Hier hat ein Autor sich mit einem bestimmten rhetorischen Stilmittel aufs Glatteis begeben und ist, weil er es nicht beherrscht, voll aufs Steißbein geknallt.
Das Stilmittel ist die → Zusammenziehung von parataktischen („nebengeordneten“) Haupt- oder Nebensätzen durch Weglassen (→ „gapping“) von identischen Satzteilen. Siehe die Beispiele in den Links.
Aber das ist hier voll in die Hose gegangen: Zunächst mal: der Bindestrich muss weg, denn sonst geht die nebenordnende Funktion der Konjunktion „und“ verloren.
Dann hat der Autor wohl gemeint, zweimal „würde“ in einem Satz sei nicht fein, also besser einmal weglassen - weil man, bei Wiederholung desselben Prädikates, das Prädikat - wie gesagt - einmal kicken kann. Das geht sogar auch bei Teilen von mehrteiligen Prädikaten. Muster:
„… wenn Annabella schreiben würde und wenn Isabella lesen würde“
→
„… wenn Annabella schreiben [würde] und [wenn] Isabella lesen würde“
Wichtig ist, daß die ausgelassenen Satzteile in beiden Teilsätzen dieselbe Bedeutung und dieselbe Funktion haben.
Aber das ist eben in deinem zitierten Beispielsatz, wo das „würde“ weggelassen wurde, gerade nicht der Fall:
- Das erste „würde“ ist ist Konj. II des Hilfsverbs „werden“. Es bildet hier den (vom Konj. Futur ausgeliehenen) sog. Ersatz-Konjunktiv II mit dem Infinitiv des Prädikates „stolpern“ (weil das korrekte „stolperte“ nicht als Konj. II, sondern als Präteritum gelesen würde).
- Das zweite „würde“ ist der Konj. II des Vollverbs „werden“ (hier als Kopulaverb). Nur deshalb kann es ja mit dem Prädikativ „realistisch“ gekoppelt werden.
Grammatisch korrekt wäre der Satz also gewesen:
„Aber es wäre gut, wenn […] nicht … stolperte, und wenn […] realistisch würde.“
oder (ohne Komma vor dem und):
„Aber es wäre gut, wenn […] nicht … stolperte und wenn […] realistisch würde.“
Gruß
Metapher