Hallo,
Ich kann die Verärgerung einer betroffenen Person ja
verstehen, aber es gibt einfach keine praktikable Lösung. Die
Tiere werden nach bestem Wissen und Gewissen betreut und
tierärztlich versorgt. Nun haben Tiere es nunmal so an sich,
dass sie Beschwerden gern verbergen.
die Frage ist eben, ob die Beschwerden tatsächlich verborgen waren oder hätten erkannt werden müssen. Hätte das Tier zB Leukose gehabt wäre das zwar sehr schade für alle Betroffenen gewesen, das Tierheim hätte das aber nicht erkennen können / müssen.
In einem konkreten Fall, den ich zufällig im Haustierforum
gelesen habe, ging es ja um eine Linsentrübung, Durchfall und
Schnupfen.
Um Durchfall und Schnupfen ging es nicht, das hatte das Tier zwar, mit der Behandlung dagegen hatte J. Emand aber keine Probleme, weil das einfach Sachen sind, mit denen man immer rechnen muss. Gegenstand des Unmuts ist nur die schwere Erkrankung der Augen, die laut Fachmann von einem Tierarzt bereits acht Wochen vor Abgabe des Tieres hätte erkannt werden können (quasi schon bei der Aufnahme ins Th). Wie ich bereits an anderer Stelle schrieb ist man als Laie auf die Aussagen des Tierarztes angewiesen - was wer nun wirklich schon hätte sehen müssen kann ich nicht sagen.
Die Linsentrübung war erst nach dem Umzug des
Tieres vorhanden.
Sie wurde erst nach dem Umzug für den Halter sichtbar - vorhanden war sie eben von Geburt an. Tierärzte haben kleine Lämpchen, mit denen sie Augen und Ohren eines Tieres genau untersuchen können, so ein Lämpchen hat J. Emand nicht. Deswegen kann er keine Auskunft darüber machen, was man mit entsprechenden Instrumenten wirklich hat sehen können und muss sich auf die Aussage verlassen, dass eine Anomalie schon vier Wochen nach der Geburt hätte festgestellt werden können. Nicht mal der Tierheim-Arzt bestreitet ja, dass es sich um eine Missbildung handelt, die das Tier schon im Mutterleib „abbekommen“ hat und dementsprechend schon im Tierheim hatte. Und er kann wie alle anderen aufgesuchten TÄ mit seinen Instrumenten auch die Trübung des anderen Auges erkennen - obwohl für J. Emand (als Laie ohne Lämpchen) keine Trübung zu erkennen ist.
Ob eine bestimmte Katze Durchfall hat, sieht
man nicht immer gleich, wenn die Viecher zu mehreren in einem
Raum gehalten werden. Durch den Umzugsstreß kommen auch gerne
vorher schlafende Beschwerden zum Vorschein. Dazu kommt, dass
Dein Tier dauernd unter Deiner Beobachtung ist, im Tierheim
sehen die Betreuer das Tier aber nur minutenweise.
Wie gesagt, Durchfall ist kein Problem - und da geht J. Emand ohnehin davon aus, dass es durch den Umzugsstress mit Futterumstellung kam. Wenn das Tier schon vorher welchen hatte ist das aber auch nebensächlich, J. Emand hat auch kein Problem damit, das Tier dagegen behandeln zu lassen. So viel Tierliebe darf J. Emand zugetraut werden, dass er nicht wegen etwas Durchfall irgendjemanden in Regress nehmen will.
Es geht hier keineswegs um 150 € für ein paar Untersuchungen und Tests, oder um eine vierteljährlich nötige Untersuchung beim Spezialisten, nicht mal die grundsätzliche Aussicht, dass das Tier (ggf. mehrfach) operiert werden muss ist ein Problem. Es darf einem aber mE durchaus bitter aufstoßen, wenn absehbar ist (und es für das Tierheim vielleicht schon war), dass das neue Tier in den ersten acht Wochen über 1000 € an Tierarztkosten verursachen wird.
Und was ich (um jetzt vollkommen OT zu werden) absolut nicht nachvollziehen kann ist die Tatsache, dass man das Tier bei Krankheiten zwar einfach wieder ins Tierheim abschieben kann, behält man es jedoch steht man allein da. Wo doch zB eine 50/50-Regelung dem Tier zugute käme, zum einen behält es sein neues Heim, zum anderen bekommt es seine nötige Behandlung. Mal abgesehen davon, was es über jemanden aussagt, der ein Tier direkt wieder zurückgibt, weil es krank ist kann ich durchaus nachvollziehen, dass nicht jeder unter diesen Umständen bereit ist (oder es sich leisten kann), das Tier zu behalten. Im Falle der Rückgabe bleibt das Tierheim aber allein auf den zukünftigen Kosten sitzen, das ist doch weder im Sinne des Tieres, noch des Heims oder des Halters (von der emotionalen Seite und dem seelischen Knacks für das Tier gar nicht zu sprechen).
Lass mich Dir versichern: hier lacht sich niemand ins
Fäustchen und keiner freut sich, dass Tierarztkosten
erfolgreich auf den Halter abgewälzt wurden. Das wäre ja auch
gar nicht durchführbar, wie sollte denn das laufen? „OK, wir
behandeln Katze X jetzt nicht wegen des Durchfalls, vielleicht
wird sie ja in den nächsten Tagen vermittelt, dann kann das
der neue Halter bezahlen.“
Versteif dich doch bitte nicht auf den Durchfall, der ja überhaupt kein Problem darstellt. Dass akute Probleme absichtlich unbehandelt bleiben will niemand irgendwem unterstellen. Im Tierbrett wurde der Durchfall nur erwähnt, weil zu diesem Zeitpunkt noch Leukose als mögliche Ursache im Raum stand.
Bei chronischen Sachen kann ich mir aber durchaus vorstellen, dass sie gern verschwiegen werden, letztendlich geht es den Heimen schließlich darum, Tiere loszuwerden. Wenn bei charakterlichen Eigenschaften gern gelogen wird, bis sich die Balken biegen (ist leider oft so) kann das auch bei körperlichen Problemen der Fall sein. Wie eben bei der Katze mit Krebs, deren Erkrankung wohl schon so weit fortgeschritten war, dass jeder Tierarzt sie diagnostizieren konnte, weil sie bei einem Blick in den Rachen gar nicht zu übersehen war. Dass ein Tierheim nicht für jede Kleinigkeit haften soll oder kann sehe ich genauso. Bei so gravierenden Sachen (Krebs im Endstatium) hätte ich aber nicht vermutet, dass es für den neuen Halter auf „Pech gehabt“ hinausläuft. Jetzt bin ich schlauer und werde meine Konsequenzen daraus ziehen.
Das geht so nicht. Tierheime machen
keinen Gewinn, im Gegenteil.
Das unterstützt doch nur die These, dass schwere Erkrankungen gern mal übersehen werden - sobald der neue Halter den Vertrag unterschrieben hat verzichtet er ja (s. E. Krull) auf alle Rechte. Wobei ich auch da niemandem irgendetwas unterstellen will oder gar alle über einen Kamm scheren möchte, das Problem kann ja auch an vielen Enden sitzen. Es ist ja zB auch möglich, dass die ärztlichen Untersuchen aus Kosten- oder Zeitgründen eher nachlässig durchgeführt werden.
Unser örtliches Tierheim hat
jedes Jahr Kosten, welche die städtischen Zuschüsse um 200%
übersteigen. Diese Differenz muss durch Spenden und
Vermittlungsgebühren erwirtschaftet werden. Ich will nicht
leugnen, dass es einzelne Tierheime bzw. Mitarbeiter gibt, die
schlampig arbeiten. Aber im großen und ganzen sind da
freiwillige Helfer mit viel Herzblut am Werk, die ihr
Möglichstes geben.
Das will ich auch gar nicht leugnen oder kleinreden, ebenso weiß ich, dass Tierheime nicht im Geld schwimmen. Allerdings untersuchen ja nicht die Mitarbeiter mit Herzblut die Tiere sondern Tierärzte, die ihren Beruf studiert haben und für ihre Leistungen Geld bekommen.
Und das ganze kann nur funktionieren, wenn
nach der Vermittlung des Tieres die finanzielle Verantwortung
beim Halter liegt, ansonsten geht die Rechnung nicht auf.
Wenn J. Emand aufgrund der Erkrankungen das Tier einfach zurückgibt (was ihm angeboten wurde, was er aber nicht möchte, da es sich eben nicht um einen defekten DVD-Player sondern um ein Lebewesen handelt) bleiben die gesamten Kosten am Tierheim hängen.
Ich weiß nicht, wie viele Leute bei schweren Krankheiten tatsächlich ein Tier zurückgeben, kann mir aber durchaus vorstellen, dass es (vor dem Hintergrund, wie viele Leute heute sehr wenig verdienen und / oder auf ALG II angewiesen sind - oder auch, weil vielen einfach das Verantwortungsbewusstsein fehlt) nicht wenige sind. Und ich frage mich ernsthaft, wo da der Tierschutz bleibt (der ja angeblich im Vordergrund steht), wenn ein krankes Tier beliebig hin- und hergeschoben werden kann. Ein Tier, dass bereits vermittelt war und zurückkam wird dadurch (zusätzlich zur Krankheit) auch nicht leichter vermittelbar.
Gruß + ein schönes Wochenende
Sue