Hi,
aber was Du da los lässt, ist kommunistische Denkensart pur. Und offenbar hast Du kaum eine Ahnung, was seinerzeit im Ostblock, vornehmlich in der UdSSR, in Polen, in der Tschechoslowakei und insbesondere in der DDR los gewesen ist. Vor allem, wenn man bis zu zwölf Stunden auf Transit war, Hundetraining ansehen durfte, oder einzeln mit entsicherter MP an einem Grenzpunkt auf die Toilette durfte, stets jemand dabei. Da hat Dich der Pass kaum geschützt, das Dauer-Einreise-Visum in bestimmten Ländern sowieso nicht. Es waren dann eher Bürger des jeweiligen Staates oder Grenzer, die den eigenen Staat nicht mehr so ernst genommen haben. Und sehr, sehr wenige Mutige gab es in der EX-DDR. Ich weiss nicht, woher heute alle jene kommen, die wie 1945 im Westen nichts mit der Vergangenheit zu tun hatten.
Ich habe schon Einreiseverbot wegen Friedensdemos gegen
kommunistische Regime erhalten, wo Du wahrscheinlich nicht
einmal den Mut hattest, das Wort Freiheit, Frieden und
Menschenrechte bei anderen auszusprechen.
Wer gegen Gesetze eines Gastgeberlandes verstößt, gehört
bestraft.
Aha, nun diese Meinung. Du bist also der Meinung - wenn ein Staat gegen Menschrechte verstösst -diesen Verstoss aber als Gesetz geregelt hat, ist der Staat im Recht. Merkst Du eigentlich, was Du hier für einen Unsinn zum Besten gibst ?
Gehe mal Deine Logik retour.
Der Vergleich ist gewählt, um Dir vor Augen zu führen, dass das niemals so sein kann.
Mit Deiner Argumentation hätte sogar Hitler Recht gehabt. Du wirst doch nicht ernsthaft behaupten wollen, nur weil die Nazis für ihre Taten Gesetze geschaffen haben, waren sie im Recht und jeder der dagegen gewesen ist, gehörte bestraft. Sorry, dies ist die Logik Deiner Darstellung , nicht meine Logik, ich lehne diese Logik ab.
Muss da nicht zuerst die Frage stehen, ist das Gesetz gemäß den Menschenrechten Recht oder Willkür ? Ist das Gesetz dieses Staates nach dem Menschenrechten ein Grund es anzugreifen ?
Wenn es sich dann auch noch um die UdSSR zur
Breshnew Ära handelt, sei doch froh, dass sie Dich nicht nach
Workuta oder auf den Archipel gejagt haben.
Was meinen Kampf gegen den Kommunismus betrifft, nur soviel.
Der war weniger populistisch als Deine Menschenrechtshampelei,
aber tausendmal wirkungsvoller.
Es ist bezeichnend, wenn Du den Einsatz für Menschenrechte, den Einsatz für Inhaftierte als „Menschenrechtshampelei“ bezeichnest.
Im Übrigen war es schon damals
sehr umstritten, wenn Bürger, aus welchem demokratischen Land
der Welt auch immer in die Diktaturen des Ostblocks gereist
sind, um den Menschen dort zu erklären, wie sie geradeausgehen
sollen.
Es scheint, Du hast keine Ahnung, was man gemacht hat, um Menschen zu helfen. Und zwar nicht um des eigenen Vorteils willen sondern aus Überzeugung. Wir sassen nicht auf der Strasse, wir gaben unsere Erfolge nicht an die Presse. Wir sassen im Kreml und verhandelten mit Mitgliedern des Obersten Sowjet. Oder des Gewerkschaftsbundes.
„Ihr (Wessis) seid die Vollstrecker des US-Imperialismusses, die DDR ist die Perfektion alles Bösen, was der Kommunismus zu bieten hat“. So 1979 ein Deutschprofessor an der Moskauer Uni.
Wohlwissend, dass sie der Reisepass vor dem Unerträglichsten
schützen wird.
Unser Part war dann ein wenig anders. Wir haben die verraten,
die verraten haben. Die Menschen. Es war ein steiniger , aber
sehr erfolgreicher Weg, dessen Bestätigung 1989 auf dem Fuss
folgte.
Zitat: „Ich liebe den Verrat, aber ich verachte die Verräter“. Stammt nicht von mir.
1989 war es sehr einfach, hier einiges zu bewegen, nachdem ohnehin niemand mehr damit rechnen konnte, dass jemand aus Moskau eingreift. Gorbatschow hatte schon die Weichen gestellt, die dann zu den Änderungen geführt haben. Jahre zuvor konnte man, war in Russland was gewesen, nicht in die DDR. Auch nicht als Funktionär. Und die, die heute auf Demokratie machen, waren oft die Verräter. Eine grosse Zahl derer, die am meisten gegen die SED waren und heute gegen die PDS sind, sind jene, die seinerzeit nichts unterlassen haben, um im System persönliche Vorteile zu erzielen. Viele von Ihnen wurden nachträglich enttarnt. Ich kenne meine Stasi-Akte und frage mich, wie einfältig muss eine Behörde sein, zu notieren, wann ich auf einem Bahnhof auf das WC gegangen bin.
Im Übrigen berichtete die ARD im Herbst 1984 über
einen der „Verräter“. Das zu unserem bescheidenen Beitrag im
Kampf gegen die Diktatur - der kommunistischen, oder die es
mal werden wollte.
Für Menschenrechte kann man nicht - oder nur bei Prominenten - publikumswirksam erfolgreich eintreten. Profilneurosen sind in dieser Frage wirklich nicht angebracht, wenn es sich um Normalbürger gehandelt hat. Wir haben still gearbeitet, weil wir nicht in der Presse kommen durften. Wer helfen wollte, konnte nicht mit Presserummel arbeiten, denn 1969 und etwas bis Ende 1979 wäre dies für die Betroffenen zum Nachteil geworden und für alle wäre es das Ende der Arbeit gewesen. Deshalb ging es auch mit Einreiseverbot. 1989 ist nicht mit der früheren Zeit vergleichbar.
Für dieses Jahr Sendeschluss, rutsch gut ins Neue Jahr.
Grüsse Günter