Hallo,
Nachdem ich mir alle Veränderungsvorschläge der Parteien zum
Steuersystem angeschaut habe, komme ich zu dem Schluss, dass
die Shareholder-Value-Thematik in die falsche Richtung bedient
und die so genannte Heuschreckenmentalität genährt wird.
Denn:
So lange die Spitzensteuersätze für Unternehmensgewinne so
niedrig sind,
Dir ist schon bekannt, daß es nur einen Steuersatz für Unternehmen gibt, oder? Anders formuliert: Es gibt keinen Spitzensteuersatzes für Unternehmen.
wird immer weiter versucht werden, die
Unternehmensgewinne zu steigern, und das natürlich auf Kosten
der Arbeitsplätze.
Entscheidend ist, daß das eingesetzte Kapital hinreichend und vor allem dem Risiko entsprechend verzinst wird. Beim deutschen Mittelstand sind Kapitalverzinsungen von mehr als 5% ausgesprochen selten. Mit anderen Worten: Man bekäme einen annähernd gleichen Zinssatz für eine risikolose Geldanlage, wenn man es in Wertpapiere oder Bankguthaben investierte.
Die Alternativen für viele Mittelständler lautet somit: Risiko bis hin zum Totalverlust ohne akzeptable Verzinsung oder Schließung/Verkauf des UNternehmens und anschließend risikolose, angemessene Verzinsung.
Da könnte einem der Gedanke kommen, daß sich da ein Grund für verbirgt, daß immer mehr Familienbetriebe verkauft werden. Neben dem Vorteil, daß man für sein Geld nicht mehr arbeiten muß und nicht seinen Verlust risikiert, spart man sich dadurch auch viel Ärger, u.a. derartige Diskussionen mit den Gewerkschaftern im Betriebsrat.
Der Spitzensteuersatz wird auf 75% erhöht, der Anfangs- bzw.
Mindeststeuersatz auf 25% erhöht. Dazwischen
linear-progressiver Tarif.
Zur Freistellung des Existenzminimums wird Steuer (25%) erst
ab einem Jahreseinkommen von 12.000 € (Single) bzw 24.000 €
(Verheiratete) für natürliche Personen erhoben
(=Grundfreibetrag).
Was soll das bringen? Von meinem Einkommen bleiben mir derzeit rd. 55% netto übrig und das auch nur, weil ich keine Kirchensteuer zahle und orivat versichert bin. Wäre das bei beiden Punkten anders, läge ich unter 50%. Weiterhin geht mein Einkommen zu rd. 95% in den Konsum, d.h. jeder Euro, der mir weggesteuert wird, kostet irgendwo in diesem Lande anteilig einen Arbeitsplatz.
Für Firmen in der Rechtsform einer GmbH oder AG gibt es keinen
Grundfreibetrag.
Gibts auch jetzt nicht.
Dafür werden die Abschreibungsmöglichkeiten für Firmen massiv
erhöht, wenn die Investitionen Arbeitsplätze schaffen oder
erhalten:
Z.B. 50% im ersten Jahr, 30% im zweiten Jahr, 15% im dritten
Jahr, 5% im vierten Jahr.
Was soll das bringen als mehr Verwaltungsaufwand und Steuerschlupflöcher? Mehr Investitionen? Der Krempel, der zusätzlich produziert wird, muß erst einmal verkauft werden.
Die Finanzierung einer Investition durch Eigenmittel (früher:
„versteuerte Gewinne“) wird der durch Kredit gleichgestellt.
Dadurch wird ein massiver Anreiz für Firmen geschaffen,
Investitionen aus Eigenmitteln zu bezahlen, da dies den zu
versteuernden Gewinn senkt.
Eigenkapital ist viel zu teuern, als daß es Fremdkapital als wesentliche Finanzierungsquelle ersetzen könnte.
Auch die Praxis, ausgeschüttete Gewinne einer AG anders zu
besteuern als einbehaltene,
Ist schon seit Jahren so.
Was haltet ihr davon?
Die Vorschläge bringen wenig neues, mehr Verwaltunsgaufwand, mehr stuerliche Gestaltungsmöglichkeiten und mit Sicherheit nicht mehr, sondern eher weniger Arbeitsplätze.
Gruß,
Christian