Satanisten
Hallo,
Nu binnich ja ganz gespannt was ein (entfernt) Bekannter von
mir (ich glaube praktizierender „Satanist“ ist der) dazu sagen
wird, wenn ich ihm das das nächste Treffen mal vorhalte:
Satanisten sind entweder Provokateure oder - wenn sie es tatsächlich ernst meinen - Psychopathen. Ich will für deinen Freund hoffen, dass er sein magisches Weltbild nur vor sich herträgt, ohne damit ernsthafte Ambitionen zu verbinden (ein magisches Weltbild ist eines, in dem man behauptet, alles mit dem Willen beeinflussen zu können - man müsse den Willen nur genügend stark entwickeln). Sollte er das tun, wäre er ein Fall für den Psychiater, anderenfalls harmlos, aber immer noch ein Spinner, der sich jugendlichen Größenwahn ins Erwachsenenalter „gerettet“ hat (ich nehme mal an, dass er über 18 ist).
Son Quatsch!
Genau.
Nun wünschen wir dir, daß auch der liebe Frank bald den Fehler
in seiner Denkweise einsehen wird, wo da doch einer ist, der
alles so schön anschaulich erklären kann!
Ich fürchte, da ist nichts zu machen, aber ich versuche einer weiteren Verbreitung entgegenzuwirken. Schönen Dank übrigens für das Lob.
Ein bischen unklar ist uns noch, von wo aus wir denn die Welt
sehen, wenn wir uns die Welt „an sich“, also ohne uns vorstellen.
Das ist in der Tat der entscheidende Vorwurf an Kant gewesen, der sich leider bis heute in weiten Kreisen gehalten hat. Aber das Problem ist ja gerade der Widerspruch, der darin besteht, dass wir uns die Welt vorstellen wollen, ohne sie uns vorzustellen. Sobald wir uns die Welt vorstellen, sind wir beteiligt, ob wir wollen oder nicht. Und das ist der Grund dafür, dass wir über die Welt an sich (Kant nennt es „Ding an sich“, aber das ist ja gleichgültig) nichts definitives sagen können. Wir können zwar veralgemeinern im naturwissenschaftlichen Sinn (man nennt das Induktion, wenn du man nachschlagen willst), aber dieses Verfahren ist eben kein unmittelbares Verfahren, sondern ein mittelbares.
Das bedeutet, dass wir die Welt immer als Welt für uns, als Welt mit unserer menschlichen Interpretation wahrnehmen. Die Naturwissenschaften sind ein Versuch, diese subjektive Grenze zu überschreiten und das gelingt auch, jedenfalls intersubjektiv, nicht aber objektiv - bzw. nur in gewissen Grenzen. Das Beispiel mit Claudia Schiffer und dem Magier ist ganz hilfreich. Wenn der nämlich die Schiffer wegzaubert, kommt niemand von uns auf die Idee, das Verschwinden für echt zu halten, und das hat seinen Grund darin, dass wir gewisse Grundsätze (Axiome) an die Welt herantragen, die uns garantieren, dass Claudia Schiffer noch da ist - nur eben, dass es einen Grund gibt, warum wir das nicht sofort wahrnehmen.
Diese Annahme, dass es für alles einen Grund geben muss, nennt man auch das Prinzip der Kausalität, und dieses Prinzip gehört zu den wichtigsten transzendentalen (!) Begriffen bei Kant. (BTW: „trocken“ finde ich das nicht, sondern eher spannend ).
Und ich kenn ihn gut, der meint da nicht sterben mit!
Der behält seine Hoffnung! Denn „die Hoffnung“ stirbt
zuletzt!" hat er immer gesagt. Recht hatter!
Der Satz „Hoffnung stirbt zuletzt“ ist natürlich kein naturwissenschaftlicher Satz, sondern metaphorisch zu verstehen, aber das wird dir schon klar sein, oder?
Herzliche Grüße
Thomas Miller