Moin Eli,
grundsätzlich möchte ich sagen, dass ich deinem Posting voll zustimmen kann, dennoch ein paar Anmerkungen.
Es gab zahlreiche Versuche dazu, welche - baruch HaSchem -
alle verhindert werden konnte. Aber ich sprach auch von Europa
und da sieht es dann doch schon etwas anders aus.
Ok, vielleicht war meine Anmerkung hier auch zu kurz gegriffen. So kann eine Gruppe von 10 Leuten vorausgesetzt die Teilnehmer werden nicht geschnappt innerhlab kürzester Zeit sehr viel Schaden anrichten. Dies ist aber dennoch eine andere Situation, als wenn gewalttätiger Antisemitismus gesellschaftssfähig wird, also von einer schweigenden Mehrheit zumindest gedanklich mitgetragen wird. (Aber ich denke, hier sind wir uns eh einig, wenn ich mir deinen Verweis auf „Terrorgruppen“ weiter unten anschaue).
Ausserdem muss sich Antisemitismus nicht nur darin ausdrücken,
dass Synagogen brannte. Auch im Nationalsozialismus brannten
diese recht spät und vieles lief dem zu vor, welches uns heute
ebenso unerträglich wäre (wobei klar ist, dass auch dieses in
D nicht auftritt).
Dennoch gebe ich dir insoweit recht, dass die Frage ist, ob
dieser Antisemitismus mittlerweile nicht insoweit normal ist,
dass er nie verschwinden wird und aushaltbar ist.
Vielleicht ist es auch einfach hilfreicher, nicht in schwarz und weiß zu differenzieren, sondern etwas mehr grau zuzulassen. Jeder Mensch ist gleichermaßen Opfer und Träger von Vorurteilen bezüglich vielerlei Attribute, sei es Beruf, Herkunft, Religion, gesellschaftliche Schicht oder gar bevorzugte Automarke. Vorurteile dienen dem Überleben, da sie es dem Menschen ermöglichen, anhand weniger Informationen eine Situation einzuschätzen. (Wenn mir z.B. Nachts auf der Straße ein besoffener Kerl begegnet, der mindestens 1,90 groß ist, oder eine Horde Fußballfans von Borussia Dortmund, während ich grade mit meinem Werder-Schal um den Hals nach Hause spazieren, dann weiß ich, es ist weiser die Straßenseite zu wechseln, auch wenn es sich bei den anderen um vielleicht ganz harmlose Exemplare handelt).
Vorurteile haben also durchaus ein defensives Element, um sich selbst vor möglichen Gefahren (oder sei es auch nur einer Blamage) zu schützen. Problematisch wird es aber dann, wenn dieses defensive Element in Aggression umschlägt, und das kann durchaus mit erfolgreich geschürter Angst in der Bevölkerung zusammenhängen. Hier sind IMHO die ersten Anzeichen zur Wachsamkeit geboten, wie ich es derzeit z.B. durch das IMHO völlige Überbewerten des islamischen Terrors in den Medien beobachte. Hier wird versucht, gegenüber einer sehr großen Bevölkerungsgruppe Angst zu schüren, und das gefällt mir nicht.
Anders sieht es als, wenn
man als Jude öffentlich wird. Aber diesbezüglich aber auch
viele andere Minderheiten in Deutschland massive Probleme. Und
wenn sollte dieses allgemein unsere Aufmerksamkeit finden. Das
Juden angespuckt oder mit Telefonterror bedroht werden, sollte
nicht mehr wichtig sein, als die selben Aktionen gegen
Schwule, Muslime und Behinderte (und diese Liste ist leider
noch viel länger).
D’accord. Allerdings seh ich hier grade die größte Schwäche der gesellschaftlichen Diskussion in D. Ich würde mir wünschen, dass in der Öffentlichkeit weniger der Antisemitismus in allen Ausprägungsformen (von latent bis offen gewalttätig) diskutiert wird, sondern ethische Themen und grundsätzliche Werte mehr in den Fordergrund rücken. Denn was nutzt es der Gesellschaft als ganzes, wenn es zwar als unfein gilt, antisemitisch zu sein, aber man dem „Bimbo“ von nebenan mit Freuden auf der Treppe ein Bein stellt (eh alles Dealer und Asylbetrüger).
Wenn uns das gelingt, dann können nicht nur Juden in Zukunft in D auch sicher leben. Wenn dies jedoch vernachlässigt wird (auch u.U. deshalb, weil sich die Sorgen fast ausschließlich auf die Antisemitismusdebatte konzentrieren), dann seh ich das nur im ersten Moment als Erfolg für die Sicherheit von Juden in D, dann das, was als „unfein“ gilt, kann viel zu leicht kippen.
Gruß
Marion