Hallo,
Er schafft z.B. eine „Krankenversicherung“. Viele Menschen
(interessanterweise nicht die, die sich in der Kampagne „Du
bist Deutschland“ präsentieren)
Wieso zahlen die nicht ein? Sind die alle arbeitslos?
Im Grunde ja. Aber sie haben trotzdem ein Einkommen weit oberhalb der sog. „Freibeträge“ oder sind gar nicht abhängig (versicherungspflichtig) beschäftigt. D.h. wenn sie nicht komplett bescheuert sind, versichern sie sich privat. Würde mich aber in der Tat mal interessieren, wieviele Kassenpatienten bei der Kampagne dabei waren.
Es mag sicherlich Spaß machen, so einen Text zu schreiben,
geht so.
aber davon, daß man irgendwelche Tatsachenbehauptungen
aufstellt, werden sie nicht gleich zu Realität.
Ähm, meinst Du jetzt die Kampagne „Du bist Deutschland“?
Die
„Eintrittsgebühr“ beim Arzt ist das erste Werkzeug, mit dem
man den Patienten an den tatsächlichen Kosten beteiligt und
anhand dessen er unmittelbar merkt, daß er Kosten verursacht.
Warum müssen dann Privatpatienten keinen Eintritt bezahlen? Weil sie nicht an den Kosten beteiligt sind? Das ist Quark. Sie bezahlen sogar überproportional viel und haben dennoch geringere Beiträge. Bei zwangsweise erheblich höherem Einkommen. Da lässt es sich leicht über die Querulanten meckern, die immer nur maulen. Schaff doch mal die Privilegien der oberen 10000 als erstes ab. Dann schauen wir mal, wer mault. Ein Beispiel gefällig? Nehmen wir mal den lieben Herrn Müller, der mit der Müllermilch. Zieht hierzulande für realen Arbeitsplatzabbau zig Millionen Subventionen ein, mault aber rum, wie mies doch der Standort wäre und buhuhuuu wie ungerecht der Staat ihm alles wegnehmen würde und daher hat er es vorgezogen, seinen steuerlichen Wohnsitz in die Schweiz zu verlegen. Bravo! Da sollte sich der arbeitslose Plattenbaubewohner mal ein Beispiel dran nehmen.
Seltsamerweise ist die Zahl der Arztbesuche zurückgegangen,
was aber nach Deiner Interpretation sicherlich daran liegen
wird, daß die Menschen sich den Arztbesuch nicht mehr leisten
konnten.
In der Tat haben einige Menschen damit massive Probleme. Das kannst Du Dir sicher nicht vorstellen, aber für viele Menschen sind 10,- EUR/Arzt und Quartal plus die ganzen Zuzahlungen in der Apotheke eine Menge Geld. Es gibt auch den einen oder anderen Arzt, der Bedenken äußert. Z.B. über die Möglichkeit des Ausbruchs üblerer Lungenkrankheiten bis hin zur Tuberkulose-Epedemie in Sozialbausiedlungen, weil die Menschen nun erst dann zum Arzt gingen, wenn es wirklich gar nicht mehr anders gehe. Die Menschen sind ja wegen der höheren Kosten nicht plötzlich gesünder geworden.
Die Sache mit den Schrottmedikamenten ist auch interessant.
Glaubst Du im Ernst, die Pharmaindustrie würde zwei
Produktserien vorhalten, eine Schrottreihe und die andere für
die Privatpatienten?
Macht sie. Es gibt (teure) modernere Medikamete, die entweder spezifischer wirken, meist erheblich geringere Nebenwirkungen haben die nicht auf den Listen der gesetzlichen Krankenkassen stehen. Privatpatienten bekommen diese jedoch ohne weiteres selbstverständlich verschrieben. Wohlgemerkt für einen niedrigeren Beitragssatz.
Und was die letzten beiden Punkte angeht, solltest Du Dir mal
einen anderen Arzt suchen. Ich habe jedenfalls bei meinen
Ärzten keinen Verhaltenswechsel feststellen können.
Ein Beispiel hatte ich ja früher schonmal angeführt. Ich (Privatpatient) war wegen eines gebrochenen kleinen Zehs – also wirklich nur ein Wehwehchen – bei einem Arzt und wurde binnen kürzester Zeit vorzüglich behandelt. Währenddessen kam ein Mann mit einem Metallteil/Splitter im Arm in die Praxis gewankt und wurde gleich von der Sprechstundenhilfe mit den Worten „Wo ist denn ihre Versichertenkarte?“ abgefangen. Auf die Antwort, er habe keine, er sei Sozialhilfeempfänger, wurde er wieder nach Hause geschickt, weil er den Wisch zur Kostenübernahme des Sozialamtes nicht dabei hatte. Ohne das er einen Arzt überhaupt zu Gesicht bekommen hätte. Ich sehe dies als unterlassene Hilfeleistung an. So ein Splitter im Arm ist für mich als Laien jedenfalls erheblich akuter, als mein blöder Zeh, in jedem Fall jedoch wert, von einem Arzt begutachtet zu werden!
Generell wird mir im Bekanntenkreis immer wieder von krassen Unterschieden bei der Behandlung berichtet. Am offensichtlichsten ist das im Krankenhaus. Freie Wahl bei Krankenhaus, behandelndem Arzt, Einzelzimmer, etc. alles nur für die Privatpatienten. Kassenpatienten werden schonmal nach Hause geschickt, wenn die „Fallpauschalen“ aufgebraucht sind. Das ist Deutschland!
Er richtet eine sog. „Arbeitslosenversicherung“ ein.
Viele Menschen (interessanterweise niemals die, die sich in
der Kampagne „Du bist Deutschland“ präsentieren) zahlen da
jeden Monat einen großen Teil ihres Einkommens (direkt oder
indirekt) ein.
Wieso zahlen die Promenten da nicht ein? Sind die arbeitslos?
Weil sie, wie oben erwähnt, entweder gar nicht erst versicherungspflichtig beschäftigt sind oder ein Einkommen weit jenseits der Freibeträge haben. Was meinst Du verdient so eine Maischberger? Daher zahlen sie nicht ein.
Die Auszahlungszeiten sind begrenzt, weil sonst die
Versicherungsbeiträge durch die Decke gehen würden. Nur durch
die Fristenlösung ist gewährleistet, daß auch Arbeitnehmer,
die nicht schon seit 30 Jahren in die ALV einzahlen,
Leistungen erhalten. Wer für die älteren Arbeitnehmer mehr
fordert, muß den jungen Leistungen wegnehmen. Soll mir recht
sein, aber ich bezweifle, daß Du das wiederum als sozial
bezeichnen würdest.
Ich sehe das anders. Eine Gesellschaft, die meint, es sich leisten zu können eine immer weiter wachsende Zahl von sozial und gesellschaftlich ausgegrenzten Menschen zu ignorieren und als „Jammerlappen“ abzustempeln, wird das in der Zukunft sehr sehr teuer bezahlen müssen. Erste Anfänge flackern ja gerade in den Vororten von Paris auf.
Der Staat richtet eine „Pflegeversicherung“ ein, damit
Menschen für den Fall der Bedürftigkeit nicht einfach nur bis
zum hoffentlich recht baldigen Ableben dahinvegetieren. In der
Realität vegetieren alte Menschen (interessanterweise nicht
diejenigen, die sich in der Kampagne „Du bist Deutschland“
präsentieren) zu Höchstpreisen unter menschenunwürdigen
Bedingungen dahin, bis sie durch den Tod erlöst werden.
Die Situation in den Pflegeheimen hat sich in den letzten 25
Jahren nicht verschlechtert sondern verbessert.
Ist das Dein Ernst? Hast Du Dich in einem solchen (und zwar nicht in einem jener Luxusheime, wo die Angehörigen der Kampagnenmacher untergebracht sind) in letzter Zeit mal umgeschaut?
Wenn Du der
Ansicht bist, daß die Pflegeversicherung Mist ist, solltest Du
Dir darüber bewußt sein, daß das Geld sonst aus der
Sozialkasse kommt.
Du verstehst mich falsch. Ich bin der Meinung, dass pflegebedürftige Menschen zu wenig Pflege erhalten, nicht zu viel. Ob das an den unzureichenden Mitteln liegt, oder schlicht daran, dass die vielen Milliarden von raffgierigen, skrupellosen Betreibern eingesackt werden, sei mal dahingestellt.
http://derstandard.at/?url=/?id=2228303
Interessant. Da berichtet eine österreichische Tageszeitung über die Zustände bei der Bahn in einer südamerikanischen Bananenrepublik und der einzige Unterschied zu deutschland besteht darin, dass hier die Menschen eben *nicht* die Verantwortlichen verdreschen, sondern einfach schlucken, was man ihnen vorsetzt. Und zum Dank gießt man ihnen noch eine dämliche „Du bist Deutschland“ Kampagne ein.
in Krankenhäusern, Schulen und Universitäten bröckelt
der Putz von den Wänden. Immer häufiger darf man für solche
„Dienstleistungen“ auch nochmal extra in die Tasche greifen.
Was Du als Fakten bezeichnest, ist eine unglaubliche Folge von
maßlosen Übertreibungen und Verallgemeinerungen.
Ich habe in der letzten Zeit leider öfter in Krankenhäusern rumlaufen müssen. Mag ja sein, dass ich zufällig immer nur die Ausnahmen sehe. Aber ich kann leider an meinem Bericht keinerlei maßlose Übertreibung sehen. Und das in den Universitäten der Putz von den Wänden bröckelt, wird Dir gerne so ziemlich jeder Student bestätigen können. Und zwar umso schlimmer, je weniger attraktiv die Fakultät für Drittmittel aus der sog. „freien Wirtschaft“ ist.
Aber selbst
wenn die Zustände so wären, wie Du es beschreibst, sind die
Zustände immer noch besser als in praktisch jedem Land dieser
Erde. Seltsamerweise sind die Menschen bspw. in Südeuropa froh
über den status quo, weil sie sich noch daran erinnern können,
wie es dort vor 30 Jahren ausgesehen hat.
Vor 30 Jahren sah es hierzulande erheblich besser aus, wenn man über die Tatsache hinwegsieht, dass es noch die DDR gab. Aber die Ossis hätten doch auch lieber die Mauer zurück.
Da fällt mir gerade ein schönes Beispiel aus BW ein: Dort
konnte man sich aufgrund der Gemeindessteeuerzahlungen zweier
alles leisten, was das Herz begehrte, sogar Zebrastreifen aus
Marmor.
Da kannst Du mal sehen, wie abgrundtief dämlich Kommunalpolitiker sind. Würde mich im übrigen nicht wundern, wenn bei dem Marmor-Geschäft ein Vetter dritten Grades der entsprechenden Würdenträger munter die Hand aufgehalten hat.
Auf einmal waren die Einnahmen weg und damit gabs auch
keine neuen Zebrastreifen. Komischerweise las man das in der
Presse und nicht den Umstand, daß es dort weiterhin
Zebrastreifen aus Marmor gab, die auch nicht rausgerissen
wurden.
Wieso sollte man erstmal alles kaputthauen? Welche Logik steckt denn jetzt dahinter? Welchen materiellen Wert haben rausgerissene Marmor-Zebrastreifen?
Das ist Deutschland: Immer mehr fordern, ohne sich darüber im
Klaren zu sein, was man bereits alles hat – und ohne zu wissen
woher das Geld kommen soll.
Was hilft es denn, wenn bereits vorhandene Zebrastreifen aus Marmor sind, man aber dringend benötigte neue Zebrastreifen angeblich nicht leisten kann?
Klar ist nur, wo es nicht herkommen soll: Aus dem eigenen
ortemonnaie.
Wenn im eigenen Geldbeutel nichts mehr drin ist, dann kann man da auch nichts mehr holen. Sollte man meinen. Doch unsere Regierung schafft es immer wieder, nackten Menschen in die Tasche zu greifen. Und die sog. „freie Wirstschaft“ mit irgendwelchen Promischnöseln, die mehr Geld als Verstand haben, verhöhnt die Menschen dann auch noch. Prima Kampagne!
Gruß
Fritze