Moin Carlos,
OK, dann etwas deutlicher. Wie sah und sieht es in den
klassischen Immigrationsländern aus. Gab und gibt es dort
spezielle Förderung für die Kinder der Immigranten. Ich glaube
das nicht.
Wenn du in die USA auswanderst, und dort Kinder bekommst,
gehen deine Kinder, wenn überhaupt, in einen
englischsprachigen Kindergarten. Sie spielen mit
englischsprachigen Freunden und reden mit englischsprachigen
Mitmenschen. Sie sehen englischsprachiges Kinderfernsehen und
haben englischsprachige Spielsachen. Wenn die Kinder in die
Schule kommen, können sie englisch.
Ich glaube da täuscht du dich. Es gibt in den USA mittlerweile ganze Landstriche, die zweisprachig sind (englisch/spanisch). Selbst an der Ostküste hab ich zweisprachige Zeitungen entdeckt und vom Fernsehprogramm wollen wir mal gar nicht erst reden. Wenn du als Mexikaner in einer bestimmten Gegend der USA wohnst, kommst du prima durch, ohne nur ein Wort Englisch zu sprechen, mit chinesisch ist es ähnlich.
Das Problem mit Sprache tritt dort auf, wo man die Kinder
gewollt oder ungewollt von der Kultur des Einwanderungslandes
abschirmt. Deswegen tritt es nicht generell bei Immigranten
auf, sondern nur dort, wo oben beschriebenen Bedingungen
vorhanden sind.
Zustimmung.
Das kannst du nicht ausgleichen, indem du Lehrplan etwas
anpasst und die Lehrer besser ausbildest. Die Kinder benötigen
eine Menge spezifischer und zusätzlicher Förderung, und das
möglichst früh.
Aber auch das wird nicht immer reichen. Du hast ja häufig mit
drei Faktoren zu kämpfen.
1.) Fehlender Kontakt zur deutschen Sprache
2.) Bildungsferne Haushalte
3.) Ablehnende Haltung gegenüber der deutschen Kultur
1.) Den Kontakt zur deutschen Sprache können die Kinder durchaus über die Schule bekommen. In den Klassen sitzen ja nicht nur deutsch- und türkischsprachige Kinder, sondern auch Kinder mit anderem sprachlichen Hintergrund. Hier wird es offenbar versäumt, den Kindern Deutsch als gemeinsame Sprache beizubringen. Statt dessen verständigen sich die Kinder dann in irgend einem Mischmasch, der zwar nicht Deutsch, aber auch nichts anderes ist.
2.) Dieser Punkt ließe sich durch ein Ganztagsangebot mildern. Dort bekommen die Kinder ein vernünftiges Mittagessen, können ihre Hausaufgaben machen und in AGs noch etwas lernen. Dieses Angebot dürfte auch vielen Deutschen Kindern zugute kommen, die nicht so das optimale Elternhaus haben.
3.) Ich hab mich immer schon gefragt, was um himmels Willen denn diese „deutsche Kultur“ eigentlich sein soll. Für mich sind Filmemacher wie Fatih Akin und Schriftsteller wie Feridun Zaimoglu sowie leckeres türkisches Essen längst Teil der deutschen Kultur, die ich auch nicht mehr missen möchte.
Das Schwachsinnige an unserem Schulsystem ist die frühe
Selektion. Wenn die Kinder nach vier Jahren die Fremdsprache
Deutsch einigermaßen gelernt haben, kommen Sie in eine Schule,
wo sie auf möglichst wenige deutsche Muttersprachler und
möglichst viele Kinder aus bildungsfernen Haushalten treffen.
Dabei kommen die bekannten Idiome raus.
So ist es. Die Probleme sind bekannt, die Fehler sind bekannt, und trotzdem ändert sich kaum etwas, weil die Leute, die auf die Politiker Druck machen könnten (nämlich die Wähler) lieber auf Ausländer schimpfen. Ein Trauerspiel ist das.
Lieben Gruß
Marion