hoffentlich konstruktive kritik 
hi fritz,
Fugen-S fugit 
Wortbildung in der deutschen Sprache
In der deutschen Sprache gibt es etwa 400 000 bis 500 000
Wörter.
Wieviele Woerter enthaelt dieser Satz?
„Wenn hinter Fliegen Fliegen fliegen, fliegen Fliegen Fliegen nach.“
Nur als Aufhaenger. Soweit ich weisz, ist in der Linguistik noch immer keine einheitliche Wortdefinition (und auch keine Satzdefinition) vorhanden…?
von deiner halben million woerter: zaehlst du da
fliegen, fliege, fliegst, fliegt, (fliegen, fliegen), flog, Flieger etc… alle einzeln? wahrscheinlich nicht? aber
Flugzeug, Traeger und Flugzeugtraeger ergeben schonmal drei von den 500.000?
Davon sind:
50% Substantive,
25% Verben,
16% Adjektive,
und wahrscheinlich noch 9% Partikel und so?
dazu gibt es noch etwa 200 000 bis 300 000 Wörter in den
Fachsprachen.
Die alle kennt wohl niemand.
Formulierungsvorschlag: Ein Mensch allein kann wohl niemals alle diese Woerter kennen…
Wie kann man die überhaupt lernen?
‚Und der Wortschatz eines einzelnen Menschen, der auf (40.000??) geschaetzt wird - wie schafft man es, diese Masse an Worten zu lernen, und im Kopf zu organisieren?‘
[ich hab mal was schoenes gelesen:
Kennst du ein/eine Remsurgel? - Jeder wird wohl (wenn ich mir nicht zufaellig ein existentes Wort ausgedacht habe) sofort mit „Nein!“ antworten. Erstaunliche leistung unseres Hirns, das „Remsurgel“ in Nullkommanix mit unserem gesamten wortschatz abgeglichen hat. theoretisch jedenfalls, ich schaetze, dass es in der synapsenpraxis anders laeuft, weisz da aber nichts dazu, schade…]
nochmal zurueck zum Wortschatz: ich hab mal gelesen, es gibt einen grundwortschatz von vielleicht 1000, vielleicht gar nur 400 woertern, die zusammen mit einigen grammatischen (morphologischen und syntaktischen) regeln ausreichen, um sich zu verstaendigen… theoretisch. unsere komplexe welt verlangt auf dauer sicherlich sehr viel mehr begriffe…
Einteilung in Wortfamilien
Damit sind Wörter mit gleicher Herkunft gemeint:
gehen: r Geher, e Geherin, s Weitgehen, e Gehstrecke, r
Gehsteig, gängeln, r Vorgänger, r Fußgänger, r Abgänger, r
Gang, r Eingang, r Abgang,
was bedeuten die Buchstaben r, e, s???
und Wortfelder
Damit sind Wörter mit gleichem oder ähnlichem Inhalt gemeint:
„gleichem Inhalt“ empfinde ich als unglueckliche formulierung…
gehen: laufen, schlendern, spazieren, flanieren, rennen,
marschieren, humpeln, hüpfen, passieren,
So kann man die Unzahl der Wörter schon besser überblicken.
Simplizia
Zum Glück gibt es aber nur wenige tausend einfache Wörter,
Grundwörter, sogenannte Simplizia (Singular: Simplexwort), aus
denen alle anderen Wörter gebildet wurden und werden.
Es gibt also einfache, ursprüngliche Wörter:
Haus, fahren, groß, viel, hier
zusammengesetzte Wörter:
Haustür, Fahrzeug, großartig, vielseitig, hierzulande
Ableitungen durch Vorsilben, Nachsilben, Ablaut usw.:
hausen, abfahren, r Größenwahnsinn,
Die Struktur des Wortes
Ein deutsches Wort besteht normalerweise aus dem Wortstamm und
verschiedenen Ergänzungen.
Solche Ergänzungen können sein:
Präfixe d. h. Vorsilben, oder Suffixe d. h. Nachsilben.
*Evtl.* der Vollstaendigkeit halber noch das Zirkumfix ge-____-en bzw. ge-______-t (Partizip Perfekt)
Es gibt wortbildende (Wortbildungsmorpheme) und formbildende
(Flexionsmorpheme) Vor- bzw. Nachsilben.
an dieser Stelle ueberlege ich, ob man die ganze wortgeschichte nicht vielleicht von den lauten ueber die Morpheme zu den Worten hin angehen sollte? …
Beispiel: Der Wortstamm: schön kann durch das wortbildende
Suffix –heit ergänzt werden, daraus entsteht das Nomen:
Schönheit;
oder: der Wortstamm geb- vom Verb geben wird mit den
Formbildungspräffix ge- und dem Formbildungssuffix –en
versehen; daraus entsteht das Partizip II: gegeben.
das ist das zirkumfix, was ich oben erwaehnte. auch wenn es im deutschen das praefix ge- und das suffix -en gibt, sollte man das nciht durcheinanderwerfen…?
Hier folgt eine Tabelle, die WWW nicht abbilden kann. Wer sie
genau sehen will, kann sie von mir per Emailanhang bekommen.
oder er drueckt auf „antworten“ und kann es dann im plaintext auch ganz ordentlich sehen 
formbildendes Präfix wortbildendes Präfix Wortstamm
wortbildendes Suffix formbildendes Suffix
ge- -red- -et geredet
un- -denk- -bar undenkbar
Tisch- -lein Tischlein
Miss- -wirt- -schaft- -en Misswirtschaften
un-ver- -käuf- -lich unverkäuflich
Auf- -bereit- -ungsan-lag- -en Aufbereitungsanlagen
„-ung-s-an-“? und sogar auf-be-reit-?
ge- -recht- -ferti-ig- -t gerechtfertigt
fert-ig? oder gar nur -fertig-? denn mir faellt das morphem „fert“ nirgendwo ein, wo es nicht vom „-ig“ begleitet wird…
leider in w-w-w nicht machbar, aber vielleicht mit externem link auf eine entsprechende graphik: ein „baeumchenschema“
Vgl. graphik auf S.67 im „Studienbuch Linguistik“, von Linke/ Nussbaumer/ Portmann, 3. Aufl., Tuebingen 1996.
Die Komposition
Nun kann man auch durch das Zusammenfügen von zwei Wörtern
neue Wörter bilden; dies wird Komposition genannt.
Dabei spielen Kompositionsfugen eine große Rolle.
Solche sind etwa:
das Fugen-S: Arbeit-s-platz, Weihnacht-s-geld,
Leistung-s-prämie etc.
Es signalisiert die Nahtstelle zwischen den beiden Wörtern,
bei der Trennung bleibt es beim vorangehenden Wortteil.
Das S war ursprünglich das Genitiv-S des vorangehenden Wortes.
Sicher? das ist eine der gaengigen Theorien, mir waere aber wohler, wenn das hier nicht so unzweifelhaft postuliert wuerde.
Da wuerde ich lieber Unkenntnis eingestehen, als forsch zu spekulieren (und die spekulation als gesichertes wissen hinstellen). aber vielleicht bin ich da in der linguistik auch nicht auf dem aktuellen stand?
Dieses S wurde aber aus Analogiegründen auch in Kompositionen
verwendet, dessen Anfangswort eigentlich kein „S“ im Genitiv
hat:
siehe letzten absatz…
-er: die Hühn-er-haltung – Genitiv Plural
die Haltung der Hühner; warum aber nicht die Haltung von
Hühnern?
(*wenn* es sich hier um den genitiv handelt, dann) vielleicht, weil der genitiv aelter und direkter ist als die formulierung mit „von“
Wann aber welche Kompositionsfuge gebraucht wird, ist nicht
durch Regeln eindeutig geklärt. Man kann eine Komposition
auseinander nehmen und dann sehen, welche Fugung benutzt
wurde, aber nicht sagen, warum.
!!!
Es gibt aber viel mehr andere Zusammensetzungen, bei denen der
Genitiv keine Rolle spielt:
Holzteller => der Teller aus Holz
Hundesteuer => ist Steuer für die Hunde;
Kindergarten => der Garten für die Kinder;
Affentheater => ein Theater von oder für Affen aufgeführt.
ich bezweifle, dass deine angaben hinter den pfeilen den hintergrund fuer die wortbildung wiedergeben; ich denke, es sind einfach nachtraegliche verstaendnishilfen.
Manchmal so scheint es, als hätten die Sprachformer
vergangener Zeiten die Fügungen nach dem Prinzip: Wie klingt
es am besten? verteilt.
Eine Auflistung der verschiedenen Theorien, die die Fugenelemente begruenden wollen, ist vielleicht das Beste:
Theorie A: Genitiv bzw. Analogiebildung in weiteren Faellen.
Problem: Ausnahmen (Analogiebildung bleibt aus, oder die Fuge fehlt, obwohl sie im Genitiv waere…
Theorie B: „Wohlklang“ bzw. Bequemlichkeit beim Sprechen…
Eben so oft könnte man aber denken, sie seien äußerst
harthörig gewesen:
Kalbsschnitzel: s-sch-tz in einem Wort; ein Leckerbissen für
ausländische Deutschlerner
das ist aber womoeglich nur eine sache der schreibung: auch muttersprachlicher werden ueber das -s-sch- rasch hinwegsprechen und es „totnuscheln“…
Die Kompositionsfuge wird also schon lange recht willkürlich
gehandhabt:
Arbeitnehmer neben Arbeitsvertrag;
Rindfleisch neben Rindsbraten und Rindermagen.
die darstellung des Chaos finde ich im falle der fugenelemente tatsaechlich nicht unsinnvoll 
Weil der Gebrauch der Kompositionsfugen so willkürlich ist,
muss im Einzelfall gelernt werden, wie ein zusammengesetztes
Wort heißt.
in einem anderen beitrag schreibst du doch, WIMRE (wenn ich mich recht entsinne), dass man mit der zeit ein gefuehl fuer die richtigen fugen bekommt?
*bedenken anmeld* vielleicht ist das nur ein phaenomen, dass man mit der zeit einfach die meisten sachen schon mal gehoert hat, und formen, die einem neu sind, daher als falsch empfindet…
ich meine, meinem gefuehl nach ist „der Apfelmus“ falsch, weil ich es als neutrum kennengelernt habe, aber ich weisz, dass andere es eben maskulin verwenden.
ob man ein intuitives gefuehl fuer die anwendung der (womoeglich nicht mal wirklich vorhanden) Fugenregeln entwickeln kann, bezweifle ich einfach mal grundsaetzlich 
freundlichen grusz
jonas