Zumal man den Gedanken ja durchaus auch leicht selber entwickeln könnte, wenn man sich die Arbeitsmarktlage in den verschiedenen Regionen in Deutschland anschauen würde. Wenn es damit getan wäre, seine Siebensachen in den Kofferraum zu räumen und dann einfach mal loszufahren, wäre die Arbeitslosenquote in Deutschland überall mehr oder weniger gleich hoch. Das ist sie aber nicht und das schon seit Jahrzehnten und dabei sollte doch theoretisch eine niedrige Arbeitslosenquote für deutsche Arbeitslose doch ein riesengroßer Pullfaktor sein. Ist sie aber nicht bzw. war sie nur in den 90ern für die Menschen in vielen Teilen Ostdeutschlands. Schon, wenn man sich das Ruhrgebiet anschaut, stellt man fest, dass die Menschen dort eigentlich nur rd. 100 km in Richtung Süden/Südwesten bzw. Nordosten ziehen müssten, um sich in einer Region niederzulassen, in der teilweise sogar Arbeitskräftemangel herrscht.
Und wenn es schon für deutsche Arbeitslose, die innerhalb eines Landes, eines Sprach-, Rechts- und Kulturraumes vergleichsweise problemlos umziehen könnten, Faktoren wie Heimatliebe, soziale Strukturen, Angst vor dem Unbekannten und dem großen Aufwand gibt, die sie von einem Umzug bspw. nach Süddeutschland abhält, dann sollte man eigentlich nachvollziehen können, dass Menschen nicht einfach und mal eben Geld und Leben riskieren, um tausende Kilometer zurückzulegen, um in einer völlig fremden Welt, die zudem für ihren Rassismus und ihre Bürokratie bekannt ist, ihr Glück zu versuchen.
Selbst der Faktor Seenotrettung, dem ich vor zehn Jahren auch noch eine Bedeutung beimaß, spielt bei der Frage Flucht oder nicht sicherlich kaum eine Rolle, weil es eben dennoch keine Garantie dafür gibt, dass man am Ende aus dem Mittelmeer gefischt wird - ganz gleich, wie gut ausgestattet oder flächendeckend tätig die Retter sind.