Hallo Dahinten,
[…]es kann
andererseits sein, dass das, was wir als „determiniert“
betrachten, seine Ausnahmen hat, welche sämtliche
(scheinbaren) physikalischen Gesetze über Bord werfen und
deren Neudefinitionen anregen.
Dafür reicht die Behauptung alleine nicht aus, du musst darauf schon genauer eingehen.
Ich kann auch behaupten, dass wir nur ein Programm auf einem PC sind, oder das der Mond nur da ist wenn man hinschaut, oder hinter mir steht immer dann ein Einhorn, wenn ich nicht hinsehe und auch niemand anderes hinsieht.
Ich kann sogut wie alles behaupten, man kanns ja nicht widerlegen, doch nur weil ichs nicht ausschließen kann ist das noch laaang kein Grund dafür, davon auszugehen, dass gerade alle erfundenen Dinge existieren.
Wenn er den Cent nun aufhebt, wird er dafür seine Gründe haben
Das ist nicht zu bestreiten: Die Frage ist nicht, ob es Gründe
gibt, sondern inwiefern „er“ (bzw. all das, was wir ihm
zurechnen) sie gewichten kann.
auch wenn er ihn nicht aufhebt
Natürlich. Man kann unter Umständen sogar ein paar
physikalische Gegebenheiten als Wahrscheinlichkeitsfaktoren
einführen.
Bei verschiedenen Versuchspersonen, ja.
Wenn der Mensch einen steifen Rücken hat, wird er
den Cent eher liegen lassen. Hat er einen leeren Geldsack,
wird er den Cent eher aufheben. Die Frage ist ja nur, ob „er“
(ein Etwas, das wir mit ihm als identisch erklären) sich mit
Blick auf seine Erfahrung entscheiden kann.
Nichts anderes macht ein menschlicher, total den physikalischen Gesetzen gehorschender, geistloser Organismus.
Wenn er z. B.
keinen steifen Rücken und einen leeren Geldsack hat, aber ihm
die Bemerkung seiner Mutter in den Ohren klingt, dass er
schnell nach Hause laufen müsse, können wir nicht mit
Sicherheit voraussagen, welche Entscheidung er nun trifft,
selbst dann nicht, wenn all diese Gründe relativ banale
äusserliche Dinge sind und also relativ wenige Variablen
beinhalten (wie wird es erst herauskommen, wenn er sich fragt,
ob sein Verhalten „gerecht“ sei…Vielleicht entscheidet er
sich zwar, doch hat bis dann schon längst ein anderer den
Cent, vergiftet sich daran, und er überlebt fröhlich).
Weder das erste noch das zweite Beispiel lässt Platz für einen
freien Willen
für einen relativ freien natürlich schon. Der relativ freie
Wille kann sogar einer Puppe zugerechnet werden. Eine
Marionette, so denke ich mal, würde also die Strasse entlang
marschieren und einen Cent finden. Der Lenkhebel über der
Marionette (vielleicht eine Maschine) würde nun die Marionette
den Cent aufheben lassen. Man könnte zwar geneigt sein, zu
sagen, die Marionette habe keinen freien Willen; aber wer hat
denn definiert, dass der Lenker nicht auch Teil der Marionette
ist?
Hier agiert auch nicht die Puppe, sondern der Lenker.
Ich kann auch mit ner Schere Papier schneiden, die Schere hat deswegen noch lang keinen Willen.
Nun ist der Unterschied zum Menschen, dass dessen Bewusstsein
viel näher an seinem Leib ist als am Leib einer Marionette.
Warum soll ich all die (vielleicht notwendigen) Vorgänge nicht
„frei“ nennen, wenn ihre Gründe zwar vielleicht zwingend, mir
aber nicht bekannt sind?
Der absolut freie Wille (um den es wohl eher geht) setzt einen
Geist
voraus.
Eben nicht, für einen Geist gilt Determination und Zufall genauso wie für alles andere.
Dieser nimmt (wenigstens) zwei Arten von Materie wahr: Solche,
über die er Macht hat, und solche, über die er keine Macht
hat. Man weiss nicht, welche Lebensweise ihm hilft, mehr Macht
über Materie zu finden; man weiss aber, dass er in der Materie
gefangen ist und diese irgendwann wieder verlässt. Wenn ich
nun einem Menschen zurechne „er hat dies und jenes gewollt
bzw. nicht gewollt“, ist es grundsätzlich unbedeutend, ob ich
dafür an einen „Geist“ dieses Menschen glauben muss. Wenn nur
der Leib tobsüchtig ist, werde ich den Menschen eben trotzdem
einsperren. Dass es Fälle gibt, in denen ein absolut freier
Wille klar auszuschliessen ist, wird hier nicht bestritten.
Gegen Determinismus spricht sehr viel;
Was spricht dagegen
insbesondere unsere Unkenntnis über allfällig in Frage
kommende Determinanten; sodann auch die wenigen
Anwendungsfälle unseres Denkens, wenn es meint, Dinge seien
zwingend kausal (wo kommt das überhaupt vor ausserhalb des
Denkens selbst…)
Überall um uns, gerade um uns.
; ebenso die Seltenheit klarer Determinanten
(etwa in Makro- und Mikrokosmen).
Also wenn du die Kausalität und Determination im Makrokosmos nicht siehst, dann kann ich dir wirklich nicht weiter helfen.
Wie siehts denn mit fallenden Gegenständen aus, mit Wettervorhersage, mit dem Flug zum Mond, mit unserem Sonnensystem, mit Planeten, mit deinem Körper, mit jeglicher Technik und und und.
Mikrokosmen unterliegen teilweise dem Zufall teilweise genauso der Determination.
Beispiele finden sich ebenfalls in der Technik, in Touchscreens, Beispiele finden sich in der Medizin in deinem Körper und was weiß ich noch wo alles.
mfg
Der Sohn