Ich fühle mich so jung plötzlich
Hi!
Einen Mangel an Lebenserfahrung hat mir seit 20 Jahren keiner mehr nachgesagt. Dafür danke, das ist ein wahrer Jungbrunnen.
sorry, wenn ich jetzt mal etwas persönlich werde.
Da habe ich wenig Lust drauf zu antworten, weil ich werde es wieder aufs Butterbrot geschmiert bekommen. Vielleicht nicht von Dir, aber es findet sich immer jemand, der die Dinge verdreht und zum Vorwurf umwandelt.
Aber vor
welchem eigenen Erfahrungshintergrund stellst Du diese Fragen,
die ja keine Wissensfragen sind, sondern mit denen Du ganz
klar versuchst, deine Gegenüber in Widersprüche zu verwickeln.
Das tut man so in einer Diskussion, um Argumente zu entkräften. Ich finde das nicht verwerflich und verstehe auch nicht, was das mit meinem Erfahrungshintergrund zu tun haben soll.
Nur muss ich Dir leider sagen, dass das bei Menschen mit etwas
mehr Lebenserfahrung und Hintergrund nicht gelingt.
Das sehe ich, nämlich daran, dass ich keine so richtige Antwort erhalten habe.
das Thema Gewalt in der familiären Pflege von Behinderten und
alten Menschen ist zwar noch stärker tabuisiert als die
sachliche Auseinandersetzung mit den Grenzen der
Kindererziehung, aber es ist eine Tatsache, und hat ein
Ausmaß, welches in der Tat dramatisch ist.
Ja, aber da sind sich eben alle einig und wenn solche Fälle ans Licht kommen (was sicher nur bei einem kleinen Teil der Fall ist), werden diese scharf verurteilt. Dabei kommen aber schon auch immer die Belastungen des Pflegepersonals zur Sprache, muss man erleichternd anmerken.
Aber genau wie bei den Kindern gilt: Wer bricht hier über wen
welchen Stab?
Ich breche doch keinen Stab. ich möchte nur klar zwischen richtig und falsch unterschieden wissen. Wie ich auch schrieb, bin ich in der Praxis auch nicht ohne Fehl und Tadel.
Und - ich weiß, es fällt Dir schwer - differenziere hier bitte
zwischen dem Pfleger, der das beruflich macht, und der nach
acht Stunden nach Hause gehen darf, und der längst nicht so
emotional und persönlich von dem betroffen ist, was ihm ein
fremder Mensch an den Kopf wirft, als wenn es sich dabei um
die eigene Mutter oder den eigenen Vater handelt.
Nun, das ist der Punkt, den ich eigentlich noch erschwerend empfinde. Ich sehe die Belastung der „Dauerpflege“ (also ohne Feierabend). Aber ich möchte noch einmal die Gegenseite vertreten: Auch das Kind hat keinen Feierabend von den Eltern und keine Ferien von ihnen und kann diese auch nicht austauschen, wenn es gar nicht klappt.
Ich weiß nicht, was Dir schon von geistig behinderten Menschen
alles hinterher geworfen worden ist. Bei mir war es das volle
Programm von der Kaffeetasse bis zur kompletten Stereoanlage.
Ich weiß nicht, welche Erfahrungen Du bislang mit der
Anwendung des gesetzlich durchaus geregelten „unmittelbaren
Zwangs“ und der sehr schwierigen Abgrenzung zur Notwehr, zum
Notwehrexzess, … in deinem Leben gesammelt hast? Ja, ich
durfte auch schon mal einen Kollegen mit Einsatz körperlicher
Gewalt gegen einen geistig Behinderten aus einer bedrohlichen
Situation retten.
Ich habe immer Notwehr und die Abwendung von direkten Gefahren ausgenommen. Dass die Grenze nicht immer klar zu finden ist, ist mir dabei bewusst. Aber ein 2jähriges Kind wird wohl kaum seine Eltern in eine Notwehr-Situation drängen (klar kann ich mir im Einzelfall sowas konstruieren).
Was Du über Demenzkranke schreibst, kann ich 1:1 u.a. an meiner eigenen Großmutter nachvollziehen. Aber ich verstehe nicht, was das zum Thema beiträgt.
Mein Standpunkt ist, dass man gerade in Grenzsituationen klare Leitplanken im Hinterkopf haben sollte, was richtig und was falsch ist. Und wenn man auf dieser Grundlage mal über die Grenzen hinaus geht, wird man das hinterher auch kritischer hinterfragen und auch kritikfähig sein. (Der Fall des Kriminalbeamten, der dem Entführer eines Kindes Gewalt angedroht hat, geht mir dabei durch den Kopf).
Aber
die Realität ist weit bunter, und oft erschreckender als dass
was sich Leute ausmalen können, die bislang auf einem Ponyhof
gelebt haben, und außer einem netten Studium noch nicht viel
von den Höhen und Tiefen des menschlichen Seins mitbekommen
haben.
Ich hoffe mal, Du zielst damit nicht auf mich, darüber kann ich nämlich nur recht müde lächeln, weil es so gar nicht zutrifft.
Es ist leicht andere pauschal wegen eines Fehlverhaltens in
beliebiger Ausprägung allesamt gleich an den Pranger zu
stellen.
Ich stelle niemanden an den Pranger, ich möchte nur einen Fehler auch als solchen benennen (zum 10.000. Male wiederhole ich das, aber es wird nicht zur Kenntnis genommen)
Hast Du schon mal für einen Familienvater Haft ohne Bewährung
fordern müssen?
Ich bin kein Staatsanwalt und kein Richter und habe mit solchen nicht viel zu tun. Aus Diskussionen über Strafmaße, die ja auch häufig in den Medien befördert werden, halte ich mich für gewöhnlich raus. Aber eine moralische Einschätzung als Meinungsäußerung darf doch erlaubt sein, oder nicht?
Wir sprechen uns wieder, wenn Du etwas mehr Lebenserfahrung
gesammelt hast.
*lol*
Gruß vom Wiz
weise gesprochen, alter Mann 
Grüße
kernig