Arbeitsmarkt & Konsequenzen

Hallo,

Das ist ja mal starker Tobak. Das „gemeine Volk“ ist viel zu
unmündig, um mit Freiheit und Verantwortung etwas anfangen zu
können, daher muss man sie ihm vorenthalten?

In Deutschland drängt sich dieser Verdacht unmittelbar auf. Selbstbestimmung ist ein Fremdwort in Deutschland.

Hallo,

Also für mich ist „Verhungern“ relativ eindeutig definiert und
hat mit Ausgrenzung und Gesellschaft herzlich wenig zu tun.

nachdem, was ich hier in den letzten Monaten lesen mußte, ist man in Deutschland arm, wenn man kein Mobiltelephon hat, die Kinder ohne Markenklamotten in die Schule müssen und man nicht regelmäßig ins Museum oder Theater gehen kann. Inzwischen scheint der Terminus „arm“ nicht mehr zu reichen und man geht zum „Verhungern“ über. Mir fällt dazu nichts mehr ein.

Gruß,
Christian

n’Abend,

nachdem, was ich hier in den letzten Monaten lesen mußte, ist
man in Deutschland arm, wenn man kein Mobiltelephon hat, die
Kinder ohne Markenklamotten in die Schule müssen und man nicht
regelmäßig ins Museum oder Theater gehen kann. Inzwischen
scheint der Terminus „arm“ nicht mehr zu reichen und man geht
zum „Verhungern“ über. Mir fällt dazu nichts mehr ein.

Lustig, wie doch immer wieder die gleichen zwei Refelxe auftreten. Man könnte sich vielleicht einigen, dass weder das eine noch das andere ganz zutreffen.

Ich weiss nicht, in welcher Gegend Deutschlands Du wohnst und was Du so an Kleidung und Lebensmitteln konsumierst, dass Du mit 700,- EUR Deinen gegenwärtigen Lebensstandard halten könntest.

Ich kenne hingegen in den Städten Hamburg, München, Köln, Osnabrück und Lübeck Menschen, denen aufgrund von Hartz IV erstens das Wasser bis zum Halse steht, d.h. anständiges, regelmäßiges Essen ist nur noch möglich, wenn man Löcher in Socken und Unterwäsche in Kauf nimmt. Von Handy und Markenklamotten kann keine Rede sein. Kinder haben sie allerdings auch keine. Wenn nicht ab und zu Freunde und Verwandte finanziell eingreifen würden, dann sähe es sehr sehr duster aus.

Ich kenne auch Menschen, die zwar nicht arbeitslos sind, aber in ihrer gegenwärtigen Anstellung lediglich so viel Geld verdienen, dass sie sich das Auto leisten können, mit dem sie zur Arbeit fahren müssen, weil die Bahn die Strecke stillgelegt hat.

Das vorgeschlagene Grundeinkommen wäre also nicht nur für Arbeitslose hilfreich.

Ich frage mich im übrigen, was an der Forderung nach Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, wozu *auch* – falls gewünscht – Museums- und Theaterbesuche zählen, so unverschämt ist, dass dies Arbeitslosen verweigert werden sollte? Zwar bieten öffentlich finanzierte Einrichtungen manchmal Rabatte an, aber wenn man buchstäblich jeden Euro dreimal umdrehen muss, ist das wenig bis gar nicht hilfreich.

Und zu guter Letzt möchte ich auf „Suppenküchen“ und Einrichtungen wie die „http://www.hamburger-tafel.de/“ hinweisen. Sowas wird in einer Stadt wie Hamburg offenbar gebraucht.

Wie dem auch sei: Heute schon geklickt? http://www.thehungersite.com/

Gruß

Fritze

Hallöchen,

Ich weiss nicht, in welcher Gegend Deutschlands Du wohnst und
was Du so an Kleidung und Lebensmitteln konsumierst, dass Du
mit 700,- EUR Deinen gegenwärtigen Lebensstandard halten
könntest.

wo ich wohne, steht in meiner Visitenkarte und die 700 Euro waren meine minimalen Fixkosten, d.h. Wohnung, wesentliche Versicherungen, Telephon, Strom. Die 800, die mir nach Deinem Vorschlag blieben, würden mir für Kleidung, Lebensmittel usw. reichen. Mir reichte allerdings auch schon mal über Jahre rd. ein Drittel davon.

Socken und Unterwäsche in Kauf nimmt. Von Handy und
Markenklamotten kann keine Rede sein.

Mit diesen Punkten habe ich mich nicht auf Deine Artikel bezogen.

Ich frage mich im übrigen, was an der Forderung nach Teilnahme
am gesellschaftlichen Leben, wozu *auch* – falls gewünscht –
Museums- und Theaterbesuche zählen, so unverschämt ist, dass
dies Arbeitslosen verweigert werden sollte?

Weil das Luxus ist.

Und zu guter Letzt möchte ich auf „Suppenküchen“ und
Einrichtungen wie die „http://www.hamburger-tafel.de/
hinweisen. Sowas wird in einer Stadt wie Hamburg offenbar
gebraucht.

Zwischen gebraucht und in Anspruch genommen besteht ein Unterschied. Allerdings will ich nicht leugnen, daß es Menschen gibt, die dies angesichts der ihnen zur Verfügung stehenden Mittel in Anspruch nehmen müssen. Dazu gehören aber auch Menschen, die die ihnen zustehenden staatlichen Mittel aus den verschiedensten Gründen nicht in Anspruch nehmen.

Gruß,
Christian

Hallo,

Allerdings habe ich mir in Teilbereichen den ‚Luxus‘ meines
Idealismuses in unserer heutigen Gesellschaft schon abgewöhnen
müssen.

In welchen denn und aufgrund welcher Erfahrungen? Ich würde gerne mehr erfahren.

[…]

Es war in dem Sinne gedacht, dass ‚uns‘ schon in der Schule
Selbstbestimmtheit, Entscheidungen treffen, Verantwortung für
uns selbst zu übernehmen, nicht unbedingt gelehrt wird.

Nein. Es wurde schon zu meiner Zeit zu Einzelkämpfertum und Konkurrenzkampf erzogen. Wer hat den Besten Abi-Schnitt? Wer bekommt das begehrte Stipendium der „Studienstiftung des Deutschen Volkes“, wer darf studieren, was er will und wer muss erstmal ein paar Semester warten (und darf währenddessen auf keinen Fall was sinnvolles wie z.B. schonmal im Nebenfach „vorwegstudieren“, dann zählt die Wartezeit nicht)?

Ich möchte kurz abdriften:
Vielleicht sagt dir der Begriff Montessori-Pädagogik etwas,
dort wird gelehrt ‚Hilf mir es selbst zu tun‘, sowie
verantwortlich für sich und die Gemeinschaft zu agieren, ohne
Druck und ‚vorgekaut bekommen‘ die Erfordernisse der Situation
erkennen, und selbstbestimmt zu entscheiden. Dort ist das
Lernen quasi auf Freiwilligkeit aufgebaut.

Ich kenne diese Pädagogik vom Namen her nur für Kindergärten. In der Schule ist dann wieder Schluss damit.

Viele Studenten kommen Anfangs ins ‚Schlingern‘, weil sie
nicht gewohnt sind, ohne Druck und nur für sich zu arbeiten.
Ihre Aufgaben selbst zu organisieren etc.
Und Mal ehrlich, wissen die meisten Menschen nicht eher was
sie NICHT wollen, statt WAS sie wollen?

Studenten sind junge Menschen, die nicht zuletzt deshalb „Studenten“ heißen, weil sie noch viel zu lernen haben. Dazu zählt – zumindest meiner Bescheidenen Meinung nach – nicht nur, Faktenwissen auf Anfrage erbrechen zu können, sondern auch eine Persönlichkeitsentwicklung hin zu einem reiferen, selbstbestimmteren Menschen. Ich gestehe jungen Menschen gerne zu, dass sie erst einmal ausprobieren müssen, was zu ihnen passt. Lass sie ruhig ein- zweimal das Studienfach wechseln, solange das in den ersten Semestern passiert. Das ist allemal besser, als ein durchquälen bis zum Schluss um dann erst recht zwar mit akademischen Weihen aber dennoch perspektivlos dazustehen.

Ich hoffe, du verstehst ungefähr, was ich meine.

Ich hoffe, Du siehst, worauf es mir ankommt.

Das ist es, was erreicht werden soll. Sein eigenes Schicksal
frei von „Sachzwängen“ im Sinne von „ich verhungere, wenn ich
nicht für 1 EUR/h im Arbeitsamt den Flur schrubbe“ selbst
bestimmen zu können.

Die Sachzwänge kommen dann wieder auf den Plan, wenn die
Rechnung nicht aufgeht dass z.B. alles ‚normal‘ weiter läuft
und sogar noch mehr Menschen arbeiten (wollen und können) weil
mehr Arbeit da ist.

Diesen Satz verstehe ich nicht. Bist Du der Meinung, es herrsche bei genügend weitgehendem Sozialabbau wieder Vollbeschäftigung? Oder meinst Du, es gäbe bei dem Ansatz „Grundeinkommen“ mindestens einen ebenso hohen Anteil an „Arbeitslosen“, weil Menschen vielleicht arbeiten wollen, es aber immer noch keine entsprechenden Stellen gibt?

Dem ließe sich entgegenhalten, dass es auch jetzt in Deutschland wahrlich genug „Arbeit“ gäbe. Das dumme nur ist, dass es sich dabei nicht um „produktive“ Arbeit im Sinne der Betriebswirstschaftslehre handelt. D.h. es ist derzeit allen herzlich egal, ob alte Menschen in „Pflegeheimen“ elendig verrecken müssen, ob Kinder und Jugendliche zunehmen verwahrlosen, weil es keinerlei sinnvolle Beschäftigung mehr für sie gibt, ob eine wachsende Zahl von Menschen in vollkommen sinnfreien Beschäftigungsverhältnissen gehalten wird, weil sie sonst ins soziale Nichts fallen.

Diese sozialen Belange hätten dann endlich wieder neben dem BWL-produktiven Arbeiten eine echte Chance.

Wieso ist das nicht mehr kalkulierbar? Es war nirgends die
Rede von der Abschaffung des Arbeitsrechts und entsprechenden
Verträgen. Allerdings von „Waffengleichheit“. Wenn Arbeitgeber
gerne „hire & fire“ wollen, dann sollte entsprechendes auch
für Arbeitnehmer gelten.

Richtig.
Aber ob die Unternehmen damit dann unbedingt so gut klar
kommen? Es gäbe dann den ‚Arbeitnehmermarkt‘ (nichts wäre mir
momentan lieber als das!) und wenn der nicht so mitmacht, wie
es die ‚Sachzwänge‘ zur erfolgreichen und nachhaltigen Führung
eines Unternehmens erfordern. Was dann? Wie kann das
Unternehmensziel erreicht werden?

Tja, das sehen wir dann. Warum soll es umgekehrt automatisch besser sein? Was passiert, wenn Arbeitgeber nicht mehr im Sinne der Arbeitnehmer handeln wollen, kann man täglich in den Zeitungen lesen.

Z.B. kündigt ein AN innerhalb 2 Wochen oder von heute auf
morgen. Da muss sich der AG sputen, um so kurzfristig Ersatz
zu bekommen, oder er kommt evtl. in Bedrängnis das Arbeitssoll
erfüllen zu können.

Umgekehrt gilt doch das gleiche. Darum plädiere ich für vernünftige Kündigungsfristen :smile:

vielleicht müssen dann auch wieder Überstunden gemacht werden,
was der selbstbestimmte AN aber vielleicht gar nicht will.

Auch Überstunden lassen sich vertraglich regeln.

Ich will nicht gegen dich reden. Verstehe mich nicht falsch!!
Ich bin ein Typ, der einfach versucht gedaklich einen
‚Supergau‘ einzukalkulieren. Bzw. versucht, all zu schön
klingende modelle ohne rosa Brille zu sehen.

Diese Einstellung ist ja ok. Nur verstehe ich nicht, warum es besser ist, häßliche Modelle in die Tat umzusetzen, deren Konsequenzen nicht weniger fatal sind, als schönen Modellen wenigstens eine Chance einzuräumen?

Wer gerne längerfristig planen
möchte, der möge eben entsprechende Fristen in die
Arbeitsverträge einarbeiten.

Wenn das immer aufgeht. Ist das auch wirklich eine feine
Sache.

Warum sollte das nicht aufgehen? Ein Arbeitnehmermarkt setzt natürlich einen entsprechenden motivierenden Anreiz seitens der Arbeitgeber vorraus. Das muss übrigens – insbesondere bei vorhandenem Grundgehalt – nicht immer „mehr Geld“ sein. Da dürfen die Arbeitgeber ruhig ein wenig phantasievoller sein.

Mal stehen die Bänder still, bleibt der Müll liegen etc., Mal
stehen 100te vor der Tür und schreien nach Arbeit, weil ihnen
gerade danach ist, oder sie so viel Geld verbrasst haben und
sie gerade ein bisschen Geld brauchen für den nächsten Urlaub.

Das wird nicht der Fall sein. Es kann allerdings passieren,
dass Arbeiter langfristig einem Betrieb den Rücken kehren,
wenn die Arbeitsbedingungen oder das Betriebsklima dauerhaft
mies sind. Da müssen die Arbeitgeber dann entsprechend
vorbeugend tätig werden.

Und wie?
Verbesserung des Arbeitsklimas, gute Bezahlung etc. sichern
den Unternehmen im Falle eines Arbeitnehmermarktes noch lange
nicht die Ressourcen an Arbeitskräften, die es eben in
unterschiedlicher Anzahl zu einem bestimmten Zeitpunkt
benötigt.

Das tun Arbeitsverträge. Ich habe selbst schon in einem „Saisonbetrieb“ arbeiten dürfen. Ich sage „dürfen“, weil es mir trotz vergleichsweise geringer Bezahlung einen enormen Spaß gemacht hat. Ich habe nicht einen Moment daran gedacht, nur weil es mal ein wenig in Stress ausartet, alles hinzuschmeißen, obwohl mir das sogar vertraglich möglich gewesen wäre. Andersrum wäre aber auch dem Chef niemals eingefallen, mich bei „lauen Tagen“ einfach vor die Tür zu setzen. Es war ein durch und durch faires Arbeitsverhältnis. Und obwohl ich ein „armer“ Student war und der Arbeitgeber mehrfacher Milionär gab es nie irgend eine Neiddebatte.

(saisonale, auftragsmäßige Schwankungen etc.)
Flexibilisierung im Höchstmaß auf beiden Seiten. Aber ob das
immer so einfach zu managen ist?

Wieso sollte es einfach zu managen sein? Dafür müssen Manager doch Elite-Schulen absolvieren. Durch und durch in allen Belangen überragend ausgebildet traue ich ihnen zu, mit einem Arbeitnehmermarkt wunderbar klarzukommen, wenn die Randbedingungen stimmen. Ich will es nochmal wiederholen: Die Lohnkosten von Betrieben würden sich erheblich reduzieren. Steuerliche Belastungen sollten komplett anders verteilt werden.

Arbeitnehmer können dann ganz schnell zur Mangelware werden,
wenn die dafür spezifisch ausgebildeten z. B. zwecks
Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung sich die Freiheit
herausnehmen, ihren eh ungeliebten Job an den Nagel zu hängen
und stattdessen ein Buch zu schreiben.

Wie gesagt, es ist alles eine Frage der Motivation. Arbeit – vor allem wenn sie über das rein rückenmarkgesteuerte hinausgeht – wird umso besser erledigt, je mehr „intrinsische Motivation“ ein Mitarbeiter hat.

Ich könnte mir vorstellen, dass es da gewisse Branchen sehr
hart trifft.

Ich mir auch. Diese Branchen sollten sich entweder umstellen (es soll ja nicht ala „Big Bang“ alles von heute auf morgen umgeschaltet werden) oder aber sie haben es einfach nicht verdient, zu überleben.

Da die Arbeitskosten erheblich geringer wären, als im heutigen
System, könnte man durchaus einen Teil des gesparten Geldes in
Verbesserungen der Arbeitsbedingungen stecken.

O.K. oder in Weiterentwicklung, aber auch in Gewinnmaximierung
und Stellenabbau :wink:

Wenn dem so ist, dann bitteschön. Es ist kein Problem, Stellen abzubauen, solange die Produktivität des Unternehmens erhalten oder sogar erhöht wird.

Die Automatisierung von den unangenehmen und/oder langweiligen
Tätigkeiten wäre auch eine klare Folge.

Was wiederum Arbeitsplätze abbaut, was zwar wiederum nichts
ausmacht, da ja keiner mehr wirklich auf Arbeit angewiesen
ist.

So ist es. Ersetze aber bitte „Arbeit“ durch „Erwerbsarbeit“ :smile:

Die Frage, die sich mir stellt. Wer macht dann diese
langweiligen, dreckigen, anstrengenden Arbeiten, wenn er es
nicht muss?

Niemand? Jemand, der durch irgend etwas – viel mehr Geld, Überzeugung, etc. – motiviert wird? Eine Maschine?

Du? Weil es eben gemacht werden muss und grad kein anderer es
tut?

Vielleicht sogar ich. Aber nicht aus dem Grunde „weil es eben gemacht werden muss“. Dann möge doch der Chef persönlich tätig werden :smile:

Wer opfert dann für den höheren Zweck seine Freiheit? Wo
bleibt dann aber die Selbstbestimmung? Gibt es dann nicht auch
Sachzwänge? Nämlich die, dass bestimmte Arbeiten eben erledigt
werden müssen?

Was genau meinst Du denn?

Holen wir uns dann wieder Gastarbeiter ins Land?

Das eher nicht. Ich vermute, solche Firmen werden ihre entsprechenden „Arbeitsplätze“ doch eher in Gegenden mit nicht vorhandenen Sozial- und Umweltstandards verlagern. Zumindest, solange das noch geht.

Leute, die eine Arbeit haben die ihnen Spaß macht, haben
sicher null Problemo. Daher wäre es interessant zu wissen,
wieviele ihre Arbeit tun, weil sie keine andere können oder
bekommen. Wieviele gehen in ihrer Arbeit wirklich auf und
haben Spaß daran? Ich kann das nicht wirklich abschätzen.

Ich habe schon Spaß an meiner Arbeit, aber die Randbedingungen sind nicht immer ideal. Da ließe sich einiges optimieren. Allerdings nur, wenn die Voraussetzungen stimmen.

Man braucht keine
Supermarktkassierer, keine Fließbandarbeiter, etc. Die gibts
heute nur noch, weil sie billiger, als die entsprechenden
„automatisierten“ Lösungen sind.

O.k. Aber ist das dann eine Lösung in deinem Sinne? Wenn doch
Arbeit noch billiger ist, warum dann welche abbauen? Sollte
nicht mehr Arbeit geschaffen werden, damit auch jeder der
arbeiten will auch kann?

Es wird ja niemandem verboten, zu arbeiten. Es ist allerdings nicht hinnehmbar, dass es Arbeitsplätze mit Lohnzahlungen unterhalb des, na, ich will nicht „Existenzminimum“ sagen, weil ich dann wieder Ärger mit dem Exc bekomme, sagen wir mal unterhalb des „Lebenswerten“ gibt, mit der Begründung, mehr sei eben nicht möglich, wenn das Unternehmen noch Gewinn erwirstschaften solle.

Muss sich die Kassiererin, die ihren Job gerne macht, (oder
z.B. nicht besonders helle im Kopf ist und nicht viel anderes
kann ) dann umstellen, und somit auf ihre Selbstbestimmung
verzichten?

Nein, muss sie nicht. Wenn es genügend Arbeitnehmer gibt, die gerne Kassiererin sein wollen, dann wird ein Arbeitgeber selbstverständlich nicht die Kassen abschaffen. Er muss sie dann ja nur minimal über das Grundeinkommen hinaus entlohnen und kann seiner Phantasie zur langfristigen Motivation freien Lauf lassen.

Eine Kontinuität, dass die erforderlichen Arbeiten ausgeführt
werden, sehe ich dann nicht.

Ich schon.

Erklärst du es mir?

Siehe oben.

Was passiert mit den automatisierbaren Arbeiten?

Sie werden von Automaten verrichtet.

Wo sollen diese Leute dann arbeiten?

Ich sehe keinen Mangel an sinnvollen Beschäftigungsmöglichkeiten.

Wieviele Arbeitsplätze fallen weg, wodurch werden neue
geschaffen?

Keine Ahnung, wieviele wegfallen. Es sollen auch gar keine neuen Arbeitsplätze im Sinne von „BWL – Kaptitalrendite“ entstehen. Es gibt sehr sehr viel zu tun außerhalb dieses Bereiches. Man braucht dafür auch nicht unbedingt eine besondere Ausbildung.

O.K. freiwillige, unbezahlte Überstunden wird vermutlich
keiner mehr machen. Schön, wenn dann genau so viele
qualifizierte Arbeitskräfte wie benötigt werden, auch gerade
verfügbar und willig sind.

Warum sollte niemand mehr freiwillige Überstunden machen? Aufgezwungene Überstunden, die wird dann vielleicht keiner mehr machen. Aber das ist was ganz anderes.

Und in Sachen Ehrenamt denke ich, wird dies evtl. wirklich
leicht ansteigen, z. B. wenn die Leute, die darin eine
Erfüllung sehen, dieser Tätigkeit ‚hauptberuflich‘ nachgehen
werden. Dumm nur, wenn es ein absoluter Fachmann mit
seltensten und nötig gebrauchten Qualifikationen ist, der
seinen früheren Job hinschmeist.

Von welchen Fachleuten sprichst Du? Mir ist auf Anhieb niemand bekannt, der nicht ersetzt werden könnte.

Ja ich weiß, das klingt schwarzmalerisch. Aber hälst du meine
bisherigen Horrorszenarien für extrem unrealistisch?

Ja.

Es wäre den Menschen möglich, sich Beschäftigung nach ihrer
Qualifikation, ihren Neigungen und Vorlieben zu suchen.

Wenn sie gebraucht wird :wink: Kassiererinnen und
Fließbandarbeiter brauchen wir dann ja nicht mehr.

Nochmal: Wenn es genügend Menschen gibt, die gerne als Kassierer oder Fließbandarbeiter tätig werden wollen, dann wird es diese Arbeit auch noch geben.

Es ist ja derzeit nicht gerade so, als gäbe es für alle Arbeitssuchenden auch einen Job, oder?

[…]

Brauche ich nicht. Ich bin selbst seit Jahren arbeitslos. Habe
2 Berufe, habe mit 40 einen IHK Abschluss mit 1,7 gemacht und
somit meine Qualifikation im selbsterlernten Zweitberuf
bestätigen lassen.

Und? Schon einen Arbeitsplatz bekommen?

Habe umfangreiche Erfahrung und quasi das Kleinunternehmen
meines Mannes geführt. Auch habe ich sehr breitgefächerte
‚Begabungen‘ bzw. Kenntnisse und Fertigkeiten.
Für mich wäre dieses neue Konzept also ideal, da mir ein AG
dann wohl eher eine Chance geben würde :wink:

Na siehst Du? Warum dann so negativ? Es gibt sehr viele Menschen, wie Dich. Leider liest man von denen weniger häufig in der BILD.

[…]

Sicher gibt es eine sehr große Zahl derer, die so denken.
Sicher gibt es aber auch viele, die sich ihr Geld in die
Karibik schicken lassen würden und dort das Leben genießen,
oder dort ihrer Kreativität nachgehen.

Dem würde ich allerdings einen Riegel vorschieben. Das System lebt nämlich davon, dass das Geld im wesentlichen dort wieder ausgegeben wird, wo es erwirtschaftet wurde.

Da ich glaube, dass der Mensch von natur aus sehr bequem ist,
kippen zumindest anfangs sicher mehrere Leute um in dem Sinne,
dass sie sich endlich Mal ne Weile (verdient) ausruhen und
ihren Job vorerst hinschmeisen. Ist ja kein Risiko dabei.

Lass sie doch :smile:

Wenn der gesellschaftliche Druck „wer nichts arbeitet ist
‚Abschaum‘“ wegfällt, ist die Verlockung für manch einen
sicher auch groß. Das gebraucht werden kann man dann anderweitig
kompensieren.

Ja, wie denn? Langfristig gibt es keinen befriedigenden Müßiggang. Auszeiten hingegen sind selbst unter Top-Managern als sehr befruchtend angesehen. Dort nennt man das Neudeutsch „Sabbatical“.

Aber Kultur macht uns wirtschaftlich nicht unbedingt
wettbewerbsfähig, produziert nicht die nötigen Güter und
Waren, die verkauft und konsumiert werden müssen, um dieses
Modell am Laufen zu halten.

Ohne Kultur ist jede Gesellschaft dem Untergang geweiht. Güter und Waren bis zum Abwinken sind in der Barbarei ohne jeden Nutzen. Und schon in der Bibel steht es doch geschrieben: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“.

Gruß

Fritze

Hallo,

wo ich wohne, steht in meiner Visitenkarte und die 700 Euro
waren meine minimalen Fixkosten, d.h. Wohnung, wesentliche
Versicherungen, Telephon, Strom. Die 800, die mir nach Deinem
Vorschlag blieben, würden mir für Kleidung, Lebensmittel usw.
reichen. Mir reichte allerdings auch schon mal über Jahre rd.
ein Drittel davon.

Also 400,- EUR geben wir bereits monatlich für Lebensmittel aus. Das wären pro Person 200,- EUR. Blieben nach Deiner Rechnung noch 66,- EUR für den restlichen Bedarf. Das mag ganz knapp hinkommen, aber Spaß macht das nicht. Vor allem darfst Du dann in der Zeit wirklich keinerlei Geld für Freizeitvergnügen wie z.B. einen Kinobesuch ausgeben. Auch ein Zeitungsabo wäre dann schon nicht mehr drin.

Ich will aber die 1500,- EUR gar nicht so absolut in Beton gegossen wissen. Es ging mir lediglich um ein Einkommen, das bewusst geringfügig *über* dem Existenzminimum liegt.

[…]

Ich frage mich im übrigen, was an der Forderung nach Teilnahme
am gesellschaftlichen Leben, wozu *auch* – falls gewünscht –
Museums- und Theaterbesuche zählen, so unverschämt ist, dass
dies Arbeitslosen verweigert werden sollte?

Weil das Luxus ist.

Welche Form der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben wäre denn Deiner Meinung nach für sozial bedürftige Menschen angemessen? Gar keine? Fernsehen?

Und zu guter Letzt möchte ich auf „Suppenküchen“ und
Einrichtungen wie die „http://www.hamburger-tafel.de/
hinweisen. Sowas wird in einer Stadt wie Hamburg offenbar
gebraucht.

Zwischen gebraucht und in Anspruch genommen besteht ein
Unterschied. Allerdings will ich nicht leugnen, daß es
Menschen gibt, die dies angesichts der ihnen zur Verfügung
stehenden Mittel in Anspruch nehmen müssen. Dazu gehören aber
auch Menschen, die die ihnen zustehenden staatlichen Mittel
aus den verschiedensten Gründen nicht in Anspruch nehmen.

Vielleicht weil sie bei dem Versuch, entsprechende Anträge zu stellen, beinahe auf den Fluren der Sozialbehörde verhungert wären :wink:

Gruß

Fritze

Welche Form der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben wäre
denn Deiner Meinung nach für sozial bedürftige Menschen
angemessen? Gar keine? Fernsehen?

Arbeiten.

Ich warte noch gespannt auf Deine Erläuterung.

thx
moe.

Welche Form der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben wäre
denn Deiner Meinung nach für sozial bedürftige Menschen
angemessen? Gar keine? Fernsehen?

Arbeiten.

Soll das witzig sein?

Fritze

Welche Form der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben wäre
denn Deiner Meinung nach für sozial bedürftige Menschen
angemessen? Gar keine? Fernsehen?

Arbeiten.

Soll das witzig sein?

Nein.
„Wer arbeitet, nimmt am gesellschaftlichen Leben teil“ (Angela Merkel)

moe.

Hallo,

Also für mich ist „Verhungern“ relativ eindeutig definiert und
hat mit Ausgrenzung und Gesellschaft herzlich wenig zu tun.

Ja, darum „verhungern“ mir auch öfter mal Prozesse im Computer, es gibt Artikel der Art „Wenn die Seele verhungert“ etc. pp. Der Begriff ist nicht so eindeutig, wie Du ihn Dir zurechtlegst. Ich will aber gerne zugeben, dass ich ihn misverständlich gebraucht habe.

Deine typische Arroganz gegenüber den hier leidenden Menschen
mit dem indirekten Hinweis auf die sog. „dritte Welt“ ist
schwer erträglich und lässt sich vor allem dadurch erklären,
dass Du und Deinesgleichen niemals auch nur annährend in die
Situation eines typischen deutschen Hartz-IV Falls gekommen
sind.

Ich habe mich bemüht, keine persönlichen Beleidigungen
auszusprechen und möchte Dich herzlichst bitten selbiges
ebenfalls zu unterlassen. Ferner steht es Dir nicht an, meine
persönlichen Erfahrungen zu beurteilen.

Bisher kann ich keinerlei Beleidigungen erkennen. Und Du willst mir doch nicht erzählen, Du wärst Hartz IV Empfänger oder auch nur in irgend einer Form persönlich mit einem solchen in regelmäßigem Kontakt?

Das Beispiel Schweiz zeigt ein Gegenbeispiel. Erst seit es
eine Arbeitslosenversicherung gibt, gibt es in nennenswertem
Umfang Arbeitslosigkeit.

Das ist nicht verwunderlich. Genauso könntest Du sagen, erst
seitdem man eine Kriminalitätsstatisktik führt, gibt es in
nennenswertem Umfang Kriminalität.

Nein, weil ich nicht von der Arbeitslosenstatistik gesprochen
habe, sondern von der Zahlung von Arbeitslosengeld.

Ja. Wie wurde denn vor Einführung des Arbeitslosengeldes der Arbeitslose in der Schweiz erfasst? Und welchem Zweck diente die Erfassung? Sprich: Was genau hat er an Zuwendung erhalten? Gar nichts?

Und last not least: Hast Du einen Link auf die entsprechende Quelle? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Dein Bericht den Tatsachen entspricht. Wenn, dann höchstens im Sinne des „Lüchow-Dannenberg-Syndroms“.

Es ist aber klar, warum es Menschen gibt, die auf
Vorschläge wie ein „Grundeinkommen“ derartig reagieren.

Schön, dass es für Dich klar ist. Dann kannst Du es bestimmt
auch für alle anderen für die es nicht klar ist (mich
eingeschlossen) erläutern.

Ein „Arbeitnehmermarkt“, wie er durch die Einführung eines unbedingten „Grundeinkommens“ geschaffen würde, hätte für die bisherigen Nutznießer des umgekehrten Falls natürlich große Umstellungen zur Folge. Er würde von ihnen die Flexibilität verlangen, die umgekehrt bisher den sozial schwächsten abverlangt wird. Einige besonders unangenehme und unflexible Arbeitgeber müssten vermutlich ihre Tore schließen.

Im übrigen war es bisher immer so, dass wirkliche individuelle Freiheit als große Bedrohung der etablierten oberen Klasse aufgefasst wurde. Wie suspekt den Menschen so ein Konzept mittlerweile geworden ist, sieht man auch an anderen Reaktionen, die generell in Frage stellen, dass Menschen mit dieser gewonnenen Freiheit sinnvoll und produktiv umgehen könnten.

Gruß

Fritze

Welche Form der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben wäre
denn Deiner Meinung nach für sozial bedürftige Menschen
angemessen? Gar keine? Fernsehen?

Arbeiten.

Soll das witzig sein?

Nein.
„Wer arbeitet, nimmt am gesellschaftlichen Leben teil“ (Angela
Merkel)

Ja, da fällt mir dann auch nichts mehr zu ein. Wenn’s die Kanzlerin sagt …

Gruß

Fritze

Hallöchen,

Also 400,- EUR geben wir bereits monatlich für Lebensmittel
aus. Das wären pro Person 200,- EUR. Blieben nach Deiner
Rechnung noch 66,- EUR für den restlichen Bedarf. Das mag ganz
knapp hinkommen, aber Spaß macht das nicht.

dafür ist eine Grundsicherung auch nicht gedacht.

Mit jedem Spaß, der Arbeitslosen finanziert wird, reduziert sich der Spaß, den die Arbeitnehmer an ihrer Arbeit haben, die dem Arbeitslosen das Leben finanzieren.

Ich frage mich im übrigen, was an der Forderung nach Teilnahme
am gesellschaftlichen Leben, wozu *auch* – falls gewünscht –
Museums- und Theaterbesuche zählen, so unverschämt ist, dass
dies Arbeitslosen verweigert werden sollte?

Weil das Luxus ist.

Welche Form der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben wäre
denn Deiner Meinung nach für sozial bedürftige Menschen
angemessen? Gar keine? Fernsehen?

Fortbildung?

Zwischen gebraucht und in Anspruch genommen besteht ein
Unterschied. Allerdings will ich nicht leugnen, daß es
Menschen gibt, die dies angesichts der ihnen zur Verfügung
stehenden Mittel in Anspruch nehmen müssen. Dazu gehören aber
auch Menschen, die die ihnen zustehenden staatlichen Mittel
aus den verschiedensten Gründen nicht in Anspruch nehmen.

Vielleicht weil sie bei dem Versuch, entsprechende Anträge zu
stellen, beinahe auf den Fluren der Sozialbehörde verhungert
wären :wink:

Denkbar. Allerdings erinnere ich mich durchaus noch an Kommentare von Betroffenen, die es einfach aus Prinzip ablehnten, Hilfe vom Staat (hier: Kommune) anzunehmen.

Gruß,
Christian

Hallo,

Also 400,- EUR geben wir bereits monatlich für Lebensmittel
aus. Das wären pro Person 200,- EUR. Blieben nach Deiner
Rechnung noch 66,- EUR für den restlichen Bedarf. Das mag ganz
knapp hinkommen, aber Spaß macht das nicht.

dafür ist eine Grundsicherung auch nicht gedacht.

Nochmal: Es geht eben nicht um die Sicherung der blanken Existenz, es geht gerade darum, den Menschen *mehr* zu geben, so dass sie ein für unsere Gesellschaftsform annehmbares Leben führen können.

Mit jedem Spaß, der Arbeitslosen finanziert wird, reduziert
sich der Spaß, den die Arbeitnehmer an ihrer Arbeit haben, die
dem Arbeitslosen das Leben finanzieren.

Ich verstehe nicht, warum mir meine Arbeit weniger Spaß machen sollte, wenn andere Menschen auch Spaß haben. Ich gehöre nicht zu denjenigen, die anderen aufs Brot spucken, weil es ihnen selbst gerade nicht schmeckt.

Wenn hingegen eine Arbeit nur deshalb getan wird, weil man sonst nicht existieren kann, dann ist diese Arbeit für den jeweiligen Arbeitnehmer nicht die richtige und er sollte sich eine andere Beschäftigung suchen. Das kann er aber nur machen, wenn er während der Suche nicht auf Almosen angewiesen und der Gefahr ausgesetzt ist, gesellschaftlich erledigt zu sein.

In beiden Situationen ist ein Grundgehalt hilfreich. Es ist auch so, dass bei der gegenwärtigen Lage am Arbeitsmarkt und der weiter fortschreitenden Verringerung von klassischer Erwerbsarbeit für Menschen, diejenigen, die ein entsprechendes Einkommen haben, verpflichtet sind, die Arbeitslosen „durchzufüttern“. Es sei denn, man vertritt die radikale These, dass jeder Mensch sich selbst überlassen sein sollte. Die dann in Konsequenz aber recht kurzfristig zu erwartenden sozialen Unruhen dürften dem kommoden Leben rasch ein Ende bereiten.

Ich frage mich im übrigen, was an der Forderung nach Teilnahme
am gesellschaftlichen Leben, wozu *auch* – falls gewünscht –
Museums- und Theaterbesuche zählen, so unverschämt ist, dass
dies Arbeitslosen verweigert werden sollte?

Weil das Luxus ist.

Welche Form der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben wäre
denn Deiner Meinung nach für sozial bedürftige Menschen
angemessen? Gar keine? Fernsehen?

Fortbildung?

Fortbildung ala Arbeitsamt? Gestandene Zeitungsredakteure werden von planlosen Coaches zum Microsoft™ Powerpoint™ gemäßen Aufhübschen des Lebenslaufs animiert?

Bei dem ganzen einpauken von sinnlosem Faktenwissen wird leider die „Fortbildung“ der Person komplett vergessen.

Denkbar. Allerdings erinnere ich mich durchaus noch an
Kommentare von Betroffenen, die es einfach aus Prinzip
ablehnten, Hilfe vom Staat (hier: Kommune) anzunehmen.

Ich kenne auch solche Menschen. Allerdings nicht aus „Prinzip“, sondern aus Scham und Angst vor den Konsequenzen für den gesamten Freundes- und Familienkreis. Denn die Sozialbehörden fangen dann ein sehr unangenehmes Durchleuchten der persönlichen Verhältnisse an, das alles andere, als Menschenwürdig ist. Vor allem für bis dahin vollkommen unbeteiligte Dritte.

Gruß

Fritze

Hi,

Allerdings habe ich mir in Teilbereichen den ‚Luxus‘ meines
Idealismuses in unserer heutigen Gesellschaft schon abgewöhnen
müssen.

In welchen denn und aufgrund welcher Erfahrungen? Ich würde
gerne mehr erfahren.

Soziales Denken und Handeln, Moral in Freundschaften (Schulden zurückzahlen, Beklauen, obwohl man ihnen geholfen hat) etc.

Ich kenne diese Pädagogik vom Namen her nur für Kindergärten.
In der Schule ist dann wieder Schluss damit.

Nicht überall. Meiner besuchte die Grundschule. allerdings ist bei uns in weiterführenden Schulen ziemlich schluss, nur einzelne Lehrer sind bereit die Freiarbeit und Materialien einzusetzen. Freiarbeit ist übrigens im Lehrplan BW mit drin und gründet auf Montessori.

Ich hoffe, du verstehst ungefähr, was ich meine.

Ich hoffe, Du siehst, worauf es mir ankommt.

Ich denke wir nähern uns :wink:

Die Sachzwänge kommen dann wieder auf den Plan, wenn die
Rechnung nicht aufgeht dass z.B. alles ‚normal‘ weiter läuft
und sogar noch mehr Menschen arbeiten (wollen und können) weil
mehr Arbeit da ist.

Diesen Satz verstehe ich nicht. Bist Du der Meinung, es
herrsche bei genügend weitgehendem Sozialabbau wieder
Vollbeschäftigung? Oder meinst Du, es gäbe bei dem Ansatz
„Grundeinkommen“ mindestens einen ebenso hohen Anteil an
„Arbeitslosen“, weil Menschen vielleicht arbeiten wollen, es
aber immer noch keine entsprechenden Stellen gibt?

Es fällt mir etwas schwer das genau einzuschätzen. Darum kann ich nur versuchen, verschiedene Entwicklungsmöglichkeiten gegenüberzustellen.

Einerseits werden sicher zusätzlich Leute eingestellt, weil es sich für die Unternehmen wieder ‚rechnet‘. Andererseits könnte es auch sein, dass sie die Ersparnisse zunächst nutzen, um ihre Gewinne zu erhöhen und sich über den Preis ‚wettbewerbsfähig‘ (naja) zu machen, bzw. die Konkurenz zu verdrängen. Wir dürfen ja nicht vergessen, dass Geld die Welt regiert.

Es könnte auch eine Art Jobhopping geben, und vielleicht doch einige zumindest vorübergehend gar nicht mehr, bzw. weniger arbeiten wollen.
Die Fluktuation in den Betrieben wird zunehmen, der Andrang auf die ‚Guten‘ Jobs, die ‚Abwanderung‘ von den ‚schlechten‘ Jobs hoch sein.
Die Personaldisposition wird evtl. recht schwierig und könnte zu Produktions,- Zulieferengpässen etc. führen

Ich sehe die ‚Gefahr‘, dass einige Branchen zusammenbrechen, bzw. für dringend notwendige, aber anstrengende Arbeiten (Kanalreinigung, Müllabfuhr, Gießereien, Bau etc.) das Personal fehlt.

Eine große Chance sehe ich in der Zunahme von Teizeitstellen, flexibler Arbeitszeit, Jobsharing, evtl. auch Heimarbeitsplätzen. Fortbildung, Umschulung, Weiterbildung, da sich arbeitslose das ja meist nicht leisten können.

Du kennst da die Ansichten vieler hier (grob gesagt). Ein Unternehmer hat nicht soziale Aufgaben zu erfüllen, sondern ist seinen Kapitalanlegern gegenüber verpflichtet und will Gewinn erwirtschaften :wink:

Ich teile diese Meinung nur bedingt. Wir gaben Berufsanfängern und Arbeitslosen eine Chance. Die ‚Großen‘, die dies finanziell leichter konten, taten dies nicht. Ich weiß inzw. warum. Es kostete uns Unmengen (Lehr)Geld. Dennoch würde ich es wieder tun, da ich der Meinung bin: Nicht nur Eigentum verpflichtet, sondern auch das Arbeitgebertum.
Aber wir sind ja auch keine Aktiengesellschaft :wink:

Andererseits schreien die Kleinanleger ja auch, wenn die Volksaktie zu geringe Rendite abwirft und wundert sich dann, dass Stellen abgebaut werden. Die wirkliche ‚Not‘ trotz Milliardengewinnen Stellen abbauen zu müssen, erschließt sich mir aber teilweise nicht wirklich.

Dem ließe sich entgegenhalten, dass es auch jetzt in
Deutschland wahrlich genug „Arbeit“ gäbe. Das dumme nur ist,
dass es sich dabei nicht um „produktive“ Arbeit im Sinne der
Betriebswirstschaftslehre handelt. D.h. es ist derzeit allen
herzlich egal, ob alte Menschen in „Pflegeheimen“ elendig
verrecken müssen, ob Kinder und Jugendliche zunehmen
verwahrlosen, weil es keinerlei sinnvolle Beschäftigung mehr
für sie gibt, ob eine wachsende Zahl von Menschen in
vollkommen sinnfreien Beschäftigungsverhältnissen gehalten
wird, weil sie sonst ins soziale Nichts fallen.
Diese sozialen Belange hätten dann endlich wieder neben dem
BWL-produktiven Arbeiten eine echte Chance.

Die Anzahl derer, die lieber etwas soziales tun würden, dies aber nicht können, halte ich für eher gering. Hier zahlt ja sogar die AA die Umschulungskosten, da es sich um Mangelberufe handelt.
Dass ein soziales Umdenken - weg vom Ego, hin zur Nächstenliebe -
durch die Grundsicherug stattfinden wird, kann ich mir nicht vorstellen.

Tja, das sehen wir dann. Warum soll es umgekehrt automatisch
besser sein? Was passiert, wenn Arbeitgeber nicht mehr im
Sinne der Arbeitnehmer handeln wollen, kann man täglich in den
Zeitungen lesen.

Du verstehst die armen Unternehmer nicht, die dem unermesslichen Druck der Globalisierung ausgesetzt sind :wink:

Hier übrigens interessanter Link, den du evtl. schon kennst
http://www.bpb.de/publikationen/7K9KWM,7,0,Politisch…
http://www.bpb.de/publikationen/7QB066,0,0,Wirtschaf…
http://www.bpb.de/publikationen/C25W0J,3,0,Faule_Arb…

Diese Einstellung ist ja ok. Nur verstehe ich nicht, warum es
besser ist, häßliche Modelle in die Tat umzusetzen, deren
Konsequenzen nicht weniger fatal sind, als schönen Modellen
wenigstens eine Chance einzuräumen?

Ich habe mich noch nicht intensiv mit den Abhandlungen der Fachleute aus der Befürworterfraktion befasst. Selbst falls da wissenschaftlich unterlegte positive Prognosen bestehen:
Ich traue wenigen Politikern eine solch krasse ‚Reform‘ zu und den Deutschen noch am wenigsten.

Das Wichtigste an diesem Modell wäre mir persönlich, dass der ‚soziale Keil‘ der von Politik und Medien zwischen das ‚Volk‘ getreiben wird und die ‚soziale Unruhe‘, die zw. Arbeitenden und Arbeitslosen geradezu geschürt wird, endlich ein Ende nimmt.

Warum sollte das nicht aufgehen? Ein Arbeitnehmermarkt setzt
natürlich einen entsprechenden motivierenden Anreiz seitens
der Arbeitgeber vorraus. Das muss übrigens – insbesondere bei
vorhandenem Grundgehalt – nicht immer „mehr Geld“ sein. Da
dürfen die Arbeitgeber ruhig ein wenig phantasievoller sein.

Klar. Aber der Arbeiter hat dann quasi die ‚Macht‘ und mit Macht umzugehen ist nicht einfach. Manch einer verliert leicht das Maß.
Schon allein darum (wie du es weiter unten im Thread andeutetest) wollen die ‚Großen und Mächtigen‘ nicht, dass sie zu sehr vom ‚kleinen Mann‘ abhängig werden und werden diese Enwicklung sicher auch irgendwie zu verhindern wissen.

Wie gesagt, es ist alles eine Frage der Motivation. Arbeit –
vor allem wenn sie über das rein rückenmarkgesteuerte
hinausgeht – wird umso besser erledigt, je mehr „intrinsische
Motivation“ ein Mitarbeiter hat.

Sicher überwiegt die extrinsische Motivation. Wenn dieser Druck wegfällt, muss dies durch Eigenantrieb ersetzt werden. Das erinnert mich an so eine Geschichte von einem Fischer, der nur so viel arbeitete, wie er unbedingt musste. Ich denke, der Mensch ist von Natur aus bequem. Das ist meiner Meinung nach auch die Triebfeder für all die arbeits,- und lebenswerleichternden Erfindungen.
Und wenn das finanzielle Auskommen stimmt, wer mobilisiert dann die intrinsische Motivation? Die ehrgeizigen, wissendurstigen, oder sie verlagert sich auf Selbstverwirklichung und Lebensgenuss.

Die Grundsicherung dürfte, - ausgehend von dieser Theorie -, zumindest nicht so sehr hoch sein, wenn man davon ausgeht, dass ‚wir‘ nicht gelernt haben ohne Druck etwas/uns zu bewegen und aktiv zu sein.

Ich könnte mir vorstellen, dass es da gewisse Branchen sehr
hart trifft.

Ich mir auch. Diese Branchen sollten sich entweder umstellen
(es soll ja nicht ala „Big Bang“ alles von heute auf morgen
umgeschaltet werden) oder aber sie haben es einfach nicht
verdient, zu überleben.

So einfach ist die Sache für micht nicht. Wenn keiner/viele mehr Bock hat/haben Pizza auszuliefern, geht das ja noch an. Wenn aber keiner mehr Bock hat Menschen zu pflegen, im OP zu stehen, Müll weg zu fahren,
Leichen abzutransportieren, Polizist zu sein etc. bekommen wir ernsthafte Probleme. Aber o.k. alles hypothetisch. Nur ein was-wäre-wenn Spiel, welches du für unrealistisch hälst.

O.K. oder in Weiterentwicklung, aber auch in Gewinnmaximierung
und Stellenabbau :wink:

Wenn dem so ist, dann bitteschön. Es ist kein Problem, Stellen
abzubauen, solange die Produktivität des Unternehmens erhalten
oder sogar erhöht wird.

Genau. WENN. Solange hierfür der Personalbedarf gedeckt, oder automatisiert werden kann, gibt es keine Probleme.

Die Frage, die sich mir stellt. Wer macht dann diese
langweiligen, dreckigen, anstrengenden Arbeiten, wenn er es
nicht muss?

Niemand? Jemand, der durch irgend etwas – viel mehr Geld,
Überzeugung, etc. – motiviert wird? Eine Maschine?

Also doch extrinsische Motivation?
Sieht derjenige aber nur eine geringe Chance, seinen Zusatzerwerb anderweitig zu erzielen, wird er die unangenehmen Arbeiten sicher vermeiden.
Jetzt sind wir wieder da, wo ich sagen muss, so richtig selbstbestimmt ist man dann vielleicht doch nicht, bzw. muss auf bestimmte Dinge/Dienstleistungen verzichten.
Aber vielleicht arbeiten ja doch >90% der Leute ‚freiwillig‘ trotz gutem Auskommen.

Vielleicht sogar ich. Aber nicht aus dem Grunde „weil es eben
gemacht werden muss“. Dann möge doch der Chef persönlich tätig
werden :smile:

*gg*

Wer opfert dann für den höheren Zweck seine Freiheit? Wo
bleibt dann aber die Selbstbestimmung? Gibt es dann nicht auch
Sachzwänge? Nämlich die, dass bestimmte Arbeiten eben erledigt
werden müssen?

Was genau meinst Du denn?

Na wenn für bestimmte, für die Gesellschaft/Gremeinschaft wirklich notwendige Aufgaben nicht genug ‚freiwillge Erwerbswillige‘ bereit stehen.

Holen wir uns dann wieder Gastarbeiter ins Land?

Das eher nicht. Ich vermute, solche Firmen werden ihre
entsprechenden „Arbeitsplätze“ doch eher in Gegenden mit nicht
vorhandenen Sozial- und Umweltstandards verlagern. Zumindest,
solange das noch geht.

Du gehst anscheinend nur von Unternehmen aus. Es gibt ja aber auch kommunale Aufgaben. Oder sollen die Beamten und öff. Dienst aus dem Modell ausgeschlossen werden?

Es wird ja niemandem verboten, zu arbeiten.
Es ist allerdings
nicht hinnehmbar, dass es Arbeitsplätze mit Lohnzahlungen
unterhalb des, na, ich will nicht „Existenzminimum“ sagen,
weil ich dann wieder Ärger mit dem Exc bekomme, sagen wir mal
unterhalb des „Lebenswerten“ gibt, mit der Begründung, mehr
sei eben nicht möglich, wenn das Unternehmen noch Gewinn
erwirstschaften solle.

Die nidrigen Löhne würden dann durch die Grundversorgung abgefedert, bzw. abgefangen.
Bliebe zu hoffen, dass die Unternehmen die dann herrschenden und bisher eingeforderten ‚besseren Rahmenbedingungen‘ auch damit danken, dass sie künftig auf die ‚internationale-Tochtergesellschaft-Steuer-Gestaltungsmöglichkeiten‘
verzichten, die ‚Mehrbelastung‘ der zu zahlenden Steuern hinnehmen und diese auch in deutschn Landen bezahlen :wink:

Da ich glaube, dass der Mensch von natur aus sehr bequem ist,
kippen zumindest anfangs sicher mehrere Leute um in dem Sinne,
dass sie sich endlich Mal ne Weile (verdient) ausruhen und
ihren Job vorerst hinschmeisen. Ist ja kein Risiko dabei.

Lass sie doch :smile:

Wenn für die gesellschaftsnotwendigen Arbeiten noch genug ‚Willige‘ da sind gerne.

bye bye

Hallo,

Soziales Denken und Handeln, Moral in Freundschaften (Schulden
zurückzahlen, Beklauen, obwohl man ihnen geholfen hat) etc.

Das kommt sicher vor. Aber das es die Regel sein soll, kann ich einfach nicht glauben. Insbesondere, wenn für dieses Handeln keine Notwendigkeit mehr besteht.

[…]

Einerseits werden sicher zusätzlich Leute eingestellt, weil es
sich für die Unternehmen wieder ‚rechnet‘. Andererseits könnte
es auch sein, dass sie die Ersparnisse zunächst nutzen, um
ihre Gewinne zu erhöhen und sich über den Preis
‚wettbewerbsfähig‘ (naja) zu machen, bzw. die Konkurenz zu
verdrängen. Wir dürfen ja nicht vergessen, dass Geld die Welt
regiert.

Da Unternehmen ganz ohne Mitarbeiter kaum etwas erwirtschaften können, müssen sie die verbleibenden Arbeitsplätze ansprechend gestalten.

Es könnte auch eine Art Jobhopping geben, und vielleicht doch
einige zumindest vorübergehend gar nicht mehr, bzw. weniger
arbeiten wollen.

Das macht nichts, da wir ja bekanntermaßen 7 Mio. Arbeitslose haben.

Die Fluktuation in den Betrieben wird zunehmen, der Andrang
auf die ‚Guten‘ Jobs, die ‚Abwanderung‘ von den ‚schlechten‘
Jobs hoch sein.

Was dazu führen wird, dass Arbeitgeber zunehmend „gute“ Jobs anbieten werden.

Die Personaldisposition wird evtl. recht schwierig und könnte
zu Produktions,- Zulieferengpässen etc. führen

Wie gesagt, Arbeits- und Lieferverträge wird es nach wie vor geben. Es ist Sache der Verhandlungsparteien, daraus ein sinnvolles Modell zu machen. Sprich: hire & fire = jobhopping, maßvolle Kündigungsfristen = verlässliche Personaldisposition.

Ich sehe die ‚Gefahr‘, dass einige Branchen zusammenbrechen,
bzw. für dringend notwendige, aber anstrengende Arbeiten
(Kanalreinigung, Müllabfuhr, Gießereien, Bau etc.) das
Personal fehlt.

Für diese Jobs, ich habe es schonmal ausgeführt, wird es gleich mehrere Lösungen geben.

Da wir nicht gerne im eigenen Müll und Exkremeten leben, werden diese Arbeiten sehr viel besser bezahlt und insgesamt attraktiver gestaltet werden müssen (mehr Freizeit, hohes Einkommen, Versicherungspakete, etc.). Diese Verteuerung wird zwei Folgen haben: Erstens werden sich Leute mit angenehmeren Jobs, die Ingenieure, hinsetzen und ihr Hirn zermartern, wie man den vielen Müll und die Abwässer vermeiden kann. Und zweitens werden sich weitere Ingenieure hinsetzen und überlegen, wie man Kanalreinigung und Müllabfuhr komplett automatisieren kann.

Das führt zu mehr Arbeitsplätzen im angenehmen Bereich und zum Abbau von widerlichen Arbeitsplätzen, die kaum jemand haben möchte.

Der Effekt ist also gleich mehrfach positiv: Es gäbe eine Ökologische und eine Ökonomische Komponente. Beide würden plötzlich sinnvoll mit dem Ziel der Kostenoptimierung vereint.

Eine große Chance sehe ich in der Zunahme von Teizeitstellen,
flexibler Arbeitszeit, Jobsharing, evtl. auch
Heimarbeitsplätzen. Fortbildung, Umschulung, Weiterbildung, da
sich arbeitslose das ja meist nicht leisten können.

So ist es.

Du kennst da die Ansichten vieler hier (grob gesagt). Ein
Unternehmer hat nicht soziale Aufgaben zu erfüllen, sondern
ist seinen Kapitalanlegern gegenüber verpflichtet und will
Gewinn erwirtschaften :wink:

Das sehe ich im Wesentlichen genauso. Siehe mein Ausgangsposting hier.

Ich teile diese Meinung nur bedingt. Wir gaben Berufsanfängern
und Arbeitslosen eine Chance. Die ‚Großen‘, die dies
finanziell leichter konten, taten dies nicht.

Ihr habt also mehr Menschen eingestellt, als ihr gebraucht habt, nur damit sie nicht arbeitslos sind? Kann ich mir kaum vorstellen. Denn darum ging es ja. Wenn es nunmal nur Arbeit für einen Mitarbeiter gibt, dann stellt man nicht deren zwei ein. Ob man nun für diesen Arbeitsplatz einen Ex-Arbeitslosen, einen Schwerbehinderten oder einen Top-Absolventen aus Harvard einstellt, ist wurscht. Es ist nach wie vor nur ein Arbeitsplatz.

Andererseits schreien die Kleinanleger ja auch, wenn die
Volksaktie zu geringe Rendite abwirft und wundert sich dann,
dass Stellen abgebaut werden. Die wirkliche ‚Not‘ trotz
Milliardengewinnen Stellen abbauen zu müssen, erschließt sich
mir aber teilweise nicht wirklich.

Nein. Kleinanleger schreien, wenn man sie (wie z.B. mit T-Online) über den Tisch gezogen hat. Da ging es weniger um Rendite, als vielmehr um eine Abmilderung von Verlusten. Und zwar trotz massiven Stellenabbaus.

Die Anzahl derer, die lieber etwas soziales tun würden, dies
aber nicht können, halte ich für eher gering. Hier zahlt ja
sogar die AA die Umschulungskosten, da es sich um Mangelberufe
handelt.

Ich kenne wirklich säckeweise arbeitslose Soziologen die händeringend nach Arbeit suchen und keine finden. Und bei der Attraktivität der Arbeitsplätze in den Pflegeberufen (enorme Arbeitszeiten bei lächerlicher Bezahlung und gleichzeitigen unmenschlichen Zeitkontingenten pro Patient) ist es kein Wunder, dass die Nachfrage etwas zurückgeht.

Dass ein soziales Umdenken - weg vom Ego, hin zur
Nächstenliebe - durch die Grundsicherug stattfinden wird,
kann ich mir nicht vorstellen.

Ob es so kommt, sei einmal dahingestellt. Das ein soziales Umdenken durch radikale Konkurrenzkämpfe um die immer knapper werdenden Arbeitsplätze und soziales ausgrenzen der Verlierer ganz sicher nicht zustande kommen wird, das ist jedoch sicher.

Tja, das sehen wir dann. Warum soll es umgekehrt automatisch
besser sein? Was passiert, wenn Arbeitgeber nicht mehr im
Sinne der Arbeitnehmer handeln wollen, kann man täglich in den
Zeitungen lesen.

Du verstehst die armen Unternehmer nicht, die dem
unermesslichen Druck der Globalisierung ausgesetzt sind :wink:

Ich verstehe sie durchaus und will ihnen beim globalisieren helfen!

Ich habe mich noch nicht intensiv mit den Abhandlungen der
Fachleute aus der Befürworterfraktion befasst. Selbst falls da
wissenschaftlich unterlegte positive Prognosen bestehen:
Ich traue wenigen Politikern eine solch krasse ‚Reform‘ zu und
den Deutschen noch am wenigsten.

Es bestehen wissenschaftlich unterlegte positive Prognosen:

http://www.grundeinkommen.info/

Und den gegenwärtigen Politikern traue ich lediglich zu, ihre Taschen vollzustopfen und sich für multinationale Konzerne einzusetzen. Leider hilft das nicht den wirklichen Unternehmern (die sich nunmal im Mittelstand finden) und schon gar nicht den Arbeitnehmern.

Das Wichtigste an diesem Modell wäre mir persönlich, dass der
‚soziale Keil‘ der von Politik und Medien zwischen das ‚Volk‘
getreiben wird und die ‚soziale Unruhe‘, die zw. Arbeitenden
und Arbeitslosen geradezu geschürt wird, endlich ein Ende
nimmt.

Wohl kaum mit den derzeitigen Parteien.

Warum sollte das nicht aufgehen? Ein Arbeitnehmermarkt setzt
natürlich einen entsprechenden motivierenden Anreiz seitens
der Arbeitgeber vorraus. Das muss übrigens – insbesondere bei
vorhandenem Grundgehalt – nicht immer „mehr Geld“ sein. Da
dürfen die Arbeitgeber ruhig ein wenig phantasievoller sein.

Klar. Aber der Arbeiter hat dann quasi die ‚Macht‘ und mit
Macht umzugehen ist nicht einfach. Manch einer verliert leicht
das Maß.

Die „Macht“ wäre dann aber auf erheblich mehr Schultern verteilt. Jetzt haben ein paar „Bosse“ die Macht. Das ist sehr viel unangenehmer.

Schon allein darum (wie du es weiter unten im Thread
andeutetest) wollen die ‚Großen und Mächtigen‘ nicht, dass sie
zu sehr vom ‚kleinen Mann‘ abhängig werden und werden diese
Enwicklung sicher auch irgendwie zu verhindern wissen.

Mal sehen, ob eine winzige Minderheit auf Dauer in der Lage ist, eine Mehrheit zu kontrollieren :smile:

Sicher überwiegt die extrinsische Motivation. Wenn dieser
Druck wegfällt, muss dies durch Eigenantrieb ersetzt werden.
Das erinnert mich an so eine Geschichte von einem Fischer, der
nur so viel arbeitete, wie er unbedingt musste.

Was ist daran schlimm?

Ich denke, der
Mensch ist von Natur aus bequem. Das ist meiner Meinung nach
auch die Triebfeder für all die arbeits,- und
lebenswerleichternden Erfindungen.

Aber was machen wir aus den Erfindungen?

Und wenn das finanzielle Auskommen stimmt, wer mobilisiert
dann die intrinsische Motivation? Die ehrgeizigen,
wissendurstigen, oder sie verlagert sich auf
Selbstverwirklichung und Lebensgenuss.

Intrinsiche Motivation wird nun mal nicht extern motiviert. Darum ist sie „intrinsisch“.

Die Grundsicherung dürfte, - ausgehend von dieser Theorie -,
zumindest nicht so sehr hoch sein, wenn man davon ausgeht,
dass ‚wir‘ nicht gelernt haben ohne Druck etwas/uns zu bewegen
und aktiv zu sein.

Die Grundsicherung sollte über dem Existenzminimum liegen, sonst ist sie sinnlos und es ändert sich gar nichts.

Ich könnte mir vorstellen, dass es da gewisse Branchen sehr
hart trifft.

Ich mir auch. Diese Branchen sollten sich entweder umstellen
(es soll ja nicht ala „Big Bang“ alles von heute auf morgen
umgeschaltet werden) oder aber sie haben es einfach nicht
verdient, zu überleben.

So einfach ist die Sache für micht nicht. Wenn keiner/viele
mehr Bock hat/haben Pizza auszuliefern, geht das ja noch an.
Wenn aber keiner mehr Bock hat Menschen zu pflegen, im OP zu
stehen, Müll weg zu fahren,
Leichen abzutransportieren, Polizist zu sein etc. bekommen wir
ernsthafte Probleme. Aber o.k. alles hypothetisch. Nur ein
was-wäre-wenn Spiel, welches du für unrealistisch hälst.

Genau. Drehen wir’s doch mal um. Durch fortschreitende „Globalisierung“ werden immer mehr Menschen arbeitslos und ein großer Teil muß Gehaltskürzungen bis unterhalb des Existenzminimums hinnehmen. Es entsteht eine Klasse der „working poor“. Irgendwann kann mehr als die Hälfte der Bevölkerung nicht mehr an einem normalen gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Das untere Drittel steht jetzt, dank der dann noch neueren neuen Sozialreform „Es gibt keine Arbeitslosigkeit, nur zuviel Pöbel!“ gänzlich mittellos da und fängt an, die Villenvirtel im Grüngürtel von Berlin abzufackeln. Wieviele Polizisten, Leichenträger, Ärzte und Krankenpfleger willst Du dann einstellen, um der Probleme Herr zu werden? Ok, alles rein hypothetisch, so ein was-wäre-wenn Spiel, dass Du für komplett unrealistisch hältst.

Also doch extrinsische Motivation?
Sieht derjenige aber nur eine geringe Chance, seinen
Zusatzerwerb anderweitig zu erzielen, wird er die unangenehmen
Arbeiten sicher vermeiden.

Es ist immer eine Mischung aus extrinisch und intrinsischer Motivation. Es ist aber erwiesen, dass die Qualität der Arbeit umso größer ist, je höher der Anteil „intrinischer Motivation“ ist.

Jetzt sind wir wieder da, wo ich sagen muss, so richtig
selbstbestimmt ist man dann vielleicht doch nicht, bzw. muss
auf bestimmte Dinge/Dienstleistungen verzichten.
Aber vielleicht arbeiten ja doch >90% der Leute
‚freiwillig‘ trotz gutem Auskommen.

Du fasst den Begriff „Arbeit“ viel zu eng.

Du gehst anscheinend nur von Unternehmen aus. Es gibt ja aber
auch kommunale Aufgaben. Oder sollen die Beamten und öff.
Dienst aus dem Modell ausgeschlossen werden?

Zunächst einmal bin ich verwundert, dass noch jemand kommunale Aufgaben sieht. Schließlich wäre es doch am besten, einfach alles, bis hin zu Gefängnissen und Polizei, zu privatisieren.

Für kommunale Aufgaben gilt das gleiche, wie für alle anderen Arbeitgeber. Die Jobs müssen attraktiv sein, sonst würde sich niemand dazu bereiterklären, sie zu erledigen.

Die nidrigen Löhne würden dann durch die Grundversorgung
abgefedert, bzw. abgefangen.

Eben. Darum sinken ja die Lohnkosten für die Unternehmen. Gleichzeitig ist es aber schwierig, miesbezahlte „Scheißjobs“ an den Mann oder die Frau zu bringen, wenn diese nunmal nicht darauf angewiesen sind. Das wird zum weitgenden verschwinden der „Scheißjobs“ führen.

Bliebe zu hoffen, dass die Unternehmen die dann herrschenden
und bisher eingeforderten ‚besseren Rahmenbedingungen‘ auch
damit danken, dass sie künftig auf die
‚internationale-Tochtergesellschaft-Steuer-Gestaltungsmöglichkeiten‘
verzichten, die ‚Mehrbelastung‘ der zu zahlenden Steuern
hinnehmen und diese auch in deutschn Landen bezahlen :wink:

Nein, das glaube ich nicht. Deutschland wäre aber plötzlich für die Jobs, die wir hier so gerne haben, nämlich Forschung, Entwicklung und dergleichen, ein wahnsinnig attraktiver Standort. So günstig bekämen Firmen so hoch motivierte und qualifizierte Arbeitskräfte nirgendwo sonst auf der Welt. Dafür dürfen sie die minderwertigen Arbeiten gerne exportieren.

Wenn für die gesellschaftsnotwendigen Arbeiten noch genug
‚Willige‘ da sind gerne.

Von welchen Aufgaben sprichst Du, die plötzlich nicht mehr erledigt werden sollten? Müllabfuhr, Kanalreinigung und Polizei hatten wir bereits.

Schon heute leistet eine sehr große Zahl freiwilliger Helfer bei Rettungsdiensten und Feuerwehr extrem gute Arbeit. Ohne diese Menschen wäre eine flächendeckende Versorgung in Deutschland bereits jetzt nicht mehr gewährleistet. Du meinst, diese Freiwilligen gäbe es nicht mehr, wenn sie auf ihren regulären Job zur Not verzichten könnten?

Auch Ärzte würden wohl kaum ihren Beruf an den Nagel hängen. Das Problem mit den zu langen Arbeitszeiten bei relativ mieser Bezahlung hätte sich ja auch erledigt.

Ganz zu Schweigen davon, dass sich dann auch endlich mehr junge Menschen ein Studium der Humanmedizin leisten können.

Gruß

Fritze

Guten mittag,

Also 400,- EUR geben wir bereits monatlich für Lebensmittel
aus. Das wären pro Person 200,- EUR. Blieben nach Deiner
Rechnung noch 66,- EUR für den restlichen Bedarf. Das mag ganz
knapp hinkommen, aber Spaß macht das nicht.

dafür ist eine Grundsicherung auch nicht gedacht.

Nochmal: Es geht eben nicht um die Sicherung der blanken
Existenz, es geht gerade darum, den Menschen *mehr* zu geben,
so dass sie ein für unsere Gesellschaftsform annehmbares Leben
führen können.

es geht darum, daß die arbeitende Bevölkerung einen Gutteil ihres Einkommens für Menschen ausgibt, die - im Moment völlig uninteressanten Gründen - nicht für ihren eigenen Lebensunterhalt aufkommen können.

Diese Grundsicherung ist höher und wird großzügiger ausgezahlt als den meisten anderen Ländern auf diesem Planeten (soweit ich mich entsinne, sind wir dabei sogar Spitze, aber ich habe die Studie grad nicht in der Hand und hier wird einem ohne Belege ja inzwischen gar nichts mehr geglaubt).

Die Grundsicherung, die in anderen Ländern nicht über ein Taschengeld hinausgeht (auch nicht erstrebenswert) und in Deutschland vor zwei Jahren auch noch höher war, scheint ein erhebliches Anspruchsdenken ausgelöst zu haben. Daß nun auch noch ein umfangreiches Kulturprogramm für Arbeitslose gefordert wird, ist da nur konsequent.

Mit jedem Spaß, der Arbeitslosen finanziert wird, reduziert
sich der Spaß, den die Arbeitnehmer an ihrer Arbeit haben, die
dem Arbeitslosen das Leben finanzieren.

Ich verstehe nicht, warum mir meine Arbeit weniger Spaß machen
sollte, wenn andere Menschen auch Spaß haben.

Es ging mir darum, daß die Differenz zwischen Brutto- und Nettogehalt teilweise an die Menschen geht, die eben nicht arbeiten. Wer monatlich vielleicht auch nur 1.200 oder 1.500 Euro nach Hause trägt, wird sich bei schönstem Sommerwetter vermutlich auch mitunter fragen, warum er jetzt 8 Stunden im Lager Maschinenteile buckeln muß, anstatt gemütlich in der Sonne zu liegen. Je geringer die Unterschiede zwischen Arbeitsentgelt und Sozialer Sicherung werden, desto mehr Menschen entscheiden sich für die Soziale Sicherung.

In beiden Situationen ist ein Grundgehalt hilfreich. Es ist
auch so, dass bei der gegenwärtigen Lage am Arbeitsmarkt und
der weiter fortschreitenden Verringerung von klassischer
Erwerbsarbeit für Menschen, diejenigen, die ein entsprechendes
Einkommen haben, verpflichtet sind, die Arbeitslosen
„durchzufüttern“.

Nur sollten bitte auch die Belange der Arbeitnehmer berücksichtigt werden und die lauten: Unterstützung im Notfall ja, aber bitte mit vertretbaren Kosten für die Beitrags- und Steuerzahler.

Welche Form der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben wäre
denn Deiner Meinung nach für sozial bedürftige Menschen
angemessen? Gar keine? Fernsehen?

Fortbildung?

Fortbildung ala Arbeitsamt? Gestandene Zeitungsredakteure
werden von planlosen Coaches zum Microsoft™ Powerpoint™
gemäßen Aufhübschen des Lebenslaufs animiert?

500 Meter von mir entfernt steht ein großes Haus mit vielen Büchern und Zeitschriften, die man alle kostenlos lesen kann.

Ich kenne auch solche Menschen. Allerdings nicht aus
„Prinzip“, sondern aus Scham und Angst vor den Konsequenzen
für den gesamten Freundes- und Familienkreis. Denn die
Sozialbehörden fangen dann ein sehr unangenehmes Durchleuchten
der persönlichen Verhältnisse an, das alles andere, als
Menschenwürdig ist. Vor allem für bis dahin vollkommen
unbeteiligte Dritte.

Mag alles sein, aber wer sich bewußt für die Armut ohne staatliche Leistung entscheidet, kann wohl schlecht als Beispiel für die Ungerechtigkeit unserer Gesellschaft herangezogen werden (von wegen Armenküche und so).

Gruß,
Christian

Hi Fritze,

Wir gaben Berufsanfängern
und Arbeitslosen eine Chance. Die ‚Großen‘, die dies
finanziell leichter konten, taten dies nicht.

Ihr habt also mehr Menschen eingestellt, als ihr gebraucht
habt, nur damit sie nicht arbeitslos sind? Kann ich mir kaum
vorstellen.

Nein! Wir gaben Berufsanfängern und jungen Leuten eine Chance. Die Anfänger machten viel Material kaputt, Andere schmissen alles von heute auf morgen hin. Wir hatten da viel Pech. Mein Mann heute noch. Er hat langsam das Gefühl es will wirklich keiner mehr arbeiten. Dabei bezahlt er überdurchschnittlich gut. Mehr als bei größeren Firmen.

Denn darum ging es ja. Wenn es nunmal nur Arbeit
für einen Mitarbeiter gibt, dann stellt man nicht deren zwei
ein. Ob man nun für diesen Arbeitsplatz einen Ex-Arbeitslosen,
einen Schwerbehinderten oder einen Top-Absolventen aus Harvard
einstellt, ist wurscht. Es ist nach wie vor nur ein
Arbeitsplatz.

Wenn man es mit teurem Equipement zu tun hat, kann ein Anfänger mehr Schaden anrichten, als ein Erfahrener. Ok. war unser Risiko, darf man nicht jammern. Resultat ist, dass man es sich beim nächsten Mal 2* überlegt :frowning:

Die „Macht“ wäre dann aber auf erheblich mehr Schultern
verteilt. Jetzt haben ein paar „Bosse“ die Macht. Das ist sehr
viel unangenehmer.

Wer das Geld hat, wird auch künftig die Macht behalten.

Schon allein darum (wie du es weiter unten im Thread
andeutetest) wollen die ‚Großen und Mächtigen‘ nicht, dass sie
zu sehr vom ‚kleinen Mann‘ abhängig werden und werden diese
Enwicklung sicher auch irgendwie zu verhindern wissen.

Mal sehen, ob eine winzige Minderheit auf Dauer in der Lage
ist, eine Mehrheit zu kontrollieren :smile:

Da bin ich mir ziemlich sicher.

Und wenn das finanzielle Auskommen stimmt, wer mobilisiert
dann die intrinsische Motivation? Die ehrgeizigen,
wissendurstigen, oder sie verlagert sich auf
Selbstverwirklichung und Lebensgenuss.

Intrinsiche Motivation wird nun mal nicht extern motiviert.
Darum ist sie „intrinsisch“.

Statt wer mobilisiert ‚die‘, hätte da stehen müssen ‚seine‘.
Will heißen, die ohnehin motivierten Leute (ehrgeizige, wissensdurstige) bleiben auch weiterhin motiviert und werden vermutlich sogar noch schöpferischer.

Es ist immer eine Mischung aus extrinisch und intrinsischer
Motivation. Es ist aber erwiesen, dass die Qualität der Arbeit
umso größer ist, je höher der Anteil „intrinischer Motivation“
ist.

Jepp.

bye

Guten Abend,

Also 400,- EUR geben wir bereits monatlich für Lebensmittel
aus. Das wären pro Person 200,- EUR. Blieben nach Deiner
Rechnung noch 66,- EUR für den restlichen Bedarf. Das mag ganz
knapp hinkommen, aber Spaß macht das nicht.

dafür ist eine Grundsicherung auch nicht gedacht.

Nochmal: Es geht eben nicht um die Sicherung der blanken
Existenz, es geht gerade darum, den Menschen *mehr* zu geben,
so dass sie ein für unsere Gesellschaftsform annehmbares Leben
führen können.

es geht darum, daß die arbeitende Bevölkerung einen Gutteil
ihres Einkommens für Menschen ausgibt, die - im Moment völlig
uninteressanten Gründen - nicht für ihren eigenen
Lebensunterhalt aufkommen können.

So ist es. Wobei ich nicht alleine der Meinung bin, dass die Finanzierung der Sozialsysteme anders – nämlich steuerfinanziert – laufen sollte und das Steuersystem selbst erheblich arbeitsfreundlicher, dafür aber verbrauchsunfreundlicher gestaltet werden sollte. Ich gebe Dir in sofern recht, als das mit dem derzeitigen Finanzierungsmodell ein großes Aufstocken der Sozialleistungen nicht zu machen ist.

Diese Grundsicherung ist höher und wird großzügiger ausgezahlt
als den meisten anderen Ländern auf diesem Planeten (soweit
ich mich entsinne, sind wir dabei sogar Spitze, aber ich habe
die Studie grad nicht in der Hand und hier wird einem ohne
Belege ja inzwischen gar nichts mehr geglaubt).

Naja, Spitze sind wir zwar nicht, da findet man die skandinavischen Länder, vor allem Dänemark und Schweden, aber relativ weit oben, was die Ausgaben betrifft. Siehe

http://www.oecd.org/document/24/0,2340,en_2825_49711…

Die Wirkung aber lässt stark zu wünschen übrig. D.h. mit diesen riesigen Beträgen schafft es Deutschland derzeit nicht, einen
positiven Effekt zu erzielen. Das ist bitter.

Die Grundsicherung, die in anderen Ländern nicht über ein
Taschengeld hinausgeht (auch nicht erstrebenswert) und in
Deutschland vor zwei Jahren auch noch höher war, scheint ein
erhebliches Anspruchsdenken ausgelöst zu haben. Daß nun auch
noch ein umfangreiches Kulturprogramm für Arbeitslose
gefordert wird, ist da nur konsequent.

Du liest zu viel BILD. Nicht die Ansprüche haben sich erhöht, sondern die Zahl der Empfänger.

Mit jedem Spaß, der Arbeitslosen finanziert wird, reduziert
sich der Spaß, den die Arbeitnehmer an ihrer Arbeit haben, die
dem Arbeitslosen das Leben finanzieren.

Ich verstehe nicht, warum mir meine Arbeit weniger Spaß machen
sollte, wenn andere Menschen auch Spaß haben.

Es ging mir darum, daß die Differenz zwischen Brutto- und
Nettogehalt teilweise an die Menschen geht, die eben nicht
arbeiten. Wer monatlich vielleicht auch nur 1.200 oder 1.500
Euro nach Hause trägt, wird sich bei schönstem Sommerwetter
vermutlich auch mitunter fragen, warum er jetzt 8 Stunden im
Lager Maschinenteile buckeln muß, anstatt gemütlich in der
Sonne zu liegen. Je geringer die Unterschiede zwischen
Arbeitsentgelt und Sozialer Sicherung werden, desto mehr
Menschen entscheiden sich für die Soziale Sicherung.

Ich bin ja sogar dafür, dass *allen* Menschen diese Wahl gelassen werden sollte. Dich und mich eingeschlossen.

Nur sollten bitte auch die Belange der Arbeitnehmer
berücksichtigt werden und die lauten: Unterstützung im Notfall
ja, aber bitte mit vertretbaren Kosten für die Beitrags- und
Steuerzahler.

Bei Teil eins sind wir verschiedener Ansicht (nur im Notfall vs. in jedem Falle), aber auch ich möchte vertretbare Kosten für die Steuerzahler. Beitragszahler sollte es keine mehr geben.

500 Meter von mir entfernt steht ein großes Haus mit vielen
Büchern und Zeitschriften, die man alle kostenlos lesen kann.

Dann lebst Du in einer der wenigen Städte, die sich noch den Luxus einer kostenlosen Leihbücherei leisten. Alle mir bekannten Bibliotheken verlangen mittlerweile einen finanziellen Beitrag. Aber für eine vernünftige Ausbildung braucht es mehr, als eine Leihbücherei. Sonst gäben wir entschieden zu viel Geld für Universitäten aus.

Mag alles sein, aber wer sich bewußt für die Armut ohne
staatliche Leistung entscheidet, kann wohl schlecht als
Beispiel für die Ungerechtigkeit unserer Gesellschaft
herangezogen werden (von wegen Armenküche und so).

Sie entscheiden sich „bewußt gegen die Leistungen“, weil die schikanöse Behandlung sie abschreckt. Von „freiwillig“ kann keine Rede sein.

Gruß

Fritze

Guten Abend,

Ebenso.

Diese Grundsicherung ist höher und wird großzügiger ausgezahlt
als den meisten anderen Ländern auf diesem Planeten (soweit
ich mich entsinne, sind wir dabei sogar Spitze, aber ich habe
die Studie grad nicht in der Hand und hier wird einem ohne
Belege ja inzwischen gar nichts mehr geglaubt).

Naja, Spitze sind wir zwar nicht, da findet man die
skandinavischen Länder, vor allem Dänemark und Schweden, aber
relativ weit oben, was die Ausgaben betrifft. Siehe

Es geht nicht um die Quote am Haushalt oder BIP, sondern um die individuelle Leistung an Arbeitslose an sich. Kannst Dich ja mal hier durchwühlen:
http://ec.europa.eu/employment_social/missoc/2002/in…

Die Grundsicherung, die in anderen Ländern nicht über ein
Taschengeld hinausgeht (auch nicht erstrebenswert) und in
Deutschland vor zwei Jahren auch noch höher war, scheint ein
erhebliches Anspruchsdenken ausgelöst zu haben. Daß nun auch
noch ein umfangreiches Kulturprogramm für Arbeitslose
gefordert wird, ist da nur konsequent.

Du liest zu viel BILD.

Die letzte Bildzeitung habe ich Mitte der 80er gelesen, und das war möglicherweise nicht einmal die Bild sondern die Express.

Nicht die Ansprüche haben sich erhöht,
sondern die Zahl der Empfänger.

S.o.: Ich habe nur wiedergegeben, was ich hier in letzter Zeit als angebliches Existenzminimum gelesen habe.

Sonne zu liegen. Je geringer die Unterschiede zwischen
Arbeitsentgelt und Sozialer Sicherung werden, desto mehr
Menschen entscheiden sich für die Soziale Sicherung.

Ich bin ja sogar dafür, dass *allen* Menschen diese Wahl
gelassen werden sollte. Dich und mich eingeschlossen.

Interessant. Dann erübrigt sich wohl jede weitere Diskussion, denn das ist weder realistisch noch finanzierbar.

500 Meter von mir entfernt steht ein großes Haus mit vielen
Büchern und Zeitschriften, die man alle kostenlos lesen kann.

Dann lebst Du in einer der wenigen Städte, die sich noch den
Luxus einer kostenlosen Leihbücherei leisten. Alle mir
bekannten Bibliotheken verlangen mittlerweile einen
finanziellen Beitrag. Aber für eine vernünftige Ausbildung
braucht es mehr, als eine Leihbücherei. Sonst gäben wir
entschieden zu viel Geld für Universitäten aus.

Erstens: Auch ein paar Euro im Monat sollten einen Arbeitslosen nicht davon abhalten, sich weiterzubilden. Zweitens: Es war ein Beispiel. Niemand erwartet, daß man sich auf diesem Wege das Wissen für einen Doktortitel aneignet. Die ganze Zeit in seiner Bude zu sitzen und auf ein Arbeitsplatzangebot zu warten, kann auch nicht die richtige Lösung sein. Im übrigen fragtest Du nach den alternativen Freizeitgestaltungsmöglichkeiten.

Mag alles sein, aber wer sich bewußt für die Armut ohne
staatliche Leistung entscheidet, kann wohl schlecht als
Beispiel für die Ungerechtigkeit unserer Gesellschaft
herangezogen werden (von wegen Armenküche und so).

Sie entscheiden sich „bewußt gegen die Leistungen“, weil die
schikanöse Behandlung sie abschreckt. Von „freiwillig“ kann
keine Rede sein.

Die Möglichkeiten sind da und wer sie nicht nutzt, ist selber schuld. Im übrigen glaube ich nicht, daß Du mit allen Mitgliedern dieses Personenkreises gesprochen hast. Insofern führen diese Verallgemeinerungen nicht weiter. Ich weiß zumindest von einigen Personen, die sich bewußt gegen staatliche Leistungen entschieden und eben nicht von „schikanöser“ Behandlung abschrecken ließen.

Was Du im übrigen als schikanös bezeichnest, ist der notwendige Selbstschutz vor Mißbrauch der bestehenden Systeme. Wer es für schikanös hält, daß sich der Staat vor Auszahlung einen Überblick über die tatsächliche Bedürftigkeit verschafft, hat entweder den Schuß nicht gehört oder gibt sich sozialphilosophischen Träumereien hin.

Gruß,
Christian

Hallo,

Es geht nicht um die Quote am Haushalt oder BIP, sondern um
die individuelle Leistung an Arbeitslose an sich. Kannst Dich
ja mal hier durchwühlen:
http://ec.europa.eu/employment_social/missoc/2002/in…

Mache ich. Es ist aber immer wieder die Rede davon, dass wir uns mehr nicht leisten könnten. Ich wollte darauf hinweisen, dass andere Länder das allerdings schon können. Wobei solche Einzelvergleiche immer problematisch sind, weil dort auch ganz andere Größen anders gesetzt sind, als hier.

[…]

Nicht die Ansprüche haben sich erhöht,
sondern die Zahl der Empfänger.

S.o.: Ich habe nur wiedergegeben, was ich hier in letzter Zeit
als angebliches Existenzminimum gelesen habe.

Wie oft soll ich es denn noch sagen? Es geht hier in diesem Thread nicht um das Existenz minimum , sondern um ein Einkommen, das ein lebenswertes Leben in unserer Gesellschaft ermöglicht.

Ich bin ja sogar dafür, dass *allen* Menschen diese Wahl
gelassen werden sollte. Dich und mich eingeschlossen.

Interessant. Dann erübrigt sich wohl jede weitere Diskussion,
denn das ist weder realistisch noch finanzierbar.

Das sehen unter anderem ausgewiesene Experten der Volkswirtschaftslehre aber anders. Es ist weder unrealistisch noch unfinanzierbar. Ein paar finden sich z.B. in dieser Lite hier: http://www.grundeinkommen.info/index.php?id=36

Einer davon hat es immerhin zur Gastprofessur in Harvard gebracht. Das letzte mal, als ich mich erkundigt habe, haben die da nicht gerade jeden dahergelaufenen Penner genommen. Aber wer weiß, vielleicht bist Du ja in Yale engagiert. Das würde dann die radikale Ablehnung neuer Ideen erklären :smile:

Erstens: Auch ein paar Euro im Monat sollten einen
Arbeitslosen nicht davon abhalten, sich weiterzubilden.
Zweitens: Es war ein Beispiel. Niemand erwartet, daß man sich
auf diesem Wege das Wissen für einen Doktortitel aneignet. Die
ganze Zeit in seiner Bude zu sitzen und auf ein
Arbeitsplatzangebot zu warten, kann auch nicht die richtige
Lösung sein. Im übrigen fragtest Du nach den alternativen
Freizeitgestaltungsmöglichkeiten.

Nein, ich fragte nach Formen der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Das bedeutet in unserem Kulturkreis in der Regel, dass man auch eine gewissen Summe Geldes ausgeben muss. Wer die nicht hat, bleibt außen vor. In der Stadtbibliothek lesen (weil man sich eigene Bücher nicht mehr leisten kann) und Fortbildungsveranstaltungen von zweifelhaftem Nutzen sind nunmal keine besonders rege Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Ich spreche ja nicht davon, dass alle Karten für den Wiener Opernball bekommen sollen. Es ist aber das ständige „nein“ sagen müssen, wenn (ehemalige) Freunde abends ausgehen, seinen Kindern eine „Krankmeldung“ schreiben, weil sonst rauskommt, dass sie das Geld für die Klassenfahrt nicht bezahlen können und dergleichen Dinge, die eine Finanzierung des reinen Existenzminimums bei ständig steigenden unsinnigen Auflagen an die Empfänger mehr zu einer Qual als einer echten Hilfe für die Betroffenen macht.

Das ist natürlich gewollt. Je widerlicher die Behandlung, desto weniger Leute ziehen so einen Antrag bis zum Ende durch. Das spart richtig Geld!

[…]

Wer es für schikanös hält, daß sich der Staat vor Auszahlung
einen Überblick über die tatsächliche Bedürftigkeit
verschafft, hat entweder den Schuß nicht gehört oder gibt sich
sozialphilosophischen Träumereien hin.

Oder aber er hat verstanden, wie ein besseres System funktionieren würde, wenn die entscheidenden Leute nicht alle so furchtbar große Hosenscheißer wären.

Gruß

Fritze