Buchtipp: Breißn dratzn + Linktipp
Hallo Marco,
Birgits Augsburg-Schilderung hat mich erinnert, dass es ein wunderbares kleines Büchlein gibt, das da heißt „Breißn dratzn“ von Ludwig Merkle.
Leider finde ich es in amazon.de nicht - es sollte es aber noch geben. Frag doch mal bei Deiner Buchhandlung.
„Breißn dratzn“ (Preußen „ärgern“/„necken“) ist so eine Art Wörterbuch, in dem bayerische Ausdrücke erklärt werden … aber nicht ganz richtig ;o)
Ich tipp mal eine Kostprobe.
Schönen Sonntag,
Gitte
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I SIECH SCHO, ES SEIDS GRADDLA
Wer Gelegenheit hat, ein bayerisches Bauernhaus zu betreten, wird überrascht sein, welch peinliche Ordnung sowohl in der Küche und in der Stube wie im Stall und in der Scheune herrscht. Alles wird sorgfältig aufgeräumt - bairisch „aufgrammd“ - weshalb man auch sagt: der Bayer ist ein Ramme, ein [Auf.]räumer - er legt Wert auf Sauberkeit und auf Akkuratesse; akkurat, bairisch aggradd (mit zwei hellen a und Betonung auf dem letzten), muss es in einem Hause aussehen. Man erfreut ihn sehr, wenn man ihn lobt: „Ich sehe schon, ihr seid Graddla, ihr seid akkurate Leute.“ Der „Graddler“ hieß ursprünglich „Agraddla“, bis das unbetonte Anfangs-A entfiel. Feminimum: Graddlarin.
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A GSCHEADS DACH
„Altes Haus“ nennt man im Norden Deutchlands liebe Freunde; „oide Hüttn“, alte Hütte, heißt es, weitaus bescheidener, in Bayern. So ist der Kopf folgerecht das Dach der Hütte, und ein gschertes Dach, ein frisch geschorenes Dach, ein Kopf, der eben von den pflegenden Händen des Coiffeurs behandelt wurde. Ähnlich wie „Schlaukopf“ und „Dickschädel“.
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ZOANG S MAR AMOI EAHNA GRAFFI
Kunstliebend ist das bayrische Volk - ihm voran seine Könige - seit eh und je gewesen. Ob sich’s um Architektur, Plastik oder Malerei handelt, der Bayer versteht sie zu schätzen. Nicht zufälig haben sich in der bairischen Sprache eigene Ausdrucke auf dem Gebiet der bildenden Kunst herausgebildet. So sagt man für „gemalt“ nicht „gmoid“, sondern lieber „gmoin“, und die Graphik wird mundartlich als Graffi bezeichnet. Die Ateliers der Künstler stehen jedermann offen, der sich höflich nach ihrem Graffi erkundigt.
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(Die bayerische Volkstracht)
HEID MUFFEDSD WIEDA, LONI
Die bayerische Frauentracht zählt zu den malerischsten der Welt. Besonders prunkvoll sind die Frauen und Mädchen vielerorts im Winter angetan. Zahllose bunte Röcke, Leibchen und Mieder werden übereinander getragen, und als händewärmende, gamspelzgefütterte, oft mit alten Silbermünzen behängte Rolle bildet der Muff einen wichtigen Bestandteil der Festtagskleidung. Das Wort „muffeln“, das vom Muff hergeleitet ist, bedeutet denn auch: mollig warm sein. „Da herinnad muffeds heid vielleichd“, hier in diesem Raum ist es heute möglicherweise wieder warm und gemütlich, hofft man an eisigen Wintertagen. Auch von einem Menschen, der sich mit dicken Kleidern, Umhängen und Pelzen wohlige Wärme verschafft, wird gesagt, er muffle. „Heid muffedsd awa wieda, Loni“, heute bist du aber wieder fein warm angezogen, Apollonia.
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Die Übersetzung - und da kann Uschi sicher noch viiiiiel detaillierter/besser erklären - ich bin kein Hardcore-Bayer ;o)
Den „Graddla“
kenn ich in der Variante „Gauner“ - „A so a Graddla“ wäre einer, der mich in irgendeiner Form bescheißt/sich nicht korrekt verhält … … das Wiesnlexikon (weiter unten) bezeichnet den Graddla aber eher als „Penner“ …
Das „Gscheade Dach“
kenn ich selbst in der Kombination auch nicht. Gschead ist jemand, der gemein ist. Wie: Gescheada Hund.
Das „Graffi“
ist „Glump“, mei, wie sagt man dazu denn auf Deutsch … wertloses/billiges Zeug … zum Beispiel: „Kauf Dir lieber etwas Gescheites und nicht so ein Glump“.
Und „muffedsd“
ist natürlich „müffeln/stinken“ … „Do herinnad muffeds heit vielleicht“ ist: „Hier herinnen stinkt’s heit aber!“
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Und das hier hab ich grad noch gefunden - auch ganz nett:
http://www.oktoberfest.de/de/lexikon/