Ist Buddhismus eine atheistische Weltanschauung?

Hallo und Guten Tag,

ist es eigentlich richtig, dass der Buddhismus eine atheistische Religion/Weltanschauung ist, welche einen persönlichen Gott nicht kennt?

Vielen Dank im Voraus für Antworten,

Jasper.

Hallo Jasper,
wenn Du mit ‚Gott‘ ein Konzept meinst, wie es aus den monotheistischen Religionen bekannt ist, dann ist dieses Konzept zwar bekannt (unter der Bezeichnung Isvara), wird aber verworfen.

Ansonsten kennt die traditionelle buddhistische Kosmologie übermenschliche Wesen, und zwar Asuras und Devas (‚Götter‘) - sie sind im Wesentlichen aus der Hindu-Mythologie übernommen. Im Rahmen der buddhistischen Lehre haben sie keinerlei soterologische Funktion. D.h. sie können zum Heil der Menschen nichts beitragen - die Frage, ob sie existieren oder nicht, ist daher für Buddhisten schlicht irrelevant.

In Bezug auf das Konzept ‚Isvara‘ (ein allmächtiger Schöpfergott) ist der Buddhismus also atheistisch, in Bezug auf ‚Devas‘ (polytheistische Göttervorstellungen) ignostisch.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo,

Bei Buddha heißt es: … glaube nicht an Überlieferungen…glaube nicht an Geschriebenes, bloß weil es alt ist…glaube nichts auf bloße Autorität deiner Lehrer…was mit deiner Vernunft übereinstimmt und zum Wohle aller dient, das nehme an und lebe danach. Eine vekürzt sinngemäße Antwort die Buddha einem Mönch gibt, der an der Vielzahl der Auslegungsarten der Lehre verzweifelt.

Auch dieser Jesus ist doch geradezu das Gegenteil vom Stifter einer Buchreligion zu dem ihn die Nachwelt gemacht hat. Er springt aus der Reihe, und tritt gegen die Auffassung auf, dass sich Religiösität in der strikten Befolgung von Gesetzen, Vorschriften und Bräuchen erschöpfe. Offensichtlich wollte Jesus Liebe, ein Nachgeben- und Vergebenkönnen der Menschen untereinander lehren, anstatt aufgrund rigider Vorschriften zu bestrafen.

Also, nicht nur Buddha war ein Atheist.

Viele Grüße
Markus

Hi Markus

Auch dieser Jesus ist doch geradezu das Gegenteil vom Stifter
einer Buchreligion zu dem ihn die Nachwelt gemacht hat. Er
springt aus der Reihe, und tritt gegen die Auffassung auf,
dass sich Religiösität in der strikten Befolgung von Gesetzen,
Vorschriften und Bräuchen erschöpfe.

Das ist zwar richtig, hat aber mit der Fragestellung im eigentlichen Sinne wenig zu tun.

Also, nicht nur Buddha war ein Atheist.

Die Frage ist auch nicht, wer von den Religionsstiftern Atheist gewesen sein könnte, sondern, ob der Buddhismus atheistisch ist und diese Fage wurde korrekt oben beantwotet. Unter den großen Weltreligionen ist der Buddhismus, wenigstens in seiner reinen Form, die einzige, die ohne einen persönlichen Gott „auskommt“. Die anderen großen Weltreligionen kennen entweder mehrere Götter oder sind monotheistisch. Wenn du allerdings den Taoismus auch zu den großen Weltreligionen rechnest, dann wären das evtl. doch schon zwei.

Gruß,
Branden

Hallo Jasper,

In Bezug auf das Konzept ‚Isvara‘ (ein allmächtiger
Schöpfergott) ist der Buddhismus also atheistisch, in Bezug
auf ‚Devas‘ (polytheistische Göttervorstellungen) ignostisch.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hi

Ergänzend dazu: Es ja noch die verschiedenen Schulen, wenn man nach Arten der Verehrung geht, kann man z.B. Bodhisattva im Mahayana Buddhismus als Götter bezeichnen- faktisch sind sie aber keine.
es gibt also a) die Götter (devas etc.) als Gott kann man wiedergeboren, aber das ist nicht gut auf dem Weg zum Nirvana, weil man als Gott „zu zufrieden“ ist und nicht weiterarbeitet.
b) Bodhisattva „opfern“ ihren Zugang zum Nirvana erstmal und helfen allen andern Wesen dorthin, erst wenn alle Wesen ihren Weg gefunden haben, gehen sie selbst ins Nirvana ein. Sie sind also vom Wesen her keine Götter, werden aber dennoch z.B. in Tempeln verehrt (was allerdings eine sekundäre entwicklung ist, oder tertiär wenn man davon ausgeht, dass das Mahayana schon erst sekundär entstand) und helfen den Laien ebenfalls ihren Weg zum Nirvana zu finden (was das Hauptthema des Mahayana ist, im Hinayana geht es nicht).

lg
Kate

Der Papst (J.P. II) hat …
… vor diversen Jahren während einer Ostasienreise gesagt, dass der Buddhismus „eine Sammlung von atheistischen Vorstellungen“ sei. Das haben ihm die Mönche ziemlich übel genommen und wollten ihn - meines Wissens - nicht empfangen.

Gruss
Laika

Moin,

wenn man
nach Arten der Verehrung geht, kann man z.B. Bodhisattva im
Mahayana Buddhismus als Götter bezeichnen

Wer ist „man“? Ich hab so eine absurde Behauptung noch nie gehört. Gerade der Mahayana-Buddhismus ist diesbezüglich in seiner Aussage ziemlich klar und radikal. Vor dem Prinzip der Leerheit ist für eine Gottesvorstellung nun wirklich gar kein Platz.

  • faktisch sind sie
    aber keine.

Eben.

es gibt also a) die Götter (devas etc.) als Gott kann man
wiedergeboren, aber das ist nicht gut auf dem Weg zum Nirvana,
weil man als Gott „zu zufrieden“ ist und nicht weiterarbeitet.

Vor allem das Wichtigste hast du vergessen, nämlich dass devas ebenfalls dem Daseinskreislauf unterworfen und somit sterblich sind. Ob der Daseinsbereich der Devas überhaupt existiert oder ob damit nicht nur ein Geisteszustand beschrieben wird, ist übrigens nicht letztendlich geklärt. Auch beim Menschen wird ein „glückseliger Geisteszustand“ vermutlich nicht unbedingt dazu beitragen, dass dieser Mensch daran arbeitet, sich aus dem Daseinskreislauf zu befreien, auch wenn klar ist, dass dieser Geisteszustand nicht unendlich währt.

b) Bodhisattva „opfern“ ihren Zugang zum Nirvana erstmal und
helfen allen andern Wesen dorthin, erst wenn alle Wesen ihren
Weg gefunden haben, gehen sie selbst ins Nirvana ein. Sie sind
also vom Wesen her keine Götter, werden aber dennoch z.B. in
Tempeln verehrt

Was aber kein Kriterium für die Beantwortung der Ausgangsfrage ist. Bodhisattvas sind von ihrem Wesen her keine Götter, werden auch nicht von praktizierenden Buddhisten als Götter angesehen und auch nicht als Götter verehrt. Grundsätzlich hat jeder praktizierende Mahayana-Buddhist zum Ziel, ein voll verwirklichter Bodhisattva zu werden und übt sich auf diesem Weg.

(was allerdings eine sekundäre entwicklung
ist, oder tertiär wenn man davon ausgeht, dass das Mahayana
schon erst sekundär entstand)

Mir ist nicht so recht klar, was du mit primär, sekundär und tertiär meinst, aber weder im Teravade, noch im Mahayana, noch im Vajrayana gibt es eine Gottesvorstellung wie bei den theistischen Religionen. In diesem Punkt gibt es zwischen den drei Richtungen keinen Unterschied.

Oder anders gesagt: mir ist nicht so ganz klar, was du mit deinem Posting bezüglich der Ausgangsfrage sagen willst, ob der Buddhismus eine atheistische Weltanschauung ist. Ralf hat dazu eigentlich schon alles gesagt.

Gruß
Marion

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Moin,

wenn man
nach Arten der Verehrung geht, kann man z.B. Bodhisattva im
Mahayana Buddhismus als Götter bezeichnen

  • faktisch sind sie
    aber keine.

Eben.

Ich habe auch nicht behauptet, dass sie welche sind, darum habe ich auch mehrmals (!) gesagt das sie „theologisch“ keine sind.
Sie werden aber wie welche verehrt, um es also kurz auszudrücken, nein, Mahayanabuddhismus zumindest ist keine atheistische Religion (und ja, man kann auch streiten, ob Buddhismus eine Religion ist. Oder ob Religion überhaupt außerhalb des Christentums anwendbar ist).

Ein Bodhisattva bräuchte nämlich eigentlich keinen Tempel, keine Opfer und auch keine Verehrung. Das ist so eine Sache zwischen Theorie und Praxis: Die Tempel, Schreine und Figuren gibt es aber.

Vor allem das Wichtigste hast du vergessen, nämlich dass devas
ebenfalls dem Daseinskreislauf unterworfen und somit sterblich
sind.

Stimmt, das habe ich vergessen ^^° Ich hatte mich so reingedacht, dass ich es selbstverständlich hingenommen habe, tut mir leid.

Ob der Daseinsbereich der Devas überhaupt existiert oder
ob damit nicht nur ein Geisteszustand beschrieben wird, ist
übrigens nicht letztendlich geklärt.

Da machst du aber ein riesen Fass auf. Natürlich ist das nicht geklärt, das wird auch nie geklärt werden. Die selbe Diskussion gibt es bei Himmel/Hölle im Christentum, aber wie soll man das schon klären, wenn man noch nicht da war.

Auch beim Menschen wird
ein „glückseliger Geisteszustand“ vermutlich nicht unbedingt
dazu beitragen, dass dieser Mensch daran arbeitet, sich aus
dem Daseinskreislauf zu befreien, auch wenn klar ist, dass
dieser Geisteszustand nicht unendlich währt.

Aber ist ein menschlicher und göttlicher Glückseligkeitszustand vergleichbar? Was ich bisher gelesen habe, hat die Götter moralisch niedrig gestellt (weil der Gotteszustand mehr als Hindernis gesehen wird), aus gewöhnlich menschlicher Sicht sind sie aber erstrebenswert und soweit ich gelesen habe gilt das auch als Erklärung dafür, warum Menschen Götter anbeten.

(Ich betone hier, dass ich das gelesesen habe, da ich mir nicht anmaße dir was neues erzählen zu wollen, du weißt sicherlich mehr darüber als ich und ich möchte dir nur mitteilen, dass ich es mir nicht aus den Fingern gesogen habe)

b) Bodhisattva „opfern“ ihren Zugang zum Nirvana erstmal und
helfen allen andern Wesen dorthin, erst wenn alle Wesen ihren
Weg gefunden haben, gehen sie selbst ins Nirvana ein. Sie sind
also vom Wesen her keine Götter, werden aber dennoch z.B. in
Tempeln verehrt

Was aber kein Kriterium für die Beantwortung der Ausgangsfrage
ist. Bodhisattvas sind von ihrem Wesen her keine Götter,
werden auch nicht von praktizierenden Buddhisten als Götter
angesehen und auch nicht als Götter verehrt. Grundsätzlich hat
jeder praktizierende Mahayana-Buddhist zum Ziel, ein voll
verwirklichter Bodhisattva zu werden und übt sich auf diesem
Weg.

Das Problem hierbei ist, dass du wohl eine feste Definition von Gott hast, die da wäre…?
Die monotheistische sicher nicht, nach welcher Gottesdefinition richtest du dich dann? Du kannst ja nichtmal sagen „Nach dem, was Gott heißt“ denn die Übersetzung der Devas ist schon Interpretation. Wir haben so gesehen überhaupt keine „Götter“ im indischen, chinesischen oder sonst einem Buddhismus.

Mir ist nicht so recht klar, was du mit primär, sekundär und
tertiär meinst,

Es ging mir darum was historisch früher und später aufgetreten ist.

Oder anders gesagt: mir ist nicht so ganz klar, was du mit
deinem Posting bezüglich der Ausgangsfrage sagen willst, ob
der Buddhismus eine atheistische Weltanschauung ist. Ralf hat
dazu eigentlich schon alles gesagt.

Ich wollte verneinen, dass er eine atheistische Weltanschauung ist. Zumindest sehe ich das so. Und ausführen, dass es einmal eine Fraktion von Gestalten gibt, die Götter genannt werden (so wir bei der Übersetzung bleiben) aber (zumindest mWn) nicht in der „üblichen“ Form verehrt werden, und auf der anderen Seite nicht-göttliche (auch hier im üblichen Sinne) Gestalten, die ähnlich verehrt werden (Tempel, Schrein, Opfer, etc.)

lg
Kate

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Hallo Kate,
wenn Du mein Posting aufmerksam gelesen hast, ist Dir sicher aufgefallen, dass ich den Buddhismus als atheistisch im Sinne der Gottesauffassung der monotheistischen Religionen bezeichnet habe - also atheistisch insofern, als er die Existenz eines höchsten, allmächtigen und insbesondere persönlichen Wesens, das die Welt erschaffen hat, bestreitet. Bekanntlich hat der Begriff ‚Atheismus‘ eine recht lange Begriffsgeschichte und es können ihm verschiedene Bedeutungen beigelegt werden, die sich durchaus nicht immer überdecken. Eine genauere Spezifizierung, was jeweils im konkreten Kontext unter ‚atheistisch‘ zu verstehen ist, ist immer angebracht. Aus diesem Grunde habe ich mit Verweis auf die devas (deren spezifisch buddhistische Auffassung in der Tat ein nicht unkompliziertes Thema für sich wäre) auch nicht von Atheismus, sondern Ignostizismus gesprochen.

Grundsätzlich jedoch ist ‚Atheismus‘ kein Begriff, der auf religiöse Formen anwendbar ist, er bezieht sich vielmehr auf Inhalte und Aussagen.

Wenn man nun eine solche Form, die Verehrung von Bodhisattvas (insbesondere in ihrer volkstümlichen Form), als Begründung dafür anführen möchte, der Buddhismus sei keine atheistische Religion, dann hat man ein Problem. Konsequent weitergedacht ist nach diesem Kriterium dann z.B. das katholische Christentum kein Monotheismus, sondern Polytheismus - da wird insbesondere eine Triade von Göttern verehrt (und nein, ich rede hier neben dem archetypischen Vatergott und seinem messianischen Sohn nicht vom heiligen Geist, sondern von einer Muttergöttin) sowie eine Vielzahl vergöttlichter Menschen, von denen man glaubt, dass sie in mannigfacher Weise Einfluss auf die Menschen und ihr Leben nehmen. Man muss sich nur einmal in einer katholischen Kirche umschauen …

Es ist offensichtlich, dass eine solche Charakterisierung des katholischen Christentums absurd wäre - für jemanden, der einigermaßen mit der christlichen Religion vertraut ist. Für einen Hindu ohne solche Kenntnisse wäre das hingegen alles andere als offensichtlich. Solche Interpretationen haften an der Oberfläche und an der eigenen, kulturell geprägten Perspektive. Sie greifen ein bestimmtes Merkmal heraus und interpretieren es anhand von Kriterien, die man aus anderen Religionen, die ebenfalls dieses Merkmal aufweisen (wenn nicht sogar nur aus einer Religion), ableitet - und ignoriert dabei den Kontext, in dem dieses Merkmal steht. Den Inhalt, deren Ausdruck die konkrete Form ist.

Also: Menschen, die nach ihrem Selbstverständnis Buddhisten sind, verbeugen sich vor einem „Altar“, auf dem ein „Götzenbild“ steht, brennen davor „Weihrauch“ ab und bringen auf dem „Altar“ Blumen, Speisen und Getränke als „Opfer“ dar. Klarer Fall - Buddhisten sind keine Atheisten, sie „beten“ ja den „Götzen“ auf dem „Altar“ an und bringen ihm „Opfer“.

Verstanden hat man auf diese Weise freilich schlicht gar nichts, man hat lediglich seine Wahrnehmungen anhand eines ungeeigneten Bezugsrahmens interpretiert und ist so zu falschen Ergebnissen gekommen. Der ungeeignete Bezugsrahmen hatte lediglich den Vorteil, dass er dem Interpreten bereits bekannt war und nicht erst erarbeitet werden musste. Dass er hier auch sinnvoll anwendbar ist, ist ein klassisches Vorurteil. ‚Klassisch‘ insofern, weil es typisch dafür ist, wie durch eine bestimmte Religion und/oder Kultur geprägte Menschen aus dieser Perspektive heraus andere Religionen wahrnehmen und missverstehen.

Nein, Bodhisattvas sind keine ‚Götter‘ - sie sind schlicht Bodhisattvas. Ein Bodhisattva wiederum ist ein Wesen, das sich um die Manifestation bestimmter geistiger Qualitäten (paramita) bemüht und diese Bemühung durch das Ablegen von Gelübden dokumentiert und stützt. Im Mahayana spricht man hier von einer ‚Bodhisattva-Ordination‘, die es in Tibet und Ostasien in unterschiedlichen Formen gibt. Ich selbst beispielsweise habe eine solche Ordination empfangen und bin daher ein Bodhisattva - auch wenn ich keinerlei göttliche Verehrung genieße :wink:. Die ‚großen‘ Bodhisattvas (Bodhisattva-Mahasattvas) wiederum wie Avalokitesvara, Manjusri, Ksitigarbha usw. haben spezifische paramita so vollständig verwirklicht, dass sie von ihnen ununterscheidbar sind - sie verkörpern sie, sind ihre Personifikation. Wenn also z.B. Avalokitesvara (tib. Chenresig, chin. Guan Shi Yin, jap. Kannon) von Buddhisten verehrt wird, dann als Verkörperung universellen Mitgefühls. Nicht mehr und nicht weniger. Theistisch ist das jedoch nicht …

Freundliche Grüße,
Ralf

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Hallo Markus,

Bei Buddha heißt es: … glaube nicht an
Überlieferungen…glaube nicht an Geschriebenes, bloß weil es
alt ist…glaube nichts auf bloße Autorität deiner
Lehrer…was mit deiner Vernunft übereinstimmt und zum Wohle
aller dient, das nehme an und lebe danach. Eine vekürzt
sinngemäße Antwort die Buddha einem Mönch gibt, der an der
Vielzahl der Auslegungsarten der Lehre verzweifelt.

zunächst - es handelt sich nicht um eine Lehrrede für Mönche, sondern für Laien (bei den Sutren ist stets zu beachten, an welche Art von Hörerschaft sie gerichtet sind). Buddha hielt sie in einer Stadt der Kālāmer, in Kesaputta. Es geht in ihr auch keineswegs darum, anzunehmen „was mit deiner Vernunft übereinstimmt“ sondern darum, nach Grundsätzen zu handeln , die „zu Segen und Wohl“ führen und eben nicht „nach logischen Schlüssen“:

_„Es kommen da, o Herr, einige Asketen und Brahmanen nach Kesaputta; die lassen bloß ihren eigenen Glauben leuchten und glänzen, den Glauben anderer aber beschimpfen, schmähen, verachten und verwerfen sie. Wieder andere Asketen und Brahmanen kommen nach Kesaputta, und auch diese lassen bloß ihren eigenen Glauben leuchten und glänzen, und den Glauben anderer beschimpfen, schmähen, verachten und verwerfen sie. Da sind wir denn, o Herr, im Unklaren, sind im Zweifel, wer wohl von diesen Asketen und Brahmanen Wahres, und wer Falsches lehrt.“

"Recht habt ihr, Kālāmer, daß ihr da im Unklaren seid und Zweifel hegt. In einer Sache, bei der man wirklich im Unklaren sein kann, ist euch Zweifel aufgestiegen.

Geht, Kālāmer, nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters! Wenn ihr aber, Kālāmer, selber erkennt: ‚Diese Dinge sind unheilsam, sind verwerflich, werden von Verständigen getadelt, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Unheil und Leiden‘, dann o Kālāmer, möget ihr sie aufgeben."_

(Rede an die Kālāmer, Anguttara Nikaya III.66 - das Sutra findet sich z.B. hier: http://www.palikanon.com/angutt/a03_062-066.html im unteren Drittel der Seite)

Also, nicht nur Buddha war ein Atheist.

Jesus war mit Sicherheit keiner. Zur Begriffsklärung: http://de.wikipedia.org/wiki/Atheismus

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo Laika,

… vor diversen Jahren während einer Ostasienreise gesagt,
dass der Buddhismus „eine Sammlung von atheistischen
Vorstellungen“ sei. Das haben ihm die Mönche ziemlich übel
genommen und wollten ihn - meines Wissens - nicht empfangen.

zu Irritationen haben vor allem Johannes Pauls Äußerungen über den Buddhismus in seinem Buch „Die Schwelle der Hoffnung überschreiten“ (ISBN 3455110517 Buch anschauen) geführt. Da ging es weniger um Atheismus (die von Dir genannte Aussage findet sich dort allerdings) als um seine kühne Behauptung, der Buddhismus sei (anders als das Christentum) durch ein negatives Weltbild geprägt und strebe einen „Zustand völliger Indifferenz gegenüber der Welt“ an. Mit anderen Worten - er wirft dem Buddhismus soziale Verantwortungslosigkeit vor.

„Ich hatte nicht den Eindruck, dass seine Sicht des Buddhismus sonderlich tief war. Seine Bemerkungen über den Dharma in dem Buch sind sowohl traurig wie belustigend. Sie sind traurig, weil sich sein Zugang in Richtung Polemik bewegt und belustigend, weil sie so oberflächlich sind.“
(Dalai Lama, Interview mit Wayne Teasdale in Sherwin/Kasimow (Hrsgb), John Paul II. and Interreligious Dialogue, New York, 1999 ISBN 1597524042 Buch anschauen)

Im selben Buch schreibt José Ignacio Cabezón (zu ihm vgl. http://www.snowlionpub.com/pages/cabezon.html):

„Gewiss ist es das Recht (und sogar die Pflicht) einer jeden Religion, zu kritisieren, was sie in anderen Religionen für falsch oder gefährlich hält. Und ob es recht ist oder nicht, so ist es für eine religiöse Tradition doch natürlich, sich selbst vor dem, was sie als Bedrohung durch andere religiöse Traditionen einschätzt, unter Verwendung aller ihr zur Verfügung stehenden rhetorischen Mittel zu schützen. Wenn aber eine solche Rhetorik überzeugend sein soll, sollte sie auf Fakten basieren, nicht auf Phantasie, Irrtum und falscher Darstellung.“

Freundliche Grüße,
Ralf

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Hallo Kate,
wenn Du mein Posting aufmerksam gelesen hast, ist Dir sicher
aufgefallen, dass ich den Buddhismus als atheistisch
im Sinne der Gottesauffassung der monotheistischen
Religionen bezeichnet habe - also atheistisch
insofern, als er die Existenz eines höchsten, allmächtigen und
insbesondere persönlichen Wesens, das die Welt erschaffen hat,
bestreitet.

Das habe ich gelesen, wahrgenommen und auch nicht abgestritten.
Aber müssen wir das denn so sehen? Ich finde, den Begriff eines Gottesglaubens auf einen monotheistischen Standpunkt zu beschränken ist ziemlich vermessen (nicht von dir, sondern von der Perspektive) es gibt genug Kulte und Religionen mit Göttern, warum neben wir die handvoll monotheistische Religionen (auch wenn sie groß an Anhängern sind) als Maßstab?
Gibt es nicht auch andere Gottesbetrachtungen?

Wenn man nun eine solche Form, die Verehrung von Bodhisattvas
(insbesondere in ihrer volkstümlichen Form), als Begründung
dafür anführen möchte, der Buddhismus sei keine atheistische
Religion, dann hat man ein Problem. Konsequent weitergedacht
ist nach diesem Kriterium dann z.B. das katholische
Christentum kein Monotheismus, sondern Polytheismus - da wird
insbesondere eine Triade von Göttern verehrt (und nein, ich
rede hier neben dem archetypischen Vatergott und seinem
messianischen Sohn nicht vom heiligen Geist, sondern von einer
Muttergöttin) sowie eine Vielzahl vergöttlichter Menschen, von
denen man glaubt, dass sie in mannigfacher Weise Einfluss auf
die Menschen und ihr Leben nehmen. Man muss sich nur einmal in
einer katholischen Kirche umschauen …

(ahahaha, ich stimme dem durchaus zu…)

Es ist offensichtlich, dass eine solche Charakterisierung des
katholischen Christentums absurd wäre - für jemanden, der
einigermaßen mit der christlichen Religion vertraut ist.

Dann bin ich ganz offensichtliche in Hindu und 14 Jahre christliche Erziehung für die Katz.

Also: Menschen, die nach ihrem Selbstverständnis Buddhisten
sind, verbeugen sich vor einem „Altar“, auf dem ein
„Götzenbild“ steht, brennen davor „Weihrauch“ ab und bringen
auf dem „Altar“ Blumen, Speisen und Getränke als „Opfer“ dar.
Klarer Fall - Buddhisten sind keine Atheisten, sie „beten“ ja
den „Götzen“ auf dem „Altar“ an und bringen ihm „Opfer“.

Treffer…
Bis hierhin erstmal vielen Dank für deine Ausführungen!
Das ist mir sehr unangenehm, weil ich versuche, diesen Rahmen zu vermeiden aber diesmal hat es mich wohl voll erwischt…
(Ich bin übrigens katholisch aufgewachsen)

Die ‚großen‘ Bodhisattvas

(Bodhisattva-Mahasattvas) wiederum wie Avalokitesvara,
Manjusri, Ksitigarbha usw. haben spezifische
paramita so vollständig verwirklicht, dass
sie von ihnen ununterscheidbar sind - sie verkörpern sie, sind
ihre Personifikation. Wenn also z.B. Avalokitesvara (tib.
Chenresig, chin. Guan Shi Yin, jap. Kannon) von Buddhisten
verehrt wird, dann als Verkörperung universellen Mitgefühls.
Nicht mehr und nicht weniger. Theistisch ist das jedoch nicht

Da habe ich noch eine Frage: Gibt es nicht auch hier verschiedene Ansichten? Im Daoismus werden die Höchsten, hohen und himmlischen Prinzipien (drei verschiedene Gruppen) auch oft schon (aber nicht überall) als Götter interpretiert, obwohl die eigentlichen Götter und Ex-Heroen (aus dem ursprünglich bekämpften Volksglauben) erst eine Kategorie weiter unten kommen.
Mit dem Hintergrund war ich davon ausgegangen, dass man diese Mahasattvas eben als ‚göttliche‘ Verkörperung ihrer Prinzipien sieht.
Ich habe aber auch nicht zwischen diesen und den lebenden Bodhisattva unterschieden, was auch verwirrend ist…

Ich hätte da noch Fragen zum Bodhisattva an dich, wäre es ok wenn ich dir eine Mail schreibe?

lg
Kate

Moin,

Ich habe auch nicht behauptet, dass sie welche sind, darum
habe ich auch mehrmals (!) gesagt das sie „theologisch“ keine
sind.
Sie werden aber wie welche verehrt,

Das ist definitiv falsch und mich würde die Begründung für diese Behauptung interessieren.

Mahayanabuddhismus zumindest ist keine
atheistische Religion

Doch das ist sie, und zwar ganz sicher. Weder gibt es dort einen oder mehrere Götter, noch wird irgendwer oder was als Gott verehrt (auch wenn das für enen unbeteiligten Beobachter, der wenig Kentnisse des Mahayana-Buddhismus hat, so erscheinen mag, aber dazu hat Ralf ja weiter unten schon einiges gesagt).

Das ist so eine Sache
zwischen Theorie und Praxis: Die Tempel, Schreine und Figuren
gibt es aber.

Das ist korrekt. Du solltest dich nur von der Vorstellung lösen, dort würde etwas wie ein Gott verehrt. Sämtliche Objekte der Verehrung im Mahayana-Buddhismus sind letztendlich Mittel zum Zweck der eigenen Befreiung wobei die höchsten Objekte der Verehrung Buddha (als Lehrer), Dharma (als Weg zur Befreiung) und Sangha (als Stütze auf dem Weg zur Befreiung) sind. Bodhisattvas werden im Allgemeinen dem Sangha zugerechnet und dienen zudem zur Veranschaulichung bestimmter Aspekte der buddhistischen Lehre.

Ob der Daseinsbereich der Devas überhaupt existiert oder
ob damit nicht nur ein Geisteszustand beschrieben wird, ist
übrigens nicht letztendlich geklärt.

Da machst du aber ein riesen Fass auf.

Nicht wirklich. Das kann man als Buddhist halten wie ein Dachdecker. Du hast zwar recht wenn du anführst, dass die Devas letztendlich aus hinduistischen Traditionen stammen. Aber das allein erklärt ja nicht, warum sie (als einer der 6 Daseinsbereiche) durch all die Jahrtausende hindurch einen Platz in der buddhistischen Lehre behalten konnten. Dies konnten sie nur deshalb, weil sie einen Zweck haben, der dem praktizierenden Buddhisten bei der Erreichung von Befreiung hilfreich sein können. Dazu unten mehr.

Natürlich ist das nicht

geklärt, das wird auch nie geklärt werden. Die selbe
Diskussion gibt es bei Himmel/Hölle im Christentum, aber wie
soll man das schon klären, wenn man noch nicht da war.

Aber ist ein menschlicher und göttlicher
Glückseligkeitszustand vergleichbar?

Ja. So wird zum Beispiel das Glück der tiefen Konzentration beschrieben, dss auch Menschen erlangen können. Der Unterschied liegt darin, dass die Devas sehr lange Zeitalter in diesem Zustand der tiefen Versenkung verharren können. Aber auch er endet irgendwann.

Was ich bisher gelesen
habe, hat die Götter moralisch niedrig gestellt (weil der
Gotteszustand mehr als Hindernis gesehen wird),

Mit Moral hat das erstmal nichts zutun. Das Leben im Bereich der Devas wird als Hindernis auf dem Weg zur Befreiung angesehen, weil man in Gefahr läuft, in diesem Zustand zu verharren, weil man ihn als äußerst angenehm empfindet und dabei verdrängt, dass auch dieser Zustand nur endlich ist. Das größte Leid wird in dem Moment erfahren, wo man erkennt, dass es mit diesem glückseligen Zustand zuende geht. Der Abstieg aus dem Reich der Götter ist gewiss.

aus gewöhnlich
menschlicher Sicht sind sie aber erstrebenswert

aus gewöhnlicher menschlicher Sicht gilt dieser Bereich deshalb als erstrebenswert, weil sich ein Mensch, der an eine immerwährende Folge von Wiedergeburten glaubt, immer noch eher wünscht im Bereich der Götter wiedergeboren zu werden, als in einem der niederen Bereich, zum Beispiel dem der Tiere oder hungrigen Geister. Hier kommt dann auch die Ethik ins Spiel, weil man davon ausgeht, wenn man die Ethik befolgt und z.B. keine unheilsamen Handlungen begeht, dies förderlich für eine Wiedergeburt in den höheren Bereichen ist.

und soweit ich
gelesen habe gilt das auch als Erklärung dafür, warum Menschen
Götter anbeten.

Für den Buddhismus trifft das jedenfalls nicht zu. Im Bereich der Menschen hat man die größte Chance, Befreiung zu erlangen. Somit gilt dieser Bereich als das erstrebenswerteste Ziel. Da müssten ja die Menschen sich selbst anbeten. Du solltest hier auch die Devas nicht mit den Bodhisattvas vermengen. Devas sind keine Bodhisattvas und Devas werden auch in keinem Tempel oder sonstwo verehrt.

Was aber kein Kriterium für die Beantwortung der Ausgangsfrage
ist. Bodhisattvas sind von ihrem Wesen her keine Götter,
werden auch nicht von praktizierenden Buddhisten als Götter
angesehen und auch nicht als Götter verehrt. Grundsätzlich hat
jeder praktizierende Mahayana-Buddhist zum Ziel, ein voll
verwirklichter Bodhisattva zu werden und übt sich auf diesem
Weg.

Das Problem hierbei ist, dass du wohl eine feste Definition
von Gott hast, die da wäre…?

Darüber muss ich mir zum Glück als Buddhist keine Gedanken machen. Wenn aber Vertreter anderer Religionen versuchen, ihr Gottesverständis (wie auch immer das aussehen mag) dem Buddhismus überzustülpen, dann finde ich es legitim, auf diesen Fehler hinzuweisen. Wenn nämlich irgendwer meint, er habe im Buddhismus entwas entdecket, was seiner Auffassung einer Gottesverehrung nahe kommt, dann erwarte ich zunächst erstmal von dieser Person eine stichhaltige Begründung und Definition sowohl was die Bezeichnung Gott angeht, als auch was die Verehrung eines Gottes z.B. von der Verehrung anderer Dinge (wie z.B. eines Lehrers) unterscheidet.

Gruß
Marion

Moin,

Die ‚großen‘ Bodhisattvas

(Bodhisattva-Mahasattvas) wiederum wie Avalokitesvara,
Manjusri, Ksitigarbha usw. haben spezifische
paramita so vollständig verwirklicht, dass
sie von ihnen ununterscheidbar sind - sie verkörpern sie, sind
ihre Personifikation. Wenn also z.B. Avalokitesvara (tib.
Chenresig, chin. Guan Shi Yin, jap. Kannon) von Buddhisten
verehrt wird, dann als Verkörperung universellen Mitgefühls.
Nicht mehr und nicht weniger. Theistisch ist das jedoch nicht

Da habe ich noch eine Frage: Gibt es nicht auch hier
verschiedene Ansichten?

Eine anderslautende Ansicht ist mir inerhalb der buddhistischen Lehre ebenfalls nicht bekannt.

Mit dem Hintergrund war ich davon ausgegangen, dass man diese
Mahasattvas eben als ‚göttliche‘ Verkörperung ihrer Prinzipien
sieht.

Die Prinzipien die hier verkörpert werden sind das Ziel eines jeden praktizierenden Buddhisten. Sie sind also urmenschlich. Wäre es anders, könnte man als Mensch ja gar keine Befreiung (zu Lebzeiten) erlangen oder Bodhicitta verwirklichen.

Ich habe aber auch nicht zwischen diesen und den lebenden
Bodhisattva unterschieden, was auch verwirrend ist…

Nein. Eigentlich nicht :smile:

Gruß
Marion

Moin,

Ich habe auch nicht behauptet, dass sie welche sind, darum
habe ich auch mehrmals (!) gesagt das sie „theologisch“ keine
sind.
Sie werden aber wie welche verehrt,

Das ist definitiv falsch und mich würde die Begründung für
diese Behauptung interessieren.

Damit hatte ich mich auf die Tempelverehrung bezogen wie du sie später angesprochen hast ^^

Mahayanabuddhismus zumindest ist keine
atheistische Religion

Doch das ist sie, und zwar ganz sicher. Weder gibt es dort
einen oder mehrere Götter, noch wird irgendwer oder was als
Gott verehrt

… warum gibts die Devas jetzt auf einmal nicht mehr?

Das ist korrekt. Du solltest dich nur von der Vorstellung
lösen, dort würde etwas wie ein Gott verehrt. Sämtliche
Objekte der Verehrung im Mahayana-Buddhismus sind letztendlich
Mittel zum Zweck der eigenen Befreiung wobei die höchsten
Objekte der Verehrung Buddha (als Lehrer), Dharma (als Weg zur
Befreiung) und Sangha (als Stütze auf dem Weg zur Befreiung)
sind. Bodhisattvas werden im Allgemeinen dem Sangha
zugerechnet und dienen zudem zur Veranschaulichung bestimmter
Aspekte der buddhistischen Lehre.

Ok ^^ damit ich das richtig verstehe:
Der Mensch soll sich ja an den achtfachen Pfad (mindestens) halten, und indem er also Buddha, die Bodhisattva etc. verehrt, tut er also etwas von sich (sammelt x) um im nächsten Leben aufzusteigen, habe ich das richtig verstanden?

So wie z.B. Muslime fünfmal täglich beten müssen um ihrem Gott gefällig zu sein? Sozusagen etwas „abarbeiten“ ?

Was ich bisher gelesen
habe, hat die Götter moralisch niedrig gestellt (weil der
Gotteszustand mehr als Hindernis gesehen wird),

Mit Moral hat das erstmal nichts zutun. Das Leben im Bereich
der Devas wird als Hindernis auf dem Weg zur Befreiung
angesehen, weil man in Gefahr läuft, in diesem Zustand zu
verharren, weil man ihn als äußerst angenehm empfindet und
dabei verdrängt, dass auch dieser Zustand nur endlich ist. Das
größte Leid wird in dem Moment erfahren, wo man erkennt, dass
es mit diesem glückseligen Zustand zuende geht. Der Abstieg
aus dem Reich der Götter ist gewiss.

Das meinte ich eigentlich damit, dass der „Mensch“ (also der Wiedergeborene) nichts tut, und dann hängt man irgendwann wieder in einer niedrigeren Ebene…

und soweit ich
gelesen habe gilt das auch als Erklärung dafür, warum Menschen
Götter anbeten.

Für den Buddhismus trifft das jedenfalls nicht zu. Im Bereich
der Menschen hat man die größte Chance, Befreiung zu erlangen.
Somit gilt dieser Bereich als das erstrebenswerteste Ziel. Da
müssten ja die Menschen sich selbst anbeten.

So meinte ich das nicht, das war eher die Erklärung für das Verhalten der anderen, nicht-Buddhisten, nicht der Buddhisten selber.

Du solltest hier
auch die Devas nicht mit den Bodhisattvas vermengen. Devas
sind keine Bodhisattvas und Devas werden auch in keinem Tempel
oder sonstwo verehrt.

Das habe ich auch nirgendwo behauptet?

dann erwarte ich zunächst
erstmal von dieser Person eine stichhaltige Begründung und
Definition sowohl was die Bezeichnung Gott angeht, als auch
was die Verehrung eines Gottes z.B. von der Verehrung anderer
Dinge (wie z.B. eines Lehrers) unterscheidet.

Du lässt mich doch nicht! :wink: ICH wollte die monotheistischen Eindrücke von Göttern überhaupt nicht verwenden und habe es auch nicht. Das es keinen Vatergott im Buddhismus gibt weiß ich, und ich wollte auch keinen haben UND ich habe auch nicht behauptet, dass es einen gibt.

Mir ging es einzig und allein um die *Form*.
Rolf hat mich ja schon korrigiert, dass diese wohl keine Rolle spielt, sondern nur die Doktrin, aber dass ist das, womit ich in Kontakt gekommen bin.

Ich wollte damit sagen, dass die Bodhisattva so ähnlich verehrt werden wie anderswo die Götter - eben Schrein, Tempel, Opfer etc. … das ist Verehrung.
Sie sind also keine Götter im bezeichnenden Sinne, aber es sieht aus, als seien sie welche - zumindest sah es für mich so aus.
Das hat jetzt mit dem eigentlichen Zweck nichts zu tun, Engel und Heilige im Katholizismus waren ursprünglich auch nicht dazu gedacht, wie gottesähnliche, allmächtige Wesen für, verzeih mir den Ausdruck, jeden Scheiß angerufen zu werden.

Für mich (

Hallo Kate,

Mit dem Hintergrund war ich davon ausgegangen, dass man diese
Mahasattvas eben als ‚göttliche‘ Verkörperung ihrer Prinzipien
sieht.

das ist ein Missverständnis, das gar nicht einmal so selten ist. Der Grund dafür liegt in einem falschen Verständnis der doketischen Trikaya-Lehre, dessen früheste kanonische Grundlage sich im Saddharma Pundarika Sutra (Lotossutra) findet. Der historische Buddha (bzw. alle historischen Buddhas, die Tradition nennt einige Dutzend Namen) wird hier als zeitlich-materielle Erscheinung (nirmanakaya) des allumfassenden kosmischen Prinzips (Dharma) aufgefasst, das mit dem in seiner grundlegenden Natur unverblendeten Geist gleichgesetzt wird (dharmakaya). Gestern hatte ich von den Mahasattvas als Verkörperungen bestimmter geistiger Qualitäten gesprochen - im entsprechenden Sinn wird der historische Buddha als materiell-zeitliche Verkörperung von ‚Bodhi‘, von erleuchtetem Geist aufgefasst. Nur ist ‚Bodhi‘ keine Qualität des Geistes, sondern er ist der Geist an sich, ‚unverzerrt‘ durch jegliche Qualitäten. ‚Geist‘ ist hier (bitte cum grano salis nehmen) ein Äqivalent zum abendländischen Substanzbegriff. Wichtig: es handelt sich bei diesem Dharmakaya nicht um eine personale Vorstellung, auch wenn er in manchen (späteren) Traditionen ikonographisch als sog. Adibuddha (‚Urbuddha‘) dargestellt wird. Am verbreitetsten ist hier (als Adibuddha) Vairocana, im ostasiatischen esoterischen Buddhismus / Vajrayana (chin. Mizong, jap. Mikkyo) unter dem Namen Piluzhenafo (chin.) bzw. Birushana oder Dainichi (jap.) bekannt. Im tibetischen Buddhismus wird der Adibuddha in manchen Traditionen anders benannt - z.B. Samantabhadra bei den Nyingma.

Personale Qualitäten treten erst auf einer vermittelnden ‚Zwischenstufe‘ auf, dem sog. Sambhogakaya. Auf der Sambhogakaya-Stufe gibt es nun auch verschiedene ‚transzendente‘ Buddhas, die verschiedenen Qualitäten des erleuchteten Geistes entsprechen. Im tantrischen Buddhismus / Vajrayana (und hier kann man nun wirklich von einer „tertiären Entwicklung“ sprechen) wurde speziell diese Vorstellung des Sambhogakaya im Sinne einer Emanationslehre systematisch ausgestaltet. Hier finden nun auch die Mahasattvas einen Platz - als Emanationen der transzendenten Buddhas oder anders ausgedrückt als Personifikationen speziellerer geistiger Qualitäten. Es gibt regelrechte ‚Familien‘ von transzendenten Buddhas und ihnen zugeordeten Bodhisattvas (Buddhakula) - am bekanntesten der Buddha Amitabha (chin. Amituofo, jap. Amida) und der ihm zugeordnete Bodhisattva Avalokitesvara (in Ostasien idR als weiblich aufgefasst).

Es wäre jedoch eine Fehlinterpretation, diese Familien von transzendenten Buddhas und Bodhisattvas als ‚Vergöttlichung‘ von Prinzipien oder geistigen Qualitäten aufzufassen - auch wenn die volkstümlich-naive Verehrungspraxis buddhistischer Laien da sicher keinen Unterschied macht. Sie sind vielmehr im esoterischen Buddhismus (Vajrayana) ein Instrumentarium geistiger Schulung. Um es nur kurz anzureißen (ich bin mit dieser Praxis wenig vertraut, Pendragon wohl eher) - der Praktizierende visualisiert in meditativer Versenkung diese Personifikationen und macht sich dabei die entsprechenden geistigen Qualitäten zu eigen. Die Personifikation unterstützt also die Identifikation des Meditierenden mit dem entsprechenden (abstrakten) geistigen Prinzip, ich würde es als didaktischen Kunstgriff bezeichnen. Die bekannten ikonographischen Darstellungen auf Rollbildern (Thangkas) sind Hilfsmittel für diese Praxis.

‚Vergöttlichung‘ würde bedeuten, diese Personifikationen und die personifizierten Qualitäten als etwas vom eigenen geistigen Potential Getrenntes zu begreifen, sie in einen Bereich passiver Verehrung (statt aktiver Aneignung) zu entrücken. Eben das ist nicht Sinn der Sache.

Ich hätte da noch Fragen zum Bodhisattva an dich, wäre es ok
wenn ich dir eine Mail schreibe?

Natürlich.

Freundliche Grüße,
Ralf

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das Gleichnis vom Pfeil

wenn Du mit ‚Gott‘ ein Konzept meinst, wie es aus den
monotheistischen Religionen bekannt ist, dann ist dieses
Konzept zwar bekannt (unter der Bezeichnung Isvara), wird aber
verworfen.

Interessant. Ich dachte immer, die Frage gilt dem Buddhismus als nicht zweckdienlich (das jedem bekannte Gleichnis vom Pfeil). Hast du einen Link zur Argumentation parat?

Hallo Oliver

Interessant. Ich dachte immer, die Frage gilt dem Buddhismus
als nicht zweckdienlich (das jedem bekannte Gleichnis vom
Pfeil).

diese Frage gehört nicht zu den ‚thapaniya panha‘ (Fragen, die als unnütze metaphysische Spekulation ‚beiseite zu legen‘ sind). Du spielst hier auf das Culamalunkya Sutta (M.63) an, wo diese Fragen aufgeführt werden:

_Es gibt da manche Ansichten, die der Erhabene nicht mitgeteilt, gemieden, zurückgewiesen hat, als wie
‚Ewig ist die Welt‘ oder
‚Zeitlich ist die Welt‘,
‚Endlich ist die Welt‘ oder
‚Unendlich ist die Welt‘,
‚Leben und Leib ist ein und dasselbe‘ oder
‚Anders ist das Leben und anders der Leib‘,
‚Der Vollendete besteht nach dem Tode‘ oder
‚Der Vollendete besteht nicht nach dem Tode‘ oder
‚Der Vollendete besteht und besteht nicht nach dem Tode‘ oder
‚Weder besteht noch besteht nicht der Vollendete nach dem Tode‘

Das hat mir der Erhabene nicht mitgeteilt. Und daß es mir der Erhabene nicht mitgeteilt hat, das gefällt mir nicht. So will ich denn zum Erhabenen gehn und ihn darum befragen_

Buddha antwortet dann dem Fragenden mit dem bekannten Gleichnis vom Pfeil.

Hast du einen Link zur Argumentation parat?

Auf die Schnelle: Das Konzept ‚isvara‘ (Pali: issara) hat Budha z.B. im Tittha Sutta (A.III.62) verworfen - hier speziell aufgrund des unlösbaren Problems, dann eine Theodizee und eine rationale Ethik zu konstruieren:

„Ist es wahr, dass ihr behauptet: ‚Was auch immer eine Person erfährt - angenehm, unangenehm oder weder angenehm noch unangenehm - all dies sei verursacht durch die Schöpfung eines höchsten Wesens (issara)?‘ So von mir befragt, antworteten sie mit ‚Ja‘. Da sprach ich zu ihnen: 'Dann, in diesem Fall, ist eine Person ein Mörder, verursacht durch die Schöpfung eines höchsten Wesens. Eine Person ist ein Dieb … unkeusch … ein Lügner … ein Zwietracht verursachender Zuträger … ein verletzende Worte Sprechender … ein Schwätzer … ein Habgieriger … ein Übelwollender … ein Anhänger falscher Ansichten, verursacht durch die Schöpfung eines höchsten Wesens. Wenn man sich darauf beruft, die Schöpfung durch ein höchstes Wesen sei grundlegend, dann gibt es keinen Wunsch und keine Anstrengung bei dem Gedanken: ‚Dieses sollte getan werden; jenes sollte nicht getan werden.‘ Wenn man, was getan werden sollte und was nicht getan werden sollte, nicht als Wahrheit oder Realität festlegen kann, dann wandelt man in Verwirrung und ohne Schutz. Man kann sich nicht zu Recht als spirituellen Sucher bezeichnen.“

Freundliche Grüße,
Ralf

Moin,

Doch das ist sie, und zwar ganz sicher. Weder gibt es dort
einen oder mehrere Götter, noch wird irgendwer oder was als
Gott verehrt

… warum gibts die Devas jetzt auf einmal nicht mehr?

Doch, aber nicht als Götter als Bestandteil der buddhistischen Religion. Genau wie den Bereich der Devas gibt es z.B. auch den Bereich der Tiere, und genau so (mehr oder) wenig wie die Tiere snd die Devas Bestandteil der buddhistischen Lehre. Man darf nicht vergessen, dass der Buddhismus in einem Umfeld voll von Göttern (Devas) entstanden ist. Was also macht man damit? Man Packt die Devas in einen Bereich der „weltliche Gottheiten genannt wird“, genau wie alle anderen Wesen auch Samsara unterworfen ist und für jemanden der Befreiung aus dem Daseinskreislauf anstrebt nichts besonders erstrebenswertes darstellt. Zudem bleibt es jedem Buddhisten selbst überlassen, ob er nun an den Bereich der Devas glaubt oder nicht. Also besonders theistisch klingt das für mich nicht :smile:

Ok ^^ damit ich das richtig verstehe:
Der Mensch soll sich ja an den achtfachen Pfad (mindestens)
halten, und indem er also Buddha, die Bodhisattva etc.
verehrt, tut er also etwas von sich (sammelt x) um im nächsten
Leben aufzusteigen, habe ich das richtig verstanden?

Ähm…nein. Die Verehrung von Buddha oder Bodhisattvas ist nicht Bestandteil des achtfachen Pfades, der wiederum darlegt, was dazu gehört, um Befreiung zu erlangen: http://de.wikipedia.org/wiki/Achtfacher_Pfad

Wenn man Zuflucht zu den drei Juwelen Buddha, Dharma und Sangha genommen hat, dann bringt das automatisch mit sich, dass man diesen drei Juwelen auch Respekt entgegenbringt. Dies drückt sich durch vielerlei Weise aus, zum Beispiel auch dadurch, dass man Dharmaschriften nicht einfach auf den Fußboden legt oder seine Tasse draufstellt.

Zwar hast du Recht, dass die Verehrung der Drei Juwelen als verdienstvoll angesehen wird und diese „Verdienste“ auch zu heilsamen karmischen Wirkungen im Daseinskreislauf führen, aber eben meines Wissens allein nicht zu Befreiung aus selbigem.

So wie z.B. Muslime fünfmal täglich beten müssen um ihrem Gott
gefällig zu sein? Sozusagen etwas „abarbeiten“ ?

*lach* nein :smile:

Das meinte ich eigentlich damit, dass der „Mensch“ (also der
Wiedergeborene) nichts tut, und dann hängt man irgendwann
wieder in einer niedrigeren Ebene…

Wie das alles wirklich genau zusammenhängt, da wird dir kein Buddhist eine vernünftige Antwort drauf geben können. Logisch erscheint lediglich, dass heilsame Handlungen zu heilsamen Wirkungen führen und unheilsame Handlungen zu unheilsamen Wirkungen. Das (Gesetz von Ursache und Wirkung) ist somit fester Bestandteil der buddhistischen Lehre. Alles weitere, als auch wer warum und wann und ob überhaupt in welchem Daseinsbereich geboren wird, entzieht sich unserer Kenntnis. Du darfst nicht vergessen, dass es im Mahayana nicht nur keine Götter, sondern auch keine „Seele“ gibt, die quasi als unveränderlicher persönlicher „Kern“ von Leben zu Leben schreitet.

Man soll sich einfach freuen, dass man jetzt ein Mensch ist, somit jetzt die Möglichkeit zur Befreiung hat und gut is :smile:

Für mich (Freigiebigkeit übt man dadurch, dass man ohne Bedauern und Zögern darbringt. Es geht hier nicht darum, dass man irgend eine Gegenleistung erwaret, sondern der Akt der Freigiebigkeit an sich ist entscheidend. So kann man z.B. auch eine einfache Blume darbringen oder sich einen 100 Euro Schein nur vorstellen und diesen vorgestellten 100 Euro Schein darbringen.

Die Vollkommenheit der Disziplin übt man dadurch, dass man die Darbringungen regelmäßig und korrekt ausführt, auch wenn man z.B. unter Zeitdruck steht, was die Geduld schult. Wer dies nicht als Last empfindet, sondern immer wieder freudig macht, schult zudem die freudige Anstrengung. Die Meditation/Konzentration wird geschult, indem man genau darauf achtet, dass z.B. die Schälchen gleichmäßig bis zum Rand mit Wasser gefüllt sind, den richtigen Abstand haben usw. und sich ganz auf sein Tun konzentriert. Weiheit wird schließlich dadurch geübt, dass man sich während der Darbringung immer wieder klarmacht, dass sowohl die Darbringungen, als auch die Empfänger inhärent leer sind. Letztendlich dient also dieses Handeln dazu, sich die 6 Paramitas und was damit verbunden ist täglich zu vergegenwärtigen.

Auch die traditionellen Darbringungen wie Wasser, Räucherstäbchen, Musik, Blumen, Lichter und Reis habe ihre Symbolik bezogen auf den Pfad. Zwar gibt es auf Altaren auch immer echte Schälchen mit Inhalt, aber in der täglichen Rezitation wird die Darbringung „nur“ visualisiert, begleitet zum Beispiel durch Mudras, wobei die ganze Einbeziehung von Körper, Rede und Geist gewährleistet ist. Die Symbolik der Gaben dient also wieder dazu, dem Praktizierenden bestimmte Aspekte der Lehre zu vergegenwärtigen.

Für gewöhnlich möchte man mit Beten doch zwei Dinge erreichen:
Gehört werden (um ein guter Anhänger zu sein) und positives
erwirken (sagen wir das mal so, auch wenn es in einigen
Religion gebetete Flüche gibt). Ähnliches gilt für Opfer.

Das klingt mir eher nach „Kalkül“. So wird Freigiebigkeit im Buddhismus aber nicht vertanden.
Letztendlich läuft alles im Buddhismus darauf hinaus, den eigenen Geist zu schulen, da hier (im eigenen Geist) der Schlüssel zur Befreiung liegt.

Bei den Bodhisattva könnte ich es mir noch vorstellen, weil
sie ja noch irgendwie *da* sind.

Wo?

Herzlichen Gruß,
Marion

Hallo Ralf,

also auch wenn du mit dieser Praxis wenig vertraut bist, hast du das meiner Meinung nach sehr schön erklärt :smile:

Lieben Gruß
Marion