Hallo,
Ich hoffe dann, dass Du diese Moral jedem Menschen zusprichst
und somit auch die Entscheidung, welche Gesetze er befolgt und
welche nicht.
Ich stelle da keine Besonderheit dar. Und in der Praxis ist das ja auch so. Viele übertreten die Gesetze. Entweder weil sie meinen es merkt keiner oder weil sie auch bereit sind die Konsequenzen zu tragen.
Ich hoffe weiter für Dich, dass Du dann nicht auf Menschen
triffst, die die Einhaltung genau der Gesetze für stumpfsinnig
halten, die Du wiederum für wichtig hältst.
Och, auf solche treffe ich täglich. Du nicht?
Oder leuchtet hier veilleicht doch langsam ein, warum nicht
jeder individuell entscheiden kann, welche Gesetze einzuhalten
sind und welche nicht.
Irgenwie willst Du mich nicht verstehen, nicht wahr?
Es kommt mitunter auch auf den moralischen Standpunkt an.
Wenn das so wäre, dann musst Du auch beantworten, WESSEN
moralischer Standpunkt. Deiner? Meiner? Der jedes einzelnen
Menschen.
Genau, der jedes einzelnen Menschen.
Dass das nicht praktikabel ist, ist klar. Trotzdem gibt es Gesetze die moralisch nicht ok sind, zumindest für den überwiegenden Teil der Bevölkerung.
Willst Du ernsthaft die individuelle Moral jedes Einzelnen
innerhalb einer Gesellschaft als Maßstab dafür nehmen, welche
Gesetze von wem einzuhalten sind und welche nicht.
Darum geht es nicht und das habe ich auch nicht behauptet.
Oder muss es nicht vielleicht doch eine objektive rechtliche
Instanz geben, an die sich alle zu halten haben.
Natürlich. Aber es gibt eben auch Grenzsituationen in denen man diese Gesetze übertritt. Und tu nicht so als würdest Du konsequent jedes Gesetz befolgen.
Würdest Du wirklich in einer Gesellschaft leben wollen, in der
jeder einzelne das bestehende Recht seiner seiner
individuellen Moral wertet und befolgt (oder eben nicht)?
Das steht doch überhaupt nicht zur Diskussion.
Oder willst auch Du vielleicht nicht einfach nur ab und an
Gesetz übertreten, Dir dies aber nicht als Fehlverhalten
vorwerfen lassen.
Wenn ich das Gesetz übertrete, dann weiss ich um mein Fehlverhalten.
Ich stehe dann auch gerade dafür, fühle mich aber teilweise moralisch im Recht. Und das kann mir niemand nehmen.
Nicht alles was in Gesetzbüchern steht ist damit auch
automatisch Recht.Doch. Alles was dort steht ist Recht.
Typisch RA. Da steht genügend Unrecht drin. Aber sobald es da steht ist es für Dich unantastbares Recht.
Eine andere Frage ist, ob Recht immer auch Gerechtigtkeit ist.
Denn während Recht das ist, was positiv normiert ist, ist
Gerechtigkeit ein Begriff, den jeder anders definiert. Daher
versucht man, das Recht möglichst genau in der Schnittmenge
aller Gerechtigkeitsvorstellungen zu platzieren. Dass das
nicht 100%ig gelingen kann, ist offensichtlich. Dennoch müssen
sich alle daran halten, das ist der Kompromiss in der
Gesellschaft.
Das ist ja auch unbestritten. Trotzdem setze auch ich mich ab und an über Gesetze hinweg. Und da bin ich nicht der einzige. Leg mal die Gesetzbücher zur Seite und geh mal wieder auf die Strasse und sprich mit ein paar Leuten. Das wird helfen.
Und dann kommen immer wieder Leute wie Du oder Mathias und
meinen, sie selbst müssten diesen Kompromiss nicht eingehen
und sich nicht an die Regeln halten und begründen das dann mit
irgendeiner Moral und einer angebliche „stumpfsinigen“
Gesetzesbefolgung, ohne sich über den Grund, warum Regeln
einzuhalten sind, sich nicht einmal ansatzweise auseinander
gesetzt zu haben.
Bischen platt, oder? Woher willst Du wissen ob, wann und wie ich mich damit auseinandersetze? Ich dachte die Anwälte halten sich immer an die Fakten und spekulieren nicht ins blaue?
Die Todesstrafe ist in einigen Ländern Recht. Trotzdem sind
viele unschuldige hingerichtet worden. Ist das also Recht, nur
weil es aufgrund der aktuellen Gesetzeslage geschah?Leider ein völlig unbrauchbares Beispiel, da Du Recht und
Beweis durcheinander bringst.
Nur gibt es bei meinem Beispiel kein zurück mehr.
Ups, sorry. Tut uns leid das wir Sie hingerichtet haben. Kommt bestimmt nicht wieder vor?
Die Hinrichtung oder überhaupt Verurteilung eines Unschuldigen
ist immer Unrecht, man weiß es zu dem Zeitpunkt eben nicht.
s.o.
War die Ermordung der Juden Recht, nur weil es zu der Zeit
laut Gesetz Recht war? Die Hexenverbrennung war auch Recht?
Die Sklaverei auch?Wie kann man nur die moralische Möglichkeit zur Überschreitung
von Geschwindigkeitsregelungen oder anderen Vorschriften
unserer Rechtsordnung mit diesen Vorkommnissen vergleichen.
Das ist einfach erbärmlich, sich solcher Vergleiche zu
bedienen. Der Unterschied zwischen diesem und unserem Recht
muss doch wohl nicht wirklich dargestellt werden…
Wer vergleicht hier permanent mit Geschwindigkeits übertretungen? Das sind doch unsere Rechtsexperten hier. Ich hatte bereits geschrieben das ich das etwas globaler sehe. Das war mit dem Tellerrand gemeint.
Du liest was Du lesen willst, nicht was da steht.
Ich verstehe sehr gut was Du meinst, nur reiten unsere
Juristen hier scheinbar verblendet auf ihren Paragrafen.Ein schöner Stereotyp der immer gerne benutzt wird, wenn man
Gesetz nicht einhalten will. Nur hat er keinen Inhalt, der
hierzu etwas beitragen könnte.
Meinst Du.
Was die Obrigkeit anordnet ist Recht, punkt. Und wehe es wagt
jemand dies in Frage zu stellen.Du scheinst die Diskussion nicht verfolgt oder Dich sonst mit
der politischen Landschaft Deutschlands nicht wirklich
beschäftigt zu haben, sonst würdest Du so einen Blödsinn nicht
sagen.
Du akzeptierst andersdenkende nicht. Das scheint Dein Problem zu sein.
Wer etwas anders sieht schreibt eben blödsinn und setzt sich nicht mit der politischen Landschaft auseinander.
So kann man es natürlich auch hindrehen.
Selbstverständlich darf und muss man jederzeit die Richtigkeit
von Gesetzen in Frage stellen. Das sieht selbst der Staat und
hat durch die Verwaltungsgerichte und insb. das BVerfG eigens
Institutionen geschaffen, die sein geschaffenes Recht aufheben
oder zumindest einschränken können.Jeder kann Normen in Frage stellen, daher gibt es bei uns
Meinungs- und Demonstrationsfreiheit, Presse, etc.
Meinungsfreiheit, genau das Recht nehme ich mir hier. Und ich sehe auch was Du draus machst.
Aber es ist etwas völlig anderes, Gesetze selbst zu beurteilen
und für nicht einhaltenswert zu betrachten. Das hat mit obigem
nichts zu tun und stellt lediglich eine billige Rechtfertigung
dafür dar, sich nicht an Gesetze halten zu wollen.
Bitte, wirf den ersten Stein wenn Du Dich traust.
Unsere Justitiare hier verbeissen sich an
Geschwindigkeitsbegrenzungen.Das ist nur das Ausgangsthema. Es geht um eine ganz abstrakte
Frage.
Aha, oben wirfst Du mir das Gegenteil vor. Einige Dich doch erst mal was Du nun willst.
Ich schrieb dass ich das Ganze eher generell sehe und jetzt kommst Du und drehst es Dir einfach um. Glückwunsch. Machst Du sowas öfter?
Ein Blick über den Tellerrand hinaus wäre vielleicht nicht das
verkehrteste.Wie nett, wieder so ein auswendig gelernter Spruch…wer also
meint, Gesetz nicht einhalten zu müssen, weil er sie selbst
beurteilen kann, schaut über seinen Tellerrand.
Oha, Deine Arroganz ist doch noch zu toppen?
Ich lerne keine Sprüche auswendig, ich kann schon alleine denken. Und ganz ohne Dich.
Es ist offensichtlich, der Unterschied zwischen Deinen Gesetzbüchern und der Realität ist Dir scheinbar unbekannt. Genau aus diesem Grund haben wir so viele Gesetze fernab jeglicher Realität.
Billiger gehts nimmer oder?
Mag für Dich billig sein, wie gesagt, ein bischen Realismus würde Dir gut tun.
Nochmal: Was Du und Mathias einfach übersehen wollen ist, dass
es einen Grund gibt, warum Normen, solange sie existieren
einzuhalten sind.
Du willst es wirklich nicht verstehen, oder? Ich befolge die Gesetze, sonst würde ich nicht hier sitzen und schreiben.
Aber ich bin nicht blind Gesetzesgehorsam. Man kann durch hinterfragen und auch mal durch übertreten etwas bewegen.
Nehmen wir doch mal die Demonstrationsverbote. Viele haben sie missachtet und trotzdem demonstriert. Hinterher wurde klar dass das Demonstrationsverbot aufgrund der Rechtslage nicht hätte ausgesprochen werden dürfen. Da demonstriere ich aber lieber gesetzeswidrig (obwohl es im Nachhinein garnicht gesetzeswidrig war), als das ich im Vorwege ein Demonstrationsverbot einfach schlucke.
Eine Gesellschaft funktioniert nun einmal nicht, wenn jeder
für sich selbst entscheiden kann, an welches Gesetz er sich
halten soll und an welches nicht.
Und ich glaube, Du wärst der erste, der aufschreit, wenn Dein
Nachbar für Dich wichtige Gesetze nicht einhält (zB.
Lärmbeschränkung) und sowohl er als auch die Polizei als auch
das Gericht der Ansicht wären, das sind Vorschriften, die
müsste man nicht einhalte, das sei stumpfe Gesetzesbefolgung.
Und es gäbe 1000 weitere Beispiele.
Nun tu doch nicht so als hätte ich geschrieben ich würde nur die Gesetze beachten die ich selbst auch akzeptiere. Ich halte mich an die Gesetze, auch an die die ich für Nonsens halte.
Aber ich nehme mir das Recht auch mal ein Gesetz zu übertreten wenn ich es verantworten kann.
Und besonders Du solltest eigentlich wissen das es genügend Gesetze gibt die bei genauer Auslegung sich mit anderen Gesetzen beissen und damit teilweise unwirksam werden.
Nicht umsonst befassen sich so viele Juristen mit den Gesetzen. Wenn immer alles so klar wäre wie Du schreibst bräuchten wir keine Rechtsanwälte, wir müssten nur stur nach dem Gesetzestext gehen und fertig.
Daher, und das scheint für viele einfach zu schwierig sein zu
erkennen, ist jedes Rechtssystem automatisch ein Kompromiss.
Es ist offensichtlich, dass es auch schlechte Gesetze gibt und
solche, die von vielen nicht als richtig anderkannt werden
(weil sie eben eine andere Vorstellung von Recht haben). Aber
daraus kann eben nicht folgen, das jeder sein eigenes Recht
(durch Akzeptanz und Negierung von Normen) macht. Ist das
wirklich so schwer zu verstehen?
Natürlich ist das ein Kompromiss, und nun komm mal von Deinem hohen Ross runter und behaupte nicht ständig ich würde das nur nicht verstehen und den ach so höheren Sinn dahinter nicht erkennen.
Ich erkenne mehr Sinn in vielen Dingen als Du hinter Deinem Gesetzbuch erkennen kannst. Leg es mal zur Seite, es gibt noch ein Leben ausserhalb Deiner Bücher. Man nennt es Realität.
Wenn man also der Ansicht ist, dass Normen solange sie
existieren, einzuhalten sind, ist das, was Du primitiv als
„Paragraphenreiterei“ bezeichnest, nichts anderes als die
Erkenntnis, dass nicht jeder sein eigenes Recht machen kann.
Ah ja.
Der Unterschied zwischen Juristen und Menschen wie Dir liegt
vielleicht einfach daran, dass Du nur an Dich selbst denkst,
während Juristen sich darüber Gedanken machen und erkennen,
dass mit Einstellungen wie Deiner ein Staat nicht
funktionieren kann.
Klar
Wenn Du mich kennen würdest (!), dann würdest Du wohl kaum behaupten das ich jemand bin der nur an sich denkt.
Aber Juristen sind ja die ganz schlauen. Bischen überheblich vielleicht? Aber ich kenne nur wenige Juristen die anders denken als Du. Aber Gott sei Dank, es gibt sie.
Der ganze Staat funktioniert also nur weil die ach so schlauen und weitdenkenden Juristen es möglich machen?
Und nun stell Dir mal vor, es gibt Theorien die behaupten das es ohne Juristen auf diesem Erdball viel flotter und gerechter voranginge.
Denk einfach mal darüber nach.
Tue ich ja, aber ich vertrete eben einfach eine andere Ansicht. Ich weiss, sowas mögen Juristen garnicht. Aber damit müssen sie wohl leben.
Und soviel ich darüber nachdenke, wir werden da niemals einer Ansicht sein.
Gruss Jakob van Tast