Hallo, Horst!
Ich will das Thema „Christentum und Menschenrechte“
anschneiden, da deren Zusammenhang vermutlich sehr kontrovers
gedeutet wird
Hier hast Du, ohne es zu ahnen, schon die ganze Antwort selbst geschrieben. Nicht der Zusammenhang zwischen Menschenrechten und Christentum, sondern die Frage, wie sich ein Christ verhalten muß (und will! - was das Hauptproblem benennen dürfte), ist nämlich der Knackpunkt. Beleg folgt gleich.
"Fürchtet euch vor dem“, so der biblische Jesus über seinen
Vater in Lukas 12, 5, „der nicht nur töten kann, sondern die
Macht hat, euch auch noch in die Hölle zu werfen.
Es gibt christliche Bewegungen, die davon ausgehen, daß der Hades/Scheol, gemeinhin mit „Hölle“ übersetzt, einfach nur das Grab des Toten, ein Zustand ohne Bewußtsein, mithin ohne Qual, bedeutet. Sollte dies den Tatsachen entsprechen, wäre also jede Aufregung über eine andere Auffassung von Hölle nur heiße Luft. Strafen für Fehlverhalten sieht im übrigen auch das moderne Grundgesetz vor.
„Ihr Nattern, ihr Schlangenbrut!
Wie wollt ihr dem Strafgericht der Hölle entrinnen?“ -
vermutlich keineswegs nur rhetorisch gemeint.
Richtig, braucht aber nur die zu erschrecken, die das Volk belügen, was unser heutiges Leben wohl sehr vereinfachen könnte 
Merkwürdigerweise spricht Jesus kurz davor in Matthäus 23, 23,
also in der gleichen Ansprache, von der Tugend der
Barmherzigkeit, an der es – nein, nicht ihm, sondern: - den
Pharisäern mangele.
Genau deswegen hatten sie ja Strafe verdient! Ein grundsätzlich barmherziger Richter mag bei einem unbelehrbaren/unverbesserlichen Angeklagten auch härter entscheiden als in anderen Fällen. Und diese Gruppe handelte heuchlerischerweise ja auch noch angeblich im Auftrag Gottes, wenn sie „den Menschen schwere Lasten auf die Schultern binden und selbst nicht einmal mit dem kleinen Finger anrühren wollen“ (Matth. 23:4)
Barmherzigkeit und ewige Höllenqual figurieren als zwei Kernelemente der christlichen Lehre
Nein, Argument kommt gleich
die eigentlich doch einander logisch ausschließen sollten
Eben, und deswegen gibt es etliche Christen (zumindest nennen sie sich so und ich habe noch keinen Beleg dafür gefunden, daß sie es nicht sind), die vehement gegen die Lehre von Hölle und Höllenfeuer angehen. Und jetzt kommen wir zur Überschrift: Natürlich sagen diese Leute damit das Gegenteil der katholischen Kirche. Wer von beiden Gruppen nun recht hat, ist eine hochinteressante Frage.
und vom ersten Christen dennoch in eine zusammenhängende
Argumentationskette hineingenommen werden.
Nein, das wird den Leuten nur so erzählt. Es geschah erst im zweiten Jahrhundert. Den ersten Christen war dieser Gedanke fremd.
Spätestens jetzt wird sonnenklar, daß durch Deine Fragestellung hier die Frage beantwortet wird: Ist es die Bibel, die unmenschlich und grausam ist, oder waren es Menschen, die diesen Ruf verursachten?
Meine Antwort auf Deine Frage ist aufrichtig und entspricht meiner tiefen Überzeugung, daß wir einen liebevollen Schöpfer haben, der nichts Unbilliges verlangt und dessen gerechte und weise Gesetze nicht veralten oder überholt sind. Allerdings setze ich mich mit meiner Antwort gleichzeitig sofort dem Angriff „Roms“ aus, das seinen Alleinvertretungsanspruch der Wahrheit nur zu oft mit dem Schwert, dem Feuer und dem Henkersbeil untermauerte. (Feuer und Schwert, sagt man das nicht von ganz anderen? Da siehst Du den Unterschied zwischen Theorie und Praxis!)
Das beschworene Strafgericht der Hölle erscheint mir komplett
unkompatibel zur Idee der Menschenrechte.
Und auch hier gebe ich Dir recht/ hast Du recht. Das kann man aber nur dann akzeptieren, wenn man entweder gar nichts glaubt oder aber meine obengeäußerten Ansichten teilt.
Bis ins 19. Jahrhundert hat die Kirche die Sklaverei
legitimiert
Eben! Die Kirche, nicht die Bibel.
Die Wurzeln dessen liegen bereits in Statements von Jesus und bedeutender Christen wie z.B. Paulus
Zu diesem scheinbaren Widerspruch komme ich gleich
und Augustinus.
Hat der ein Bibelbuch geschrieben?
Jesus sagt in Matthäus, 22, 15-22: „Gebet denn, was des
Kaisers ist, dem Kaiser und, was Gottes ist, Gott“.
Im Römerbrief 13 äußert sich Paulus über die Rechte der
Ohnmächtigen: „Jeder leiste den Trägern der staatlichen Gewalt
den schuldigen Gehorsam. Denn es gibt keine staatliche Gewalt,
die nicht von Gott stammt; jede ist von Gott eingesetzt. Wer
sich daher der staatlichen Gewalt widersetzt, stellt sich
gegen die Ordnung Gottes, und wer sich ihm entgegenstellt,
wird dem Gericht verfallen.“
Man lasse diese Sätze einmal auf sich einwirken, besonders den
zweiten, und bedenke, welche fürchterlichen Erscheinungsformen
des staatlichen Terrors mit ihnen vom zweitwichtigsten aller
Christen legitimiert werden.
„Der Leser wende Unterscheidungsvermögen an“ - Matth. 24:15 gem. NW-Übersetzung
Nun denn: " Wir müssen Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als den Menschen" Apostelgeschichte 5:29
„Ob es in den Augen Gottes gerecht ist, eher auf euch zu hören als auf Gott, urteilt selbst“ Apostelgeschichte 4:20
„Bestimmt merke ich, daß Gott nicht parteiisch ist, sondern daß für ihn in jeder Nation der Mensch, der ihn fürchtet und Gerechtigkeit wirkt, annehmbar ist“ Apostelgeschichte 10:34,35
Wohltuend, ermutigend und unmißverständlich.
Absoluter Gehorsam gegenüber ‘Gott’ und gegenüber dem Staat -
das ist die Devise Augustins
Insofern nicht relevant, daß Augustinus Kirchenlehrer und nicht inspirierter Schreiber eines Bibelbuches ist. Für mich als Christen ist Augustinus nicht im geringsten maßgebend. Wer hier einen Widerspruch sieht, den verweise ich auf meine obigen Bemerkungen über Alleinvertretungsanspruch der Kirche und das Verhalten derselben. Wer allerdings - wie wohl auch Du - Kirche gleichsetzt mit Christentum (was ich anders sehe) der hat aus seiner Sicht recht. Wohl kaum eine andere Organisation hat so viel Lüge, Unmenschlichkeit und Doppelmoral verbreitet und gefördert wie das „Bodenpersonal“. Aufgrund dieser Diskrepanz nennen manche übrigens die, die nur behaupten, Christen zu sein, die „Christenheit“, im Gegensatz zu der Idee Jesu,dem „Christentum“.
und ist generell die Devise des christlich-katholischen Staatsdenkens
Stimmt!
schon seit Paulus, ja schon seit Jesus.
Auffassungssache, ich hoffe, ansatzweise eine Antwort gegeben zu haben und Jesu Namen in diesem Zusammenhang „reingewaschen“ zu haben (der eigentliche Grund meines Postings)
All das ist weit entfernt von Menschenrechten.
Stimmt!
Ich behaupte: die Kirche hat diese Rechte als ernstzunehmende
Ideen, sofern moderne Repräsentanten diese vertreten, von
außen importiert, aus dem Lager ihrer historischen Gegner im
18. und 19. Jahrhundert. Sie hat sie übernommen, weil sie sich
in einem Rückzugsgefecht befand und gezwungen war, einige
Features sich anzueignen, die up-to-date waren. Nur so konnte
sie halbwegs den Anschluss an die philosophisch-ethische
Augenhöhe der Zeit bewahren, bis zum heutigen Tag.
Perfekt formuliert; einer der Gründe, warum ich nicht mehr dort zu finden bin, und einer der Gründe, warum die Kirche besonders Menschen, die Deine Argumentation biblisch belegen, mit ausgesuchtem Hass verfolgt.
Sieht das jemand anders?
Hat Dir das geholfen? Ich weiß nicht einmal, ob man sagen kann, daß ich es anders sehe; oder ob den einzigen Unterschied in unserem „heiligen Zorn“ der Umstand darstellt, daß ich überzeugt bin, daß Gott die zynische Mißachtung seiner gerechten Grundsätze und die fortgesetzte Verletzung seiner Gesetze durch ausgerechnet diejenigen, die behaupten, Ihn besonders gut zu kennen, in kurzem ahnden wird. Ich jedenfalls freue mich auf den „Tag des Gerichts“, da er für gerechtigkeitsliebende Menschen eine gute Botschaft darstellt.
Danke für Deine anregende Frage, alles Gute, Kai-Reginald