Gibt es einen Freien Willen?

Hallo,

Seit einiger Zeit stell ich mir schon die Frage ob es so etwas wie einen Freien Willen gibt.
Ich bezweifle dies leider, da ich denke, dass wir Menschen auch der Kausalität unterworfen sind. Also, dass wir auch nach Ursache und Wirkung reagieren und wir daher nicht wirklich frei Entscheiden können was wir tun, da unsere Handlungen immer nur eine Wirkung der Vergangenheit sind. Leider ist genau dieses Denken recht gefährlich, da sich dadurch eine total neue Schuldfrage sich ergibt und das „Schlechte im Menschen“ gerechtfertigt wird.
Bei Informationsmaterial zu diesem Thema wäre ich interessiert. Natürlich auch auf andere Meinungen :wink:)

MfG,
Daniel

Hallo,

Seit einiger Zeit stell ich mir schon die Frage ob es so etwas
wie einen Freien Willen gibt.
Ich bezweifle dies leider, da ich denke, dass wir Menschen
auch der Kausalität unterworfen sind. Also, dass wir auch nach
Ursache und Wirkung reagieren und wir daher nicht wirklich
frei Entscheiden können was wir tun, da unsere Handlungen
immer nur eine Wirkung der Vergangenheit sind. Leider ist

Nicht nur Kausalität, die Welt ist dialektisch-logisch determiniert.

genau dieses Denken recht gefährlich, da sich dadurch eine
total neue Schuldfrage sich ergibt und das „Schlechte im
Menschen“ gerechtfertigt wird.

Was bitte, ist „Schuld“? Schuld ist ein Moralbegriff - also nichts als eine Erfindung Herrschender zur Rechtfertigung. In der Natur gibt es keine Schuld, sie schafft Tatsachen - basta.

Bei Informationsmaterial zu diesem Thema wäre ich
interessiert. Natürlich auch auf andere Meinungen :wink:)

http://kds-nano.de/physik-live/physik/der%20antagoni…
Mehr findest du nicht :smile:

Gruß
Frank

Hi,

ich denke das der Begriff „freier Wille“ eben genau aus diesem Grund „erfunden“ wurde, eine „Schuldfrage“ aufzuwerfen.

In einer duch Kausalität und Zufall bestimmten Welt gibt es keine „Schuld“, denn es passiert genau dass, was entsprechend des Zusammenwirkens deterministischer und zufälliger Einflüsse passieren musste --> wem kann ich das anlasten? Keinem.

Führe ich jetzt das Konzept des freien Willens ein, kann ich das Individuum für sein Handeln verantwortlich machen, dieses kann sich ob seiner Handlungen schuldig fühlen und für sie bestraft werden.

In den östlichen Philosophien sieht man das etwas anders, egal ob Taoisten, Hindus oder Buddhisten, gehen davon aus, dass die Welt genau den Lauf nimmt, den sie nehmen muss. Vielen „Westlern“ ist das ungenehmm, weil sie sich dem ausgeliefert, machtlos fühlen. Aber es sind nur 2 Seiten einer Medaille.

Gruss A.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Freier Wille = Illusion!
hallo Daniel,

das Thema interessiert mich auch unheimlich, da ich in Ethik das ganze auch durchgenommen habe und eine komplett andere Meinung als mein Lehrer hatte.
Hinzu kam im FOCUS 7 (vom 9.2.04) steht eben auch genau das vom Determinismus drin was schon weiter unten gesagt wurde.

Ich habe noch ein paar Links zum Thema:
http://de.wikipedia.org/wiki/Determinismus
http://www.neundorf.de/Zufall/Determinismus/determin…
http://www-users.rwth-aachen.de/gunter.heim/HTMLarch…
Sehr wichtig!
http://www.ngfg.com/texte/ae026.htm

Wenn jemand genau weiss, was ein freier Wille ist, sollte er diesen Link benutzen:
http://de.wikipedia.org/w/wiki.phtml?title=Willensfr…

Ich denke das sollte reichen, sonst wird das hier noch übervoll und den Leuten vergeht es hier zu lesen :wink:

Gruß
MiND

Hallo,Daniel

Ich denke, es gibt zwei Einschränkungen des freien Willens: 1) durch die Welt draußen = die Gesellschaft, die Natur, die unabwendbaren Ereignisse und 2) durch das eigene Unbewußte.
Freuds Satz „Das ich ist nicht Herr im eigenen Hause“ wäre dabei zu beenken.
Gruss, Branden

Hallo Gloodynox,
als Mutter zweier Minizicken lautet meine Antwort kurz und knackig:
Nein.
Gruß *wink* Daggi

Hallo Daniel,

Bei Informationsmaterial zu diesem Thema wäre ich
interessiert. Natürlich auch auf andere Meinungen :wink:)

da ist hier bei w-w-w schon einiges zusammengetragen worden:
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…
/t/freier-wille-vorgegaukelt/619042

Alles nur Beispiele aus:
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/searcharch…

Das Wichtigste ist, dass es eine umfangreiche Bibliographie zum Thema gibt, eine klassische: - J. Fellin, Die Willensfreiheit. Zur Bibliographie des Problems Graz - Wien - Leipzig 1928).

und eine moderne:
http://www.google.de/search?q=willensfreiheit+biblio…

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Herrlich
Herrlich, herrlich,Daggi
Gefällt mir. Und als Vater von vier Kids sage ich sofort:
Hoch die internationale Eltern-Solidarität!
Gruss, Branden

Hallo,

jaja, das Problem des Determinismus. Sicher ein großes, wenn man sich darin verrennt. Es gibt jedoch zwei Lösungsansätze. D.h., das eine ist eigentlich nur eine Gegenfrage. Also, wenn man nämlich nach der Schuld sucht, die wir brauchen, damit diese Gesellschaft funktioniert (und der Mensch kann eben nicht ohne Gesellschaft leben), könnte man genauso fragen, wer denn Schuld wäre. wenn wir nicht determiniert wären. Dann wären wir doch genauso ausgeliefert. Der freie Willen nämlich ist meiner meinung nach die Zusammenführung aller Einflüsse. Man mag meinen, wo da Gott bleibt u.s.w., aber Gott ist eben genauso ein Einfluss. Und so ist es auch mit der Schuld. Weil es Schuld gibt, behüten wir uns davor sie im negativen Sinne zu spüren. Jedoch glaube ich, dass diese Schuld wirklich überlebensnotwendig ist für den menschen. Sie ist Strategie der Natur, schließlich haben wir unseren Verstand nicht bekommen um damit unsere langeweile auszufüllen, sondern um zu Überleben (siehe Anthropologie, Gehlen).
Soviel zum Thema Schuld, das ist sicher noch nicht alles, aber ich wills auch nicht übertreiben. Zurück zum Determinismus: Max Planck bezeichnet diesen als Scheinproblem. Es gibt ihn meint er und wir ziehen auch unseren nutzen daraus. Nämlich wenn wir anderen Menschen gegenübertreten. Wir überlegen uns, wie reagiert auf dies oder jenes und richten unser Handeln danach aus. So gibt es also einen objektiven Determinismus. Jedoch können wir diesen Determinismus nicht auf uns selbst anwenden, sondern erst im Nachhinein verstehen, warum wir so oder so gehandelt haben. Subjektiv sind wir also nicht determiniert. so lebt es sich und lässt es sich leben, weil dann in jedem Mneschen das Gefühl der Verantwortung (das ich eben für natürlich und gar nicht von Grund auf konstruiert halte.

Viele liebe grüße,
bin gewillt mich zu streiten hihi :wink:

Annuschka

Hi,

ich sag mal etwas dazu, ohne viel über philosophische Dinge zu Wissen, aber ich habe ja lange in der Forensik gearbeitet und mir eine Meinung zu dem Thema gebildet.

  • Der Mensch hat eine Biologie, die seine Verhaltensmöglichkeiten determiniert. Dies ist nicht willentlich beeinflußbar. Z.B. haben Menschen aggressive Impulse.
  • Der Mensch erlebt eine Psychogenese, die seine Verhaltensmöglichkeiten beeinflußt. Z.B. erwerben manche Menschen eine dissoziale Persönlichkeitsstruktur.
  • Der Mensch erlebt eine Sozialisation, die sein Wertesystem prägt. Z.B. wird Achtung vor fremden Eigentum durch Sozialisation vermittelt.

Das sind Randbedingungen, die der Mensch nicht hinter sich lassen kann. Aber die einzelnen Lebensentscheidungen trifft ein Mensch letzlich selbst, ist dafür auch in aller Regel verantwortlich. Jeder ist seines Glückes Schmied.

Es gibt allerdings Menschen, bei denen die Steuerungsfähigkeit vorübergehend oder dauerhaft eingeschränkt oder eventuell auch nicht vorhanden ist, auf Grund psychischer oder anderer Erkrankungen oder Behinderungen oder durch Einfluß psychotroper Substanzen.

Gruß

Yoyi

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Ich glaube, dass der Mensch sowohl determiniert ist, als auch seinen freien Willen hat. Also beides,auch wenn es paradox klingt.

Determiniert in seinem Lernprogramm, das er in diesem Leben zu absolvieren hat - den freien Willen, was er daraus macht !

Grüsse
Merkur

Herrlich, herrlich,Daggi
Gefällt mir. Und als Vater von vier Kids sage ich sofort:
Hoch die internationale Eltern-Solidarität!
Gruss, Branden

Hi Branden,
ich weiß zwar nicht, wie alt deine Minis sind,
aber ich hab die Erfahrung gemacht, dass erst meine Eltern
das Kommando hatten, jetzt meine Kids
(ich wollte sie so erziehen, dass sie zu ihren Wünschen stehen
und auch lernen, diese durchzusetzen. Folge:
„Mama, ich hab mich mit meiner Freundin verabredet, aber wir brauchen
nen Taxifahrer. Also nimm dir am … um … Uhr nix vor.“
Oder: „wenn ich 18 bin mach ich den Führerschein. Ein Auto kann ich mir dann aber noch nicht leisten. Du hast ja ein Auto und brauchst es dann ja nicht immer.“ Aus ist es mit meinem „freien Willen“ von wegen selbst Termine ausmachen.)
*Grübelnd-schmunzelnde-Elterngrüße*
Daggi

Auch wenns off-topic ist, Daggi…
…müssen wir das unbedingt noch ein bißchen weiter diskutieren (ich hoffe, die anderen finden das ebenso spannend :smile:) Also: Meine Älteste (Isabel) wird jetzt am 9. März 18 und hat ziemlich genau dann die Füherschein-Prüfung…was Du so erwähntest, trifft nicht GANZ bei mir zu, weil sie das einzige meiner Kinder ist, welches nicht bei uns lebt, sondern am anderen Ende der Republik (nahe Köln).
Dann kommt Paul, 13, cool natürlich, dann Romy,11, sieht aus wie 15, dann Gregor, 7, Jazzpianist (noch nicht ganz).
Aber ich will mich nicht von Arbeitsquantitäten rühmen, die ich garnicht habe, denn -wie könnte es anders sein- meine Frau hat den größten Teil an action mit ihnen, obwohl sie volle Kanne auch ne Praxis macht.
Gruss, Branden

Einmal mehr…
…mein Yoyi-Bär (reimt sich), möchte ich Dir spontan zustimmen und würde Dir einen Stern geben, wenn ich desgleichen schon vergeben könnte. So aber musst Du mir vergeben, dass ich es noch nicht kann.
Aber im Ernst: Du hast es wieder mal so prgmatisch auf den Punkt gebracht, dass es mir gefällt. Das kannst Du ja einfach besser als viele andere hier, vielleicht liegt das ja an Deinem ständigen spontanen Umgehen-müssen mit den Psychiatrie-Patienten.
Wie Du weißt, hab ich ja auch (und gerne) auf psychiatrischen Abteilungen gearbeitet. Manchmal denke ich: Wenn ich nochmal jung wär, und es gäbe schon den Facharzt für Psychiatrie UND Psychotherapie, dann würde ich DEN machen, denn eigentlich arbeite ich sowohl mit Neurotikern als auch mit Psychotikern gerne.
Nun mögen alle was über meine LATENZ denken, was sie wollen, aber wahrscheinlich bist Du eh der Einzige hier, der diesen meinen letzten Satz versteht.
Gruss, Branden

Hi,

  • Der Mensch hat eine Biologie, die seine
    Verhaltensmöglichkeiten determiniert. Dies ist nicht
    willentlich beeinflußbar. Z.B. haben Menschen aggressive
    Impulse.
  • Der Mensch erlebt eine Psychogenese, die seine
    Verhaltensmöglichkeiten beeinflußt. Z.B. erwerben manche
    Menschen eine dissoziale Persönlichkeitsstruktur.

das sind die biologischen Rahmenbedingungen, OK

  • Der Mensch erlebt eine Sozialisation, die sein Wertesystem
    prägt. Z.B. wird Achtung vor fremden Eigentum durch
    Sozialisation vermittelt.

zu dem „erlebt“:
Der (allegemeinste) Umgang, den ein Mensch hat, prägt maßgeblich sein Bewusstsein. Dadurch werden gerade Frage zu Moral und Werten beantwortet. Beides sind ausschliesslich gesellschaftsspezifische Begriffe, die sich kontinuierlich ändern.

Es gibt allerdings Menschen, bei denen die Steuerungsfähigkeit
vorübergehend oder dauerhaft eingeschränkt oder eventuell auch
nicht vorhanden ist, auf Grund psychischer oder anderer
Erkrankungen oder Behinderungen oder durch Einfluß
psychotroper Substanzen.

Wie meinst du das??
Ich lese hier heraus, daß jeder, der sich nichts suggerieren läßt (z.B. ein Wissenschaftzler, der sich sein Wissen empirisch-wissnschaftlich erarbeitet hat) ein Fall für die Psychatrie ist. Korrigier das bitte mal

Gruß
Frank

LanglebeLogik!NiedermitderDialektik!Haldolfüralle!
Hi,

eigentlich wollte ich auf deine Postings ja nicht mehr antworten, aber egal.

Es gibt allerdings Menschen, bei denen die Steuerungsfähigkeit
vorübergehend oder dauerhaft eingeschränkt oder eventuell auch
nicht vorhanden ist, auf Grund psychischer oder anderer
Erkrankungen oder Behinderungen oder durch Einfluß
psychotroper Substanzen.

Ich lese hier heraus, daß jeder, der sich nichts suggerieren
läßt (z.B. ein Wissenschaftzler, der sich sein Wissen
empirisch-wissnschaftlich erarbeitet hat) ein Fall für die
Psychatrie ist. Korrigier das bitte mal

Oh Mann. Es geht nicht darum, der Psychiatrie Patienten zuzuführen, wir haben ohnehin genug.

Wen meine ich? Eine kleine Liste, ohne Systematik und ohne Anspruch auf Vollständigkeit: sehr stark minderbegabte Menschen, Menschen, die an einer wahnhaften Psychose erkrankt sind, Menschen die an schizophrenen oder schizoiden Psychosen erkrankt sind, Menschen die an Demenz leiden, Menschen die an einem hirnorganischen Psychosyndrom leiden, Menschen die an bestimmten neurologischen Krankheiten oder Syndromen leiden, Menschen die unter dem akuten Einfluß von psychotropen Substanzen (Drogen, Alkohol) stehen.

Natürlich ist jede genannte Erkrankung bzw. genanntes Syndrom kein Freibrief, es ist jedesmal vor dem Hintergrund des Einzelfalles zu prüfen, ob Einsichtsfähigkeit und Steuerungsfähigkeit vorübergehend oder dauerhaft eingeschränkt sind.

So, jetzt geht der Ball an dich, du darfst nun erklären, warum Demenz eine Folge der herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse ist.

Der (allegemeinste) Umgang, den ein Mensch hat, prägt
maßgeblich sein Bewusstsein. Dadurch werden gerade Frage zu
Moral und Werten beantwortet. Beides sind ausschliesslich
gesellschaftsspezifische Begriffe, die sich kontinuierlich
ändern.

Ach übrigens, Herr Dialektiker, ist es nicht herrschende Ideologie, die du da verbreitest? Es sind doch die objektiven Klassenverhältnisse, die das Bewußtsein bestimmen, nicht irgendein „Umgang“, oder? Jeder Dialektiker schüttelt sich bei solch einer Verwechslung des „Schein“ mit dem „Sein“ *g. Wenn du wenigstens deinen Marx mal gelesen hättest, würde es sich vielleicht lohnen, mit dir zu diskutieren, so aber nicht.

Trotzdem beste Grüße
Lang lebe Logik! Nieder mit der Dialektik! Haldol für alle!

Gruß

Yoyi

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi, ich habe dazu einen sehr interessanten Artikel vor 2 Wochen im Focus gelesen. Im Kern ging es darum, das die Erkenntnisse der hirnforschung teilweise belegen, das es soetwas wie den freien willen oder die Seelen nicht geben kann.

Ich glaube, das unser willen unserer Persönlichkeitsstruktur unterworfen ist und die wiederrum ist genetisch bedingt und beeinflußt durch unsere soziale Umweld und die von uns genossene Erziehung. Es findet sozusagen ein reger Ausstausch zwischen diesen beiden Faktoren statt.

Diese Vorstellung ist ziemlich beängstigend, wenn wir uns doch so sehr an den Gedanken gewöhnt haben, das wir einzigartig sind.

Aber so traurig es auch ist, unser Verhalten wird bestimmt durch unsere Erlebnisse, das heißt, werde ich als kind oft verprügelt beeinflußt das unseren späteren Umgang mit andern Menschen.

Dennoch glaube ich das wir trotz dieser „fesseln“ jederzeit die Wahl haben zwischen verschiedenen Optionen, wie wir unser Leben gestalten wollen. Eine wichtige Vorruassetzung ist für mich ein starker wille bzw. die Hilfe von außen diesen zu entwickeln, wo wir wieder bei den äußeren Umständen wären.

Hi Daniel
,

Seit einiger Zeit stell ich mir schon die Frage ob es so etwas
wie einen Freien Willen gibt.

Einen „Freien Willen an sich“ oder „Den Freien Willen
im Bewusstsein“ der Menschen?

Ich bezweifle dies leider, da ich denke, dass wir Menschen
auch der Kausalität unterworfen sind.

Gibt es denn „Kausalität“. Kann man das sicher feststellen?
Oder ist das eine praktische und erfolgversprechende, aber
ungerpüfte Hypothese? Wie müsste denn die Raum/Zeitliche-Struktur
der „Welt“ sein, um eine Kausalität plausibel zu machen?

Also, dass wir auch nach
Ursache und Wirkung reagieren und wir daher nicht wirklich
frei Entscheiden können was wir tun, da unsere Handlungen
immer nur eine Wirkung der Vergangenheit sind. Leider ist
genau dieses Denken recht gefährlich, da sich dadurch eine
total neue Schuldfrage sich ergibt und das „Schlechte im
Menschen“ gerechtfertigt wird.

Aha. Du stellst im Kern die alte Frage nach der prinzipiellen
Verantwortlichkeit für „bewusstes Handeln“.

Bei Informationsmaterial zu diesem Thema wäre ich
interessiert. Natürlich auch auf andere Meinungen :wink:)

Nur kurz. Einen „freien Willen“ nach der landläufigen
Vorstellung kann es nicht geben bzw. ist nicht zu
beweisen. Neurophysiologische Untersuchungen messen
den Muskelimpuls vor der regionalen Aktivierung
im Gehirn, wobei letzteres als „Vorentwurf vom zukünftigen
Willensakt“ gilt.

Aber das ist es ja nicht, was Du fragst. Du fragst
wahrscheinlich eher danach, wie es einzuschätzen ist,
wenn es keine prinzipielle Verantwortlichkeit
des Individuums für seine Handlungen gibt.
Oder liege ich falsch?

Euer CMБ

Hi,

Natürlich ist jede genannte Erkrankung bzw. genanntes Syndrom
kein Freibrief, es ist jedesmal vor dem Hintergrund des
Einzelfalles zu prüfen, ob Einsichtsfähigkeit und
Steuerungsfähigkeit vorübergehend oder dauerhaft eingeschränkt
sind.

Da bin ich aber beruhigt :smile:
Vielleicht kommt meine Vorsicht wohl daher, daß ich im persönlichen Umfeld einen Fall hatte, der definitiv falsch diagnostiziert und behandelt wurde.

So, jetzt geht der Ball an dich, du darfst nun erklären, warum
Demenz eine Folge der herrschenden gesellschaftlichen
Verhältnisse ist.

Das sind biologische Rahmen, nicht philosophische. Ich bin doch kein Arzt.

Der (allegemeinste) Umgang, den ein Mensch hat, prägt
maßgeblich sein Bewusstsein. Dadurch werden gerade Frage zu
Moral und Werten beantwortet. Beides sind ausschliesslich
gesellschaftsspezifische Begriffe, die sich kontinuierlich
ändern.

Ach übrigens, Herr Dialektiker, ist es nicht herrschende
Ideologie, die du da verbreitest? Es sind doch die objektiven
Klassenverhältnisse, die das Bewußtsein bestimmen, nicht
irgendein „Umgang“, oder? Jeder Dialektiker schüttelt sich bei
solch einer Verwechslung des „Schein“ mit dem „Sein“ *g. Wenn
du wenigstens deinen Marx mal gelesen hättest, würde es sich
vielleicht lohnen, mit dir zu diskutieren, so aber nicht.

Marx eindeutig dazu: das gesellschaftliche Sein bestimmt das Bewußtsein.
Das habe ich lediglich versucht, in verständliche Worte zu packen.

Trotzdem beste Grüße
Lang lebe Logik! Nieder mit der Dialektik! Haldol für alle!

Welche Logik? Klassische? Hegelsche Dialektik? Oder materialistische Dialektik? Deine Aussage enthält wieder Antagonismen, da Dialektik die bewegte Logik ist :smile:

Gruß
Frank

Hallo yoyi (vergib mir die schnöde Abkürzung Deines Nicks),

ich sag mal etwas dazu, ohne viel über philosophische Dinge zu
Wissen, aber ich habe ja lange in der Forensik gearbeitet und
mir eine Meinung zu dem Thema gebildet.

Dazu brauchst Du kein philosophisches Wissen, schon gar keines in Ethik. Manchmal bringt die externe, praxisorientiert Sicht mehr als das verbogene Gerede gewisser Professoren.
Genau das brauchen die wunderbaren Akademie-Philosophen, die liebend gerne Ärzten und Juristen vorschreiben wollen, was Ethik ist, und selbst nie einen sterbenden Menschen gesehen haben… (Ich bin philosophischer Theoretiker aus Überzeugung… vielleicht leiste ich mit den beruflichen ethischen Zeigefinger später mal…)
Aber hier doch noch meine Gedanken… Berufskrankheit, Du weisst schon…

  • Der Mensch hat eine Biologie, die seine
    Verhaltensmöglichkeiten determiniert. Dies ist nicht
    willentlich beeinflußbar. Z.B. haben Menschen aggressive
    Impulse.

Einmal ja, und einmal nicht un-bedingt. Die Biologie legt fest, was ein Mensch materiell ist und welches Verhalten für ihn typisch ist. Innert dieser vielen möglichen menschlichen Verhaltensweisen gibt es solche die ein Individuum realisieren kann und andere die es nicht realisiert: es gibt Menschen mit mehr und solche mit weniger aggressiven Impulsen. [Dass das menschliche Wesen als solches aggressive Impulse hat wird hier nicht bestritten.] Steht dies einmal fest, dann gibt es heute schliesslich genügen Methoden Aggressionen zu verarbeiten und den Impuls umzuleiten, oder?
Ich kritisiere hier nicht Deine Ansicht, nur die Übergeneralisierung der menschlichen Aggression in der obigen Formulierung. Wenn ein Choleriker sich ändern will und sich behandeln lässt, dann ist eine Willensentscheidung der Anfang der Änderung, oder? [Korrigier mich wenns hier hackt, ja?]

  • Der Mensch erlebt eine Psychogenese, die seine
    Verhaltensmöglichkeiten beeinflußt. Z.B. erwerben manche
    Menschen eine dissoziale Persönlichkeitsstruktur.

Etwas klarer [oder philosophischer] ausgedrückt, ‚erschafft‘ die Psychogenese die Verhaltensweisen. Darum ist das Ausbrechen aus diesen schon in frühem Stadium gegebenem Verhalten, zurück in die Möglichkeit sozusagen, so schwer.

  • Der Mensch erlebt eine Sozialisation, die sein Wertesystem
    prägt. Z.B. wird Achtung vor fremden Eigentum durch
    Sozialisation vermittelt.

Und da ist genau der Streitpunkt der vielen verschiedenen soziologischen, philosophischen und psychologischen Schulen und anderen Kampfzellen :wink:: prägt die Sozialisierung den ethischen Impetus/Wahrnehmung/Impuls oder ist dieser nicht schon vorhanden und wird durch die Sozialisierung verbildet?

Das sind Randbedingungen, die der Mensch nicht hinter sich
lassen kann. Aber die einzelnen Lebensentscheidungen trifft
ein Mensch letzlich selbst, ist dafür auch in aller Regel
verantwortlich. Jeder ist seines Glückes Schmied.
Es gibt allerdings Menschen, bei denen die Steuerungsfähigkeit
vorübergehend oder dauerhaft eingeschränkt oder eventuell auch
nicht vorhanden ist, auf Grund psychischer oder anderer
Erkrankungen oder Behinderungen oder durch Einfluß
psychotroper Substanzen.

Besser hätte das ein Philosoph auch nicht schreiben können…

Danke für Deinen Beitrag, hat mich wieder auf ein paar wieder-zu-reaktivierende Fragen gebracht…

Gruss
Yseult