Sprache ist so wunderbar unlogisch …
Man muss schon von Glück sagen, wenn man es mit einer Sprache zu tun hat, die in etwa so gesprochen wird, wie sie geschrieben wird (wie im Finnischen oder wohl auch im Italienischen und Russischen). Dann gibt es Sprachen, die ganz anders gesprochen als geschrieben werden (auch Deutsch und natürlich Französisch gehören dazu, wobei Französisch dem Ganzen die Krone aufsetzt und viel mehr Buchstaben schreibt als es spricht („Bureau“ - Büro). Und von der Betonung z.B. im Chinesischen, wo jede Silbe auf vier verschiedene Arten „gesungen“ werden kann und dann auch ganz was anderes bedeutet, möchte ich noch gar nicht reden.
Sprache entwickelt sich historisch, sie unterliegt Einflüssen von anderen Sprachen (von Eroberern, modischen Hofsprachen, Völkerwanderungen usw.). Das geht über Jahrhunderte, aber auch wir können innerhalb einer Generation Veränderungen bemerken („mailen“, „gefaked“ usw.). Manchmal gibt es in der eigenen Sprache keine Entsprechung für ein Wort aus einem anderen Kulturkreis (die Engländer benutzen das deutsche Wort „Angst“, weil es dies so im Englischen nicht gibt. Warum eigentlich nicht? Hatten die Engländer noch nie Angst?). Zahlen und Zählen sind sowieso ein eigenes Kapitel. Unsere Zahlen haben uns die Araber gebracht - man erkennt aber die Zahlen, die wir jetzt schreiben, nicht mehr ohne weiteres in allen arabischen Zahlen. Dieses System ist dem römischen wohl deutlich überlegen.
Das Dezimalsystem ist ja auch nur eine Möglichkeit des Zählens. Früher war z.B. im Kaufmännischen das 12er-System üblich („Dutzend“ = 12, „Gros“ = 144, also 12x12 usw.). die Franzosen hatten wohl in der Vergangenheit ein System, das auf 20er-Gruppen aufgebaut hat - die sagen zu „86“ in der wörtlichen Übersetzung „4 mal 20 plus 6“.). Und es gibt Naturvölker, die noch ganz anders zählen.
Nun wissen wir noch immer nicht, warum wir so komisch zählen. Eine Erklärung: Vielleicht bedeutet das „Vierundzwanzig“ ursprünglich „Vier auf Zwanzig“. Das „auf“ hat sich im Laufe der Zeit zu „und“ gewandelt. Blöd wäre es, wenn alle - auch riesige - Zahlen so verkehrt herum formuliert würden. Dann würde man erst ganz zum Schluss wissen, wie groß die Zahl wirklich ist.
Bei uns hört die „unlogische“ Sache ja glücklicherweise mit den zweistelligen Zahlen auf („99“ ist die letzte). Die Engländer sind nur bis „19“ unlogisch - vielleicht wieder ein Querverweis auf die französische Zählweise, von der ich jetzt nicht weiß, wo sie herkommt. Auf jeden Fall haben die Engländern einen riesigen Anteil ihrer Sprache von den nun gar nicht mehr so geliebten Franzosen.
Die logischste Sprache ist laut Aussage eines Lehrers das Lateinische - da dann man jeden Satz konstruieren und überhaupt logisches Arbeiten lernen … Aber da bin ich mit meinem Latein am Ende (= ich kann es nicht).
Fazit: Sprache ist ein wundervolles und geheimnisvolles Metier!
Gruß, Dietmar