Mir ist - als norddeutscher Küstenbewohnerin - aufgefallen,
daß süddeutsche Dialekte von ALLEN, egal ob Taglöhner oder
Fürst *g* gesprochen werden.
Als meine Frau (Rheinländerin, die meinte gutes, reines Hochdeutsch zu sprechen) in Lübeck weilte wurde ihr nach wenigen Worten auf den Kopf zu gesagt sie käme aus Köln (was nur fast stimmt), sie spräche halt Kölner Dialekt. Es ist aber halt nur die rheinische Sprachmelodie.
Ein Nordlicht hat für mich eben auch die hanseatische Sprachmelodie, an denen ich sie meist erkenne.
Bei uns ist das GANZ anders: Wer Platt spricht, gibt damit (so
war’s zumnindest noch in der Elterngeneration) seine Herkunft
preis.
Auch bei uns gibt es eine weite Abstufung vom Platt zum Hochdeutschen. Einige ältere sprechen ein Platt, das selbst ich nicht gut verstehe. Als ich (innerhalb des Rheinlands!!!) umzog, war es in dieser Hinsicht noch schwerer. In dem Dorf, in dem ich jetzt lebe (ca. 35 km von meiner Heimatstadt), hab ich mit älteren Menschen manchmal solche Schwierigkeiten, daß ich sie bitten muß mir das doch bitte in „Hochdeutsch“ zu wiederholen, worauf sie in einer entschärften Form des Dialekts antworten, den ich dann meist verstehe. Die Großmutter einer Freundin mußte ihre Tochter oder eben sie stets auf Ämter mitnehmen, weil sie kein Hochdeutsch konnte (sehr wenig verstehen und so gut wie nicht sprechen). Wenn da kein „Muttersprachler“ anwesend war, gabs stets Probleme.
Nur die niederen Gesellschaftsschichten (jetzt bitte keine
soziologische Diskussion über Begrifflichkeiten vom Zaun
brechen), Arbeiter, Handwerker etc. unterhielten sich im
Dialekt.
Echtes Platt ist auch hier eine Sprache des „arbeitenden Volkes“, es ist allerdings auch nicht mehr peinlich, Abi zu haben und trotzdem zu rheinländern.
Warum? Wie erklärt sich das historisch?
Hochdeutsch ist eine (Kunst)Sprache, die den Dialekten rund um Hanover/Braunschweig recht ähnlich ist. (Zu Goethes Zeiten war (stimmt wirklich) eher das Sächsische das Ideal) Daher sind Dialekte, die lokal und phonetisch diesen Dialekten nahe stehen, dem Hochdeutschen näher verwandt als z.B. das Bayerische
Wie sieht’s mit Rheinländischen Dialekten aus?
zum Teil schon oben abgehandelt. Als „Kerndialekt“ des rheinischen ist vielleicht der Kölsche Dialekt zu betrachten. Hier ist es wieder chic, (ein wenig) zu dialektieren (klingt z.T. recht lustig). Richtig Dialekt wird nur noch wenig gesprochen, in ländlichen Gegenden mehr als in den Städten, aber auch dort gibt es Viertel, in denen ein Immi (einer der nicht von hier ist) keine Chance hat etwas zu verstehen. Es gibt viele Worte, die verballhorntes Französisch sind, einige, die sehr alte Wurzeln haben und einige die es nur hier gibt.
Gepflegt wird der Dialekt wieder, zu meiner Grundschulzeit war es verpöhnt Dialekt zu sprechen, jetzt gibt es sogar Sprach-AGn in denen der Dialekt gelernt wird. Es wird als Identifikationsmittel gesehen.
Allerdings gibt es relativ wenige Akademiker, die heftige Srecher sind, auch wenn einige es können und im privaten Rahmen zum Besten geben.
Gandalf