Israel greift den Iran an

Manchmal schon. Mit Rationalisierungen wie sie hier nun wieder begonnen haben ist auch keine Lösung zu finden und vielleicht ist es gut, im Spüren zu bleiben, auch der Hilflosigkeit an dieser Stelle.
Manchmal kann man nichts tun und das muss man erstmal aushalten können.

1 Like

Imho geht es schon lange nicht mehr um Daten oder Aussagen der Hamas. In Israel steht Netanjahu mit seiner rechtsextremen Regierung im Zentrum der Kritik:

Am Sonntagabend hat sich dann eine in der Geschichte Israels präzedenzlose Interessengemeinschaft zu Wort gemeldet: Zwei ehemalige Generalstabschefs der israelischen Armee und fast alle noch lebenden ehemaligen Direktoren des Auslandsgeheimdienstes Mossad, des Militärgeheimdienstes Aman und des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet sowie Ex-Polizeipräsidenten des Landes haben einen dringenden Appell an Netanyahu gerichtet. »Stoppen Sie den nutzlosen Krieg, bringen Sie die Geiseln sofort zurück«, erklärten sie.

Die pensionierten Männer verwiesen auf ihre Erfahrung, »mehr als 1000 Jahre Erfahrung auf dem Gebiet der Sicherheitspolitik«, um auf die Bedeutungsschwere ihrer Botschaft hinzuweisen. Und sie betonten, für wie gefährlich sie die Netanyahu-Regierung halten: »Das Problem ist, dass eine Minderheit die Politik kontrolliert.«

Deine Verharmlosung von Kriegsverbrechen an Frauen und Kindern dürfte niemanden mehr überraschen.

2 Like

Kann ich bestätigen aus meinen Gesprächen mit meinem Freund, der zur Zeit wieder in Israel ist und sich erheblich differenziert mit dem Thema beschäftigt. Hier sein Kurzfazit:
„Bibi hält den Club der Faschisten zusammen, er ist der Oberhäuptling, ohne ihn würde die Operation schnell beendet sein. Problem sind aber im wesentlichen die Ultrarechten in der Regierung mit bizarren Vorstellungen über die Zukunft in West banks und Gaza.:see_no_evil:
Das sei in aufmerksamen Kreisen Konsens.

Ablenkungen- an dieser Stelle- zu „aber die Hamas“- alles bekannt, aber in dieser Situation darf es und sollte es auch darum endlich gehen.

Und „die härtere Gangart“ würde eigentlich gelöscht gehören. Grauenvoll.

Im Gegenteil gehören genau diese verachtenswerten Kommentare archiviert. Sie zu löschen spielt ihm nur in die Karten.

Sagen wir es mal so: es besteht kein Konsens darüber, was die Realität ist. Die Sichtweisen reichen von der Übernahme der Aussagen der Hamas über „ich weiß nicht, wie sich die Lage darstellt“ bis hin zu „Israel berichtet die Wahrheit und hat bei seiner Vorgehensweise meine volle Unterstützung“.

Die im Artikel wiedergegebene Forderung, Israel müsse ein umfassendes Abkommen unterzeichnen, dass die Geiseln zurückbringe und die Kämpfe beendet, erinnert mich doch sehr an die Forderung, die Ukraine müsse Frieden mit Russland schließen. Genau wie Russland natürlich zu Friedensverhandlungen bereit ist (sofern halt die Ukraine auf einen erheblichen Teil ihres Territoriums verzichtet und darunter auch Teile, die Russland gar nicht besetzt hält), ist natürlich auch die Hamas bereit, die Geiseln versorgen zu lassen.

Bedingung sei aber, dass Israel eine umfassende und dauerhafte Versorgung der palästinensischen Zivilbevölkerung im Gazastreifen ermöglicht. Zudem müsse Israel jegliche Luftangriffe und -aufklärung während der Zeit der Verteilung der Hilfsgüter und Versorgung der Geiseln einstellen. Link

Wie auch Russland ist auch die Hamas also nicht bereit, von ihr verursachten und offensichtlich rechtswidrigen Umstand bedingungslos und unverzüglich abzustellen, sondern stellt schon für die Linderung sehr anspruchsvolle Bedingungen. Im Falle der Hamas meine ich damit, dass Israel nicht nur auf Angriffe verzichten soll (was in gewisser Weise eine legitime Forderung ist), sondern auch auf Aufklärung. Mit anderen Worten: Israel soll nicht kontrollieren können, wem die Hilfsgüter am Ende zufallen und da sind wir dann wieder bei der Story, auf die ich oben verwies, nämlich dass sich die Hamas große Teile der Lieferungen unter den Nagel reißt.

Und da kommen halt wieder die Medien ins Spiel, die bei der ganzen Veranstaltung eine sehr unrühmliche Rolle spielen. Darunter eben auch die ARD, für die ja maßgeblich Sophie von der Tann berichtet, deren Berichterstattung schon wiederholt als sehr tendenziös kritisiert wurde und dabei geht es eben nicht nur um die Zahlen und anderen Angaben der Hamas, sondern auch bzw. insbesondere um die Berichterstattung an sich, d.h. die Auswahl der Interviewpartner, Darstellung menschlicher Schicksale im Gazastreifen vs. abstrakte Berichterstattung von Schäden in Israel durch palästinensische Angriffe usw.

Das beeinflusst natürlich die Wahrnehmung der Ereignisse, was dann wiederum differenzierte Diskussionen erschwert, weil einfach über verschiedene Realitäten diskutiert wird.

Wie fast immer sind wir nicht direkt betroffen und müssen uns daher auf Berichte anderer verlassen und dabei abwägen, wem wir Vertrauen schenken.

Wir sind uns wohl einig, dass die Hamas hier keine verlässliche Quelle sein kann. Für mich gilt das auch für Netanjahu und seine rechtsextreme Regierung. Daher mein Verweis auf Stimmen aus Israel selber und da sind wir auch schon bei deinem Einwand.

Die Vorzeichen sind hier völlig anders, da diese Vorderung eben nicht von außen sondern aus dem Inneren kommt. In dem Fall von ehemaligen Armeechefs und Geheimdienstdirektoren, denen ich zutraue, dass sie mit der aktuellen Lage vertraut sind. Am Ende des Tages geht es für Israel um die Frage, ob es durch die aktuelle Politik sicherer wird. Das sehen diese Männer anders und ich kann dieser Sichtweise einiges abgewinnen.

Ja, absolut. Ich sehe das Problem auch nicht in der Idee oder der Forderung an sich. Ein wesentliches Problem liegt darin, dass die Hamas gar kein Gegenangebot gemacht hat, das die Freilassung der Geiseln beinhaltet. Der wesentliche Unterschied zum Vergleich Ukraine-Russland liegt also darin, dass Israel zwar ohne große Nachteile die Forderungen der Hamas erfüllen kann, aber dennoch das Ziel nicht erreichen kann, nämlich die Freilassung der Geiseln.

Aber selbst wenn sich die israelische Regierung für den Moment mit der Versorgung der noch lebenden rd. 20 Geiseln zufriedengeben würde, wäre man der Freilassung noch keinen Schritt näher. Dafür aber hätte die Hamas die Hilfslieferungen in ihrer Hand und wäre dennoch nicht davon abzuhalten, a) zu behaupten, die Lieferungen würden nicht ausreichen und b) den nächsten Trupp fettleibiger Männer vor die Kamera zu stellen und sie behaupten zu lassen, Israel würde alle Bewohner des Gazastreifens verhungern lassen.

Anschließend wird die Hamas die nächsten Forderungen stellen - zum Beispiel wieder mal ein paar verurteilte Attentäter freizulassen (die ARD wird dann - anfänglich (uuupsi) - wieder einmal von einem Geiselaustausch sprechen). Ergebnis:

Kurz gesagt: egal, was Israel macht, es wird das Ziel - nämlich die Freilassung der Geiseln - kurzfristig offensichtlich nicht erreichen können und weil das offensichtlich ist, stellt sich halt die Frage, ob das denjenigen, die die Forderung nach Frieden nun in den Raum stellten, das nicht klar war oder ob sie das nicht bedachten. So oder so: der Schaden ist angerichtet. Entweder, Israel erfüllt die Forderungen nicht (also „klare“ Verweigerungshaltung) oder Israel erreicht trotz erfüllter Forderungen sein Ziel nicht („Loser“).

Und da sind wir wieder bei der differenzierten Diskussion - medial und gesellschaftlich. Eine differenzierte Berichterstattung würde beinhalten, das man ausdrücklich erwähnt, dass die Hamas derzeit keine Bedingungen genannt hat, unter denen sie zur Freilassung der Geiseln bereit ist.

Und in jede Diskussion - gleich ob politisch, medial oder gesellschaftlich geführt - gehört auch der Satz, dass die Hamas den Krieg schnell beenden könnte, wenn sie die Geiseln freiließe und den Beschuss Israels einstellen würde.

Ich kann mich nur wiederholen: Es geht hier nicht um die Hamas bzw. nicht mehr. In den Artikeln, die ich hier poste, geht es um Israelis, die Angst um die Zukunft ihres Landes haben.

Wie David Grossman oben schreibt:

„I want to speak as a person who has done everything he could to avoid having to call Israel a genocidal state. And now, with immense pain and a broken heart, I have to say that it is happening before my eyes. Genocide,“ he said.
[…]
Asked by the journalist about the spiraling death toll in Gaza, he said: „I feel sick. Even though I know that those numbers are controlled by Hamas and that Israel cannot be solely responsible for all the atrocities we are witnessing. Nevertheless, reading in the newspaper or hearing in conversations with friends in Europe the juxtaposition of the words ‚Israel‘ and ‚hunger‘; to do so starting from our history, from our supposed sensitivity to the suffering of humanity, from the moral responsibility we have always claimed to have towards every human being and not only towards Jews… all this is devastating“, he said.

Die Hamas ist eine ver­ab­scheu­ungs­wür­dige Terrororganisation. Es ist aber allgemeiner Konsens, dass Staaten nicht einfach auf das gleiche Niveau sinken dürfen. Dafür gibt es (völker)rechtliche aber auch moralische Gründe.

Auch den ehemaligen Geheimdienst- und Armeechefs geht es nicht um die Hamas:

Die israelische Armee habe ihre beiden mit Gewalt zu erreichenden Ziele, „die Zerschlagung der militärischen Strukturen und der Regierung der Hamas“, längst erreicht, hieß es in dem Brief. Das dritte, und wichtigste Ziel, nämlich „alle Geiseln nach Hause zu bringen“, könne nur über ein Abkommen erreicht werden.
[…]
„Zuerst war dieser Krieg ein gerechter Krieg, ein Verteidigungskrieg, aber als wir alle militärischen Ziele erreicht hatten“, sei es kein gerechter Krieg mehr gewesen. Der seit fast 22 Monaten andauernde Krieg führe dazu, dass der „Staat Israel seine Sicherheit und Identität verliert“, warnte Ajalon.

Es geht um die ‚Sicherheit und Identität Israels‘. Und selbst die Angehörigen der Geiseln sehen den Krieg nicht (mehr) als effektives Mittel um die Geiseln zu retten:

Geiselfamilien kritisierten Netanjahu scharf

Das Forum der Geiselfamilien übte deutliche Kritik an seinen Äußerungen. „Seit 22 Monaten wird der Öffentlichkeit die Illusion verkauft, dass militärischer Druck und intensive Kämpfe die Geiseln zurückbringen werden“, zitierte die Zeitung eine Erklärung der Gruppe.

„Die Ausweitung des Krieges gefährdet das Leben der Geiseln, die in unmittelbarer Todesgefahr schweben. Wir haben die erschreckenden Bilder der Geiseln in den Tunneln gesehen, sie werden weitere lange Tage des Grauens nicht überleben“, so die Erklärung des Forums, das die Mehrheit der Familien der 50 noch festgehaltenen Geiseln vertritt.

Es gibt zudem immer mehr Hinweise darauf, dass Netanjahu den Krieg aus rein persönlichen Interessen verlängert:

So schildern Eingeweihte die Verwunderung der Verhandler für einen Geisel-Deal, als Israels Delegation im Juli 2024 plötzlich mit mehreren neuen Forderungen daherkam. Der Deal sei eigentlich beschlussreif gewesen, hieß es. Doch die Forderungen, die der sichtlich zerknirschte israelische Chefverhandler vorlegte, stammten von Netanjahu persönlich – und sie brachten den Deal zum Platzen.

Immer wieder war es der Premier, der auf Druck seiner rechtsextremen Koalitionspartner die Verhandlungen torpediert haben soll. Vor die Wahl gestellt, ob er lieber auf einen Deal verzichtet, der Dutzenden Geiseln die Freiheit schenken würde, oder auf seine Regierungspartner, entschied sich Netanjahu demnach für seine Koalition. Er habe sich dabei sogar die Chance eines historischen Abkommens zwischen Israel, den USA und Saudi-Arabien entgehen lassen.

Ja, ich verstehe das schon. Davon, dass man die Angriffe einstellt, kommen halt nur die Geiseln nicht wieder und soweit ich das verstehe, ist die Rückkehr bzw. Befreiung der Geiseln für ein wichtiges Ziel und soll ja auch ein Ziel eines Abkommens sein. Und davon, dass Israel Unmengen Hilfslieferungen in den Gazastreifen transportiert, wird halt nicht zwingend die dortige Bevölkerung besser versorgt.

Dadurch, dass man beides nicht macht, wird natürlich auch nichts besser. Klassischer Fall von Dilemma.

Netanjahu sind die Geiseln halt völlig egal. Er braucht den Krieg um an der Macht zu bleiben:
https://www.washingtonpost.com/world/2025/08/04/gaza-war-netanyahu-pressure/

Israeli Prime Minister Benjamin Netanyahu’s far-right government voted unanimously Monday to dismiss his attorney general, Gali Baharav-Miara, the chief prosecutor in his ongoing corruption case, as he faces growing criticism inside Israel and U.S. impatience over his government’s management of the war in Gaza.

Eher sind sie dir egal.
Du hackst ausschließlich auf Israel herum und verlierst dabei das Schicksal der unmenschlich behandelten Geiseln aus den Augen. Hast du die Hamas-Propagandafotos der „Skelette“ gesehen, zu den die Hamas die Opfer hat abmagern lassen? Die Hilfslieferungen für Gaza reißen sich die Banditen auch zu fast 100 % unter den Nagel.

Israel führt keine verhungernden Gefangenen vor der Kamera vor.

Meine Rede.

Da hast Du wohl Recht gehabt.

Ausser dem 7.10 hat es niemals eine aktuelle Weltsituation geschafft, mich ganz persönlich so zu belasten, wie das jetzt. Die Gefühle sind tatsächlich ähnliche auch in ihrem Ausmaß.
Wenigstens scheint es in der Öffentlichkeit inzwischen auch eine Präsenz zu haben, weil es vielen anderen auch so geht.

Jetzt legt er sich wohl auch mit dem Obersten Gerichtshof an:
Government fires attorney general; High Court immediately freezes her dismissal

Immediately following the vote, the High Court of Justice issued a temporary order upholding an earlier ruling that Baharav-Miara’s dismissal would not come into effect immediately, and until further notice from the court.

The court also barred the government from appointing a new attorney general, and from changing the working arrangements with Baharav-Miara until it issues further instructions. The attorney general is the government’s chief legal adviser and also heads the state prosecution, and is thus overseeing Prime Minister Benjamin Netanyahu’s ongoing criminal trial.

Reaktion der Regierung:

Communications Minister Shlomo Karhi immediately vowed to flout the court’s order, saying his ministry would not pay any attention to legal opinions from the attorney general.

Justice Minister Yariv Levin indicated a similar attitude during comments his office released from the cabinet hearing, in which he said that an effort by the court “to force on the government a political attorney general” would be “unacceptable.”

According to Channel 12 news, National Security Minister Itamar Ben Gvir called on the government to cease working with Baharav-Miara immediately following the vote, saying it should stop inviting her to government meetings and halt all cooperation with her.

Der Aspekt wird hier imho sehr treffend beschrieben:

Israel must act with moral responsibility
Against this backdrop, it must be said: Israel has every right to dismantle Hamas. Yet claims like “there are no innocents in Gaza,” heard in some Israeli circles, are profoundly wrong, morally and strategically. Civilians do exist. Denying this corrodes Israel’s moral case and fuels its enemies. This is not our way. This is not our Judaism. This is not how legitimacy is earned.
Even under fire, ethical conduct is not a luxury. It is essential. Without moral responsibility toward others, our call for recognition and self-determination loses its force.

Vermutlich sehen es die meisten kritischen Stimmen in Israel ähnlich.

2 Like

9/11, Charlie Hebdo, Bataclan, . …

Willst du whataboutisms?
Ich hatte gesprochen über

2 Like

Nein, er will dir nur vorschreiben, wann du welche Gefühle zu haben hast. Ein ganz normales Verhalten.

Mir ist da gar nicht nach Scherzen, es ist wirklich so, dass das wie eine dunkle Wolke den ganzen Tag über mir hängt.
Geht das nur mir so?

1 Like

Sehr gut beschrieben, volle Zustimmung meinerseits.

Mir auch nicht, aber du solltest halt auch nicht den Fehler machen und ihn ernst nehmen.