Hallo Conrad!
Du mußt es als einfache Gleichung sehen :
Tot eines Kindes = Der Gedanke eines Schwerkriminellen…
Der „Schwerkriminelle“ wird ganz unabhängig vom aktuellen Fall zunächst nur der Tat verdächtigt. Er kann also grundsätzlich auch unschuldig sein. Er kann unter Angst alles Erdenkliche gestehen, nur um aus der peinigenden Situation zu kommen. Dieser Gedankengang wird trotz tausendjähriger Geschichte mit dem Sinn und Unsinn von Folter ausgeblendet und durch Emotionen vom armen Kind und seinen Eltern ersetzt. Jeder Bürger - auch Du! - kann jederzeit in Verdacht geraten, irgendein furchtbares Verbrechen begangen zu haben und alle sind ganz fest überzeugt, den wahren Täter gegriffen zu haben. Das geschieht täglich!
Außerdem ist dabei zu :bedenken, dass die :letztendliche Entscheidung :darüber in den Händen von
olizeibeamten liegt…
„Letztendliche Entscheidungen“ dürfen nicht Polizeibeamten überlassen werden, sondern sind Sache unabhängiger Gerichtsbarkeit.
Was versprichst Du Dir von der Legalisierung der Androhung und Ausübung von Gewalt zur Aussageerzwingung? Bist Du so scharf darauf, jederzeit als Verdächtiger in irgendein Verließ geführt zu werden, damit irgendwelche Leute nach Belieben mit Dir verfahren? Natürlich bist Du das nicht. Du vertraust darauf, daß erfahrene Polizeibeamte schon wissen, was sie tun. Erfahrene Polizeibeamte waren aber vermutlich immer dabei, wenn Leute gegriffen und eingebuchtet wurden und werden, deren Unschuld sich später heraus stellt.
Würdest Du Dein Leben und Deine körperliche Unversehrtheit unbesehen in die Hände, die Urteilsfähigkeit und die momentane Stimmung eines beliebigen Passanten von der Straße legen, nachdem er gerade furchtbare Details eines Verbrechens hörte? Falls ja, bist Du grenzenlos naiv. Falls nein, warum bist Du dazu bereit, nur weil jemand den Dienstausweis einer Behörde in der Tasche hat?
Es ist überhaupt kein Problem, Verbrechen weitgehend zu verhindern. Man muß nur die Freiheit genügend einschränken und genügend überwachen. Jeden Schritt und jeden Raum. Dann bleibt nur noch die Kriminalität der Überwacher übrig. Du kannst ganz sicher sein, etliche Bewacher sind oder werden kriminell, denn jede Macht, die Menschen über Menschen haben, wird augenblicklich irgendwo mißbraucht. Macht, auch staatliche Macht, muß klare Grenzen haben, sonst gibts augenblicklich Machtmißbrauch. Eine dieser klaren Grenzen ist das strikte und unbedingte Verbot, Aussagen mit Gewalt oder Androhung von Gewalt zu erzwingen. Damit handeln wir uns ein paar Nachteile ein und müssen in schwierigen Situationen mit Bauchgrummeln fertig werden. Wenn wir dieses Bauchgrummeln nicht wollen, gibt jeder einzelne Bürger sein Grundrecht auf körperliche Unversehrheit auf.
Nicht die Androhung von :Gewalt ist das Kriminelle.
as Ausplaudern dieser :Androhung ist :verabscheuungswürdig!!
Willst Du wirklich einen Staat, in dem alles im Verborgenen stattfindet? Strafprozesse müssen öffentlich sein. Was glaubst Du wohl, weshalb es diese strikte Regel gibt? Nicht das offene staatliche Handeln ist gefährlich. Dreck gibts in den dunklen, verborgenen Ecken!
Überlege einmal, weshalb wir in Europa so friedlich und unbehelligt leben können? Was ist der Unterschied zu den Verhältnissen in der ehemaligen DDR, zu den Verhältnissen zwischen 33 und 45 und was ist der Unterschied zu den Verhältnissen in vielen Staaten der Erde, aus denen Menschen in Massen flüchten? Falls Du nicht darauf kommst: Es sind insbesondere strikte, unantastbare Grenzen für staatliches Tun, es ist eine unabhängige Gerichtsbarkeit und eine freie Berichterstattung an Stelle von Geheimniskrämerei.
Um in wenigen Fällen letzte, geeignet erscheinende Mittel einsetzen zu dürfen, soll das alles geopfert werden?
Ich empfinde es als erschreckend, wie geringschätzig manche Zeitgenossen ihre Freiheit in diesem Land ansehen oder wie wenig sie ahnen, wovon diese Freiheit abhängt.
Gruß
Wolfgang