Huhu,
Nur die Tastsache, dass ich nicht total deiner Meinung bin und
dem Modell etwas skeptisch gegenüberstehe, sagt doch noch
lange nichts über meine Gesinnung gegenüber den jetzigen
Regelungen aus.
Was wäre denn Deiner Meinung nach der richtige Weg? Eine
eigene Meinung darf man doch gerne auch äußern.
ich halte mich schlicht für zu inkompetent die mannigfaltigen
wirtschaftlichen, sozial-, und finanzpolitischen u. a.
Gegebenheiten und Zusammenhänge so weit überblicken und
beurteilen zu können, damit ich hieraus ein für mich
‚perfektes Staatsmodell‘ zu ersinnen.
Ach, dann dürfte das für so ziemlich alle Mitglieder der Regierungen und Fraktionen im Bundestag ebenfalls gelten. Die machen das trotzdem jeden Tag 
Ich mache doch konkrete Vorschläge, wie es meiner Meinung nach
besser zu machen wäre.
Nichts gegen dich, aber genau genommen übernimmst du sie 
Klar übernehme ich Ideen. Ich sage ja nicht, dass ich sie mir ausgedacht habe. Gerade eben nicht. Ich schaue mir an, was es für Möglichkeiten gibt und wähle dir für mich naheliegendste. Mitunter wandle ich sie ein wenig ab. Das kannst Du doch auch machen? Welche der vorhandenen Lösungen hältst Du denn für besser? Im übrigen ist das wohl der Entwicklungsprozess. Wir erfinden nicht alle ständig das Rad neu, sondern übernehmen und wandeln ab.
Einerseits soll man Bedürftigkeit schon nachweisen müssen,
denn mein Vorschlag, entsprechende Zahlungen ohne Bedingungen
und Prüfungen auszuzahlen, wird von Dir abgelehnt.
Dann sehe das eben so. Wenn du meinst du musst es als
Ablehnung definieren, dass ich dieses Modell nicht mit
Begeisterung annehme und meine Zweifel und Hinterfragungen
anstelle. Es kommt mir so vor, als fühltest du dich persönlich
betroffen, weil ich mich nicht ohne zu zögern zu deinem
Mitverfechter mache.
Nein. Ich versuche nur zu verstehen, warum Du selbst einerseits sagst, mit der Freiheit könne man nicht umgehen, sie andererseits aber selbst sehr vermisst. Das kommt mir ein Stück weit masochistisch vor. Sollte es vielleicht doch ein wenig daran liegen, dass Dein Selbstvertrauen in der Zeit der Arbeitslosigkeit ein klein wenig gelitten hat? Und das meine ich gar nicht herablassend!
Andererseits ist es natürlich in Deinem Falle ganz ungerecht
und sollte ausnahmsweise doch anders gehandhabt werden?
Nicht direkt. Ich finde die Ungleichbehandlung der beiden vom
Staat jahrelang propagierten ‚privaten Vorsorgemodelle‘ (LV
oder Wohneigentum, beides bisher steuerbegüstigt) nicht in
Ordnung.
Wer sich für wohneigentum entschied ist besser gestellt, als
dijenigen, die sich für eine LV entschieden. Ich stehe im
Rentenalter ohne das Kapital meiner LV da. Der Häuslebauer
spart zumindest die Miete.
Wie weit ist da der Gedankensprung, zu sagen, jeglicher Versuch, hier zu sagen: Das Vermögen ist brav, das darfst Du behalten, das andere aber ist böse, das musst Du erstmal alles ausgeben, bevor Du bedürftig bist, ist Unfug oder zumindest „ungerecht“? Daher sollte eben gerade keinerlei entsprechende Prüfung mehr stattfinden? Ich meine, warum sollte es weniger gut sein, als eine LV, wenn man z.B. für die Ausbildung der Kinder regelmäßig Beträge auf ein Sparbuch abgezweigt hat? Oder man hat sich ein kleines finanzielles Polster angelegt, falls mal ein Familienmitglied eine Brille braucht oder das dringend benötigte Auto ne Macke hat?
Danke. Ich kenne leider ein paar zu viele arbeitslose in
meinem Bekanntenkreis. Promovierte Akademiker und so. Nix mit
„zu doof, ne Bewerbung zu schreiben“. Was mit denen seitens
der Sozialbehörden (ex-Arbeitsamt, wie heißt das denn jetzt?)
so veranstaltet wird, das geht auf keine Kuhhaut.
Es herrscht schon eine gewisse Bürokratisierung.
Das ist ja mal nett ausgedrückt.
Ich habe jetzt 2 Jahre lang jeden meiner ständig wechselnden
‚Arbeitsvermittler‘ (Fallmanager) dermaßen penetrant genervt,
dass ich heute für eine ABM bei der Gemeinde vorgeschlagen
wurde.
Was ich übrigens als Sozialleistung zählen würde, die meines Wissens aber nicht als Arbeitslosengeld zählt. Ist das richtig?
Man muss schon ziemlich viel Durchhaltevermögen an den Tag
legen um etwas zu erreichen.
Ja, und vor allem muss man unbegrenzt leidensfähig sein. Als promovierter Physiker z.B. Tätigkeiten als Straßenreiniger durchführen, sonst bekommt man die Zuwendungen gestrichen. Ich würde sagen, das mach volkswirtschaftlich natürlich großen Sinn, derartig ausgebildete Menschen für solche Tätigkeiten abzustellen. Da hat sich die Ausbildung richtig gelohnt!
Wo kämen wir da hin, wenn wir solchen Menschen einfach 'nen Batzen Geld in die Hand gäben und sagten „Hey, denken Sie mal in aller Ruhe weiter über die Probleme der Quantenelektrodynamik nach. Vielleicht können Sie sich während der Zeit ein Büro mit einem Kollegen an der Uni teilen? Ggf. wäre Vertretung für den erkrankten Professor drin? Außerdem gibts gleich bei Ihnen um die Ecke eine Realschule, die einen Physiklehrer zu wenig hat. Ein paar Stunden Nachhilfe am Nachmittag oder Wochenende würde denen sehr weiterhelfen!“.
Vermutlich würde so ein Ansinnen die Republik ohne Umwege direkt in die tiefste Hölle katapultieren. Der Physiker würde allen den Stinkefinger zeigen und sich fein auf die faule Haut legen. Da ist es besser, der Mann fegt Straßen und bewirbt sich weiter auf Stellen in der „freien Wirtschaft“ um vielleicht irgendwann bei Pedigree-Pal das Kotvolumen von Hundefutter zu optimieren.
Oder?
Einfach ist es nicht, sich immer wieder selbst zu motivieren
und die Hoffnung nicht aufzugeben. Ich war aber zum Glück
schon immer ein Stehaufmännchen.
Glaubst Du nicht, dass Du und Deinesgleichen dann auch mit der Konsequenz der Freiheit eines unabhängigen Grundeinkommen umgehen könnten?
Nein. Besänftigt bin ich erst, wenn meine Ideen eine Mehrheit
in Europa gefunden haben 
*lach* Der war gut! Man merkt dein unerbittliches
‚Engegement‘, bis hin zum körperlichen Schmerz 
Warten wir mal ab, wenn die WM-Begeisterung wieder vorbei ist und die Arbeitslosenzahlen weiter steigen, wann die Menschen dann doch offen sind, für Alternativen. Und ich hoffe sehr, es werden konstruktive Alternativen sein und nicht einfach die Konsequenz, Politiker und Manager an Laternenpfählen aufzuknüpfen.
[…]
Ich finde die Idee ja nicht persé schlecht. Ich traue mir eben
nicht zu wirklich abzuschätzen, ob dieses Modell praktikabel
ist und bin halt ein bisschen skeptisch.
Natürlich ist es nicht unmittelbar klar, dass es funktioniert. Aber gerade der Vorwurf der Gegner, es gäbe keinerlei empirische Belege dafür, dass die vorhergesagten positiven Effekte einträten, ist so besonders lächerlich. Dann sollte man es eben unbedingt einmal ausprobieren.
Jede Änderung die mehr sozialen Frieden und zufriedenere
Menschen hervorbringt, finde ich begrüßenswert.
Na, das ist doch mal eine Aussage! Dann sind wir ja schon zwei 
Gruß & schönes Wochenende!
Fritze