Hi PJ,
…
„In der Vielleicht-Phase bemisst sich der Wert der Frau.“
(der des Mannes natürlich auch).
Da könnte was dran sein, leider! Aber ist es nicht schade, dass unser Wert an eingeübten oder sogar eingetrichterten Verhaltenskodizes bemessen wird? Steigt unser Wert, je länger wir uns um Entscheidungen drücken? Ist es nicht schade, dass eine Frau Angst haben muss um ihre „Bewertung“, wenn sie sich zu schnell dem Mann öffnet? Wenn sie Angst haben muss, vor der Welt und vor dem Objekt ihres Begehrens als „leicht zu haben“ dazustehen?
Die Spielchen sind die Vielleicht-Phase. In dieser Phase
entstehen Gefühle des Hingezogenseins oder des Abgestoßenseins
und festigen sich.
Im Grunde finde ich den Begriff der Vielleicht-Phase sehr gut. Aber ich würde ihn nie mit Spielchen in Verbindung bringen. Spielchen werden aktiv betrieben zu einem bestimmten Zweck. Die Vielleicht-Phase ist für mich viel mehr eine Phase der Unsicherheit. Da sind doch gar keine Spielchen nötig. Die Unsicherheit, ob der andere zu einem passt, wo seine Schwächen sind, wo seine Stärken, wie ernst seine Gefühle sind, das ist doch der Nährgrund, wo Hingezogen- Abgestossensein gedeihen. Warum diese Unsicherheit noch mit Spielchen verkomplizieren?
Eigentlich finde ich jetzt den Begriff „Unsicherheitsphase“ noch viel besser und treffender.
Wird man in dieser Phase von der Direktheit des Gegenübers
dahin gedrängt, seinerseits direkt und sich sicher sein zu
müssen, dann können anfängliche Hingezogenseinsgefühle sich
auch verflüchtigen.
Gibt einem das Gegenüber nicht die Freiheit, selbst für sich
abwägen zu dürfen, wieviel man von ihm wirklich will und wie
gut man ihn wirklich findet, fühlt man sich schnell unter
Druck gesetzt. Und Druck killt das Hingezogensein.
Das stimmt natürlich. Druck erzeugt Gegendruck. Aber ich denke, man kann es hinkriegen, dem Gegenüber zu signalisieren, dass man die Unsicherheit hinter sich gelassen hat ohne gleichzeitig beim anderen Entscheidungsdruck zu erzeugen.
Ich habe für mich schon seit längerem den Vergleich des Schaufensters gefunden: Ich habe ein Schaufenster, und in dieses Schaufenster stelle ich all die Gefühle, im Idealfall die Liebe zu einem anderen Menschen, oder nur den Wunsch nach Sex. Der andere Mensch, der Adressat, kann sich alles von draußen betrachten, ohne Zwang, ohne Druck. Er kann stehenbleiben und schauen, er kann weitergehen, kann wiederkommen, vielleicht nach Tagen, nach Wochen, wieder stehenbleiben, nochmal schauen, und immer steht die Ladentür weit offen. Eintreten muss er dann aber selber
Das Schaufenster ist die Sprache!
Gruß, C.