Gesellschaftsschichten

Die Experten hier können vielleicht folgendes Phänomen erklären:

Mir ist - als norddeutscher Küstenbewohnerin - aufgefallen, daß süddeutsche Dialekte von ALLEN, egal ob Taglöhner oder Fürst *g* gesprochen werden.

Bei uns ist das GANZ anders: Wer Platt spricht, gibt damit (so war’s zumnindest noch in der Elterngeneration) seine Herkunft preis.

Nur die niederen Gesellschaftsschichten (jetzt bitte keine soziologische Diskussion über Begrifflichkeiten vom Zaun brechen), Arbeiter, Handwerker etc. unterhielten sich im Dialekt.

Warum? Wie erklärt sich das historisch?

Wie sieht’s mit Rheinländischen Dialekten aus? Oder Ruhrpott?

Rätselnd
Diana

Bayern…
Hallo Diana,

Mir ist - als norddeutscher Küstenbewohnerin - aufgefallen,
daß süddeutsche Dialekte von ALLEN, egal ob Taglöhner oder
Fürst *g* gesprochen werden.,

hmmmm…in Bayern sprechen sicher nicht ALLE Dialekt. Was du (als Norddeutsche) da hörst, ist vermutlich die bayerische mundartliche Färbung der Aussprache (etwa kein stimmhaftes „s“ am Wortanfang, oder das gerollte „r“, oder das „k“ am Ende eines Wortes wie z.B. „wichtig“). Für dich mag das bereits wie Dialekt klingen, da ja das Nordeutsche sich sehr viel näher an der Hochdeutschen Sprache orientiert.

Bei uns ist das GANZ anders: Wer Platt spricht, gibt damit (so
war’s zumnindest noch in der Elterngeneration) seine Herkunft
preis.

Nur die niederen Gesellschaftsschichten (jetzt bitte keine
soziologische Diskussion über Begrifflichkeiten vom Zaun
brechen), Arbeiter, Handwerker etc. unterhielten sich im
Dialekt.

Leider verschwindet auch der bayerische Dialekt immer mehr. Vor allem in München etwa gibt es viele junge Leute, die kein richtiges Bayerisch mehr können. Ob das jetzt direkt mit den Gesellschaftsschichten zu tun hat, weiß ich nicht. Es ist eher ein allgemeiner Trend, in den Schulen wird hochdeutsch gesprochen, viele Nicht-Bayern ziehen zu und vielleicht ist Dialekt einfach nicht „in“. Auf dem Land allerdings hat sich der Dialekt nach wie vor behauptet…quer durch alle Schichten.

Warum? Wie erklärt sich das historisch?

Für Bayern kann ich das vielleicht mit der „bayerischen Sonderstellung“ erklären: „Mia san mia“, d.h. wir sind etwas Besonderes und wollen das durch unsere Sprache auch demonstrieren. So ein gewisser bajuwarischer Chauvinismus und eine gewollte Abgrenzung ist da sicher auch dabei. Unser Feindbild sind ja nach wie vor „die Preußen“, d.h. alles was nördlich des Weißwurstäquators (der in Höhe des Mains verläuft) sich tummelt…
(um Himmel willen das jetzt nicht als Kriegserklärung verstehen! :wink:)

Wie sieht’s mit Rheinländischen Dialekten aus? Oder Ruhrpott?

Das würde mich auch interessieren.

Gruß
Uschi

Hallo Diana,

ich muss dir widersprechen. Nach meiner Beobachtung ist es zumindest bei uns in Baden so, dass Dialekt leider nur von der älteren ländlichen und kleinstädtischen Bevölkerung gesprochen wird - und da auch noch differenziert nach Gesellschaftsschicht. Du wirst hierzulande nur wenige Akademiker finden, die dezidierte Dialektsprecher sind. Dazu muss man wissen, dass es keinen badischen Dialekt gibt: Das ehemalige Großherzogtum Baden von Napoleons Gnaden erstreckt sich vom fränkischen bis weit in den alemannischen Raum hinein.

Es gibt das sogenannte „Beamtenbadisch“, das von den oftmals versetzten Lehrern, Richtern, Eisenbahnern oder Zollbeamten im ganzen Land gesprochen wird - jeweils mit dem angeborenen dialektgeprägten Akzent. Für die sogenannten „besseren Kreise“ gehörte es sich nicht, Dialekt zu sprechen, denn der war was für die „einfachen Leute“. Leider verflachen jedoch die Dialekte auch hier im Südschwarzwald immer mehr, vor allem unter den Jugendlichen, und nicht zuletzt durch den Einfluss der Massenmedien.

Was du von den Süddeutschen annimmst, gilt jedoch uneingeschränkt für die Deutschschweiz. Dort spricht der Bankdirektor genau wie die Tramfahrerin Dialekt - es sei denn, sie hätten einen Ausländer vor sich, von dem anzunehmen ist, dass er kein Schwyzerdütsch versteht. Wie mir Schweizer Freunde sagten, sei dieser Trend jedoch erst Ende der Dreißiger Jahre als eine Art geistige Landesverteidigung gegenüber dem Großen Bruder im Norden entstanden. Zuvor habe der Bankdirektor sehr wohl Hochdeutsch gesprochen.

Liebe Grüße
Theo aus WT

Hi zusammen,

Für Bayern kann ich das vielleicht mit der „bayerischen
Sonderstellung“ erklären: „Mia san mia“, d.h. wir sind etwas
Besonderes und wollen das durch unsere Sprache auch
demonstrieren. So ein gewisser bajuwarischer Chauvinismus und
eine gewollte Abgrenzung ist da sicher auch dabei. Unser
Feindbild sind ja nach wie vor „die Preußen“, d.h. alles was
nördlich des Weißwurstäquators (der in Höhe des Mains
verläuft) sich tummelt…
(um Himmel willen das jetzt nicht als Kriegserklärung
verstehen! :wink:)

dazu fällt mir doch was ein:

„Deutschland ist Mitglied der EU und Bayern auch…“

…da haben wir dann die bayerische Sonderstellung :smile:

Gruß
Jens

Wie sieht’s mit Rheinländischen Dialekten aus? Oder Ruhrpott?

Ers mol 'n kräftiges Moinmoin na de Küste!

Ich wohne in Solingen. Das echte Solinger Platt wird hier auch nur noch von Alteingesessenen gesprochen. Anonsten ergeben sich unterschiedliche Abstufungen der Dialektfärbung bis zum fast reinen Hochdeutsch. Ein gewisses „Revival“ der rheinischen - speziell der kölschen - Mundart hat sich durch „Ethno-Gruppen“ wie z.B. BAP ergeben. Es ist nicht mehr anrüchig oder abwertend, wenn jemand Mundart spricht - allerdings nur insoweit, dass es die Verständigung nicht behindert.

Weiter nach Nordwesten - Essen Gelsenkirchen Dortmund - hat sich durch starke Zuwanderung eine Art „Missingsch“ durchgesetzt, das Züge des ursprünglichen Dialektes mit neu hinzugekommenen Färbungen und weitgehender Anlehnung ans Hochdeutsch aufweist.

Ich beobachte mit Interesse, wie sich zur Zeit dieser Vorgang in den Ballungsräumen mit starkem Ausländer- (vornehmlich Türken-)anteil wiederholt. Dort ist zur Zeit ein Dialekt im Werden, der als „Kanak“ neben der Jugendsprache „Prolo“ dabei ist sich zu etablieren.

Grüße
Eckard.

Nicht ganz,
wenn man österreichisch zu den süddeutschen Dialekten hinzuzählen kann (darf)
In Banken oder Versicherungen wirst Du kaum was anderes als Hochdeutsch hören. (Auch wenn es Norddeuschen schon als Dialekt vorkommt) Je weniger Krawattenträger in einem Geschäft vorrätig sind, desto mehr Dialekt hört man. In ländlichen Gebieten, vor allem im Südosten wird auch in Banken zuweilen Dialekt gesprochen.

Auffallend waren auch Dialektunterschiede verschiedener ‚Schichten‘, so das ‚Schönbrunnerdeutsch‘ das von Adeligen und solchen die sich dafür hielten gesprochen worden ist. Heute lebt sie fast nur mehr in Witzen über die Grafen Bobby und Rudy. Beinahe ausgestorben ist auch die Gaunersprache. -nicht weil etwa die Gauener ausgestorben sind.

In meiner Jugend war Dialekt noch verpönt. Das reden die Gassenjungen. Natürlich hat man zu Hause auch Dialekt gesprochen, wenn niemand auf Besuch war.
In der Schule haben wir dann Hochdeutsch reden müssen. (Was manchen nur mit Mühe gelungen ist)
Ende der 60er, Anfang der 70er ist dann das passiert, was die Schweizer uns Jahrzehnte vorher vorgelebt haben. Die Emanzipierung des Dialektes. Immer mehr Künstler, allen voran Ambros, Brauer, Cornelius, Danzer und später Dr. Kurt Ostbahn machten den Dialekt wieder salonfähig.

Un heit samma wieda stoiz drauf…
zum großen Teil halt…
In der Firma rede ich immer noch Hochdeutsch - wie es sich gehört…

Sers
Seawas
Servus
Herbert

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Theo,

vielen Dank für die Differenzierung!

Du weißt doch, für die Norddeutschen beginnt ab Düsseldorf der tiefste Süden *zwinker*…

Viele Grüße
Diana (die’s auch gewohnt ist, als „Ostfriesin“ bezeichnet zu werden *gg*)

Für dich mag das bereits wie
Dialekt klingen, da ja das Nordeutsche sich sehr viel näher an
der Hochdeutschen Sprache orientiert.

Das stimmt! Bevor ich Eure Postings gelesen habe, begann „echter“ Dialekt schon beim Nicht-Hochdeutschen.

So ein gewisser bajuwarischer Chauvinismus und
eine gewollte Abgrenzung ist da sicher auch dabei. Unser
Feindbild sind ja nach wie vor „die Preußen“, d.h. alles was
nördlich des Weißwurstäquators (der in Höhe des Mains
verläuft) sich tummelt…
(um Himmel willen das jetzt nicht als Kriegserklärung
verstehen! :wink:)

Um Gottes Willen! Ich finde das Phänomen immer wieder spannend, wenn ich die magische Grenze überquere: Eine so ganz andere Mentalität und vor allem eine so ganz andere Landschaft…

Viele Grüße
Diana

Hallo Diana,

Für dich mag das bereits wie
Dialekt klingen, da ja das Nordeutsche sich sehr viel näher an
der Hochdeutschen Sprache orientiert.

Das stimmt! Bevor ich Eure Postings gelesen habe, begann
„echter“ Dialekt schon beim Nicht-Hochdeutschen.

Meine Erfahrung ist auch, dass viele Norddeutsche das schon als Dialekt ansehen. Im Studium gabs auf jedenfall ne Menge Nordlichter (weisst eh: alles nördlich von Frankfurt:wink:), die in Heidelberg oft nur Bahnhof verstanden und meinten, dass hier alle so unverständlich sprechen würden. Hörst du eigentlich auch nicht den Unterschied zwischen Bayrisch und Schwäbisch und Kurpfälzisch? Für mich hört sich das ganz verschieden an. Die Studis vom Norden haben da (zunächst) überhaupt keinen Unterschied gehört.

Meine Erfahrung ist ürbrigends (damit bist sicher nicht du gemeint), dass ne Menge hochdeutschsprechender Menschen aus Hannover und Umgebung sich, was die süddeutschen Sprachgewohnheiten angeht, sehr arrogant gerieren. Ich sage z.B. auch immer ich bin die Barbara. Da haben sich schon ne Menge Nordis echauffiert, dass das ja kein grammatisch korrektes Hochdeutsch sei. Und dieses Sache mit der und die Brezel und so :wink:)…

Um Gottes Willen! Ich finde das Phänomen immer wieder
spannend, wenn ich die magische Grenze überquere: Eine so ganz
andere Mentalität und vor allem eine so ganz andere
Landschaft…

…und viiiiiel mehr Sonnentage:smile:))))))))))))

Beste Grüße, Barbara

hi herbert,

aber du wirst mir recht geben, wenn ich sage, dass das bildungsniveau des einzelnen durchaus an der verwendung der hochsprache/des dialekte direkt ablesbar ist. natürlich mit ausnahmen:
künstler, die den dialekt „wiederentdeckten“ - marianne mendt mit „da glockn“ war übrigens die erste;
gut im sattel sitzende generaldirektoren, die es cool finden, einen prolo-dialekt anzuwenden, der weniger etablierte wird sich umso mehr an geschliffener hochsprache versuchen.

am spassigsten empfinde ich so manche teilnehmer an strassen-tv-interviews: wie sie krampfhaft „besser“ sprechen wollen als ihnen der schnabel (oder eben das bildungsniveau) dies erlauben.

also ich glaube, im sinne von dianas anfrage ist dialekt weniger ein herkunftsmerkmal sondern eher ein bildungsmerkmal.

:

die Barbara.

bei uns hieße das d´Bärbl oder s´Bärbale ,
denn alle Mädchennamen beginnen mit „S“:
s´Rösle, s´Mariele, s´Dorle …
und alle Frauennamen mit „D“:
d´Monika, d´Gisela,´d´Anna, usw.

Zum Hochdeutsch-Sprechen als gesellschaftliches Merkmal:

Wenn ich in Konstanz in kleinen Läden, Bäckereien, Metzgereien, die es dort noch neben den Supermärkten gibt, oder auch in bestimmten Kneipen dialektlos - so gut ich das eben kann - bestellt hätte, so hätte ich schiefe Blicke geerntet.
So: Was bildet der sich ein? Glaubt wohl, etwas besseres zu sein.

Ich setze dies Mittel: Sprachlich meinen Bildungsstand raushängen! ein, wenn ich unzufrieden und verärgert bin. Dann spreche ich nicht nur Hochdeutsch, sondern formuliere möglichst komplizierte verschachtelte Sätze mit Partizipialkonstruktionen, uneingeleiteten Nebensätzen und alte, satt klingende Konjunktive.

Auch Süddeutsche glaubten, der Kabarettist „Emil“ Steinberger spräche Dialekt, wenn er in Deutschland auftrat. Dabei ist das „Schweizer Hochdeutsch“. Die Eidenossen mögen mir das beeiden, so ich nicht irre. Diese Süddeutschen sollten ihn mal wirklich Dialekt sprechen hören!

Auch die Wortwahl unterscheidet sich deutlich: In dem Sketch mit Hardi und dem Moped im Schlafzimmer lautete die Pointe in Schweizer Hochdeutsch:
„Un dann simmer züglet!“
Beim ersten Auftritt in Deutschland lachte kein Mensch darüber; auf Nachfragen erfuhr Emil, dass „zügeln“ in Deutschen was ganz anderes ist als „umziehen“.

Wenn im DRS einmal richtig Dialekt gesprochen wurde, hatten meine Verwandten aus dem Stuttgarter Raum keine Chance.

Einen schönen Tag noch.
Fritz

Posting von der Bawett…:smile:
Hallo Fritz:

ja, im Dialekt heisst das dann bei uns die „Bawett“ oder die Bärwl. Was ich schon immer ziemlich gruselig fand :smile:)). Aber besser als das amerikanische Barbie *hihi*.

Zum Hochdeutsch-Sprechen als gesellschaftliches Merkmal:
Wenn ich in Konstanz in kleinen Läden, Bäckereien,
Metzgereien, die es dort noch neben den Supermärkten gibt,
oder auch in bestimmten Kneipen dialektlos - so gut ich das
eben kann - bestellt hätte, so hätte ich schiefe Blicke
geerntet.
So: Was bildet der sich ein? Glaubt wohl, etwas besseres zu
sein.

Stimmt, kenn ich. Bei uns im Dorf war klar, das sind die Gymnasiasten, die Arroganten! Wenn man Hochdeutsch sprach.

Beste Grüße, Barbara

Hörst du
eigentlich auch nicht den Unterschied zwischen Bayrisch und
Schwäbisch und Kurpfälzisch? Für mich hört sich das ganz
verschieden an. Die Studis vom Norden haben da (zunächst)
überhaupt keinen Unterschied gehört.

Doch, Bayern und Schwaben kann ich gut unterscheiden. Vielleicht liegt das an der Satzmelodie? Die Schwaben (so hört sich das für mein Ohr an) „singen“ sehr stark beim sprechen.

Innerhalb der einzelnen Regionen wirds schwieriger: Ich könnte jederzeit einen Holsteiner von einem Hamburger unterscheiden, aber niemals einen Allgäuer von einem Franken *gg*

…und viiiiiel mehr Sonnentage:smile:))))))))))))

Ja, das stimmt! Aber dafür gifft dat kien „Föhn“!

-))

Widerspruch
Hallo Fritz,

unsere Freundin aus Wolfenweiler im Breisgau, Mutter von drei erwachsenen Kindern und demnächst Großmutter, ist bei ihren Eltern und auch in der Verwandtschaft immer noch „s’Renaat“.

Scheint also landschaftlich verschieden zu sein, dass man selbst gestandene Frauen als Neutrum betrachtet (Thomas von Aquin lässt grüßen)

Ich auch, bin aber anderer Meinung als der!

Theo

hallo antennaria,

ich hab die diskussion leider erst bis zu dir verfolgt…
aber bei so einem müll muss ich doch zurückposten…

DU sprichst sicherlich dialekt, oder? und fühlst dich nicht besonders helle?
oder wie kommt man auf so einen mist? zuviel gzsz geschaut?

ich spreche hochdeutsch… kann aber auch anders(bayerisch(münchnerisch))
und das nicht, weil ich a depperl bin… sondern weil ich die mundart schätze!

ich kann perfekt hochdeutsch sprechen… mag es aber nicht!
und selbst wenn ich hochdeutsch spreche, lasse ich klingen wo ich herkomme… und das ist kein kramphafter versuch, meinen dialekt zu unterdrücken… sondern pure absicht, meinem hochdeutschen einen gewissen schliff zu geben!

sodala! des hod jetza amoi gsogt wern miasn

grüße

rasta

1 Like

Leider verschwindet auch der bayerische Dialekt immer mehr.
Vor allem in München etwa gibt es viele junge Leute, die kein
richtiges Bayerisch mehr können. Ob das jetzt direkt mit den
Gesellschaftsschichten zu tun hat, weiß ich nicht. Es ist eher
ein allgemeiner Trend, in den Schulen wird hochdeutsch
gesprochen, viele Nicht-Bayern ziehen zu und vielleicht ist
Dialekt einfach nicht „in“. Auf dem Land allerdings hat sich
der Dialekt nach wie vor behauptet…quer durch alle
Schichten.

ich finde das sehr schade, das in der stadt der dialekt immer mehr ausstirbt… ich selbst konnte bis zum 11. lebensjahr kein richtiges bayerisch sprechen(durch meine preussische ziehmutter)… fing dann aber massiv damit an

Für Bayern kann ich das vielleicht mit der „bayerischen
Sonderstellung“ erklären: „Mia san mia“, d.h. wir sind etwas
Besonderes und wollen das durch unsere Sprache auch
demonstrieren. So ein gewisser bajuwarischer Chauvinismus und
eine gewollte Abgrenzung ist da sicher auch dabei. Unser
Feindbild sind ja nach wie vor „die Preußen“, d.h. alles was
nördlich des Weißwurstäquators (der in Höhe des Mains
verläuft) sich tummelt…

uschi, besser hätt ichs nicht sagen können! ich finde es sehr gut, wenn man anhand meiner aussprache sofort weis, wo ich daheim bin :smile:
übrigens fällt mir selber auf, das ich automatisch a bisserl mehr bayerisch sprech, wenn preißn dabei sind :smile:
im übrigen finde ich auch andere dialekte sehr gut…
schwäbisch zum beispiel ist eine sehr putzige sprache…
bei säschisch stellen sich mir zwar die haare auf… aber zum lachen bringts mich

viele grüße

rasta

Du sprichst mir aus der Seele!
Griasenk!

Ich bin Deutschlehrerin und behaupte von mir, die deutsche Sprache (auch „akzentfrei“) zu beherrschen.
Aber: Ich würde NIE auf die Idee kommen in meiner Freizeit deutsch zu sprechen. In meiner Gegend ist es einfach völlig normal, quer durch alle Gesellschaftsschichten, im Dialekt zu sprechen. Das hat mit „cool finden“ gar nichts zu tun. Wir haben die Mundart nur gottseidank noch nicht verloren (zumindest weitgehend). Von unterschiedlichem Bildungsniveau kann man deshalb, zumindest in unserem Sprachraum, nicht reden.

Liawe Griaß
va da Dorli

ja, im Dialekt heisst das dann bei uns die "Bawett"
oder die Bärwl. Was ich schon immer ziemlich gruselig
fand :smile:)). Aber besser als das amerikanische Barbie *hihi*.

Im Pinzgau bzw. Sprachraum Kitzbühel sagt man dazu:

" d’ Waam" bzw. „s’ Waawaö“ ,
wobei Zweiteres eine Verniedlichung ist (in etwas wie „Bärbl“).

Pfiati!
Die Dorli

Mir ist - als norddeutscher Küstenbewohnerin - aufgefallen,
daß süddeutsche Dialekte von ALLEN, egal ob Taglöhner oder
Fürst *g* gesprochen werden.

Als meine Frau (Rheinländerin, die meinte gutes, reines Hochdeutsch zu sprechen) in Lübeck weilte wurde ihr nach wenigen Worten auf den Kopf zu gesagt sie käme aus Köln (was nur fast stimmt), sie spräche halt Kölner Dialekt. Es ist aber halt nur die rheinische Sprachmelodie.
Ein Nordlicht hat für mich eben auch die hanseatische Sprachmelodie, an denen ich sie meist erkenne.

Bei uns ist das GANZ anders: Wer Platt spricht, gibt damit (so
war’s zumnindest noch in der Elterngeneration) seine Herkunft
preis.

Auch bei uns gibt es eine weite Abstufung vom Platt zum Hochdeutschen. Einige ältere sprechen ein Platt, das selbst ich nicht gut verstehe. Als ich (innerhalb des Rheinlands!!!) umzog, war es in dieser Hinsicht noch schwerer. In dem Dorf, in dem ich jetzt lebe (ca. 35 km von meiner Heimatstadt), hab ich mit älteren Menschen manchmal solche Schwierigkeiten, daß ich sie bitten muß mir das doch bitte in „Hochdeutsch“ zu wiederholen, worauf sie in einer entschärften Form des Dialekts antworten, den ich dann meist verstehe. Die Großmutter einer Freundin mußte ihre Tochter oder eben sie stets auf Ämter mitnehmen, weil sie kein Hochdeutsch konnte (sehr wenig verstehen und so gut wie nicht sprechen). Wenn da kein „Muttersprachler“ anwesend war, gabs stets Probleme.

Nur die niederen Gesellschaftsschichten (jetzt bitte keine
soziologische Diskussion über Begrifflichkeiten vom Zaun
brechen), Arbeiter, Handwerker etc. unterhielten sich im
Dialekt.

Echtes Platt ist auch hier eine Sprache des „arbeitenden Volkes“, es ist allerdings auch nicht mehr peinlich, Abi zu haben und trotzdem zu rheinländern.

Warum? Wie erklärt sich das historisch?

Hochdeutsch ist eine (Kunst)Sprache, die den Dialekten rund um Hanover/Braunschweig recht ähnlich ist. (Zu Goethes Zeiten war (stimmt wirklich) eher das Sächsische das Ideal) Daher sind Dialekte, die lokal und phonetisch diesen Dialekten nahe stehen, dem Hochdeutschen näher verwandt als z.B. das Bayerische

Wie sieht’s mit Rheinländischen Dialekten aus?

zum Teil schon oben abgehandelt. Als „Kerndialekt“ des rheinischen ist vielleicht der Kölsche Dialekt zu betrachten. Hier ist es wieder chic, (ein wenig) zu dialektieren (klingt z.T. recht lustig). Richtig Dialekt wird nur noch wenig gesprochen, in ländlichen Gegenden mehr als in den Städten, aber auch dort gibt es Viertel, in denen ein Immi (einer der nicht von hier ist) keine Chance hat etwas zu verstehen. Es gibt viele Worte, die verballhorntes Französisch sind, einige, die sehr alte Wurzeln haben und einige die es nur hier gibt.
Gepflegt wird der Dialekt wieder, zu meiner Grundschulzeit war es verpöhnt Dialekt zu sprechen, jetzt gibt es sogar Sprach-AGn in denen der Dialekt gelernt wird. Es wird als Identifikationsmittel gesehen.
Allerdings gibt es relativ wenige Akademiker, die heftige Srecher sind, auch wenn einige es können und im privaten Rahmen zum Besten geben.

Gandalf

nanu?
hallo rasta,

was liest du, was ich nicht geschrieben habe?

ich sehe generell davon ab, andere meinungen als müll zu bezeichnen und auch den iq des jeweiligen schreiberlings pflege ich nicht zu kommentieren.

DU sprichst sicherlich dialekt, oder?

ich spreche tatsächlich k a u m dialekt. das liegt allerdings weniger an mir und meiner einstellung zur sprache, sondern einfach daran, dass ich nun mal im elternhaus mit dieser sprache aufgewachsen bin.

und fühlst dich nicht

besonders helle?

ich masse mir nicht an, meine eigene intelligenz zu beurteilen.

ich kann perfekt hochdeutsch sprechen… mag es aber nicht!
und selbst wenn ich hochdeutsch spreche, lasse ich klingen wo
ich herkomme… und das ist kein kramphafter versuch, meinen
dialekt zu unterdrücken… sondern pure absicht, meinem
hochdeutschen einen gewissen schliff zu geben!

so. und damit bestätigst du doch exakt das, was in meinem posting stand. du findest es cool, deinen dialekt wie der von mir erwähnte generaldirektor „offen zur schau zu tragen“. ich gehe aber auch jede wette ein, dass du in bestimmten situationen doch eher auf den dialekt verzichtest und bevorzugt hochdeutsch sprichst, meinetwegen deshalb, weil du dann besser eindruck schinden kannst (schlag mich nicht nieder, ist nur ein gedankenspiel)

und ich kann mich nur wiederholen. „der hackler vom bau“ mit der gerade noch geschafften volksschule ist in seiner wortwahl, in seinen ausdrücken in wien genauso wie in hamburg leicht als „untere bildungsschicht“ zu erkennen.

und damit wollte ich schlicht der theorie dianas, dialekte lassen auf die herkunft (z.b. stadt oder land) schliessen, einen weiteren aspekt hinzufügen.

selbst bei neuerlichem lesen erscheint mir mein posting nicht so missverständlich zu sein.