Gewaltfreiheit im Buddhismus?

Und du bezeichnest dich als Buddhist? *hmmpf*
Nichts für Ungut, aber jemand, der sich als Buddhist
bezeichnet, sollte wenigstens die Grundlagen der
buddhistischen Lehre kennen.

Und Du bist so viel besser , weil Du ja soviel
weißt
.

Du Grundlagen der buddhistischen Lehre sind auf einer Menge Webseiten und in fast jedem Einführungsbuch über den Buddhismus nachzulesen. Dafür muss man nicht mehr wissen, als eine Maus zu bedienen oder ein Buch aufzuschlagen.

Bin bestimmt keiner der nicht auch Wissen ansammeln mag. Ich
schätze aber Lebenserfahrung höher ein als Wissen, weil die
tiefer geht als der Intellekt.

Das ist völlig in Ordnung, nur nenn dann das Ergebnis deiner Lebenserfahrung bitte nicht „Buddhismus“.

Gruß
Marion

Freude, Furchtlosigkeit, Weisheit und Mitgefühl
Hallo Marion,

ich sehe im Moment nicht, dass die Diskussion weiterkommt. Muß sie vielleicht auch nicht. Es gibt da unterschiedliche Meinungen und die beruhen meiner Meinung nach darauf, dass wir von unterschiedlichen Dingen reden.
Wenn man unterschiedliche Dinge versucht zusammenzubringen, sollte man sehr aufpassen. Sonst wird man noch verwirrter, als man möglicherweise schon ist. Schlauer ist es da, wenn man sich mit einer Tradition oder einer Sichtweise beschäftigt und sie durchdringend versteht und lebt. Nicht viele parallel. Wenn man zu anderen Ansichten kommt, wechselt man eben die Richtung - dann aber konsequent.
Wegweisend bei der Entscheidung für eine Sichtweise, denke ich, ist das Wachstum von Freude, Furchtlosigkeit, Weisheit und Mitgefühl von möglichst vielen Wesen. Da könnt Ihr mir doch sicher zustimmen, oder? :smile:

Sehr spannende Diskussion!
Sebastian

Hi,

Durch die Ausübung von Gewalt verstösst Du gegen einen
zentralen Glaubensgrundsatz des Buddismus. PUNKT. Aus dem
Buddistischen Glaubenssystem heraus ist keine Gewalt
rechtfertigbar. PUNKT.

Das habe ich hier jetzt schon in mehreren Beiträgen gelesen.
Meine Frage dazu: gibt es denn nicht auch im Buddhismus das Recht der Selbstverteidigung, der Notwehr oder auch der Nothilfe?
Muss ich mich (übertrieben gesagt) abschlachten lassen und darf ich auch nicht einem anderen zu Hilfe eilen, der angegriffen oder bedroht wird?
Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.
Oder gibt es dafür besondere Regeln?

Viele Grüße
WoDi

Dalai Lama 2007 in Hamburg
Hi Friends,

eine Freundin hat mich heute auf diese Veranstaltung aufmerksam gemacht:

http://www.dalailama-hamburg.de/index.php?id=8

Der Dalai Lama hält unter anderem ein Wochenende lang Vorträge über das Thema „Frieden lernen - Die Praxis der Gewaltlosigkeit“. Das dürfte einige von Euch interessieren. Mich im übrigen auch :smile:

Liebe Grüße
Sebastian

Hi,

Durch die Ausübung von Gewalt verstösst Du gegen einen
zentralen Glaubensgrundsatz des Buddismus. PUNKT. Aus dem
Buddistischen Glaubenssystem heraus ist keine Gewalt
rechtfertigbar. PUNKT.

Das habe ich hier jetzt schon in mehreren Beiträgen gelesen.
Meine Frage dazu: gibt es denn nicht auch im Buddhismus das
Recht der Selbstverteidigung, der Notwehr oder auch der
Nothilfe?

Disclaimer:
Ich bin selber kein Buddist, mein Erkenntnisniveau ist seicht…)

Aus den überlieferten Äusserungen Buddas wird sehr deutlich, dass dieser Gewalt an und für sich ablehnt.

Das Konzept der Notwehr/Selbstverteidigung/Nothilfe usw geht darauf zurück, dass in der „modernen“ westlichen Moralvorstellung das menschliche Leben an sich den höchsten Wert hat.
Buddismus ist im Gegensatz dazu eine „Methode“ um Transzendenz zu erlangen. Allerdings ist er keine „Göttliche Offenbarungsreligion“. Eine Kernaussage im Buddismus ist hierbei, dass Gewalt nur zu weiterer Gewalt führt, und um die Spirale der Gewalt zu durchbrechen, muss man bei sich selber anfangen.

Muss ich mich (übertrieben gesagt) abschlachten lassen und
darf ich auch nicht einem anderen zu Hilfe eilen, der
angegriffen oder bedroht wird?

Müssen musst Du im Buddismus gar nichts.

Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.

Tja, unsere moderne Vorstellungswelt macht immer gewisse Schwierigkeiten, wenn es in andere oder auch altertümliche Kulturen geht.

Oder gibt es dafür besondere Regeln?

In gewissen Richtungen des Buddismus gibt es dahin gehende Konzepte, auch um den Buddismus sozusagen etwas auf die Bedürfnisse der Mächtigen anzupassen.

Die Gewaltfrage ist eine Kernfrage des Buddismus, die man nicht so leichtfertig zur Seite schieben kann. Anwendung von Gewalt wird, wenn überhaupt, immer sehr kritisch gesehen. Eine generelle Erlaubnis für Gewalt im Notfall lässt sich jedenfalls nicht herauslesen.
(Und so Argumentationen wie „Ich rette ihn vor einem schlechten Karma“ sind vollkommen jenseitig)

Viele Grüße
WoDi

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Moin Mike,

Ich bin selber kein Buddist, mein Erkenntnisniveau ist
seicht…)

Das hätte ich kaum verständlicher erklären können :smile:

Gruß
Marion

Moin,

Wenn man unterschiedliche Dinge versucht zusammenzubringen,
sollte man sehr aufpassen. Sonst wird man noch verwirrter, als
man möglicherweise schon ist. Schlauer ist es da, wenn man
sich mit einer Tradition oder einer Sichtweise
beschäftigt und sie durchdringend versteht und lebt. Nicht
viele parallel. Wenn man zu anderen Ansichten kommt, wechselt
man eben die Richtung - dann aber konsequent.

Alle buddhistischen Richtungen basieren auf der Grundlage der Lehre Buddhas. Die buddhistischen Richtungen mögen sich in ihrern Schwerpunkten und Ausprägungsformen unterscheiden, nicht jedoch in ihrem Kern. Würden sie das, wären sie keine buddhistische Gruppe mehr.

Es ist nun gar nichts daran auszusetzen, dass bestimmte Gruppen teilweise buddhistisches Gedankengut „entlehnen“, um darauf aufbauend eine eigene Lehre zu bilden. Nur, wenn sie die Grundlagen der Lehre Buddhas dabei nicht mehr anerkennen (und dazu zählen definitiv die Silas), dann sollten sie sich fairerweise auch nicht mehr buddhistisch nennen. Ansonsten betreiben sie nämlich meiner Meinung nach Etikettenschwindel.

Wegweisend bei der Entscheidung für eine Sichtweise, denke
ich, ist das Wachstum von Freude, Furchtlosigkeit, Weisheit
und Mitgefühl von möglichst vielen Wesen. Da könnt Ihr mir
doch sicher zustimmen, oder? :smile:

Daran ist nichts auszusetzen, wenn diese Aspekte wegweisend für deine Sichtweise sind. Nur kannst du dies doch auch als Richtschnur für dein Leben nehmen, ohne es „Buddhismus“ nennen zu müssen, oder nicht? Buddhismus ist eben kein Begriff, der sich beliebig auf alles mögliche anwenden läßt. Buddhismus bezeichnet die Lehre, die Buddha aufgrund seiner Lebenserfahrung begründet hat, nicht die Lehre, die irgend wer anders aufgrund seiner Lebenserfahrung begründet. Nenn es doch einfach „Die Lehre von Spiff“ oder sag einfach „meiner Erfahrung nach“ und gut ist.

Gruß
Marion

Moin Sebastian,

da musst du nicht bis 2007 warten. Der Dalai Lama hat seine Einstellung zu Gewalt in Schriften und Reden bereits klar ausgedrückt, und diese Einstellung ist eindeutig ausnahmslos gegen Gewaltanwendung. Nachzulesen zum Beispiel hier:

http://www.tibet.de/tib/tibu/2005/tibu75/frieden.html

als eine von vielen Quellen.
Gruß
Marion

Moin,

Das habe ich hier jetzt schon in mehreren Beiträgen gelesen.
Meine Frage dazu: gibt es denn nicht auch im Buddhismus das
Recht der Selbstverteidigung, der Notwehr oder auch der
Nothilfe?
Muss ich mich (übertrieben gesagt) abschlachten lassen und
darf ich auch nicht einem anderen zu Hilfe eilen, der
angegriffen oder bedroht wird?

Sicher gibt es das alles. Nur solltest du als Buddhist dabei möglichst nicht deinerseits zu Mitteln der Gewalt greifen, insbesondere solltest du dich dabei bemühen, kein Leben zu nehmen.

Natürlich kann es immer wieder Situationen geben, in denen ein Buddhist in Konflikt mit diesem Vorsatz gerät. Für welche Art des Handelns (oder auch nicht Handelns) er sich dann letztendlich entscheidet muss er für sich selbst verantworten (und liegt, wie Ralf bereits vorher ausdrückte leetztendlich bei der Einsicht und den Fähigkeiten des Einzelnen). Nur sollte eben jedem Buddhisten klar sein, dass er bei Gewaltanwendung in einen Konflikt zur Buddhistischen Lehre gerät. Wie er diesen Konflikt letztendlich für sich selbst löst, liegt in der Verantwortung des Einzelnen.

Der Buddhismus legt sehr viel Wert auf die Eigenverantworlichkeit. Es gibt kein „du musst“ oder „du darfst nicht“. Es gibt nur: Der Buddha lehrte so und so und der Buddhist zeichnet sich dadurch aus, dass er sich bemüht, diese Lehre in seinem Leben zu verwirklichen. Dieses Bemühen zeichnet den Buddhisten aus. Jemand, der sich somit nicht um Verwirklichung dieser Kernaussagen des Buddhismus bemüht, kann kein Buddhist sein. Wie weit ihm das im Konfliktfall gelingt, steht dabei auf einem anderen Blatt.

Im übrigen sind es häufig diese Konflikte, die den Buddhisten in seine Einsicht und seiner buddhistischen Praxis wachsen lassen. Wer jedoch meint, hier gäbe es zwischen Handeln und Lehre keinen Konflikt, versperrt sich somit letztendlich selbst den Weg zu weiterer Erkenntnis.

Gruß
Marion

Moin Marion,

Ein Buddhist ist dazu angehalten einen „rechten“ Lebenserwerb
auszuüben, also einen Lebenserwerb, der in Einklang mit den
Silas steht. Ein Sila betrifft das Bemühen, kein Leben zu
nehmen. Wenn ein Buddhist dennoch Soldat oder Polizist wird,
muss ihm klar sein, dass er allein aufgrund seines gewählten
Berufs in Konflikt mit den Silas kommen kann. Warum sollte ein
Buddhist sich das antun?

Das bringt mich jetzt zu der Frage, wer soll dann Polizist sein?

Ein buddhistischer Staat wird doch auch nicht ohne Polizei auskommen.
Es könnte ja ein nichtbuddhistischer Mörder kommen. Und dann?

Gruss Harald

Moin,

Das bringt mich jetzt zu der Frage, wer soll dann Polizist
sein?

Ein Polizist muss ja nicht bewaffnet sein. Das ist auch keinesweg abwegig, die englische Polizei war z.B. von jeher nicht mit Pistolen etc. ausgrerüstet, weil man sich davon eine Deeskalation erhoffte. Es gibt nunmal wenig Grund von Seiten eines Verbrecher, z.B. auf einen Polizisten zu schießen, wenn man weiß, dass der Polizist eh nicht bewaffnet ist.

Es könnte ja ein nichtbuddhistischer Mörder kommen. Und dann?

In Tibet sind vor gar nicht langer Zeit ein Haufen nicht-buddhistischer Mörder und Diebe eingefallen, denen zahllose Tibeter zum Opfer vielen. Zahllose buddhistische Heiligtümer wurden geplündert und zerstört etc. Das tibetische Oberhaupt, der Dalai Lama, war der Auffassung, dass es wichtiger sei, die buddhistische Lehre zu erhalten und sich entsprechend der buddhistischen Lehre zu verhalten, als gewaltsam gegen diese Mörder und Diebe vorzugehen, da die buddhistische Lehre das wichtigste sei, was Tibet der Menschheit schenken könne. Zudem war er der Meinung, dass gewaltsamer Widerstand vermutlich nur noch mehr Opfer gefordert hätte.

Gleiches gilt für Mörder. Es gibt Untersuchungen darüber, dass Mord in den Gesellschaften am häufigsten vorkommt, in denen alle Leute einschließlich der Polizei bis an die Zähne bewaffnet sind und den Verbrechern die höchsten Strafen (Todesstrafe) blühen. Ich denke, es ist durchaus verständlich, warum das so ist. Somit verringert gelebte buddhistische Gewaltlosigkeit die Gewaltkriminalität auch bei Nicht-Buddhisten. Komplett verhindern kann diese sie sicher nicht, aber bewaffnete Gewalt gegen Mörder verhindert Mord auch nicht, wie wir ja wissen.

Gruß
Marion

Hallo Marion,

Es ist nun gar nichts daran auszusetzen, dass bestimmte
Gruppen teilweise buddhistisches Gedankengut „entlehnen“, um
darauf aufbauend eine eigene Lehre zu bilden. Nur, wenn sie
die Grundlagen der Lehre Buddhas dabei nicht mehr anerkennen
(und dazu zählen definitiv die Silas), dann sollten sie sich
fairerweise auch nicht mehr buddhistisch nennen. Ansonsten
betreiben sie nämlich meiner Meinung nach Etikettenschwindel.

Ich find’s ja komisch, dass Du so abgehst. Offenbar hast Du ein paar Störungen, wenn Du an den Diamantweg denkst. Versteh ich nicht, denn das ist nunmal auch Buddhismus.

Wegweisend bei der Entscheidung für eine Sichtweise, denke
ich, ist das Wachstum von Freude, Furchtlosigkeit, Weisheit
und Mitgefühl von möglichst vielen Wesen. Da könnt Ihr mir
doch sicher zustimmen, oder? :smile:

Daran ist nichts auszusetzen, wenn diese Aspekte wegweisend
für deine Sichtweise sind. Nur kannst du dies doch auch als
Richtschnur für dein Leben nehmen, ohne es „Buddhismus“ nennen
zu müssen, oder nicht?

Irrtum! Es ist nicht meine Richtschnur, die ich so nenne, sondern es ist die Richtschnur im Diamantweg-Buddhismus , die ich so nenne. Wenn Du meinst, dass Du Dich so gut in der buddhistischen Welt auskennst, dann sollte Dir auch bekannt sein, dass der Diamantweg-Buddhismus andere Mittel verwendet, als Hinayana und Mahayana.

Buddhismus ist eben kein Begriff, der
sich beliebig auf alles mögliche anwenden läßt. Buddhismus
bezeichnet die Lehre, die Buddha aufgrund seiner
Lebenserfahrung begründet hat, nicht die Lehre, die irgend wer
anders aufgrund seiner Lebenserfahrung begründet.

Und genau das ist der springende Punkt. Was erlebt denn ein Buddha die ganze Zeit? Bestimmt kein „enges Gefühl“ sondern eher Freude, Fruchtlosigkeit, Weisheit und Mitgefühl (wenn man hier überhaupt von Gefühlen sprechen kann). Es ist seine Erfahrung oder besser gesagt seine Verwirklichung!

Nenn es doch
einfach „Die Lehre von Spiff“ oder sag einfach „meiner
Erfahrung nach“ und gut ist.

Uii, das wär super, wenn ich das bald erfahren könnte. Und ich wünsche das auch von ganzem Herzen jedem anderen.

Lieben Gruß
Sebastian

Danke
Moin,

klingt zwar in unseren Ohren eher utopisch,
aber vielleicht ist so etwas möglich.

Gruss Harald

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Moin Spiff,

Ich find’s ja komisch, dass Du so abgehst. Offenbar hast Du
ein paar Störungen, wenn Du an den Diamantweg denkst. Versteh
ich nicht, denn das ist nunmal auch Buddhismus.

Selbstverständlich zählt auch der Diamantweg zum Buddhismus, er zählt für mich sogar zu einer sehr faszinierenden Form von Buddhismus. Nur solltest du nicht vergessen, dass der Diamantweg eine der letzten großen Entwicklungen im Buddhismus war, der nur aus seiner Entwicklung heraus vertanden werden kann.

Sich ausschließlich mit einer forgesetzten Ausprägungsform einer bestimmten Lehre zu beschäftigen, heißt für mich, das Pferd von hinten aufzuzäumen. Egal was du „lernen“ möchtest, man sollte immer bei den Grundlagen anfangen. Wenn man dies versäumt, dann läuft man Gefahr, dass das, was man meint verstanden zu haben, doch eher Murks ist. Damit wirst du dem Diamantweg-Buddhismus nicht gerecht.

Irrtum! Es ist nicht meine Richtschnur, die ich so
nenne, sondern es ist die Richtschnur im
Diamantweg-Buddhismus , die ich so nenne.

Dann möchte ich dich bitten, mir eine authorisierte Quelle einer Lehre des Diamantweg-Buddhismus zu nennen, in der steht, dass das Nehmen von Leben nicht im Konflikt zur buddhistischen Lehre steht. Ich hoffe doch, dass du auch Originaltexte des Diamantweg-Buddhismus liest, und dich nicht nur auf das verlässt, das dir ein paar westliche Typen ins Ohr säuseln?

Wenn Du
meinst, dass Du Dich so gut in der buddhistischen Welt
auskennst, dann sollte Dir auch bekannt sein, dass der
Diamantweg-Buddhismus andere Mittel verwendet, als Hinayana
und Mahayana.

Andere Mittel ja, aber er beruht nach wie vor auf den Grunspfeilern des Buddhismus und einer dieser Grundpfeiler ist nunmal sich zu bemühen, kein Leben zu nehmen.

Und genau das ist der springende Punkt. Was erlebt denn ein
Buddha die ganze Zeit?

Wieviele Buddhas kennst du denn so?

Gruß
Marion

[MOD] auch du …

… Sebastian, bist angehalten, auf persönliche polemische Formulierungen radikal zu verzichten.

Auch als Vajrayana-Anhänger bist du nicht befreit von der Netiquette in diesem Forum. Du bist lange genug hier, um das zu wissen. Beim nächsten Mal wird gelöscht.

Gruß

Metapher [MOD]

Hallo Datafox,

Nach meiner Auffassung des Buddhismus (und das würden mir
sicherlich einige buddhistische Freunde bestätigen) kann ein
Scharfschütze Buddhist sein und ein Buddhist Scharfschütze,
ohne gegen die buddhistischen Prinzipien zu verstoßen. Davon
bin ich überzeugt.

Danke für diese Einschätzung. Wie wird das begründet?

Sorry, hatte gar nicht darauf geantwortet.
Als Scharfschütze beschützt man die Menschen. Das ist schon mal extrem buddhistisch. Auf Diamantwegs-Ebene wird von vier grundlegenden Handlungen oder Aktivitäten gesprochen, die ein Buddha den Wesen gegenüber ausübt:
die beruhigende Aktivität, wenn sie neurotisch sind
die bereichernde oder vermehrende Aktivität, wenn Wachstum wichtig ist
die faszinierende Aktivität, um die Leute zu inspirieren und
die schützende Aktivität, wenn die Wesen beschützt werden müssen.

Es ist zugegebenermaßen schwierig seine Emotionen rauszuhalten, wenn man Leute beschützt, aber das ist sehr wichtig. Und ich muß zugeben, ich würd den Job auch nicht machen wollen.

Schön’ Gruß
Sebastian

Hi,
ein kleiner Beitrag von mir zu diesem Thema:

Das Wort Gewalt scheint mir hier der Grund von Mißverständnis.

Buddha sagte sehr wohl, dass man mit Körper, Rede und Geist SCHÜTZEN
soll. Was bedeutet - etwas oder jemanden zu schützen und gleichzeitig
(und kein bißchen weniger) auch den Gegenüber vor schlechen Eindrücken/Karma zu schützen. Dies ist ein Akt des (nicht unterscheidenen) Mitgefühls und keine Gewalt im üblichen Sinne.

Zuschauen, wegschauen wenn etwas schlimmes getan wird waren nicht seine Belehrungen.

Was aber die eigenen kleineren Geduldsproben angeht, sind seine Belehrungen sehr unterschiedlich. Sie sind alle Richtig! Aber wie man
beim Schach nicht die Strategien durcheinander schmeissen sollte so
kann man auch die unterschiedlichen Wege die zum Ziel (Erleuchtung)
führen nicht auf dem Weg vermischen und gleichzeitig befolgen.

Gruß, Birgit

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

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Moin Marion,
komme leider erst jetzt zu einer Antwort.

Du gehst also davon aus, dass die karmsichen Gesetze von
unsereiner durchschaubar sind?

das hängt davon ab - vom Stand der Übung und der Einsicht. Vollständige Einsicht hat ein vollständig Erwachter (samyak sambuddha). Ein Kleinkind praktisch keine. Dazwischen ist eine Menge Platz …

Dein Zitat habe ich mal gesnipt. Das Grundproblem der Übung in ahimsa lässt sich vielleicht so formulieren: ist diese Übung lediglich ein passives Unterlassen (was manche Gelübdeformeln wie „ich gelobe, abzustehen von …“ nahelegen) oder kann sie auch ein aktives Handeln fordern? Bzw. ist in Anbetracht der anatman-Doktrin diese Unterscheidung nicht künstlich? Damit fangen dann die praktischen Probleme natürlich erst an - die Kriterien des Handelns. Es liegt vielleicht an meiner speziellen Schulung, dass ich da recht viel Vertrauen in spontanes, unreflektiertes Handeln setze und weniger auf starre Regeln. Dass dieses Handeln zunächst ‚kultiviert‘ werden muss, versteht sich.

Nur sollten wir nicht versäumen, unsere
Kriterien für „bestmögliches Handeln“ im Sinne der
buddhistischen Lehre
zu durchleuchten. Vielleicht ist das,
was wir derzeit für „bestmögliches Handeln“ ja auch nur
ein Produkt von Hass, Gier oder Verblendung.

Trotz meines obigen Vorbehalts gegen Kriterien - vollkommen richtig. ‚Rechte Achtsamkeit‘ spielt da eine große Rolle.

Der Wille Leben zu retten kann sich aber auf alle mögliechen
Arten manifestieren. Töten setzt hingegen in jedem Fall einen
Willen zum Töten voraus (sofern es nicht unbeabsichtigt
passiert)

Das ist der wesentliche Punkt - entscheidend ist die Absicht des Tötens (ob vorhanden oder nicht). Aber vor der Absicht (welcher auch immer) liegt schon etwas anderes, das diese Absicht bedingt - eben samskaras.

Samskara umfasst zwar den Willen, nicht hingegen die
Absicht/Motivation

Wie gesagt - da besteht eine konditionale Beziehung. Und es sind die samskara, die wir durch Übung und Praxis kultivieren.

Das geht jetzt stark in den Bereich hinein, den wir im Zen als ‚formale Praxis‘ bezeichnen. Dazu schreibe ich in einer Antwort auf unseren Diamantwegler noch etwas. Bitte um Nachsicht, wenn ich da etwas in Deinem Revier wildere, aber über die Praxis der kai / sila und die Bodhisattva-Ordination (jukai, zaike tokudo) aus Zen-Sicht zu schreiben, wäre da wohl nicht sehr hilfreich.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo Sebastian,

Einmal davon abgesehen, dass
die Sila keine ‚Regeln‘ oder Gebote sind, sondern Gelöbnisse,
die man freiwillig auf sich nimmt, sind sie dazu da, um sich
in ihnen ernsthaft zu üben.

Also sind es Regeln (die man sich freiwillig zu eigen macht).

Wie schon gesagt - Du weisst nicht, was Sila (buddhistische Ethik) eigentlich ist. Du verwechselst es mit Pratimoksha (den Regeln der Mönche) bzw. Pratimoksha-samvara-sila (etwa ‚Ethik, die in Beschränkungen in Bezug auf die Mönchsregel besteht‘). Sila, wie sie z.B. in den fünf Grundsätzen (pancasila) formuliert wird, sind Qualitäten des Erwachten, sind die ‚soziale Gestalt‘ der Erleuchtung. Das Gelöbnis, sie zu praktizieren, ist unmittelbarste Form der Zufluchtnahme zu Buddha (der ersten der dreifachen Zufluchtnahme). Diese Praxis ist das, was es auch in der christlichen Mystik unter der Bezeichnung ‚Imitatio‘ gibt - dort natürlich auf Jesus bezogen. Im Soto-Zen nennen wir dies mit Dogen „die Spuren, die von den Buddhas hinterlassen wurden, studieren und ihnen mit ganzem Körper und Geist folgen“. Mit Befolgung äußerlicher Regeln hat das nichts zu tun.

Ich handele wie gesagt auch nach einer gewissen Ethik, die der
buddhistischen stark angelehnt ist, weil ich mich eben DOCH
als Buddhist bezeichne und dies - entgegen Deiner Meinung -
auch kann.

Du kannst natürlich tun, was Du willst - ob Du Dich dann zu recht als Buddhist bezeichnen kannst, ist eine andere Frage. Buddhist wird man durch die Zufluchtnahme. Nicht in Form eines Lippenbekenntnisses, sondern in Form der Praxis des achtfachen Pfades. Und das heisst Praxis von Sila, Prajna und Dhyana. Alles andere ist wirklich bestenfalls nur „angelehnt“.

Ihr praktiziert doch meines Wissens Ngöndro als vorbereitende Übung. Die erste Übung des ‚inneren‘ Ngöndro ist die Zufluchtnahme und das Ziel dieser Übung ist, die Qualitäten der Zufluchtsobjekte zu verstehen. Hier hast Du nochmals die Beziehung von Zufluchtnahme zu den Sila - die Sila sind nicht anderes die Qualitäten des Zufluchtsobjektes Buddha.

Ich bin kein Mönch (auch nicht zeitweise), sondern
Laienbuddhist und übe mich in der höchsten Sichtweise.

Vielleicht wäre es sinnvoller, zunächst einmal mit Ngöndro zu beginnen, statt sich gleich „in der höchsten Sichtweise“ zu üben. Dabei ist es völlig unerheblich, zu welchen Status Du in der vierfachen Sangha hast, ob Laie oder Mönch.

Dazu
sehe ich die Regeln als Leitlinien, als Bezugspunkt. Das
hindert mich aber nicht dran, wenn ich das für nötig halte,
diese Regeln zu übertreten, wenn jemand in Not ist oder die
Menschenrechte verletzt werden.
Da ich außer dem Bodhisattva-Versprechen kein Gelöbniss in dem
Sinne abgelegt habe, kann ich auch keins brechen. Und das
Bodhisattva-Versprechen ist nicht als äußeres Gelöbnis zu
verstehen, sondern bezieht sich auf die Motivation.

Was ist denn dieses Bodhisattva-Versprechen genau? Es gibt eine tibetische Tradition der Bodhisattva-Ordination (die sich übrigens von der chinesisch/japanischen etwas unterscheidet). Sie wurde von Atisha in Tibet eingeführt und geht auf das Akashagarbhasutra und Shantidevas Shikshasamuccaya zurück. Dazu gehören 18 Wurzel-Gelübde und 46 sekundäre Gelübde (die sekundären lassen wir im Folgenden mal außer Acht). Und bevor Du das jetzt wieder missverstehst - die Bodhisattva-Ordination ist keine Mönchsordination. Sie wird sowohl Mönchen wie auch Laien gegeben.

Die Bodhisattva-Ordination in der tibetischen Tradition ist die zweite Stufe der Entwicklung von Bhodicitta (‚jug-sems). Möglicherweise redest Du, wenn Du ‚Bodhisattva-Versprechen‘ sagst, von der ersten Stufe (smon-sems) - sie besteht aus der Erzeugung des Wunsches, ein Erwachter zum Wohle anderer Wesen zu werden (smon-sems smon-pa-tsam) und aus dem Versprechen, dieses Ziel bis zur Erreichung nicht aufzugeben (smon-sems dam-bca‘-can).

Dazu sollte es aber schon gehören, dass man sich mit den Bodhisattva-Gelübden ernsthaft auseinandersetzt (auch wenn man noch nicht bereit ist, sie abzulegen), um zu verstehen, was zur Entwicklung von Bodhicitta überhaupt gehört. Mit Motivation allein ist es ja nicht getan - man muss sie auch umsetzen.

Die Bodhisattva-Gelübde sind die Umsetzung dieser Motivation. Sie stehen wiederum nicht im Widerspruch zu Sila, sondern sie erweitern und ergänzen die Praxis der Panca-Sila, der fünf Sila-Grundsätze. Zur Erinnerung: die Panca-Sila gehören zur zweiten Stufe des Ngöndro, zur Zufluchtnahme. Erweckung von Bodhicitta ist dritte Stufe.

Das dritte Bodhisattva-Gelübde übrigens ist der Verzicht, Andere auch nur zu schlagen - geschweige denn zu töten. Wenn nun eines der 18 Wurzel-Gelübde übertreten wird, so führt dieser Bruch in der Regel zu einem ‚Verlust‘ der Gelübde und des dadurch erzeugten Verdienstes. Unausweichlich ist dieser Bruch/Verlust bei einer Verletzung des 9. Gelübdes (Aufrechterhaltung verzerrter, schädlicher Ansichten) und des 18. Gelübdes (Aufgeben von Bhodhicitta).

Mit „Aufrechterhaltung verzerrter, schädlicher Ansichten“ ist vor allem gemeint, das karmische Gesetz zu leugnen - und das ist so ziemlich genau das, was Du hier tust.

Bei den anderen 16 Gelübden sind Umstände möglich, die nicht zu einem Verlust der Gelübde, sondern lediglich zu einer Schwächung führen. Im einzelnen ist dies der Fall, wenn keiner der sog. ‚bindenden Faktoren‘ (kun-dkris bzhi) die Übertretung begleitet. Es gibt vier solcher Faktoren:

  1. die Übertretung nicht als schädlich ansehen, nur ihre Vorteile sehen und die Übertretung ohne Bedauern ausführen.
  2. die Übertretung aus Gewohnheit ausführen oder ohne den Wunsch / die Absicht, sie nicht zu wiederholen.
  3. an der Übertretung Freude empfinden
  4. kein Ehrgefühl oder Gefühl für Würde empfinden (ngo-tsha med-pa) - d.h. ohne die Absicht zu handeln, den Schaden, den wir uns selbst durch die Handlung zufügen, zu beheben.

Wie gesagt - wenn keiner dieser Faktoren vorhanden ist (vom Moment unmittelbar nach Entstehen der Motivation bis zum Moment unmittelbar nach Vollendung der Übertretung), dann ist dies nur insofern ein Ausnahmetatbestand, als er die Bodhisattva-Gelübde schwächt - unschädlich werden diese Handlungen dadurch nicht.

Weisheit für die relative Sichtweise, aber nicht für die
absolute.

Was weisst Du über ‚absolute Sichtweise‘? Was bedeutet denn paramartha-satya für konkretes Handeln? Was Du da von Scharfschützen und zum Wohle anderer Wesen töten erzählst, das hat mit paramartha-satya absolut nichts tun; es bewegt sich genau wie die Formulierung der Sila auf der Ebene samvrti-satya. Paramartha-satya kann nur auf der Ebene samvrti-satya zum Ausdruck gebracht werden - die Sila und die Bodhisattva-Gelübde sind ein Beispiel dafür.

Es gibt noch andere Ebenen der buddhistischen
Belehrungen.

… zu denen Du aber anscheinend noch nicht vorgedrungen bist. Das mit den „Ebenen“ würde ich an Deiner Stelle mal schnell vergessen - das hat nämlich nichts damit zu tun, sich Vorträge von Ole Nydahl anzuhören. Es gibt unterschiedliche Fahrzeuge, so dass Menschen mit unterschiedlichen Ausgangsbedingungen ihnen adäquate Mittel zum Erwachen finden können. Innerhalb dieser Fahrzeuge gibt es dann schon unterschiedliche Ebenen des Verständnisses - und bei den Tantrikern wohl auch der Belehrung. Diese Ebenen werden dort freilich aus didaktischen Gründen nur fortgeschrittenen Praktizierenden eröffnet - Du dürftest sie ebenso wenig kennen wie ich, vermute ich mal.

Eine ‚Ebene‘ Deines Fahrzeuges habe ich versucht, Dir hier anzudeuten. Eigentlich wäre dies Aufgabe Deines Lehrers - ich hoffe, Du hast einen fähigen Lehrer.

Und ein Buddha hält sich auch nur an so äußere
Verhaltensregeln, weil es die Buddhisten im Hinayana und
Mahayana sonst verstören würde.

Das, mein lieber Dharmafreund, kommentiere ich lieber nicht - ich möchte dem MOD die Mühe einer Abmahnung ersparen.

Freundliche Grüße,
Ralf

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Hallo Sebastian,

Mich würde daher interessieren, welcher Ebene des Buddhismus
dieses Zitat zuzuordnen ist. Wen hat er angesprochen?

einen Soldaten - den höheren Offizier Yodhajiva, der wissen wollte, ob die Ausübung seines Berufes mit dem achtfachen Pfad vereinbar ist. Das ist sie genausowenig wie eine Tätigkeit als Schlachter oder als Spirituosenhändler.

Freundliche Grüße,
Ralf