Ich ertrage fast diese für mich übertriebene Zuneigung nicht mehr

Ich habe jetzt einen Freund, er ist 7 Jahre jünger, er hat 58 Jahre. Wir wohnen 20 km entfernt. Wir sind seit 5 Wochen zusammen. Er möchte mich jeden Tag sehen. Er ist Bäcker und arbeitet in der Nacht bis 11.00 Uhr. Ein fleißiger Mann. Ich bin in Rente, gehe täglich mit meinem Hund viel spazieren, treibe 4 bis 5 Mal die Woche Sport. Samstag auf Sonntag übernachtet er bei mir. Er ist furchtbar anhänglich. Schickt laufend Herzchen, Küsschen. Beteuert mir seine Liebe am Telefon mehrmals täglich. Dabei sahen wir uns die ersten Wochen jeden Nachmittag bis er am Abend nach Hause fuhr, um zu schlafen. Kam er daheim an vor die Haustür, benachrichtigte er mich, dass er gut angekommen sei. Dann ruft er eine halbe Stunde danach wieder an, wie es seinen Katzen ging. Dann rief er wieder an, um einen Videochat zu starten und mir Gute Nacht zu wünschen. Das alles wurde mir zuviel. Ich explodierte und verlangte mir zwei bis drei Tage die Woche Auszeit. Er ist tieftraurig. Doch ich brauche diese Tage für mich. Ich komme mir vor, wie ein altes Ehepaar. Er sprach bereits nach einer Woche unseres Kennenlernens von zusammenziehen und heiraten. Das geht mir alles viel zu schnell. Wenn wir zusammen sind, möchte er mir nur Küsschen geben und mich hofieren. Er schaut mir beim Duschen zu, er schaut mir in der Küche beim kochen zu. Es nervt einfach. Das macht ihn langsam uninteressant. Habe ich Beziehungsprobleme oder hat er ein Problem? Der Sex zwischen uns ist gut, doch darauf soll es nicht nur ankommen. Seine übertriebene Zuneigung finde ich mittlerweile lästig. Er benimmt sich in meinen augen wir ein kleines Kind. Dummerweise habe ich nachgegeben, und voreilig eine Woche Urlaub für Anfang Mai mit ihm gebucht. Ich versuche stets, mit ihm über unsere Beziehung zu reden. Doch er meint nur, er sei eben sehr verliebt, das sei völlig normal

Hallo,

da sieht man mal, dass es zwischen dem Verliebtsein im Teenager-Alter und dem Verliebtsein im Bestager-Alter kaum einen Unterschied geben muss.

Irgendsoein Populärwissenschaftler sagte mal vor der Fernsehkamera, dass das Verliebtsein ein Ausnahmezustand des Körpers ist. Der Körper wird mit Hormonen überschüttet, deren Intensität völlig unnormal ist. Im Grunde kann der Mensch nicht mehr klar denken. Nicht ohne Grund kennt der Poet das Wort „liebeskrank“ oder „liebestoll“.

Das ist aus meiner Sicht der einzig richtige Weg.

Versuche ihn vorsichtig zu erden. Versuche ihm verständlich zu machen, dass Dein Verliebtsein bei weitem nicht so stark ist. Dass Du Dich langsam an diese neue Beziehung gewöhnen musst. Dass Du langsam, Schritt für Schritt, wieder lernen musst, Deine gewohnte Freiheit, nur an Dich denken zu müssen (so lese ich das zumindest aus Deinem Text heraus), einzutauschen gegen das Wir-Denken.

Ich weiß, dass das nicht einfach wird. Weder für Dich, noch für ihn. Ich war auch schon mal mehr in eine „sie“ verliebt, als „sie“ in mich. Aber aus meiner Sicht bringt es nur wenig Glück, wenn einer von beiden Menschen sich deutlich mehr verbiegt, als er es eigentlich möchte.

Ich wünsche Euch beiden Glück und die nötige Ausdauer, um auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen
Pierre

6 Like

Ich versuche es. Ich habe Angst, ihm weh zu tun. Er ist zu lieb. Meine Liebe kann nur wachsen, wenn er locker bleibt. Schatz hinten, schatz vorne. Meine Liebe kann so nicht wachsen. Reden, reden und nochmals mit ihm reden. Kommt er nicht auf den Boden, sehe ich keine zukunft

2 Like

Hallo,

das ist dann halt so und O.K.
Zur Liebe gehören immer 2 (mind.), die damit glücklich sind.

Alles Gute,
Paran

Ist es normal, dass sich ein erwachsener Mensch so benimmt? Fehlt es ihm an Selbstbewußtsein? Oder liegt es an mir? Ich war so verliebt in ihn. Jetzt wirkt er mehr als aufdringlich. Er ist bereits 18 Jahre geschieden und hatte keine feste Freundin.

Keiner von euch macht was falsch. Ihr tickt halt unterschiedlich und habt unterschiedliche Bedürfnisse. Versucht, Kompromisse zu finden. Vielleicht helfen klare Vereinbarungen wie „nicht mehr als x Whatsapp - Kontakte am Tag.“ oder „Kein Zuschauen beim Duschen“. Versuche, ihm freundlich und würdigend zu sagen, dass mehr im Moment zu viel und zu erdrückend für dich ist. vielleicht könnt ihr euch mit der Zeit aufeinander einpendeln. Viel Glück!

2 Like

Das klingt so negativ. Ich würde es eher so formulieren: während Du vielleicht etwas abgeklärter und rationaler bist und Zeit brauchst, bis sich Gefühle entwickeln, ist er anscheinend sehr emotional und völlig in seiner Gefühlswelt gefangen und er ist deswegen nicht in der Lage, sich ein bißchen in seiner Euphorie zu zügeln.

Daß es in der Verliebtheitsphase verschiedene Ausprägungen der Begeisterung gibt, ist ja nichts neues. Hier treffen halt zwei sehr verschiedene Leute (zumindest, was das angeht) aufeinander. Wenn Dir etwas an der Sache liegt, dann müßt Ihr halt darüber sprechen und einen Weg finden, der Euch beiden liegt.

Im übrigen: daß er das nur spielt, weil er vielleicht glaubt, daß eine Frau das gerne so hätte, glaube ich nach Deiner Schilderung nicht.

Gruß
C.

1 Like

" er schaut mir in der Küche beim kochen zu."

Lass ihn mal was tun, zB Kochen.

1 Like

Hallo

Wenn ich versuche, mit jemandem über ein Problem zu reden, das ich mit ihm habe, und er sagt mir dann einfach, das sei völlig normal, wie er sich verhält, wie soll man so ein Verhalten nennen?
Respektlosigkeit, würde ich sagen.
Den interessiert es nicht, wie es dir geht.

Oder?

Vielleicht willst du ihn mal mit so einem Vorwurf konfrontieren?

Ich halte es nicht mehr aus. Sein Kosenamen für mich „meine Schönheit“ ekelt mich. Ich bin eine Frau von 65. Schönheit war einmal. Er behandelt mich wie eine Göttin. Das hat nichts mit Liebe zu tun, vermute ich. Der Mann hat ein Problem. Ich kann nicht mehr

1 Like

Wow. Und da soll es Frauen geben, die froh wären, wenn Ihr Mann oder Freund sie wie eine Göttin behandeln und sie - auch mit 65 noch - mit „meine Schönheit“ anreden würde. Nun will ich nicht unbedingt behaupten, daß Du diejenige bist, die ein Problem hat, aber daß er ein Problem hat, würde ich auch nicht unterschreiben wollen. Daß die ganze Sache nicht funktioniert (so hat es zumindest den Anschein) liegt aber eben nicht nur bei ihm, sondern daran, daß Ihr kommunikativ einfach nicht zusammenpaßt.

Gruß
C.

1 Like

Ich lese das von ganz aussen so, dass er im Irresein des Verliebtseins gefangen ist.Verliebtsein meint nie den Anderen, ist immer eine Projektion.
Soweit, so normal.
In Eurem Alter hingegen sollte das zumindest bewusster sein.
In jüngeren Jahren wird gerne viel projiziert, da treffen sich dann Zwei darin und geniessen eine Weile ihren Rausch.
Was in der nachfolgenden Phase kommt kennen alle, die diese Beziehungen dann weiter haben wachsen lassen in eine echte Beziehung, die früher oder später mehr davon geprägt ist, das Gegenüber wahr zu nehmen, zu sehen und wirklich in Be-ziehung zu finden zueinander.
Um mich zu beziehen, muss ich das Gegenüber unabhängig von mir wahr nehmen. Und mit der Zeit liebe ich es vielleicht. Das ist dann Liebe, nicht Verliebtsein.

Nun ist es so, dass mit 50, 60 und älter wir uns im besten Falle entwickelt haben und all das und noch viel mehr gelernt haben. Vielleicht ist es uns auch weniger bewusst, als dass wir es ahnen, ahnen, wie es „richtig“ ist.
Und in der Projektion heftig gefangene Gegenüber uninteressant werden können, weil wir wissen, einfach wissen, dass es darum nicht gehen kann und geht.
Andere wiederum wachsen da nie hinein und bleiben in ihrer kindlichen Bedürftigkeit und dem Irrglauben gefangen, dass ein Gegenüber „mich glücklich machen kann“ ( auch dann, wenn ich selbst es eigentlich nicht kann.)"
Das ist dann die projektive Erfüllungssuche, die mit 20,30 normal und OK ist, in Eurem Alter eher schwierig wird, wenn zu heftig, unbewusst und lange.

Das ist das Eine dazu.
Das Andere, eher alters- und reifeunabhängige ist ein Gefühl beim Lesen, das ich nicht ganz benennen kann.
Aufmerkwort war „Ekel“.
Ekel hat immer eine körperliche Komponente, daher kommt ein Gefühl wie Ekel, vom Körperlichen.
Ekel befällt uns bei etwas, das giftig und /oder verdorben ist und uns körperlich schaden kann.
Freilich könnte dies eine Projektion deinerseits sein und mit eigenen frühen Erfahrungen zu tun haben, auf jeden Fall ist es aber immer ein Warnzeichen.
Dies mehr zum mal Hinspüren und Hingucken, das wäre für ein Forum eine Nummer zu groß, würde ich meinen.
Meine Erfahrung ist die, dass, wenn erst einmal Ekel in eine Beziehung geraten ist, sie eigentlich kaum mehr eine Chance hat.

Distanz ist immer gut, das eigene Distanzbedürfnis darf erspürt werden und ernst genommen.
Wenn es nicht gehört und akzeptiert würde , dann wäre das übergriffig und das wäre eine Spur in Richtung „Ekel“.

Alles gute, so und andersrum :slight_smile:
farout

4 Like

Wow, deine Antwort.
Ich bin ganz bei dir und finde, du hast das unglaublich toll formuliert!

Chapeau!

Es ist für mich nicht einfach, die Antwort richtig zu verstehen. Ekel ist vielleicht falsch ausgedrückt, eher abstoßend für mich. Ich habe einfach keinen Respekt mehr vor ihm. Ich soll mich stets melden

Ob ich nach 20 km gut angekommen bin usw. Er läßt mich nicht aus den Augen. Sagt stets, wie sehr ich ihm gefalle. Hält mich von hinten am Gürtel fest, wenn ich den Einkaufswagen schiebe. Beschwert sich, wenn ich nicht an seiner Seite bleibe. Er tut mir leid. Es ist für mich nicht auszuhalten. Es scheint, als lebe er in seiner Welt, zu der ich jetzt gehören muss. Ich habe Hobbys. Er nicht. Ich muss beenden, was so schön vor 6 Wochen begann

1 Like

Entschuldige bitte meine Nachfrage, aber wenn alles so schreklich ist, ob mit oder ohne Ekel verbunden, warum quälst du dich noch? Ich sehe das wie @C_Punkt:

Trennt euch und sucht jeweils neue Partner, die zu euch passen. So wie du das schilderst, passt ihr einfach nicht zusammen. Es muss auch kein „Schuldiger“ gefunden werden.

Hallo,

das mag sein. Als Göttin angeschwärmt zu werden, spricht aber nicht dafür, dass da jemand mich als Person sieht. Auch nicht im Verliebtheitsrausch. Nach einer Beziehung zweier Charaktere klingt es eher nicht, finde ich.

Jule

3 Like

Meine Frau ist auch 65. Ich sage manchmal „schönste Frau auf Erden“ zu ihr. Und weißt du, warum? Weil es stimmt, Weil es genau das ist, was ich empfinde, wenn ich in ihr Gesicht sehe. Und jeden Tag aufs Neue - seit 18 Jahren.

Ich glaube inzwischen eher, dass du ein Problem hast.

3 Like

Sagt wer?
Macht wer?

Mal ehrlich- wie oft im Leben erleben wir wirkliches Verliebtsein?
Wieviel Reflektion begleitet einen Menschen in dieser Zeit?

Viel Theorie und da wüsste ich mal gerne, wer so lebt.

1 Like

Hast du es denn mal mir REDEN versucht?
Und ich rede nicht von „zwischen Tür und Angel“ oder mal kurz angeschnitten sondern den anderen zu einem Gespräch bitten, sich mit Ruhe an einen Tisch setzen- gegenüber! und dann auch sagen, dass es einem jetzt sehr wichtig ist!

Ich kann schon verstehen, dass einem so jemand auf den Wecker geht- ich vermute auch, dass du längst nicht so verliebt in ihn bist, wie er in dich…auch, wenn es dann vermutlich immer noch große Unterschiede geben würde.