Christentum vs. Menschenrecht

Hi,
die lange Vorrede hättest du dir sparen könnne und gleich mit
der Argumentation beginnen können.

Naja …

Eben nicht. Die Tradition ist höchstens auf dem Boden der
altisraelitischen Tradition entstanden (siehe Beitrag WODI).

Da magst du insofern Recht haben, als das heutige Rabbinische Judentum auf dem pharisäischen Teil des früheren Judentums basiert, während die Zeloten, Sadduzäer und andere inzwischen nicht mehr existieren.

Deswegen kannst du aber die Anfänge des Christentums nicht einfach 400 Jahre (oder gar 1200 Jahre) zurückverlegen. Das Christentum baut auf den Traditionen der Tora und des gesamten alten Testaments auf, ist aber in seinen Grundzügen erst im 1. Jh nach Christus entstanden.

Gruß
Torsten

Hallo Iris,

nicht nur das, sondern schlimmer. Siehe meinen Artikel etwas
weiter oben: „hochgradig erschreckend“

Habe ich gelesen. Das war sehr interessant. Ich verstehe echt nicht, was da plötzlich los ist - aber ich bemerke nicht zum ersten Mal, dass das Christentum zunehmend radikaler, fundamentalistischer, intoleranter wird.

Das ist nicht mehr die Religion, die ich als Kind hatte. Da passiert gerade etwas, und es gefällt mir nicht sonderlich. Ich glaube nicht, dass es an meiner sich verändernden Perspektive liegt. Oder doch?

Siehst du das genauso?

Einen schönen Sonntag und viele Grüße

Oh ja, den habe ich :wink:

Nachdem ich jetzt mit allen anderen Sachen fertig bin, habe ich nun gerade noch drei Stunden Zeit für meine Hebräischhausaufgabe. Hilfe, ich will nicht! Wir übersetzen gerade die Geschichte von Jakob und seinen Brüdern, und ich bin erst halb fertig.

Aber ich weiß natürlich nicht, ob dich solche christlichen Schriften interessieren :wink:

Schöne Grüße

Petra

Hallo Ralf,

Christentum und Kirche sind nun
einmal nicht voneinander zu trennen. Ohne Kirche gäbe es
schlicht kein Christentum.

das halte ich für eine Verwechslung von Ursache und Wirkung.

Erst war das Christentum, dann entwickelte sich daraus die Kirche.
Es gibt durchaus Christen (ich zähle mich da auch dazu), die „Gemeinschaft der Gläubigen“ auch ohne den Verein „Kirche“ leben.

Zumal wird hierzulande das Wort Kirche immer für eine der großen Landeskirchen verwendet. Diese sind aber nicht ident mit der Summe der Christen des Landes.

Gruss Harald

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Hi,

Ich verstehe echt
nicht, was da plötzlich los ist - aber ich bemerke nicht zum
ersten Mal, dass das Christentum zunehmend radikaler,
fundamentalistischer, intoleranter wird.

Das Christentum als Idee ändert sich nicht, da festgeschrieben.
Was sich ändert, sind die Menschen, die es vertreten.
Und da gibt es in der Tat einige erschreckende Beispiele wie z.B. George W. Bush und seine Fans. Auch Kardinal Meissner ist nicht gerade ein sanftmütiger Hirte.
All das gab es aber eigentlich schon immer bei den Christen.

Das ist nicht mehr die Religion, die ich als Kind hatte.

Doch, aber du bist nicht mehr der Mensch, der du als Kind warst.

Viele Grüße
WoDi

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Hallo,

na, natürlich, weil sie Teil der christlichen Bibel ist.

Wenn ich jetzt eine neue Religion gründe (sagen wir mal das Heurekatum) und ich benutze die Bibel und füge noch ein paar Texte dazu und nenne das ganze dann meine Heilige Schrift, dann stimmst du mir sicher zu, dass die Bibel eine heurekische Schrift ist?

Viele Grüße
Kati

Hallo,

Die Thora ist (rein historisch betrachtet) insofern zunächst
mal keine jüdische Schrift, weil sie zu einer Zeit entstanden
ist, in der es noch gar kein Judentum gab.

Toll, nach der Logik ist es erst recht keine christliche Schrift, das Christentum gab es ja auch noch nicht.

Gruß
Kati

Hallo Harald,

Christentum und Kirche sind nun
einmal nicht voneinander zu trennen. Ohne Kirche gäbe es
schlicht kein Christentum.

das halte ich für eine Verwechslung von Ursache und Wirkung.

Erst war das Christentum, dann entwickelte sich daraus die
Kirche.

die Beziehung zwischen Christentum und Kirche ist keine einseitige Ursache-Wirkungsbeziehung (weder in der einen, noch der anderen Richtung); beides steht in Wechselwirkung miteinander. Das Christentum war ja nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt fertig da und dann hat sich eine Gemeinschaft (Kirche) gebildet, die dieses Christentum praktiziert und gelehrt hat. Vielmehr gibt es eine jahrhundertelange Entwicklung, in der die Glaubensinhalte dieser Religion in verbindlicher Form formuliert und modifiziert wurden. Dabei hat die Kirche (bzw. haben die Kirchen, da dieser Prozess zu Ab- und Aufspaltungen führte) als Institution eine unverzichtbare Rolle gespielt; ich verweise da insbesondere auf die Konzile der Spätantike.

Die Missionierung, also die Verbreitung und Tradierung dieser Religion, ist ohne die Institution Kirche erst recht undenkbar. Ohne Kirche wäre das Christentum nichts als eine längst untergegangene obskure judäische Sekte, bestenfalls eine Fußnote in den Geschichtsbüchern, etwa den Mandäern vergleichbar. Mit Sicherheit kein Faktor, der an der Ausbildung der abendländischen Kultur maßgeblichen Anteil hatte.

Freundliche Grüße,
Ralf

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Hallo Junktor,
wenn es Dich zufriedenstellt, dann konzediere ich Dir gerne, dass es eine indirekte Beziehung zwischen der Idee der Menschenrechte und der christlichen Religion gibt - insofern diese Idee ein Produkt der abendländischen Kultur ist und das Christentum ein wesentlicher Faktor (unter vielen) bei der Herausbildung dieser Kultur war und insofern einige Denker, die an der Formulierung der Idee der Menschenrechte beteiligt waren, sich als Christen verstanden - wobei der Beitrag von Freimaurern, Agnostikern usw. sicherlich deutlich schwerer wiegt (ich spreche hier speziell von der Virginia Bill of Rights 1776 und der Déclaration des Droits de l’Homme et du Citoyen 1789). Wie schon angemerkt, besteht eine solche Beziehung allerdings auch zu Ideen, bei denen Christen sich eher ungern den Anteil des Christentums an der Urheberschaft bescheinigen lassen; ich nenne mal beispielhaft den Antijudaismus.

Jedenfalls macht das die Idee der Menschenrechte nicht zu einer christlichen - sonst hätte sie wohl kaum mittlerweile eine globale Bedeutung. Es ist eine Idee, die sich Christen und ihre Institutionen mittlerweile zu eigen gemacht haben - das ist ein Unterschied. Und es wiegt schon gar nicht den erbitterten Widerstand auf, mit dem die offiziellen Repräsentanten der größten christlichen Gemeinschaft eben diese Idee lange bekämpften.

Der entscheidende Schritt, der zur Formulierung der Menschenrechte führte, war das Herauslösen des Naturrechtsgedankens aus dem Bereich der Ethik und der Theologie und seine Behandlung im Kontext der Staats- und Rechtsphilosophie - deswegen der Verweis auf Locke.

Wie könnte der gute Mendel seine Vererbunglehre formulieren,
wenn „Gott“ ihn nicht erschaffen hätte? Es ist schlicht
unmöglich den ersten unbewegten Beweger gänzlich zu
ignorieren.

Entschuldige bitte, aber missionarische Sermone sind hier fehl am Platz. Es gibt eine Menge Menschen, die bezweifeln, dass Herr Mendel von einem Gott erschaffen wurde und es gibt eine Menge Menschen, die Aristoteles’ „unbewegten Beweger“ für das Ergebnis eines logischen Kurzschlusses halte. Mit dem „guten Christen“ Kant angefangen. Bitte respektiere das.

Ohne Kirche gäbe es
schlicht kein Christentum.

Dazu bitte meine Antwort an Harald lesen.

Hätte Kant seine aus der Vernunft heraus abgeleitete
Ethik formuliert, wenn er atheistische oder nihilistische
Vorstellungen gehabt hätte?

Ja.

„Es ist ein alter Wunsch, der, wer weiß wie spät, vielleicht einmal in Erfüllung gehen wird: daß man doch einmal, statt der endlosen Mannigfaltigkeit bürgerlicher Gesetze, ihre Prinzipien aufsuchen möge; denn darin kann allein das Geheimnis bestehen, die Gesetzgebung, wie man sagt, zu simplifizieren. Aber die Gesetze sind hier auch nur Einschränkungen unsrer Freiheit auf Bedingungen, unter denen sie durchgängig mit sich selbst zusammenstimmt; mithin gehen sie auf etwas, was gänzlich unser eigen Werk ist, und wovon wir durch jene Begriffe selbst die Ursache sein können.

Freundliche Grüße,
Ralf

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Hi,

hättest du aufmerksam meine Texte gelesen, wüsstest du, dass ich so ewtas nie behauptet habe. Meine Aussage ist lediglich:

  1. Die Thora ist keine jüdische Schrift, sondern eine altisraelitische usw.

  2. Die Thora kann aus christlicher Perspektive ebensogut eine christliche Schrift sein, da sich in ihr derselbe Gott offenbart, der sich später ans Kreuz nageln lässt.

Wurde alles schon geschrieben… Ist also redundant…

LG

Chris

Hi,

aus deiner Perspektive ja. Aus meiner bleibt sie eine christliche Schrift.

LG

Chris

PS: Historisch-kritisch gesehen ist sie keins von beiden.

Hi,

nein. So einer bin ich nicht. Aber es war eh keine wwirkliche Frage, oder?

LG

Chris

Hi,

nein. So einer bin ich nicht. Aber es war eh keine wwirkliche
Frage, oder?

Doch, war es, ich hatte irgendwie den Eindruck, aber es ist gut, wenn ich mich geirrt habe.
Wie man von

Es ist also höchstens eine israelitische Schrift oder eine judäische
Schrift oder eine Schrift aus Syrien-Palästina,

Was prinzipiell richtig ist, über

aber keine jüdische Schrift.

was ein eher fragwürdiges Ausschlusskriterium ist
und

Theologisch betrachtet ist sie für mich, als Christ, zunächst eine Schrift der christlichen Bibel.

was wiederum stimmt, zu

Die Thora ist ergo eine christliche Schrift. Alles andere wäre Polytheismus.

kommt hat schon irgendwas von Demagogie.
Unabhängig davon, ob es nun derselbe Gott ist oder nicht, unterscheidet sich das Gottesbild im Alten Testament doch etwas von dem im Neuen, was ja aufgrund des langen Zeitraumes auch nicht verwunderlich ist.

Viele Grüße
Torsten

Hi,

da sind wohl ein paar Sprachfetzten durcheinander geraten. Also nochmal präzisiert:

aber keine jüdische Schrift.

Meint: in historisch-kritischer Perspektive. Stand ja auch im Vorhergehenden. Natürlich ist sie für eine Juden eine jüdische Schrift.

Die Thora ist ergo eine christliche Schrift. Alles andere wäre Polytheismus.

Asche auf mein Haupt, es müsste wohl präziser heißen: Die Thora ist für mich als Christen ergo eine christliche Schrift, denn sonst wäre ich Polytheist. Das ging aber meine ich auch aus dem Artikelzusammenhang hervor.

Nun sollte das ganze, für den verstehenden Leser, nichts mehr von Demagogie haben.

Unabhängig davon, ob es nun derselbe Gott ist oder nicht,
unterscheidet sich das Gottesbild im Alten Testament doch
etwas von dem im Neuen, was ja aufgrund des langen Zeitraumes
auch nicht verwunderlich ist.

Die Relevanz dieser Aussage habe ich nicht verstanden.

LG

Chris

Hi,

Nun sollte das ganze, für den verstehenden Leser, nichts mehr
von Demagogie haben.

Ok, die Demagogie ist der Dogmatik gewichen …

Unabhängig davon, ob es nun derselbe Gott ist oder nicht,
unterscheidet sich das Gottesbild im Alten Testament doch
etwas von dem im Neuen, was ja aufgrund des langen Zeitraumes
auch nicht verwunderlich ist.

Die Relevanz dieser Aussage habe ich nicht verstanden.

Ich wollte sagen, dass für einen Christen der Gott des Alten und Neuen Testaments selbstverständlich derselbe ist, während ein Theologe da möglicherweise etwas mehr differenziert.

Viele Grüße
Torsten

Hallo Ralf,

wenn es Dich zufriedenstellt, …

Ja, damit kann ich leben. :smile:

Wie könnte der gute Mendel seine Vererbunglehre formulieren,
wenn „Gott“ ihn nicht erschaffen hätte? Es ist schlicht
unmöglich den ersten unbewegten Beweger gänzlich zu
ignorieren.

Entschuldige bitte, aber missionarische Sermone sind hier fehl
am Platz.

Diesmal entschuldige ich nicht, das war nicht missionierend
gemeint, sondern empathisch! Versetze dich einmal in Mendels
Bewusstsein, SEINEN Glauben etc. Man kann nicht ALLES
egozentrisch reflektieren!
Und nur zur Klarstellung: ich bin kein gläubiger Christ,
eher ein skeptischer Sucher, der versucht soweit das mir
meine Möglichkeiten zulässt, objektiv zu sein. Auch und
grade wenn es gegen irgend eine Institution geht.
Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass man sich selbst
sehr schnell um wertvolle Erkenntnisse bringt, wenn
man apriorisch seinen Vorurteilen Raum zur Entwicklung
lässt, so wie das hier häufig geschieht.

Es gibt eine Menge Menschen, die bezweifeln, dass
Herr Mendel von einem Gott erschaffen wurde

U.a. ich und ich respektiere das natürlich auch!

Menge Menschen, die Aristoteles’ „unbewegten Beweger“ für das
Ergebnis eines logischen Kurzschlusses halte. Mit dem „guten
Christen“ Kant angefangen. Bitte respektiere das.

Und es gibt eine Menge Menschen, deren Glauben Berge versetzt
hat, ob der Glaube nun wahr ist oder nicht, ob das Placebos
sind oder was auch immer. Mit dem Glauben eines mächtigen
Verbündeten im Rücken geht man Probleme leichter an und
überwindet seine scheinbaren Grenzen.

Ohne Kirche gäbe es
schlicht kein Christentum.

Dazu bitte meine Antwort an Harald lesen.

Lese ich gleich, wenn du nichts dagegen hast, würde
ich die Frage gerne în einem neuen thread thematisieren,
ohne dich zu nennen selbstredend, hier werden ohnehin nicht
mehr viele mitlesen.

Hätte Kant seine aus der Vernunft heraus abgeleitete
Ethik formuliert, wenn er atheistische oder nihilistische
Vorstellungen gehabt hätte?

Ja.

Dann verstehst du nichts von Psychologie, du
kannst die Vernunft nicht über alles stellen.
Das Ich ist nicht Herr im Hause, sagte Freud
einmal sehr zutreffend.

"Es ist ein alter Wunsch, der, wer weiß wie spät,…

Ja.

Mit freundlichem Gruss
Junktor

Historisch-kritisch: Die Thora ist historisch gesehen nicht Wort Gottes.

Würde mich interessieren, wie das bewiesen wurde
Gruß

Hallo, Horst!

Ich will das Thema „Christentum und Menschenrechte“
anschneiden, da deren Zusammenhang vermutlich sehr kontrovers
gedeutet wird

Hier hast Du, ohne es zu ahnen, schon die ganze Antwort selbst geschrieben. Nicht der Zusammenhang zwischen Menschenrechten und Christentum, sondern die Frage, wie sich ein Christ verhalten muß (und will! - was das Hauptproblem benennen dürfte), ist nämlich der Knackpunkt. Beleg folgt gleich.

"Fürchtet euch vor dem“, so der biblische Jesus über seinen
Vater in Lukas 12, 5, „der nicht nur töten kann, sondern die
Macht hat, euch auch noch in die Hölle zu werfen.

Es gibt christliche Bewegungen, die davon ausgehen, daß der Hades/Scheol, gemeinhin mit „Hölle“ übersetzt, einfach nur das Grab des Toten, ein Zustand ohne Bewußtsein, mithin ohne Qual, bedeutet. Sollte dies den Tatsachen entsprechen, wäre also jede Aufregung über eine andere Auffassung von Hölle nur heiße Luft. Strafen für Fehlverhalten sieht im übrigen auch das moderne Grundgesetz vor.

„Ihr Nattern, ihr Schlangenbrut!

Wie wollt ihr dem Strafgericht der Hölle entrinnen?“ -
vermutlich keineswegs nur rhetorisch gemeint.

Richtig, braucht aber nur die zu erschrecken, die das Volk belügen, was unser heutiges Leben wohl sehr vereinfachen könnte :wink:

Merkwürdigerweise spricht Jesus kurz davor in Matthäus 23, 23,
also in der gleichen Ansprache, von der Tugend der
Barmherzigkeit, an der es – nein, nicht ihm, sondern: - den
Pharisäern mangele.

Genau deswegen hatten sie ja Strafe verdient! Ein grundsätzlich barmherziger Richter mag bei einem unbelehrbaren/unverbesserlichen Angeklagten auch härter entscheiden als in anderen Fällen. Und diese Gruppe handelte heuchlerischerweise ja auch noch angeblich im Auftrag Gottes, wenn sie „den Menschen schwere Lasten auf die Schultern binden und selbst nicht einmal mit dem kleinen Finger anrühren wollen“ (Matth. 23:4)

Barmherzigkeit und ewige Höllenqual figurieren als zwei Kernelemente der christlichen Lehre

Nein, Argument kommt gleich

die eigentlich doch einander logisch ausschließen sollten

Eben, und deswegen gibt es etliche Christen (zumindest nennen sie sich so und ich habe noch keinen Beleg dafür gefunden, daß sie es nicht sind), die vehement gegen die Lehre von Hölle und Höllenfeuer angehen. Und jetzt kommen wir zur Überschrift: Natürlich sagen diese Leute damit das Gegenteil der katholischen Kirche. Wer von beiden Gruppen nun recht hat, ist eine hochinteressante Frage.

und vom ersten Christen dennoch in eine zusammenhängende
Argumentationskette hineingenommen werden.

Nein, das wird den Leuten nur so erzählt. Es geschah erst im zweiten Jahrhundert. Den ersten Christen war dieser Gedanke fremd.
Spätestens jetzt wird sonnenklar, daß durch Deine Fragestellung hier die Frage beantwortet wird: Ist es die Bibel, die unmenschlich und grausam ist, oder waren es Menschen, die diesen Ruf verursachten?
Meine Antwort auf Deine Frage ist aufrichtig und entspricht meiner tiefen Überzeugung, daß wir einen liebevollen Schöpfer haben, der nichts Unbilliges verlangt und dessen gerechte und weise Gesetze nicht veralten oder überholt sind. Allerdings setze ich mich mit meiner Antwort gleichzeitig sofort dem Angriff „Roms“ aus, das seinen Alleinvertretungsanspruch der Wahrheit nur zu oft mit dem Schwert, dem Feuer und dem Henkersbeil untermauerte. (Feuer und Schwert, sagt man das nicht von ganz anderen? Da siehst Du den Unterschied zwischen Theorie und Praxis!)

Das beschworene Strafgericht der Hölle erscheint mir komplett
unkompatibel zur Idee der Menschenrechte.

Und auch hier gebe ich Dir recht/ hast Du recht. Das kann man aber nur dann akzeptieren, wenn man entweder gar nichts glaubt oder aber meine obengeäußerten Ansichten teilt.

Bis ins 19. Jahrhundert hat die Kirche die Sklaverei
legitimiert

Eben! Die Kirche, nicht die Bibel.

Die Wurzeln dessen liegen bereits in Statements von Jesus und bedeutender Christen wie z.B. Paulus

Zu diesem scheinbaren Widerspruch komme ich gleich

und Augustinus.

Hat der ein Bibelbuch geschrieben?

Jesus sagt in Matthäus, 22, 15-22: „Gebet denn, was des
Kaisers ist, dem Kaiser und, was Gottes ist, Gott“.
Im Römerbrief 13 äußert sich Paulus über die Rechte der
Ohnmächtigen: „Jeder leiste den Trägern der staatlichen Gewalt
den schuldigen Gehorsam. Denn es gibt keine staatliche Gewalt,
die nicht von Gott stammt; jede ist von Gott eingesetzt. Wer
sich daher der staatlichen Gewalt widersetzt, stellt sich
gegen die Ordnung Gottes, und wer sich ihm entgegenstellt,
wird dem Gericht verfallen.“
Man lasse diese Sätze einmal auf sich einwirken, besonders den
zweiten, und bedenke, welche fürchterlichen Erscheinungsformen
des staatlichen Terrors mit ihnen vom zweitwichtigsten aller
Christen legitimiert werden.

„Der Leser wende Unterscheidungsvermögen an“ - Matth. 24:15 gem. NW-Übersetzung
Nun denn: " Wir müssen Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als den Menschen" Apostelgeschichte 5:29
„Ob es in den Augen Gottes gerecht ist, eher auf euch zu hören als auf Gott, urteilt selbst“ Apostelgeschichte 4:20
„Bestimmt merke ich, daß Gott nicht parteiisch ist, sondern daß für ihn in jeder Nation der Mensch, der ihn fürchtet und Gerechtigkeit wirkt, annehmbar ist“ Apostelgeschichte 10:34,35
Wohltuend, ermutigend und unmißverständlich.

Absoluter Gehorsam gegenüber ‘Gott’ und gegenüber dem Staat -
das ist die Devise Augustins

Insofern nicht relevant, daß Augustinus Kirchenlehrer und nicht inspirierter Schreiber eines Bibelbuches ist. Für mich als Christen ist Augustinus nicht im geringsten maßgebend. Wer hier einen Widerspruch sieht, den verweise ich auf meine obigen Bemerkungen über Alleinvertretungsanspruch der Kirche und das Verhalten derselben. Wer allerdings - wie wohl auch Du - Kirche gleichsetzt mit Christentum (was ich anders sehe) der hat aus seiner Sicht recht. Wohl kaum eine andere Organisation hat so viel Lüge, Unmenschlichkeit und Doppelmoral verbreitet und gefördert wie das „Bodenpersonal“. Aufgrund dieser Diskrepanz nennen manche übrigens die, die nur behaupten, Christen zu sein, die „Christenheit“, im Gegensatz zu der Idee Jesu,dem „Christentum“.

und ist generell die Devise des christlich-katholischen Staatsdenkens

Stimmt!

schon seit Paulus, ja schon seit Jesus.

Auffassungssache, ich hoffe, ansatzweise eine Antwort gegeben zu haben und Jesu Namen in diesem Zusammenhang „reingewaschen“ zu haben (der eigentliche Grund meines Postings)

All das ist weit entfernt von Menschenrechten.

Stimmt!

Ich behaupte: die Kirche hat diese Rechte als ernstzunehmende
Ideen, sofern moderne Repräsentanten diese vertreten, von
außen importiert, aus dem Lager ihrer historischen Gegner im
18. und 19. Jahrhundert. Sie hat sie übernommen, weil sie sich
in einem Rückzugsgefecht befand und gezwungen war, einige
Features sich anzueignen, die up-to-date waren. Nur so konnte
sie halbwegs den Anschluss an die philosophisch-ethische
Augenhöhe der Zeit bewahren, bis zum heutigen Tag.

Perfekt formuliert; einer der Gründe, warum ich nicht mehr dort zu finden bin, und einer der Gründe, warum die Kirche besonders Menschen, die Deine Argumentation biblisch belegen, mit ausgesuchtem Hass verfolgt.

Sieht das jemand anders?

Hat Dir das geholfen? Ich weiß nicht einmal, ob man sagen kann, daß ich es anders sehe; oder ob den einzigen Unterschied in unserem „heiligen Zorn“ der Umstand darstellt, daß ich überzeugt bin, daß Gott die zynische Mißachtung seiner gerechten Grundsätze und die fortgesetzte Verletzung seiner Gesetze durch ausgerechnet diejenigen, die behaupten, Ihn besonders gut zu kennen, in kurzem ahnden wird. Ich jedenfalls freue mich auf den „Tag des Gerichts“, da er für gerechtigkeitsliebende Menschen eine gute Botschaft darstellt.
Danke für Deine anregende Frage, alles Gute, Kai-Reginald

Locke investierte in Sklaverei
Hi.

Locke war ein tiefgläubiger Christ, ist er als solcher denn
nicht Mitglied des Christentums?

Locke hatte in Aktien eines Schiffahrtsunternehmens investiert, das bekanntermaßen mit der Verschiffung von afrikanischen Sklaven guten Reibach machte. Locke wusste das. Das nur am Rande.

Gruß

Unvereinbarkeit der Messages
Hi.

Danke für deinen Beitrag, auf den ich wg. Zeitmangel nur beim wesentlichen Punkt eingehe:

Wenn ein richtiger Gedanke (Menschenrechte) von außen importiert wird, wie Du
es in diesem Falle behauptest, dann muss das jemand innerhalb
„der Kirche“ getan haben, der ihn als richtig erkannte. Wo
also liegt das Problem?

Es liegt darin, dass sich die Kirche mit ebenjenen importierten Lorbeeren schmückt, als seien sie auf dem eigenen Acker gewachsen. Es liegt zudem darin, dass meiner Ansicht nach die Kernmessage des Christentums und die Kernmessage der Menschenrechte sich unvereinbar gegenüber stehen. Es liegt also darin, dass hier etwas absolut nicht echt ist.

Gruß

Hallo Ralf,

ich bin gespannt, was der neue Thread alles zutage fördert,
aber hier habe ich doch noch einige Anmerkungen.

die Beziehung zwischen Christentum und Kirche ist keine
einseitige Ursache-Wirkungsbeziehung (weder in der einen, noch
der anderen Richtung); beides steht in Wechselwirkung
miteinander.

Das ist zwar real so, sollte aber nicht so sein.

Das Christentum war ja nicht zu einem bestimmten
Zeitpunkt fertig da und dann hat sich eine Gemeinschaft
(Kirche) gebildet, die dieses Christentum praktiziert und
gelehrt hat.

Eigentlich schon. Das „Christentum“ war mit der Himmelfahrt Jesu fertig. Danach konnte Jesus, der „Christus“, nichts mehr hinzufügen.

Was danach kam, waren einige praktische Hinweise, wie die Lehre Jesu umgesetzt werden kann. Das sind die Briefe an die Gemeinden.

Vielmehr gibt es eine jahrhundertelange
Entwicklung, in der die Glaubensinhalte dieser Religion in
verbindlicher Form formuliert und modifiziert wurden. Dabei
hat die Kirche (bzw. haben die Kirchen, da dieser Prozess zu
Ab- und Aufspaltungen führte) als Institution eine
unverzichtbare Rolle gespielt; ich verweise da insbesondere
auf die Konzile der Spätantike.

Genau diese Konzile haben das Christentum in eine falsche Richtung gebracht. Sie haben den Verein „Kirche“ etabliert.

Die Missionierung, also die Verbreitung und Tradierung dieser
Religion, ist ohne die Institution Kirche erst recht
undenkbar.

Das ist keineswgs so.
Missionierung erfolgt am besten im Dialog. In welcher Kirche findest Du dazu Gelegenheit? Da wird im Frontalunterricht ein Text vorgegeben und fertig.

Missionierung erfolgt so, wie Jesus seine Jünger unterrichtete. Im Weitersagen der biblischen Wahrheiten und erzählen der persönlichen Erlebnisse. Dazu braucht es keinen Verein. Dazu braucht es Menschen, die die Texte der Bibel ernst nehmen.

Ohne Kirche wäre das Christentum nichts als eine
längst untergegangene obskure judäische Sekte, bestenfalls
eine Fußnote in den Geschichtsbüchern, etwa den Mandäern
vergleichbar. Mit Sicherheit kein Faktor, der an der
Ausbildung der abendländischen Kultur maßgeblichen Anteil
hatte.

Dann wäre diese Sekte doch schon in den ersten Jahrzehnten untergegangen. Aber im Gegenteil, diese neue Lehre hat sich so rasch ausgebreitet, dass das römische Reich Angst bekam und die Anhänger verfolgte und bekämpfte. Den Sieger kennen wir *g*.

Und erst danach hatte die Gemeinschaft der Gläubigen genügend Macht, eine „Kirche“ zu gründen.

Gruss Harald

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