Zieht sie einen sexuellen Lustgewinn aus dem Nuckeln, dann
ist es sehr wohl ein Fall von sexuellem Missbrauch - und
dabei wäre völlig irrelevant, ob irgendwelche Naturvölker
ihre Kinder bis in die Pubertät hinein säugen.
Das (letzteres) halte ich für eine Unterstellung aufgrund
überbordender Phantasie. Dafür gibt es in den angeführten
Fakten nämlich gar keinen Hinweis.
Hier ein Beispiel, deren Protagonisten mir persönlich bekannt sind: Eine Frau aus dem indischen Kulturkreis stillt ihr Kind noch, als dieses 4,5 Jahre alt ist. Aufgrund der Art, wie sie mit diesem Thema umgeht, keimt im engen Umfeld dieser Inderin der Verdacht auf, dass es sich genau nicht um einen „alten völlig natürlichen Brauch“ irgendwelcher „Naturvölker“ handelt. Das Problem: Das sonstige Umfeld, fast ausschließlich aus der „Tragetuchfraktion“*, ist aber genau so gebrieft, wie man es hier auch sehr oft lesen kann: Stillen bis ultimo ist so natürlich und eigentlich erstrebenswert. Es dient einzig und alleine dem Wohle des Kindes. Jede noch so zarte Kritik oder in Fragestellen ist Ausdruck einer feindlich modernen Gesellschaft, wenn nicht der bösen Fantasie derer, die sich derart ausdrücken.
Vorsichtige Interventionsversuche (hier wirklich vorsichtig gemeint) schlagen zunächst fehl, weil die Mutter auch weiß, hinter welchen Argumenten man sich ducken kann.
Bis das zweite Kind auf die Welt kommt und es zu folgender Situation kommt: Die Frau wickelt ihr Kind, der 3-jährige Nachbarsjunge wird auf den Wickeltisch gesetzt, soll sich spielerisch mit ausziehen - und sie spielt „nur an seinen Glöckchen“ (O-Ton der Mutter). Der Junge erzählt dies seinen Eltern, so dass nun näher hingeguckt wird.
Es kommt unter Vermittlung einer Beratungsstelle und auch durch gewissen Druck des Ehemanns der Inderin dazu, dass diese Fachleute aufsucht. Erst im Rahmen dieser Therapie kommt dann heraus, dass sie mitnichten aus irgendwelchen natürlichen Mutterinstinkten gehandelt hat! Ebenfalls kommt ans Tageslicht, dass sie auch die 2-jährige Tochter einer Bekannten über Wochen hinweg hat „nuckeln“ lassen, ohne dass deren Eltern das wusste. Es sind nicht immer die bösen dunklen „Onkel“, die Kinder missbrauchen, auch Frauen sind dazu in der Lage.
*Um Protesten vorzubeugen: Ich habe nichts gegen Tragetücher! Aber bestimmte Einstellungen können auch „betriebsblind“ machen. Man sieht die Welt so gefärbt, dass Teile des gesunden Menschenverstandes ausgeschaltet werden. Ich denke, dass es auch das ist, worauf Jule hinaus wollte.
Im gleichen Kontext wie ellenlanges Stillen sehe ich übrigens auch den „Brauch“, jahrelang mit dem Kind in einem Bett zu schlafen. Die Argumente sind ähnlich und auch hier sind es oft genug die Bedürfnisse der Eltern, bzw. meist der Mütter, die Grund sind. Wobei Bedürfnisse der Mutter natürlich nicht zwangsläufig heißt, dass es um sexuelle Bedürfnisse geht. Allerdings gibt es auch emotionalen Missbrauch und die Grenzen sind da fließend. Was das Thema eben so heikel macht.
Es tut mir leid, daß Du hier einen wahrscheinlich Deiner
Meinung nach „populistisch wirksamen Hammer“ hervorzuholen
müssen glaubst.
Bei allem, was ich bisher hier von Jule gelesen habe: Ihr so etwas zu unterstellen, ist nun wirklich völliger Blödsinn!