menschen findet.
Mach es so, wie du es für richtig hälst mit dem Beten.
Auf jeden Fall aber nicht den Glauben „vor der Tür lassen“…
Der Glaube gehört zu dir wie dein Name.
Dein Gebet kann einige zum nachdenken bringen, die dann vielleicht ein Gespräch mit dir aufsuchen.
Andere ärgern sich nur.
Was man sein lassen sollte wäre ein Gebet, nur um aufzufallen.
Das haben früher die Pharisäer gemacht - Jesus nicht.
Aber schämen sollte man sich natürlich auch nicht.

Ich hoffe, ich konnte dir wenn auch nur bisschen weiterhelfen.

Gruß - Anatoli.

Hallo Artemis,

generell hört nach meinem Empfinden meine persönliche Freiheit da auf, wo ich die des anderen störe.

Deshalb muss man aber nicht Arbeit und Religion trennen. sicherlich lässt sich in allen Glaubensrichtungen das finden, was sich umsetzen lässt.

Und wie verhält es sich mit politischer Gesinnung, die ja oft
mit Religiösität einhergeht? Wo ist die Grenze zwischen
religiösen „schweigenden“ Zeichen (ja, schweigen die denn
tatsächlich?) und der Proklamation einer Gesinnung? (also doch
Kopftuch-Debatte)

Da kommt es wohl auf den AG an. Öffentliche Orte (Schulen, Krankenhäuser etc.) sollten wenn, dann alle, oder gar keine „religiösen Zeichen“ tragen.
Und es kommt auch drauf an, wo diese z.B. Schule ist. Eine Grundschule in Hintertupfing, wo 99 % katholisch sind sollte anders entscheiden, als eine Schule in einer Großstadt, wo die Schüler x verschiedener Glaubensrichtungen sind.

LG

Sarah

Hallo!

Vielen Dank für eure zahlreichen Antworten!

Da ich selbst ziemlich unreligiös bin und auch so aufgewachsen bin, bin ich manchmal etwas unbedarft was solche Themen angeht.
Ich bin, trotz unreligiösität, auch nicht dafür seine Religion an der Tür abzugeben aber ich muss ganz ehrlich sagen, dass es mir zu weit geht wenn, wie in diesem Fall, mein Kollege anfängt sich auf den Boden zu werfen und vor sich hinzumurmeln. Ich fühle mich dann einfach nicht wohl. Es kann natürlich auch daran liegen, dass er mir nicht besonders sympathisch ist. Deswegen wollte ich mal horchen, ob die Situation evtl. „normal“ ist und es an meiner Abneigung gegen ihn liegt. Ich habe auch nichts dagegen, wenn man sich z.B. kurz vorm Essen mal eben bekreuzigt oder ähnliches. Ich bin auch sehr an Religionen und religiösität interessiert. Aber irgendwie geht mir das in diesem Fall einfach zu weit. Ich will aber auch nicht als der Ar*** vom Dienst darstehen, weil ich auch ein bisschen die Befürchtung habe, dass es dann heißen könnte, ich würde ja eh was gegen ihn haben.
Ihr seht ich stecke in einem kleinen Dilemma…

Liebe Grüße
Artemis

Das sind ja eine Menge Fragezeichen, also der Reihe nach:

Ist es in Ordnung in einem Großraumbüro (laut)
zu beten, wenn es keinen Ausweichort gibt?

Soweit ich das kenne, ja. Ein Großraumbüro sollte so gestaltet sein, dass sich zwei Menschen unterhalten können ohne die anderen zu stören. Wenn das Beten in normaler oder besser gedämpfter Lautstärke und außerhalb der Arbeitszeit stattfindet, ist das in Ordnung.

Oder sollte man das
lieber ganz lassen?

Warum?

Bzw. ist das von der anderenen Seite
uneingeschränkt zu tolerieren?

Nein, eingeschränkt. Solange es keine Störung des Arbeitsablaufs darstellt ist es zu tolerieren.

Wo sind Grenzen zu setzen oder
einzuhalten?

Wenn andere Mitarbeiter persönlich oder das wirtschaftliche Interesse des Unternehmens an der Produktivität angegriffen werden.

Wie haltet ihr das? Betet ihr laut und vor anderen Menschen
die evtl. nicht eurer Religion angehören oder vollzieht ihr
andere Akte die in eurer Religion vorgeschrieben sind?

Auch wenn ich ein religöser Mensch wäre, würde ich es lassen, weil es mir zu persönlich wäre.

Wie verhält man sich als Arbeitgeber?

Man Informiert den Arbeitnehmer über seine Rechte und Pflichten, respektiert die Rechte und setzt die Pflichten durch.

Und wie verhält es sich mit politischer Gesinnung, die ja oft
mit Religiösität einhergeht?

Die hat am Arbeitsplatz nichts zu suchen und ist auch nicht in Betracht zu ziehen, solange sie sich in den rechtlichen Grenzen bewegt und den Gegenstand des Arbeitsverhältnisses nicht gefährdet (Integrität des Arbeitnehmers).

Wo ist die Grenze zwischen
religiösen „schweigenden“ Zeichen (ja, schweigen die denn
tatsächlich?) und der Proklamation einer Gesinnung? (also doch
Kopftuch-Debatte)

Ein Kopftuch ist immer ein schweigendes Zeichen und keine Proklamation. Es muss unterstellt werden, dass es religiös motiviert ist. Natürlich kann der Arbeitgeber Weisungen zu angemessener Kleidung abgeben. Er kann, wenn es zur Ausübung einer Tätigkeit erforderlich ist, ein deutlich sichtbares Kreuz ebenso untersagen wie ein Kopftuch oder ein Handy (hat mit Religion also nichts zu tun). Lediglich die Entlassung darf nicht mit dem Tragen eines religiösen Symbols begründet werden.

Hi!

Ich finde, dass auf der Arbeit die selben gesellschaftlichen Rücksichten gelten sollten wie sonstwo auch, dazu gehört die Religion genauso sehr/wenig wie alles andere.

Sprich: Lautes Beten würde von mir mit einem magisch fliegendem Stifteköcher bestraft, genauso wie wenn jemand meint am Arbeitsplatz die Stereoanlage auf 90 aufzudrehen oder mich mit den neusten Fußballergebnissen vollzuquatschen auch wenn ich es nicht hören will.

Warum?
a) es stört
b) es hält mich vom Arbeiten ab, und warum bin ich auf der Arbeit? Genau, um zu Arbeiten. Der Chef ist bestimmt happy wenn derjenige nicht nur nicht arbeitet (was man ja tolerieren mag aus religiösen Gründen, die paar Minuten) sondern auch noch den Rest vom Arbeiten abhält.

Macht er es in der Pause, würde ich mich in meine Freiheit gestört fühlen. Ob er dann leise betet oder in einen extra Raumgeht ist mir egal, das ist seine Sache.

An unserer Uni zum Beispiel hab ich letzte Woche einen gesehen, der in so einer Einbuchtung des Flures seinen Teppich ausrollte und betete (zumindest nehm ich an, dass das beten war, so genau kenn ich mich da nicht aus), aber still, er hat nicht rumgebölkt und ich wüsste auch nicht, warum man das tun sollte.

Vor einigen Wochen allerdings hat an unserer Uni mal irgendwer so einen Gebetsaufruf ausgebölkt, in sämtlichen Etagen konnte man es hören und das recht lang, das war extrem nervig und hat natürlich die Stunde kaputt gemacht. Was das sollte weiß ich auch nicht.

Kurzgefasst, was ich mache ist egal, wenn es andere Leute stört, sollte ich es lassen, egal was das ist, ob religiös verankert oder nicht.

Wenn man dann halt als Jude/Moslem in ein Schnitzelrestaurant geschleppt wird, gibt es ja sicher auch irgenddwo ein Hühnchenschnitzel oder was vegetarisches. Fänd ich persönlich zwar total unbedacht aber es ist kein Grund jemanden an die Wand zu klatschen.

Ansonsten, die meisten Dinge an der Religion stören doch nicht.
Weder das Kopftuch, noch ein Kreuz an der Kette, ein Hexagramm, ein Pentagramm oder sonst irgendwas stören.

Was massiv stört sind allerdings Missionierungsversuche (abgesehen von Institutionen wo man von einer Zwangsmissionierung ausgeht, christliche Krankenhäuser, Hilfsstätten, muslimische Bibliotheken etc. pp) sowas sollte man unterlassen.
Ich schwatze doch auch nicht jedem dahergelaufenen auf dass er unbedingt Marvel Comics lesen MUSS oder lange Haare tragen MUSS oder gefälligst Tanzen schaut statt Fußball…

lg
Kate

BS"D

Hallo.

Ich beschäftige mich damit, ob man seine Arbeit und seine
Religion trennen sollte.

Ich würde es begrüssen, wenn dieses jeder frei wählen könnte, aber leider ist dem ja nicht so. Mit der freien Wahl meine ich aber eben auch keine Willkühr, da sich alles im angemessenen Rahmen bewegen sollte.

Ich zumindest kann und will hier nicht trennen und bin bereit dafür auch Nachteile in Kauf zu nehmen.

[…]sondern „nur“ mal von euch hören ob
ihr meint, dass man seine Religion uneingeschränkt auch auf
dem Arbeitsplatz ausleben sollte oder diese an der Tür abgibt.

Das hängt massiv von der Religion ab. Bei einigen mag das gehen, aber bei vielen anderen ergibt sich diese Frage nicht, da die Religion hier eben keine innere Einstellung ist, sondern auch gelebte Praxis sein will.

So sieht man mir sofort an, welcher Religion ich zugeordnet werden kann. Alleine schon die Kleidung, der Bart und die Frisur…

Zum Beispiel: Ist es in Ordnung in einem Großraumbüro (laut)
zu beten, wenn es keinen Ausweichort gibt?

Nein, genauso wenige, wie dort vieles andere aus Respekt vor den Kollegen ebenso nicht in Ordnung ist. So sehe ich bislang hier auch keinen Fall wo es keine Ausweichort gibt. Zumindest dort wo ich arbeitete und es auch Grossraumbüros gibt, gab es eben immer auch noch andere Räumlichkeiten, wo ein Gebet andere nicht so stört.

Zuzeit bete ich z. B. vor und nach der Arbeit obwohl wir feste Gebetszeiten haben, aber dennoch geht es. Bei anderen mag dieses aber anders sein. Bei einer frühere Arbeit musste ich ein Gebet noch auf der Arbeit erledigen und habe dieses entweder in einem kleinen Seminarraum oder in meinem Büro gemacht, wenn die Kollegen schon gegangen waren.

Oder sollte man das lieber ganz lassen? Bzw. ist das von der
anderenen Seite uneingeschränkt zu tolerieren?

Uneingeschränkt sicherlich nicht, aber wenn es keinen direkt bei der Arbeit stört, warum sollte es dann gelassen werden müssen?

Wo sind Grenzen zu setzen oder einzuhalten?

Diese sollten individuell ausgehandelt werden können.

Wie haltet ihr das? Betet ihr laut und vor anderen Menschen
die evtl. nicht eurer Religion angehören oder vollzieht ihr
andere Akte die in eurer Religion vorgeschrieben sind?

Ja, allerdings dann weder laut noch offensichtlich.

Wie verhält man sich als Arbeitgeber?

Die Frage hat sich mir hier noch nie ergeben.

Und wie verhält es sich mit politischer Gesinnung, die ja oft
mit Religiösität einhergeht? Wo ist die Grenze zwischen
religiösen „schweigenden“ Zeichen (ja, schweigen die denn
tatsächlich?) und der Proklamation einer Gesinnung? (also doch
Kopftuch-Debatte)

Ich verstehe hier bislang nicht, wo dabei ein Problem sein sollte, aber ich habe ja auch kein Problem mit Kopftüchern oder anderem.

Gruss,
Eli

Religion ist doch eine innere Einstellung. Sie ist somit
unsichtbar, oder kann das zumindest sein.

Hi

Das gilt für das Christentum, aber nicht für jene Religionen, bei denen sich diese Konflikte eben zeigen. Aber auch das ist nicht wirklich ganz korrekt. Wärest du als Christin in einem nichtchristlichen Land, würdest du auf viele Probleme stoßen, die dir jetzt nicht bewußt sind. Die Ausübung deiner Religion, auch wenn sie nur eine Einstellung ist, wäre keine Selbstverständlichkeit. Beispielsweise müßtet du sonntags arbeiten.

Andere Religionen sind dagegen keine Einstellungen. Im Islam und Judentum ist es so, daß ein streng Religiöser eine ganze Palette von Handlungen vornehmen muß, Kleidungsstücke tragen oder nicht tragen muß, bestimmte Dinge essen und nicht essen muß usw. Diese Religionen sind keine innere Einstellung sondern ein Lifestyle. Das ganze Leben von Geburt bis zum Tod, und jeder Tag vom Aufstehen bis zum Einschlafen, sind von der Religion durchdrungen. So ein Mensch kann genaugenommen mit Menschen, die nicht so leben wie er, gar nicht WIRLICH koexistieren. Entweder er kompromittiert permanent seine Religion, d.h. nimmt sie nicht so genau und unterläßt einige seine Pflichten, oder er muß von seiner Umgebung eine Toleranz einfordern, die über das Normalmaß weit hinausgeht. Welcher Arbeitgeber wird es zulassen, daß ein Angestellter mehrmals täglich Pausen einlegt, um zu beten? An welchem Arbeitsplatz werden mehrere Küchen zur Verfügung gestellt? Wo ist es möglich, etwa im Kundenkontakt Turbane, Schleier, Kopftücher, Hüte etc. zu tragen? Das ist alles nicht so selbstverständlich.

Daher ist es in Israel beispielsweise so, daß religiöse Menschen eigene Gesellschaften bilden, in denen sie unter sich sind.

Gruß
d.

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Guten Morgen,

oh, ich würde gerne hier ausführlich diskutieren, aber leider muss ich mich kurz fassen - Religion oder nicht, ich werde hier mit Arbeit überschwemmt …

Beispielsweise müßtet du sonntags
arbeiten.

Und meinst du, hier muss ich das nicht? :wink:

Nee, aber jetzt ohne Witz: Als ich noch in die Kirche gegangen bin, gab es auch diese Möglichkeit, Samstag abends zu gehen. Ganz abgesehen davon könnte ich mir vorstellen, dass z.B. in Israel Sonntagsgottesdienste angeboten, die sehr früh statt finden (sagen wir 7:00 h), so dass man sie auch vor der Arbeit besuchen könnte. Ist das so?

Welcher Arbeitgeber wird es zulassen, daß ein Angestellter mehrmals
täglich Pausen einlegt, um zu beten?

Ja, ich weiß - Arbeitgeber sind manchmal herrlich unflexibel. Ich verstehe nicht, wo das Problem ist? Wenn jemand fünfmal am Tag für 10 Minuten beten muss, dann wird ihm eben abends eine Stunde abgezogen. Äh - ich meine natürlich 50 Minuten. Warum soll das nicht gehen?

An welchem Arbeitsplatz
werden mehrere Küchen zur Verfügung gestellt?

Na, hauptsache es gibt wenigstens eine. Es gibt auch Arbeitsplätze ganz ohne Küche … und da kann man auch arbeiten. Wer es so genau nimmt, der muss sich sein Essen halt in der Tupperdose mitbringen oder mittags in ein entsprechendes Restaurant gehen.

Ich meine - ist ein ganz strenger Vegetarier da in einer anderen Situation? Ich kannte da mal eine, die hat einen Riesenaufstand gemacht, weil ein paar Brösel von meinem Baguette (nicht vegan) auf ihr veganes Knäckebrot gefallen sind. :frowning: Hm. War ja keine Absicht. Wir hatten es halt eilig. Außerdem wusste ich gar nicht, dass Baguettebrösel schlimm sind - außer dass man sie wegsaugen muss.

Wo ist es
möglich, etwa im Kundenkontakt Turbane, Schleier, Kopftücher,
Hüte etc. zu tragen? Das ist alles nicht so
selbstverständlich.

Nicht jeder hat Kundenkontakt, und wenn doch, dann beschränkt sich dieser sehr oft auf das Telefon.

Daher ist es in Israel beispielsweise so, daß religiöse
Menschen eigene Gesellschaften bilden, in denen sie unter sich
sind.

Aha. Hm - ok, aber ich muss jetzt echt was arbeiten.

Schöne Grüße

Petra

Hallo,

Beispielsweise müßtet du sonntags
arbeiten.

Nee, aber jetzt ohne Witz: Als ich noch in die Kirche gegangen
bin, gab es auch diese Möglichkeit, Samstag abends zu gehen.
Ganz abgesehen davon könnte ich mir vorstellen, dass z.B. in
Israel Sonntagsgottesdienste angeboten, die sehr früh statt
finden (sagen wir 7:00 h), so dass man sie auch vor der Arbeit
besuchen könnte. Ist das so?

Das Problem bei der Frage ist ja nicht so sehr, ob man eine Messe besuchen kann- das geht zumindest in größeren Städten nicht nur am Sonntag. Es geht wohl eher darum, dass der Sonntag als Ruhetag gilt, an dem nicht gearbeitet werden soll.

Gruß
Kati