Deutschland?

Annerschterum wird ein Schuh draus!

Und ich sag mal, von den 62% Christlichen zahlen die Hälfte Kirchensteuer, und das wars dann.

Wer in einer Kirche gemeldet ist, zahlt Kirchensteuer;
automatisch! Also 100% der 62% gemeldeten Christen.

Lieber Fritz,

Schön wäre es, dann hätten die Kirchen nicht über den Rückgang der Kirchensteuer zu klagen!
Es ist im Gegenteil so, daß von den nominellen Kichenmitgliedern nur ca 35 % Kirchensteuer zahlen, denn es zahlen natürlich nicht: Kinder, die keinen eigenen Verdienst haben; Arbeitslose, die keine Steuern zahlen; Ehegatten, die ebenfalls keine Steuern zahlen; Rentner, die auch keine Steuern zahlen.

Gruß - Rolf

vielleicht nicht wirklich nötige Korrektur!
Lieber Rolf,

verzeih! Aber da diese deine Einschränkung für alle Steuern gilt, glaubte ich sie hier nicht eigens erwähnen zu müssen.

Gruß Fritz

Zielt Deine Frage auf die gesellschaftliche Realität oder die Staatstheorie?

Was letztere betrifft, ist Deutschland ein säkulares Land, kein laizistisches. Keiner Religionsgemeinschaft wird das Recht der Mitwirkung an politischer Entscheidungsfindung eingeräumt. Dennoch sind die relevanten bzw. politisch erwünschten Gemeinschaften als pluralistische Institutionen anerkannt (die muslimischen Organisationen nicht, ihnen wird der Status der Körperschaft des öffentlichen Rechts verwehrt).
Die Christen haben in dieser Rolle eine privilegierte Sonderstellung. Die Verfassung bezieht sich auf den christlichen Gott, der Bundespräsident wünscht uns ein gesegnetes Weihnachtsfest, in Amtsstuben und Schulen hängen Kreuze. Die CDU kann man hier nicht anführen, weil die Berufung einer Partei auf das Christentum auch in vielen laizistischen Ländern rechtlich möglich wäre.

Was den sozialen Ist-Zustand angeht, ist das eine Meinungsfrage. Ich glaube noch ist Deutschland christlich, in 20 Jahren nicht mehr. Die Stimmung in großen Bevölkerungsteilen entfernt sich aus meiner Sicht deutlich von der expliziten Anhängerschaft einer bestimmten Weltanschauung.
In naher Zukunft wird unsere Gesellschaft wohl gar nicht mehr eingeordnet werden können. Selbst der Versuch, die Umorientierung auf Belangloses als „Spaßgesellschaft“ zu klassifizieren, ist ja inzwischen veraltet.
Meine Besorgnis weckt, dass seltsamer Weise trotz der vielschichtigen und diffusen Ansichten offenbar allen „Deutschen“ klar ist, wer dazugehört und wer nicht. Mit Bezug auf die interne Gesellschaftsstruktur ebenso wie auf die weltpolitischen Integration stellt man die Zeichen auf Abschottung. Quer durch alle Schichten findet man in Deutschland ein hohes Potential an pseudoreligös spezifizierter Ausländerfeindlichkeit. Noch beschränkt sich die Ablehnung der islamischen Kultur auf Skepsis und Distanz. Da sich die sicherheitspolitische Situation Deutschlands in den nächsten Jahren aber durchaus israelischen Verhältnissen annähern könnte, sehe ich darin ein hohes Gefährdungspotential.

Hallo Elke,
jetzt muss ich mich schon wieder entschuldigen. Nein, ich will Fritz auf keinen Fall ignorieren.
Ich wollte das Geräusch nachstellen, mit dem meine Stirn auf den Schreibtisch geplumst ist.
Lieben Gruss
Almut

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Hallo,

wenn ca. ein Drittel der Bevölkerung keiner bzw. einer nicht
christlichen Konfession angehören, dann fällt es mir schwer,
von einem christlichen Land zu reden.

Ist aber so.
Das Drittel Konfessionsfreie ist unorganisiert und deshalb ohne
Einfluss. Wahrscheinlich sind aber unter ihnen ebensoviel „Laue“ wie
in den Grosskonfessionen, aber diese haben eben traditionell eine
organisatorische Struktur, ein stattliches Vermögen, hineingeborene
Mitglieder, und wenn die austreten, ist heute meist nur die
Kirchensteuer der Grund, nicht eine bewusste Abkehr von den
Glaubensinhalten der Kirche(n).

Jetzt will man (d.h. die christlich dominierten Gremien) übrigens die
Moslems anteilmässig mit ins Boot (z.B. in die Redaktionen der öff.-
rechtl. Rundfunkanstalten) nehmen.
Dagegen (und gg. konfessionelle Besetzung generell) protestieren die
Konfessionsfreien:
http://www.giordano-bruno-stiftung.de/Archiv/beschwe…
Aber es wird noch lange dauern, bis sie, wenn überhaupt je, eine
gesellschaftlich relevante Kraft neben den Kirchen organisieren
können.

Gruss
Nescio

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Und wenn ca. 45% der Deutschen noch nicht mal zu
Weihnachten in die Kirche gehen, dann ist bedeutet das für
mich unter anderem, dass diese auch nicht gläubig sind.

Ja, na und? Deswegen sind sie trotzdem christlich sozialisiert. Wären sie beispielsweise jüdisch, würden sie an Jom Kippur nicht in die Synagoge gehen.

Gruß
datafox

Nein, lieber Fritz, für Dich war diese Korrektur sicher nicht nötig; ich hielt sie dennoch für angebracht, weil immer noch offenbar unausrottbare Vorurteile über den Reichtum der Kiche im Schwange sind.

Gruß - Rolf

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Ja hat man die anderen denn gefragt?
Wobei das Ganze ja eigentlich auch keinen etwas angeht - Glauben ist Privatsache.

Gernot Geyer

Ja hat man die anderen denn gefragt?

Ich meine: ja. Ich habe das vor Monaten mal auf einer von mir als
seriös eingestuften Netzseite gesehen. Leider habe ich den URL nicht.
Es handelt sich um eine SPD-Abgeordnete aus Sachsen-Anhalt. Kein PDS-
ler, Grüner oder sonst Linker bezeichnete sich als Atheist (manch
einer wohl als Agnostiker o.ä.). Das fand ich (be)merkenswert.

Hab’s grad wieder gefunden:
http://www.bundestag.de/mdb/mdb_zahlen/religion.html

Die Abgeordnete:
http://www.bundestag.de/mdb/mdb14/bio/V/violksi0.html

Wobei das Ganze ja eigentlich auch keinen etwas angeht -
Glauben ist Privatsache.

Glaube vielleicht, aber die Zugehörigkeit zu einer Glaubens- und
Bekenntnisgemeinschaft nicht. Deshalb z.B. auch die offizielle
Tabelle oben.

Gruss
Nescio

Hallo,

nun gut - aber immerhin sind 28 konfessionslos (Was ist da eigentlich der Unterschied zwischen konfessionslos und atheitisch?). Und 192 machen keine Angabe, wohl aus dem Grund heraus, das das keinen was angeht. Ich schätze, da sind die übrigen gottlosen Gestalten dann zu suchen.
Und was die Gläubigkeit der ganzen CDU-Abgeordnete angeht… da habe ich so meine Zweifel. Denn so ganz gründlich können die die Bibel wohl nicht alle gelesen haben, wenn man da ihr Handeln und die 10 Gebote gegenüberstellt.

Gernot Geyer

Hallo Datafox,
ich bin nicht getauft, hab niemals in meinem Leben gebetet, und glaube auch an keinen Gott. Eine Kirche/Moschee/Synagoge betrete ich um mir die Architektur/Bilder… anszusehen. Aber nach Deiner Auffassung bin ich trotzdem christlich sozialisiert, da ich ja in einem christlichen Land lebe. (sollte ich etwas falsch verstanden haben, berichtige mich bitte). Genauso sieht es auch innerhalb meines Bekanntenkreises/Familie aus.
Woran machst Du dann das christlich fest? Ich kann es wirklich nicht nachvollziehen.
Grüße
Almut

und die udssr war auch christlich, auch wenn es
veilleicht offiziell im kommunismus nicht erlaubt war. die
kirchen dort beweisen es.

Auszug aus der sowjetischen Verfassung : „Die Freiheit, die
religiösen Kulte auszuüben, und die Freiheit der
antireligiösen Propaganda sind allen Bürgern gewährt.“

dann haetten wir auch das geklaert…

Woran machst Du dann das christlich fest?

Ich nahm an, du nimmst beispielsweise an Neujahrsfeiern am 31. Dezember teil, oder an Weihnachtsfeiern mit dem Betrieb. Wenn ich mich da irre, dann sag es mir. Oder gehst du auf Karnevalskostümfeste? Das sind alles christliche Dinge. Natürlich keine religiösen, aber trotzdem christliche.

Gruß
datafox

Auszug aus der sowjetischen Verfassung : „Die Freiheit, die
religiösen Kulte auszuüben, und die Freiheit der
antireligiösen Propaganda sind allen Bürgern gewährt.“

Und diese Passage wurde nicht mal unter Stahljupp angetastet.

…war m.W. der einzige europäische Staat, der für einige Jahrzehnte
nach 1945 so etwas nicht in seiner Verfassung hatte.

Grüsse
Nescio

Hallo Datafox,
wenn Du Neujahrsfeier damit definierst, mit Freunden Party machen, um 24:00 Uhr anstossen und dann weiterfeiern dann ja.
Und natürlich steht bei meinen Eltern auch ein Weihnachtsbaum und man beschenkt sich.
Aber ich definiere meine Haltung (und da läuft es mir persönlich bei „christlich“ kalt den Rücken runter) nicht über 2 Tage im Jahr.
Kreuzberg brennt einmal im Jahr (am ersten Mai) aber dass ist meist das einzige was Nichtberliner von Kreuzberg wissen.
Wenn man sagt, dass es da ganz toll ist zu wohnen, verstehen sie die Welt nicht mehr. Weil das ganze Jahr nicht nur aus dem 1. Mai besteht.
Ich hoffe, ich konnte Dir meinen Standpunkt erklären. Somit ist das für mich kein Argument.
Grüße
Almut

Hallo, Almut,

wie wärs, wenn du nur mal so ungefähr angäbest, was du in dem
Kontext unter „christlich“ verstehst?

Hallo Fritz,
da dieser Ausdruck an anderer Stelle in diesem Forum von einem anderen User geprägt wurde, an dieser Stelle aber eine Disskussion wahrscheinlich sofort verschoben worden wäre, habe ich ihn hier noch mal zur Disskussion gestellt.
Ich persönlich bin als Atheist erzogen worden.
Grüße
Almut

wenn Du Neujahrsfeier damit definierst, mit Freunden Party
machen, um 24:00 Uhr anstossen und dann weiterfeiern dann ja.
Und natürlich steht bei meinen Eltern auch ein Weihnachtsbaum
und man beschenkt sich.

Somit bist du christlich sozialisiert, und nicht etwa islamisch, jüdisch, buddhistisch… Meine Rede. Wie religiös du bist - das ist deine Sache.

Gruß
datafox

Hallo Datafox,
wenn das Dein Maß für eine christiliche Sozialisierung ist, dann sind 95% der in Kreuzberg lebenden moslimischen Türken eigentlich verkleidete Christen. Und dann passt Deine Argumentation richtig gut. Das sag doch mal zu einem Moslem, dass er eigentlich christlich sozialisiert ist, nur weil er dem Kommerzdenken seiner Kinder nachgibt und ihnen Weihnachtsgeschenke kauft. Auf das Gesicht von dem Moslem wär ich echt gespannt.
Und wenn das Dein einziges Argument für ein christliche Sozialiserung ist, dann waren auch die DDR, Polen, die UdSSR christliche Staaten. Und spätestens dann wird es lächerlich!
Grüße
Almut

Und dann passt Deine
Argumentation richtig gut. Das sag doch mal zu einem Moslem,
dass er eigentlich christlich sozialisiert ist, nur weil er
dem Kommerzdenken seiner Kinder nachgibt und ihnen
Weihnachtsgeschenke kauft.

Das nennt man Integration.

Und wenn das Dein einziges Argument für ein christliche
Sozialiserung ist, dann waren auch die DDR, Polen, die UdSSR
christliche Staaten.

Ja, waren sie auch. Oder waren es jüdische? Die Russen haben immer im Dezember den Jahreswechsel gefeiert, und dazu Väterchen Frost = Weihnachtsmann. Du machst den Fehler, daß du nur die religiöse Komponente siehst. Es gibt aber auch eine kulturelle!

Gruß
datafox

Und dann passt Deine
Argumentation richtig gut. Das sag doch mal zu einem Moslem,
dass er eigentlich christlich sozialisiert ist, nur weil er
dem Kommerzdenken seiner Kinder nachgibt und ihnen
Weihnachtsgeschenke kauft.

Das nennt man Integration.

Aha. Daran mache ich demnächst Integration fest.

Und wenn das Dein einziges Argument für ein christliche
Sozialiserung ist, dann waren auch die DDR, Polen, die UdSSR
christliche Staaten.

Ja, waren sie auch. Oder waren es jüdische? Die Russen haben
immer im Dezember den Jahreswechsel gefeiert, und dazu
Väterchen Frost = Weihnachtsmann. Du machst den Fehler, daß du
nur die religiöse Komponente siehst. Es gibt aber auch eine
kulturelle!

Gruß
datafox

Und da sind wir wieder am Ausgangspunkt. Wenn Du christliches Land damit definierst, was für Feiertage begangen werden, hast Du natürlich Recht. Das reicht mir aber nicht. Denn wenn ich diese Argumentation weiterführe, dann müsste ich mich auch als Christ sehen. Und das bin nunmal nicht, und damit habe ich auch einfach ein Problem. Und auch meine Erziehung würde ich eher als humanistisch bezeichnen.
Aber solange die Kernaussagen nicht klar definiert sind (also was genau definiere ich als christlich, wo sind die Abgrenzungen zwischen kulturell und relegiös) führt diese Disskussion zu garnichts.
Grüße
Almut