Hallo,
solchen), der mich gut genug kennt, dass er weiß, in welcher
Art ich in einer solchen Situation Unterstützung hätte.Du meinst also einen der Gedankenlesen kann?
Du denkst zu sehr in schwarz/weiß.
Aber wenn man einige Jahre zusammenlebt, kann man schon wissen, ob der andere es gut findet, wenn ein fremder Mann einen an die Brust tatscht. Oder er weiß, welche Musik ich gut finde. D.h. natürlich nicht, dass er mir jedesmal, wenn ich eine neue Musik entdecke, sagt: Das passt aber gar nicht zu dir. Aber es ist eine gemeinsames Schwingen, das eben die Partnerschaft von einer Zufallsbekanntschaft von weniger als 24 Std. unterscheidet.
Kann das überhaupt ein Mensch mit Sicherheit wissen, welche
persönliche Reaktion der andere von einem in einer noch nie
dagewesenen Situation erwartet?
Natürlich nicht mit Sicherheit. Aber wenn mein Partner jedesmal sich zurückhalten würde und jedesmal abwarten würde, bis ich ganz deutlich mein Urteil ausgesprochen habe, dann würde ich persönlich wahnsinnig werden, über soviel Stillstand.
Ein profanes Beispiel: wir waren vergangenen Freitag einkaufen und im Sportladen erinnerte sich mein Mann daran, dass wir eigentlich seit längerem einen neuen Rucksack wollen. Es gab gerade Sonderangebote. Wir schauten sie uns an und wurden schließlich von einem Verkäufer entdeckt. Nach 10 Minuten verließen wir den Laden ohne Rucksack. Im Auto fragte ich meinen Mann, ob ich zu kritisch sei oder zu empfindlich oder was, aber nach 5 Minuten Verkaufsgespräch ging es mir nicht mehr um den Rucksack, sondern nur noch darum, dass mir der Verkäufer auf den Keks ging (nicht mal extrem, einfach nur ein bisschen) und ich ihm nichts abkaufen wollte. Antwort meines Mannes: „Ich weiß nicht, ob das so ist. Aber ich hab ja gemerkt, dass es dir so geht. Wir haben ja auch nichts gekauft.“
Das ist nur ein Beispiel von hunderten, dass wir einfach merken, wie der andere reagiert.
Hätte es sich nun so ergeben, dass mein Mann den Rucksack unbedingt hätte haben wollen, hätte er ihn gekauft. Ich hätte ihn nicht gehindert. Und hätte das Ding später sogar benutzt. Oder dass er den Verkäufer wirklich sympathisch gefunden hätte, auch das wäre keine Krise unserer Beziehung gewesen.
Aber wir interagieren doch! Und natürlich interpretiere ich seine kleinen und größeren Gesten und reagiere darauf und umgekehrt. Man muss nicht alles aussprechen, man muss auch nicht alles als Maßstab für die Beziehung nehmen. Gerade dass man sich wortlos versteht, ist ein Zeichen einer guten Beziehung. Das heißt NICHT, dass man nicht dennoch redet, heißt nicht, dass es nicht immer wieder Situationen gibt, wo man sich gegenseitig überrascht usw.
Außerdem ist das eine Erwartung an den Partner und was ich von
Erwartungen halte weiß man ja eh: Man kann dabei nur
verlieren.
Es muss beides geben.
Denn dass er in einer für ihn noch nie dagewesenen
Situation genau so reagiert wie Du es willst… Die Chance ist
eher gering und zwei personen enttäuscht.
Nicht wie ich will. Aber so, als ob er sich Gedanken darüber machen würde, wie ich das empfinden könnte. Bei deinem Modell traut sich ja keiner irgendwie zu reagieren oder nur innerhalb streng gezogener Grenzen, vor lauter Angst man könnte man eine übertreten.
Auch Grenzüberschreitungen sind möglich in einer intakten Beziehung. Sie sind verzeihbar.
Also wenn das bei meiner Freundin passieren würde, wüßte ich
nicht wie ich in ihrem Interesse reagieren soll.
Du siehst doch gleich, wie sie reagiert.
Außerdem gibt es doch ein generelles Kennen. Natürlich ist die Fehlerquelle bei einer kürzeren Beziehung größer, aber selbst da weiß man doch so ein Parameter.
Die
Reaktionen können ja auch ganz unterschiedlichst sein. Von
Aufmerksam machen, weggehen, Anzeige erstatten, Schimpfen,
humorvoll nehmen, so tun als ob es von ihm unabsichtlich war,
mit Anzeige drohen, Beziehung beenden. Und jeden dieser Punkte
kann man auch noch differenziert ausführen wie zum Beispiel
Freundlich, unfreundlich, bestimmt, laut damit es jeder
mitbekommt oder diskret.
Also lieber hälst du dich zurück und machst gar nichts, vor lauter Angst das Falsche zu tun.
Ich glaube, ich würde dir mit dieser Lahmarschigkeit (denn so würde ich es empfinden), nach drei Tagen das Nudelholz über den Kopf hauen und das Weite suchen.
Genau das stört mich auch an deinem gebetsmühlenartig vorgetragenen: den Partner nicht zum Sex drängen.
Natürlich empfinde ich „zum Sex drängen“ falsch. Aber wenn ich einen Partner hätte, der mir nie zeigen würde: du ich bin geil auf dich, ich hätte jetzt gern Sex!, dann würde ich mir ungeliebt, unbegehrt vorkommen.
Wenn er immer mal wieder Sex verweigert, in der Hoffnung, dass darauf hin bei ihr die Lust nach Sex steigt, ist meiner Meinung nach ein Spielchen. In seiner Art genauso manipulativ, wie wenn Druck ausgeübt wird, um Sex zu erhalten.
Gruß
Elke
Sorry, aber für mich geht Deine Toleranz (die ich ja weitgehend befürworte) zu sehr in Richtung Ignoranz / Gleichgültigkeit.