Ist Bürgergeld eine Lösung?

Hallo Kaj,

in meinen Augen ist das ein Troll, der sich als Anhänger
tarnt, um den Gedanken zu diskreditieren.

Ich habe Herrn Werner vor kurzem zu diesem Thema im Intwerview gesehen und hatte nicht den Eindruck eines Trolls. Wie gesagt, seine Aussagen werden teilweise sehr verkürzt und zusammenhanglos wiedergegeben und das ist der Tod einer jeden komplexen Theorie.

Ciao
Kaj

Hallo Thea,

Dass die Unternehmen die ganzen Steuern zahlen, meinte ich
übrigens überhaupt nicht wertend, sondern es ging mir darum,
die Sache rechnerisch möglichst zu vereinfachen.

ist OK.

Ach so, gehst du davon aus, dass die Arbeitnehmer auf den
Anteil ihres Einkommens, der nicht Bürgergeld ist, weiterhin
Steuern zahlt?

Ja. Ich merke jetzt gerade, daß Du das nicht tust. :smile: Du redest von dem Modell, alles über die Umstatsteuer o.ä. zu finenzieren.

Ich fände es eigentlich besser, wenn alles
andere steuerpflichtig ist, nur nicht die Arbeit. Die Löhne
könnten dann natürlich ein wenig niedriger sein. - Aber
deswegen bin ich auf der Suche nach einer neuen
Einkommensquelle für das Bürgergeld.

Richtig. Aber das Thema ist interessant, das Bürgergeld könnte
auch ein weg sein, die Abschaffung des Kündigungsschutzes
akzeptieren zu können.

Gutes Argument. Aber wie sähe der Kündigungsschutz für Beamte
aus?

Das ist und bleibt ein anderes Thema. Beamten wird eine besondere Treue zu Staat abverlangt, besondere Pflichten sind mit besonderen Rechten verbunden.

*g* Schwarzarbeit ist und bleibt illegal. Das ist ein anderes
Thema.

Aber ich will Arbeit doch sowieso nach Möglichkeit nicht
besteuern. Dann gibt es keine Schwarzarbeit mehr!

Das ist ein Argument gegen die Besteuerung von Arbeit. Die Idee gefällt mir aber trotzdem nicht. Die Grundidee die hinter unserem Steuersystem steht, Besteuerung nach Leistungsfähigkeit, wird mit dem Modell völlig über Bord geworfen. Der Gedanke der Solidarität der Starken mit den Schwachen, den die Väter des Grundgesetzes hatten wird damit komplett aufgegeben. Geld, das in Kapital oder Spareinlagen fließt bleibt unbesteuert. Da kann und muß ich nicht rechnen, das kann nur eine Entlastung der Leute bedeuten, die sehr viel Geld haben und nicht dafür arbeiten müssen, eine Katastrophe für die ‚kleinen Leute‘, denn irgendwoher muß das Geld ja kommen. So ein Vorschlag konnte nur von einem Arbeitgeber kommen. :smile: Herr weber hat vorgeschlagen, daß er sein ganzes Geld behalten darf, die Staatslast sollen siene Arbeiter tragen. Daß dem das gefällt, sehe ich ein, deshalb muß mir der Vorschlag nicht gefallen.
Der Vorschlag hat aber auch nicht ursächlich etwas mit dem Bürgergeld zu tun.

Ich würde Energie und Rohstoffverbrauch besteuern. Und
Grundstücksverkäufe (Bauland), jedenfalls wenn der Käufer
schon mehr als 1 Grundstück mit Haus besitzt.

Die besten Chancen die Politik in diese Richtung zu bewegen
scheint ausgerechnet die FDP zu sein …

Der Westerwelle? Kaum zu glauben.

Ich war ebenso überrascht, aber es ist so. Sogar das Wort ‚Bürgergeld‘ hat Guido in den Mund genommen, aber etwas anderes damit gemeint. :smile:

Gruß, Rainer

Hallo,

200€ Krankenversicherung, 200€ Miete, 300€ bar = 700€
Also 700 Milliarden jährlich.

Wohngeld ist zu gering. Davon kann man allenfalls die Nebenkosten bezahlen. von Öffentlichen Verkehrsmitteln ganz zu schweigen.

Desweiteren unterschlägst du auch hier, dass heute schon der größte Teil der Krankenversicherung von den Arbeitenden getragen wird. 200 EUR Krankenversicherung sind angeblich derzeit der Stand, obwohhl die Mehrheit deutlich mehr bezahlt (kanpp 20% vom Brutto). Eine Absenkung dieses Anteils auf die 200 EUR fix, bedeutet aber eine Anhebung der Staatsausgaben auf der anderen Seite, um die gleiche Summe aufrechtzu erhalten.

Woher kommt dieses Geld? Offensichtlich von den Arbeitnehmern, die jetzt wesentlich günstiger wegkommen, da ihr Versicherungsanteil plötzlich auf 10% gesunken ist.

Die Katze beißt sich in den Schwanz und alles ist wie vorher.

Vorhin schrub ich was von 500 Milliarden jetzige Kosten. Dazu
noch würde ein Haufen Verwaltung wegfallen, die Kosten kann
ich schlecht beziffern.

Ich will ja nur rausfinden, ob wir hier über eine Utopie reden
oder über ein machbares Konzept.

Es ist eine Utopie. Sehr viel würden das System ausnutzen und das System macht es ihnen auch sehr leicht. Kein Arbeitszwang mehr. Und je weniger auf der anderen Seite arbeiten, desto mehr müssen die Arbeitenden auf der anderen Seite abgeben, bis mehr und mehr sich sagen „Arbeiten lohnt doch gar nicht mehr“.

lassen wir mal für den Moment die blinde, 92 Jahre alte,
einbeinige, alleinerziehende Mutter von 12 Kindern außen vor,
die übrigens ein wenig mehr als die 345 Euro bekommt.

Erstens klingt es so, als sei das, was Susanne geschrieben
hat, halbwegs autobiografisch. Wenn man das als Möglichkeit
berücksichtigt, dann klingt dein Kommentar dazu wirklich
menschenverachtend.

Finde ich nicht.

Zweitens kriegt die alleinerziehende Mutter natürlich mehr
Geld, aber sie braucht ja auch mehr Geld.

Ja, deswegen bekommt sie ja mehr.

Und im übrigens sind Alter, Krankheit und Kinder häufige
Gründe, weswegen Leute keine Arbeitsstelle mehr haben und auf
ALG2 angewiesen sind, auch wenn du zu glauben scheinst, dass
dies hauptsächlich junge, gesunde und fröhliche Menschen
trifft. Es könnte also durchaus ein wenig in der Natur der
Sache liegen, wenn solche Beispiele immer wieder genannt
werden, und ausgerechnet die außen vor lassen zu wollen, ist
ein bisschen unsinnig.

Dann sag mir doch mal, wieviele Menschen die Grundsicherung beziehen und nicht arbeiten können, weil sie dazu körperlich aus aus anderen Gründen objektiv nicht in der Lage sind.

Daß Du es allerdings als demütigend empfindest, dem
Überweiser der monatlichen Zahlung ohne Gegenleistung
nachzuweisen, daß man sich bemüht hat, einen Arbeitsplatz zu
finden, zeigt deutlich, daß Du die ganze Veranstaltung nicht
verstehen willst.

Du verstehst die Veranstaltung nicht. Was für eine
Gegenleistung? Der Überweiser der monatlichen Zahlung ist ein
Sachbearbeiter, der fremdes Geld verwaltet. Das ist auch der,
der diese „Gegenleistung“ verlangt.

Genau, und der macht das stellvertretend für diejenigen, die die Kohle abdrücken. An dem Nachweis einer gewissen Aktivität kann ich weiterhin nichts demütigendes finden. Das wäre auch etwas lächerlich, denn jeder, der nicht selbständig ist, muß in irgendeiner Form nachweisen, daß er sein Geld nicht fürs Rumsitzen bekommt.

Jetzt sag mir mal, was du als Steuerzahler davon hast, wenn 5
Millionen Arbeitslose täglich 2 bis 3 Bewerbungen schreiben
und abschicken,

Da liegt der Denkfehler: Eine zielführende Bewerbung braucht etwas mehr als daß man einfach nur den Empfänger im Adreßfeld ändert. Wer 2-3 Bewerbungen am Tag schreibt, kann es auch gleich lassen.

Es gibt nicht nur Rechte der Betroffenen,
sondern auch Rechte derjenigen, die das Geld Monat für Monat
vom Gehalt abgezogen bekommen.

Na ja, die sollten mal nicht nur Geld, sondern auch was von
ihrer Arbeit abgeben. Ich wette, das würden die meisten nicht,
wenn sie könnten.

Ja, das alte Gewerkschaftsgeschwätz. Dummerweise ist man den Beweis schuldig geblieben, daß Arbeitszeitverkürzung Arbeitsplätze schafft oder wenigstens erhält. Der DGB ist aus irgendeinem Grunde im 19. Jahrhundert hängen geblieben, als Arbeit noch beliebig teilbar war und von jedem Menschen mit je zwei Armen und Augen verrichtet werden konnte.

Bei mir waren es ungefähr 4 Jahre, in denen ich mir insgesamt
um 3000 D-Mark dazuverdient habe (kam also damit ingsgesamt in
etwa auf die heutigen 345 Euro).

Wann war das denn? Vielleicht war das Geld damals noch mehr
Wert? Vielleicht so in etwa das Doppelte?

Der Wert ist schon inflationsbereinigt.

Und - warst du
damals jung und gesund oder alt und krank?

Was soll die Frage? Leben alte und kranke Menschen teurer als junge und gesunde Menschen?

Ersetze ich nun das Brötchen von Kamps durch ein gekauftes
Brötchen und eine Scheibe Salami (Ersparnis: 1 Euro) und das
Rinderfilet durch Schnitzel und meine Nudeln durch die von
Aldi (Ersparnis: 1,65 Euro), komme ich im Monat auf 144 Euro.
Bleiben noch Euro 201 pro Monat für alles andere. Find ich
akzeptabel.

Von deiner Diät kann man auf Dauer nicht leben.

Dann berichte mir von einem Deiner Tage, der viel gesünder ist und natürlich zwangsläufig viel teurer.

Da ich mir gerade überlegt habe, was ich heute essen werde, noch eine Beispielrechnung:
Frühstück findet aufgrund langen Ausschlafens nicht statt.
Mittag: Tortilla espanola, d.h.
2 Eier: 35 Cent
ein Schuß Milch: 1 Cent
eine halbe Parpika: 30 Cent
eine Kartoffel: 25 Cent
vielleicht noch eine kleine Handvoll Oliven aus ddem Glas: 10 Cent
Summe: 1,01

Abends: Rinderfilet mit Senfkruste
Fleisch: 7,56 für 358 Gramm (reicht also für zwei Tage)
Kruste: Senf, Ei, Mehl, zusammen um die 50 Cent
Macht 8,06 geteilt durch zwei: 4,03

Nachspeise: Zitronensorbet mit selbstgemachtem Himbeergelee
Zitronensorbet: 3 Euro, Packung reicht für zehn Portionen, also 30 Cent
Himeeren: 4,99 für die Schale, davon ca. ein Drittel gebraucht: 1,50
sonstige Zutaten: Ein bißchen agar-agar, etwas Wasser, etwas Zucker, großzügig gerechnet: 10 Cent

Summe: 6,94

Also ich finde, heute esse ich nicht schlecht, nicht ungesund und es bleiben immer noch € 4,18 übrig.

Krasser
Vitamin- und Mineralstoffmangel. Und irgendwie fehlen die
Getränke. Oder dachtest du an Leitungswasser?

Was spricht gegen Leitungswasser? Alternativ bietet sich Mineralwasser an, das beim Discounter 18 Cent je 1,5 Liter kostet.

Klar, Anfang 20, gesund, fit, keiner da der noch zu versorgen
war,

Wenn noch jemand anders zu versorgen ist, gibts auch mehr
Geld.

Aber du hast viel mehr zu tun!! Was glaubst denn du, wenn
einer was älter, nicht gesund und außerdem jede Menge
Pflichten zu erfüllen hat,

Was für Pflichten?

und dann noch dauernd Geldsorgen
hat, das ist ein kleiner Unterschied. Außerdem vergessen
Studenten meistens, dass sie ganz viele Sachen viel billiger
kriegen als andere Leute.

Ich war in der ganzen Zeit nicht ein einziges mal im Museum. Was also meinst Du?

Und oft merken sie auch gar nicht,
wie viel sie noch von ihren Eltern zugesteckt bekommen, auch
an Naturalien usw.

Echt?

Mit Kindern kriegst du zwar mehr Geld, aber ich glaube kaum,
dass es genug ist, um das Kind auszustatten und zu ernähren.

Glaubst Du oder weißt Du?

Erstens muss das Kind gesund ernährt werden. Mit Nudeln von
Aldi jeden Tag kann eine gesunde Ernährung wohl nicht
gewährleistet werden.

Du hast recht. Warum kaufen die Leute mit Kindern dann im Supermarkt immer so einen Müll? Frisches Obst und Gemüse sehe ich da eher selten. Wenn ich mir überlege, daß ein Bund Möhren genauso teuer ist wie ein Glas Fertigbabyfutter, frage ich mich, was da genau gegen frisches Essen spricht.

Ich meine jetzt keine Markenklamotten, sondern denke eher an
Roller, Fahrräder, Inliner, bestimmte Spielkonsolen,
Sportverein, Sportkleidung, Sportschuhe, Musikinstrument,
Musikunterricht, Eintrittskarten für Zoo, Theater, Kino usw.
Natürlich nicht unbedingt alles und vor allem nicht alles
gleichzeitig
, aber das wären so Dinge, von denen die
meisten Kinder das eine oder andere manchmal brauchen, wenn
sie mit ihren Klassenkameraden gemeinsam was unternehmen
wollen. Wenn z. B. die ganze Clique eine Phase hat, wo sie
sich jeden Nachmittag zum Inlinern treffen, ist es blöd, wenn
man keine Inliner hat. Na ja, und dann besorgt man die halt
als Mutter. Und da das Kind ja nicht mit Knickfüßen fahren
soll, besorgt man auch nicht die billigsten.

Ich sehe schon, wir reden hier von existentiellen Dingen.

Für das Kind gilt das gesagte und alles was an
Medikamentenzuzahlung jenseits des Eigenanteils von € 41,40
anfällt, wird von der Krankenkasse übernommen.

Wie kommst du denn auf 41,40?

Ach, das kommt nur aus dem Sozialgesetzbuch: 1% vom Jahres"gehalt".

Übrigens vergisst du die nicht
verschreibungspflichtigen Medikamente. Die müssen ganz alleine
bezahlt werden.

Das mag sein, aber müssen die auch gekauft werden? Von welchen Medikamenten redest Du denn? Ich für meinen Teil bin um die 35 Jahre ohne verschreibungspflichtige Medikamente ausgekommen, wenn man mal von einem Nasespray für 5 Euro absieht, das ich vor drei Jahren gekauft habe und noch halb voll im Schrank rumsteht - sollte ich vielleicht mal wegwerfen. Und natürlich nicht zu vergessen die Flasche Hustensaft für 7 Euro irgendwas, die ich ungefähr alle zwei Jahre kaufe. Und irgendwo liegt noch eine Verpackung Paracetamol rum, die auch einen weltbewegenden Betrag gekostet hat, als ich sie vor einigen Jahren vor einem Auslandsurlaub kaufte, weil ich gerade eine Grippe auszubrüten schien.

Das ganze Zeug wäre mir natürlich verschrieben worden, wenn ich hätte zum Arzt gehen wollen. Also: Was sind das für nicht verschreibungspflichtige Meidkamente, die man unbedingt braucht und für die jeder Hartz IV-Haushalt die geerbten Vasen bei Ebay verkaufen muß?

So, und nun das goldene Schlußwort: Ich bin mir bewußt, daß dieser Artikel stellenweise sarkastisch ausgefallen ist, aber ich höre mir hier immer den gleichen Mist an. Es werden bedauernswerte Einzelfälle von Menschen angeführt, die tatsächlich ohne eigene Schuld nicht wissen, wie sie über die Runden kommen sollen.

Unterschlagen werden die Fälle, die die Hälfte ihrer Grundsicherung (und der ihrer Kinder) für Alkohol und Zigaretten druchbringen, sich teuer und falsch von Pappe und Wolle ernähren (sprich: Fertigessen aus dem Supermarkt und von Burgerketten) und meinen, daß DVD-Player und Spielekonsolen zum heutigen Lebensstandard gehören.

Das wäre ja alles kein Thema, wenn mir auch nur ein einziger der Kämpfer für die Rechte der Verdammten mal belegen würde, welche der beiden Fraktionen welchen Anteil an den Hartz IV-Empfängern ausmachen.

Gruß,
Christian

Guten morgen,

Ich persönlich würde es für mich als unwürdiges Verhalten
betrachten, das Geld Monat für Monat ohne Gegenleistung zu
erhalten.

Das geht anderen auch so.

das liest sich hier manchmal etwas anders.

Daß Du es allerdings als demütigend empfindest, dem
Überweiser der monatlichen Zahlung ohne Gegenleistung
nachzuweisen, daß man sich bemüht hat, einen Arbeitsplatz zu
finden, zeigt deutlich, daß Du die ganze Veranstaltung nicht
verstehen willst. Es gibt nicht nur Rechte der Betroffenen,
sondern auch Rechte derjenigen, die das Geld Monat für Monat
vom Gehalt abgezogen bekommen.

Warum das so wichtig ist, verstehe ich immer noch nicht. Am
Betrag ändert das doch gar nichts.

Das galt grundsätzlich und hatte keinen Bezug zum Thema Bürgerversicherung. Sollten wir das also offtopic llöschen lassen? :wink:

Damit komme ich auf 7,45 Euro pro Tag, 223 Euro pro Monat.

Wenn Du für den SArbeitsmarkt zur Verfügung stehen möchtest,
kommen schon noch ein paar Kosten hinzu. Telefon, Strom,
Wasser … auch eine private Haftpflichtversicherung halte ich
nicht für Luxus. Wenn man sich bewerben will kommen noch Porto
und Fahrten mit dem ÖPNV dazu, dann bist Du bei €345,-

Ich habe bisher für kein Bewerbungsgespräch den ÖPNV benutzen müssen und die Unterlagen habe ich meist persönlich vorbeigebracht. Ach ja: Eine private Haftpflicht kostet um 3 Euro im Monat.

Ich bekomme Magengeschwürde dabei, daß Du einerseits die
Arbeitsunwilligkeit von vielen bemängelst und gelichzeitig
vehement an dem System festhalten willst, das die Ursache
dafür ist.

Ich sehe die Ursache an anderer Stelle. Aber da gibt es ja verschiedene Standpunkte. Genosse Sommer hat gestern bspw. behauptet, ein Argument für Mindestlöhne wäre, daß die Arbeitslosigkeit dort am höchsten wäre, wo die Löhne am niedrigsten sind. Ich für meinen Teil sehe die Kausalitätskette genau anders herum, aber ich bin ja auch kein Gewerkschafter ohne volkswirtschaftliche Kenntnisse.

Gruß,
Christian

Hallo Christian,

das liest sich hier manchmal etwas anders.

stimmt. Ich glaube trotzdem, daß die meisten Leute ihr Geld ‚verdienen‘ wollen und nicht gern von Almosen leben.

Daß Du es allerdings als demütigend empfindest, dem
Überweiser der monatlichen Zahlung ohne Gegenleistung
nachzuweisen, daß man sich bemüht hat, einen Arbeitsplatz zu
finden, zeigt deutlich, daß Du die ganze Veranstaltung nicht
verstehen willst. Es gibt nicht nur Rechte der Betroffenen,
sondern auch Rechte derjenigen, die das Geld Monat für Monat
vom Gehalt abgezogen bekommen.

Warum das so wichtig ist, verstehe ich immer noch nicht. Am
Betrag ändert das doch gar nichts.

Das galt grundsätzlich und hatte keinen Bezug zum Thema
Bürgerversicherung. Sollten wir das also offtopic llöschen
lassen? :wink:

OK. :smile:

Damit komme ich auf 7,45 Euro pro Tag, 223 Euro pro Monat.

Wenn Du für den SArbeitsmarkt zur Verfügung stehen möchtest,
kommen schon noch ein paar Kosten hinzu. Telefon, Strom,
Wasser … auch eine private Haftpflichtversicherung halte ich
nicht für Luxus. Wenn man sich bewerben will kommen noch Porto
und Fahrten mit dem ÖPNV dazu, dann bist Du bei €345,-

Ich habe bisher für kein Bewerbungsgespräch den ÖPNV benutzen
müssen und die Unterlagen habe ich meist persönlich
vorbeigebracht. Ach ja: Eine private Haftpflicht kostet um 3
Euro im Monat.

Damit hätte ich in Berlin schon ein Problem gehabt und jetzt im Saarland erst recht. Bei einigen Kilometern bis zum potentiellen AG, Du weißt, daß bis zu 150km als zumutbar gelten, mag ich nicht mehr laufen. 300km (hin und Rückweg) würde ich an einem Tag auch nicht schaffen, so gut trainiert bin ich nicht.

Ich bekomme Magengeschwürde dabei, daß Du einerseits die
Arbeitsunwilligkeit von vielen bemängelst und gelichzeitig
vehement an dem System festhalten willst, das die Ursache
dafür ist.

Ich sehe die Ursache an anderer Stelle. Aber da gibt es ja
verschiedene Standpunkte.

Ja.

Genosse Sommer hat gestern bspw.
behauptet, ein Argument für Mindestlöhne wäre, daß die
Arbeitslosigkeit dort am höchsten wäre, wo die Löhne am
niedrigsten sind. Ich für meinen Teil sehe die
Kausalitätskette genau anders herum.

Da sind wir uns einig. Wenn ich das jetzt kommentiere sind wir’s wieder nicht mehr. :smile:

Gruß, Rainer

Hallo Steven,

Und je weniger auf der anderen Seite arbeiten, desto
mehr müssen die Arbeitenden auf der anderen Seite abgeben, bis
mehr und mehr sich sagen „Arbeiten lohnt doch gar nicht mehr“.

nach meiner Meinung ist dieser trend die Folge davon, daß man entweder Geld vom Staat oder Geld aus Arbeit bekommt, nie Beides. Sobald die Bedürftigkeitsprüfung und Anrechnung von Einkommen weg fällt, fallen auch diese Gedanken weg. Arbeiten lohnt sich immer, wenn man das Geld auch wirklich bekommt. Wenn Leute lieber zu Hause bleiben, statt ihr Einkommen mit Arbeit ‚aufzubessern‘ ist die Grundsicherung zu hoch.
Das jetzige System torpediert die Arbeitsmotivation, wo es nur geht. Genau das wäre nach meiner Meinung mit dem ‚Bürgergeld‘ besser.

Gruß, Rainer

Hallo noch mal,

Ich habe bisher für kein Bewerbungsgespräch den ÖPNV benutzen

Damit hätte ich in Berlin schon ein Problem gehabt und jetzt
im Saarland erst recht. Bei einigen Kilometern bis zum
potentiellen AG, Du weißt, daß bis zu 150km als zumutbar
gelten, mag ich nicht mehr laufen. 300km (hin und Rückweg)
würde ich an einem Tag auch nicht schaffen, so gut trainiert
bin ich nicht.

da hast Du wohl recht, aber dafür sind auch die Lebenshaltungskosten auf dem Land andere. Für das, was hier ein Garagenstellplatz kostet, kannst Du in Leipzig eine 70 qm-Wohnung mieten (ich weiß, paßt nicht ganz, weil die Wohnung im Gegensatz zur Fahrkahrte nicht von der Agentur gezahlt wird, aber ich meine die Lebenshaltungskosten insgesamt).

Gruß,
Christian

steerliche Feinheiten

Dass die Unternehmen die ganzen Steuern zahlen, meinte ich
übrigens überhaupt nicht wertend, sondern es ging mir darum,
die Sache rechnerisch möglichst zu vereinfachen.

Die Unternehmen zahlen nicht die Steuern, sie sind nur diejenigen, die sie für die Arbeitnehmer abführen. Wollte ich zu Deiner Aussage weiter oben nur ergänzt haben.

Ich würde Energie und Rohstoffverbrauch besteuern. Und
Grundstücksverkäufe (Bauland), jedenfalls wenn der Käufer
schon mehr als 1 Grundstück mit Haus besitzt.

Einerseits werden Immobilienkäufe auch heute schon besteuert, ebenso wie die Gewinne aus kurzfristigen Immobilientransaktionen. Andererseits - falls Du eine höhere Besteuerung meintest - führt das nur dazu, daß der bau von Häusern und Wohnungen zwcks Vermietung nur wieder ein bißchen mehr erschwert wird. Ganz abgesehen darauf, daß die höhere Steuer von den späteren Mietern wieder bezahlt werden müßte.

Beides Gift für die Entstehung bezahlbaren Wohnraums.

Gruß,
Christian

Hi!

Ich persönlich fände es ganz wunderbar, wenn ich eine Grundversorgung sicher hätte. Ich bin nämlich absolut überzeugt, dass ich dann sehr viel mehr zum Wohlstand unserer Gesellschaft beitragen könnte - ich würde dann nämlich nicht alle zwei Wochen (günstigstenfalls) einen Rappel bekommen: „Oh Gott! Wie soll ich nur überleben! Und die Studienschulden abzahlen?? Und dann auch noch meine eigene Jugendherberge aufmachen, wie ich es mir immer erträumt habe???“

Jedesmal, wenn mich so eine Stimmung überfällt, verfalle ich in einen depressionsartigen Zustand, und schlimmstenfalls liege ich dann halt den ganzen Tag im Bett und heule oder starre an die Wand… bestenfalls surfe ich wie blöd durchs Internet auf der Suche nach Lösungen, oder ich schaue den ganzen Tag fern. An Konzentration und Nutzung meiner Arbeitskraft ist da jedenfalls nicht zu denken.

Nun bin ich ja glücklicherweise noch Studentin, und kann (noch) vom Studiengeld meines Verlobten mitleben (wir sind hier in Schweden, wo alle Studenten etwa 200 Euro pro Monat geschenkt bekommen, und sich zusätzlich noch 400 Euro pro Monat leihen können… am Ende hat man dann läppische 30.000 Euro verzinsliche Schulden…). Ich habe genug Energie, um mich gerade so im Sommer durch einen Teilzeitjob zu quälen. Das Arbeiten dort macht mir Freude. Aber dann, am Ende des Monats, stellt sich wieder heraus, dass das Geld vorne und hinten nicht reicht, und die Studienschulden wachsen… und mein Verlobter hat deswegen sowieso schon eine handfeste Depression, was meine latenten Depressionen nicht besser macht. Alles nur wegen dem verdammten Geld.

Hätten wir eine Grundsicherung: Wir hätten praktisch keine Sorgen mehr. Wir könnten uns endlich darauf konzentrieren, etwas für andere Leute zu tun, auch für die Wirtschaft, anstatt immer nur ums Überleben zu kämpfen.

Ich hab endlos viele Ideen für Bücher, ich würde gerne hin und wieder als Lehrerin arbeiten (aber auf gar keinen Fall 40 Jahre lang Vollzeit, da ich genau weiß, dass mich das kaputt machen würde), ich hätte gerne meine eigene Jugendherberge und würde auch liebend gerne ehrenamtlich tätig sein. Ich *will* etwas zum Wohlstand der Gesellschaft beitragen - viel sogar. Aber ich kann nicht, denn die finanziellen Sorgen drücken mich so runter, dass mindestens die Hälfte meiner Arbeitskraft ins Nichts verpufft. Es ist ein Teufelskreis.

Noch ein paar Worte zum Thema an sich (die rechnerische Seite):

Die meisten Rechenbeispiele hier im Forum berücksichtigen nicht die Tatsache, dass nicht alle 80+/- Millionen Deutsche den gleichen Betrag bekommen würden, sondern das ja z.B. Kinder weniger bekämen.

Laut diesem Drogeriemarktmenschen (erinnere mich grad nicht an den Namen) würden dann auch im Prinzip alle Steuern bis auf die Mehrwertsteuer wegfallen, wodurch dann trotz 50% Mehrwertsteuer alles ungefähr auf dem gleichen Preisniveau bliebe (da laut ihm die Unternehmenskosten auf die Produkte abgewälzt werden, also: weniger Unternehmenskosten = geringere Preise, geringere Preise + 50% Mehrwertsteuer = ungefähr die gleichen Preise wie heute).

Allein schon, wenn man die Vielzahl der Krankenkassen auf eine einzige einstampfen würde, die dann über die Steuer finanziert würde, könnte man sich Uuuuuunmengen an Bürokratie sparen, was ja auch ein immenser Kostenfaktor ist. Wenn ich nur daran denke, was für ein albernes Hin und Her ich mit meiner deutschen Krankenkasse nach der Auswanderung nach Schweden hatte… ist ne wahnsinnig lange Geschichte, gehört nicht hierher, nur so viel: da weiß die rechte Hand nicht, was die linke macht, allgemeingültige Standards gibt es offenbar nicht, jeder erzählt einem was anderes, und das Ende vom Lied ist haufenweise unnötige Arbeit für nichts. Das *muss* doch überflüssige Kosten verursachen.

Ich denke, die Einsparungen bei der Bürokratie wären auf alle Fälle ein Hauptfaktor in der Finanzierung eines Grundeinkommens.

Und ansonsten wird es, soweit ich das verstanden habe, schlicht und einfach durch Konsum finanziert, der ja (zumindest rein theoretisch) deutlich zunehmen würde, wenn die Leute sorgloser mit dem Geld umgehen könnten.

Soweit meine Gedanken zum Thema.

Annika

Hallo,

würde auch liebend gerne ehrenamtlich tätig sein. Ich *will*
etwas zum Wohlstand der Gesellschaft beitragen - viel sogar.

das ist löblich. Auf einen Menschen wie Dich, der die Freiheit nutzen will, um der Gesellschaft was gutes zu tun, entfallen - je persönlicher Ausprägung des Glaubens an die Menschheit - nur leider 5, 10 oder 1000 Menschen, die die Gelegenheit nutzen, einfach mal gar nichts zu machen.

Aber ich kann nicht, denn die finanziellen Sorgen drücken mich
so runter, dass mindestens die Hälfte meiner Arbeitskraft ins
Nichts verpufft.

Bei mir verpufft knapp die Hälfte meines Einkommens ins Nichts. Finde ich auch nicht schön, zumal ich das Geld mehr oder weniger komplett in Deutschland ausgeben würde.

Ich denke, die Einsparungen bei der Bürokratie wären auf alle
Fälle ein Hauptfaktor in der Finanzierung eines
Grundeinkommens.

Da hast Du recht, nur werden wir das nicht mehr erleben, weil der Bundestag zu einem guten Teil mit den Leuten besetzt ist, die Du wegrationalisieren willst.

Gruß,
Christian

Hi Christian,

das ist löblich. Auf einen Menschen wie Dich, der die Freiheit
nutzen will, um der Gesellschaft was gutes zu tun, entfallen -
je persönlicher Ausprägung des Glaubens an die Menschheit -
nur leider 5, 10 oder 1000 Menschen, die die Gelegenheit
nutzen, einfach mal gar nichts zu machen.

Ich weiß, ich bin in vielerlei Hinsicht die große Ausnahme - und in der Gesellschaft in ihrer heutigen Form bin ich im Prinzip ein „Versager“, weil ich mich nicht in der Lage sehe, einem einfachen, vordefinierten Berufsweg zu folgen. Ich kann einfach so nicht leben: Schule, Ausbildung, 40 Jahre das Gleiche machen. Ich brauche Flexibilität, aber die wird in unserer Gesellschaft ja leider als gefährlich angesehen (wer stellt schon jemanden ein, der Hummeln im Hintern hat?) - ich persönlich sehe mich natürlich als höchst kreativen Menschen, der diese Kreativität gerne in den Dienst der Mitmenschen stellen würde… aber dazu fehlt die finanzielle Sicherheit, und von Luft allein kann ich leider nicht leben.

Ohne jetzt größenwahnsinnig klingen zu wollen, und ohne mich als ultimativen Weltenretter hinzustellen: ich frage mich, ob nicht die voll entfaltete Kreativität von 100, jetzt noch darbenden Lebenskünstlern, die verlorene Arbeitskraft von 1000 Faulpelzen aufwiegen würde… naja, Gedankenspielerei…

Bei mir verpufft knapp die Hälfte meines Einkommens ins
Nichts. Finde ich auch nicht schön, zumal ich das Geld mehr
oder weniger komplett in Deutschland ausgeben würde.

Hm, ich folge gerade nicht ganz… meinst du jetzt, jetzt gerade oder wenn das Grundeinkommen da wäre? Hm, vielleicht meinst du die Steuern, die du zur Zeit zahlst, die du dann nicht mehr ausgeben kannst?

Ach, ich versteh ja echt sowieso nicht, wie diese Wirtschaftsfritzen denken (nicht nur die Politiker… sondern alle, auch die Verkäufer und so). Die denken jedenfalls nicht langfristig. Je mehr man die Leute finanziell unter Druck setzt, desto weniger kaufen sie, das ist klar. Und je weniger sie kaufen, desto schlechter läuft die Wirtschaft, auch klar. Je weniger Geld die Leute haben, desto billiger muss alles sein, damit man noch was verkauft. Wenn man aber alles billiger macht, muss man wieder bei den Produktionskosten einsparen, also mehr Leute rausschmeißen = noch weniger zahlungskräftige Kunden. Und nebenbei geht die Firma zum Teufel (oder ins Ausland), weil mittlerweile die Produktion teurer ist als der Verkaufspreis. Also noch weniger zahlungskräftige Kunden, noch weniger Staatseinnahmen, noch mehr finanzielle Belastung für die, die man zum Kaufen animieren will. Das *kann* doch auf diese Weise gar nicht mehr funktionieren, also warum denkt man nicht radikal um?

Eben weil:

der Bundestag zu einem guten Teil mit den Leuten besetzt ist,
die Du wegrationalisieren willst.

Richtig. Leider. *Wenn* es jemals zur Einführung dieses Grundeinkommens kommt, dann ganz sicher nicht zuerst in Deutschland. Damit will ich nicht unbedingt sagen, dass es an der deutschen Mentalität liegt - es liegt vielmehr daran, dass Deutschland mit seinem Föderalismus und den zig Millionen Einwohnern ein vielköpfiges Monster ist. Da gibt’s kein Durchkommen für radikale Ideen. Könnte in Schweden schon eher klappen (die haben’s ja immerhin auch per politischem Beschluss durchgesetzt, dass sich ab einem bestimmtem Datum alle duzen :wink:). Aber auch hier würde das sicherlich noch Jahrzehnte dauern, und so lange kann ich leider nicht warten… muss ich halt weiter ums Überleben kämpfen, und irgendwann zeig ich’s denen, jawoll! Ich geb nicht auf, nur weil mein Weg länger und kurvenreicher ist als der der Otto-Normal-Mitbürger.

Nachdenkliche Grüße,
Annika

Hallo Annika,

Die meisten Rechenbeispiele hier im Forum berücksichtigen
nicht die Tatsache, dass nicht alle 80+/- Millionen Deutsche
den gleichen Betrag bekommen würden, sondern das ja z.B.
Kinder weniger bekämen.

Das ist falsch.
Die Verfechter hier im Brett lassen dieses Geld nicht nur den Bedürftigen zukommen - so wie es die FDP will/wollte - sondern vertreten die Auffassung dass dies jedem von Geburt bis Tod in voller Höhe zusteht.

Gruss Ivo

Bei mir verpufft knapp die Hälfte meines Einkommens ins
Nichts. Finde ich auch nicht schön, zumal ich das Geld mehr
oder weniger komplett in Deutschland ausgeben würde.

So gesehen bin ich momentan der Deutsche Idealbürger *g*.
Ich importiere quasi Steuereinnahmen…

Gruss Ivo

Hi

Du redest von dem Modell, alles über die Umstatsteuer o.ä. zu
finenzieren.

Nein, ich rede von dem Modell, bei dem die Herkunft der Steuergelder noch nicht feststeht.

Das ist ein Argument gegen die Besteuerung von Arbeit. Die
Idee gefällt mir aber trotzdem nicht. Die Grundidee die hinter
unserem Steuersystem steht, Besteuerung nach
Leistungsfähigkeit, wird mit dem Modell völlig über Bord
geworfen. Der Gedanke der Solidarität der Starken mit den
Schwachen, den die Väter des Grundgesetzes hatten wird damit
komplett aufgegeben. Geld, das in Kapital oder Spareinlagen
fließt bleibt unbesteuert.

Kann man das Geld nicht dort besteuern? Oder würde es dazu führen, dass niemand mehr Kapital anlegen oder sparen würde? Hm, auch nicht so optimal.

Herr weber hat vorgeschlagen, daß er sein ganzes
Geld behalten darf, die Staatslast sollen siene Arbeiter
tragen.

Wer ist denn jetzt Herr Weber? Ist das der vom dm-Markt?

Viele Grüße
Thea

Hallo Ivo,

Die Verfechter hier im Brett lassen dieses Geld nicht nur den
Bedürftigen zukommen - so wie es die FDP will/wollte - sondern
vertreten die Auffassung dass dies jedem von Geburt bis Tod in
voller Höhe zusteht.

zustehen soll, ja, das ist korrekt. Politik für Menschen, nicht für Wirtschaftssubjekte. Kinder sind auch Menschen … Korrekt. Es ist gerade die Bedürftigkeitsprüfung, die mich massiv stören würde, wenn ich in der Situation wäre. Dann lieber weniger, aber dafür ohne betteln zu müssen.

Gruß, Rainer

Hi Ivo!

Das ist falsch.
Die Verfechter hier im Brett lassen dieses Geld nicht nur den
Bedürftigen zukommen - so wie es die FDP will/wollte - sondern
vertreten die Auffassung dass dies jedem von Geburt bis Tod in
voller Höhe zusteht.

Ich meinte damit auch eher die, die dagegen sind. Sprich, die, die sagen: Ist doch gar nicht finanzierbar, bei soundsoviel Leuten mal soundsoviel Euro. Dabei aber außer Acht lassend, dass es ja eventuell auch andere Modelle geben könnte, die eben zumindest *etwas* leichter finanzierbar wären.

Vielleicht hab ich da auch was missverstanden, und hab den ein oder anderen für einen Gegner des Ganzen gehalten, obwohl er/sie dafür war.

Eigentlich auch egal, was ich damit aussagen wollte war nur: So einfache Rumrechnereien nützen im Ernstfall nichts, und man sollte auch die Entscheidung „Ja“ oder „Nein“ nicht davon abhängig machen, ob jetzt wirklich alle das Gleiche bekommen, oder z.B. Kinder etwas weniger (ich glaube ganz ehrlich nicht, dass ein Kind 1500 Euro pro Monat (fiktiv) vom ersten Lebensjahr an braucht… von mir aus könnte das Ganze also durchaus nach Alter und eventuell Mehrbedarf (bei chronisch Kranken zum Beispiel) gestaffelt sein). Das sind Detailfragen, die es zu klären gälte, wenn denn der Vorschlag tatsächlich durchkäme. Meiner Meinung nach.

Die Grundfrage ist doch vielmehr: Würde das auf Dauer funktionieren, wenn es zumindest die ersten paar Jahre (also in der Anlaufphase) finanzierbar wäre? Würden die Menschen nach einer kurzen Eingewöhnung mit dieser neugewonnenen Freiheit umgehen können? Würden die meisten trotzdem noch arbeiten gehen, oder würden sie nur noch in den Tag leben?

Ich persönlich glaube, dass es funktionieren könnte. Allerdings schließe ich nicht aus, dass die Menschheit vielleicht doch einfach allgemein zu blöd für so viel Freiheit ist. Aber ich würd’s uns Menschen doch zumindest gönnen, das mal auszutesten. Vielleicht überraschen wir uns ja selbst. :wink:

Grüße,
Annika

Hallo,

Nein, ich rede von dem Modell, bei dem die Herkunft der
Steuergelder noch nicht feststeht.

OK. Können wird das nicht trennen? Das Eine sind Leistungen vom Staat an den Bürger, die gibt es jetzt auch. Da könnte man das Modell ändern, auch Schrittweise und Demütigungen für die, die ohnehin benachteiligt sind, entfernen. Darum geht es beim Bürgergeld, wie ich das verstehe. Das andere sind Wege, wie der Staat zu dem Geld kommt, das er als Sozialleistung an Bürger zahlt, b.z.w. das er den Bürgern zur Grundsicherung nicht abnimmt. (Steuerfreibeträge) Beides kann man unabhängig voneinander betrachten und verändern. Einen ursächlichen Zusammenhang sehe ich persönlich da nicht. Eine getrennte Betrachtung vereinfacht das Ganze auch und macht es überschaubarer.

Das ist ein Argument gegen die Besteuerung von Arbeit. Die
Idee gefällt mir aber trotzdem nicht. Die Grundidee die hinter
unserem Steuersystem steht, Besteuerung nach
Leistungsfähigkeit, wird mit dem Modell völlig über Bord
geworfen. Der Gedanke der Solidarität der Starken mit den
Schwachen, den die Väter des Grundgesetzes hatten wird damit
komplett aufgegeben. Geld, das in Kapital oder Spareinlagen
fließt bleibt unbesteuert.

Kann man das Geld nicht dort besteuern? Oder würde es dazu
führen, dass niemand mehr Kapital anlegen oder sparen würde?
Hm, auch nicht so optimal.

Nein, das würde nicht dazu führen, daß nichts gespart wird, das Geld würde einfach nur ins Ausland gebracht. Dafür würden die Gewinne großer Unternehmen in Deutschland anfallen, wenn sie da nicht besteuert werden. Die Gehälter werden dann auch in deutschland gezahlt, ausgegeben und angelegt würde das Geld im Ausland. Ein vollig anderes Steuersystem als im Ausland halte ich für schädlich, da kann man sich zu leicht die Rosinen herauspicken. Das gilt doch schon für unterschiedliche Steuersätze. Die Unternehmer sind da, wo die Steuern am niedrigsten sind. Wenn die Beträge groß genug sind, lohnt sich jeder Weg. So groß ist die Erde nicht.

Herr weber hat vorgeschlagen, daß er sein ganzes
Geld behalten darf, die Staatslast sollen siene Arbeiter
tragen.

Wer ist denn jetzt Herr Weber? Ist das der vom dm-Markt?

Ja, wennn ich mir den Namen nicht falsch gemerkt habe. :smile:

Gruß, Rainer

Bürgergeld konsequent zu Ende gedacht
Hallo Annika,

Bei mir verpufft knapp die Hälfte meines Einkommens ins
Nichts. Finde ich auch nicht schön, zumal ich das Geld mehr
oder weniger komplett in Deutschland ausgeben würde.

Hm, ich folge gerade nicht ganz… meinst du jetzt, jetzt
gerade oder wenn das Grundeinkommen da wäre? Hm, vielleicht
meinst du die Steuern, die du zur Zeit zahlst, die du dann
nicht mehr ausgeben kannst?

genau die meine ich, wobei nicht nur die Steuern sondern auch die Sozialabgaben. Derzeit zahlt der Bund in etwa das gleiche an Zinsen was er als Einnahmen aus Einkommen- und Lohnsteuer erhält. Angesichts der weiter steigenden Staatsverschuldung ist absehbar, daß sich daran nichts ändern bzw. sich das Verhältnis weiter verschlechtern wird.

Das fehlende Geld wird sich der Staat wieder bei den Bürgern holen, so daß am Ende wieder weniger vom Bruttoeinkommen übrig bleibt.

Bei den Sozialabgaben ist es genauso: Immer mehr Menschen wollen immer mehr Leistungen. Auch dafür müssen die arbeitenden Menschen aufkommen. Dies führt dazu, daß Arbeit sowohl aus Sicht der Arbeitnehmer als auch aus Sicht der Arbeitgeber immer unattraktiver wird. Die Zahl der arbeitslosen steigt weiter, damit steigen die Kosten für die Arbeitsloesenversicherung und die Beitragszahlungen für die Renten- und Krankenversicherung bleiben aus. Damit müssen die Arbeitnehmer natürlich wieder aufkommen usw. usf.

Die Arbeitnehmer, egal welcher Einkommensgruppe, werden also immer weiter belastet und wird deren Zahl zwangsläufig sinken. Je niedriger ein (Netto)Einkommen ist, desto attraktiver ist es, der Arbeit völlig zu entsagen und die Freizeit zu genießen. Dadurch werden die hohen Einkommen wieder stärker belastet. Das Problem an der Sache ist, daß es gerade hohe Einkommen einem Menschen ermöglichen, seinen Wohnsitz im Ausland zu unterhalten.

Dadurch gehen dem deutschen Staat natürlich Steuereinnahmen verloren, was wiederum dazu führt, daß die verbliebenen Arbeitnehmer wieder stärker belastet werden, was wiederum am einen Ende der Skala dazu führt, daß man das Arbeiten drangibt und am anderen Ende dazu, daß man sein Glück im Ausland sucht.

Diese Effekte sollte man miteinbeziehen, wenn man darüber spekuliert, ob es nicht sinnvoll wäre, noch ein bißchen mehr zu Lasten der Arbeit umzuverteilen.

Natürlich kommt nun wieder das Argument, daß das Bürgergeld aufkommensneutral sein soll, aber wie ich oben schrieb, ist die Wahrscheinlichkeit nicht von der Hand zu weisen, daß dadurch wieder einige Menschen mehr auf den Gedanken kommen, auf die 100 oder 200 Euro Einkommensverlust im Monat einen zu lassen und stattdessen zu genießen, daß sie nie wieder arbeiten müssen.

Der Dienstleistungssektor ist in Deutschland der einzige, der mehr oder weniger kontinuierlich wächst. Wenn man die persönlichen Dienstleistungen ausschließt (also Friseur, Zahnarzt etc.), dann bleiben viele Telephon- und Bildschirmtätigkeiten, bei denen es egal ist, ob diese in Deutschland, den Niederlanden oder Entenhausen ausgeführt werden.

Automatisch gescannter Briefeingang, elektronische Akten und fax-to-mail sind bereits in vielen Unternehmen üblich und wenn die Führungskräfte irgendwann mal damit leben können, ihre Mitarbeiter nicht ständig um sich zu haben, dann wird es für viele Menschen ein leichtes sein, sich ihren Wohnsitz dort zu suchen, wo vom Einkommen noch relevante Teile übrig bleiben. Folgen? Siehe oben.

Gruß,
Christian

Hallo

lassen wir mal für den Moment die blinde, 92 Jahre alte,
einbeinige, alleinerziehende Mutter von 12 Kindern außen vor,
die übrigens ein wenig mehr als die 345 Euro bekommt.

Erstens klingt es so, als sei das, was Susanne geschrieben
hat, halbwegs autobiografisch. Wenn man das als Möglichkeit
berücksichtigt, dann klingt dein Kommentar dazu wirklich
menschenverachtend.

Finde ich nicht.

Das ist aber der Hauptgrund, weswegen ich antworte. Ich finde diese Bemerkung richtig empörend.

Dann sag mir doch mal, wieviele Menschen die Grundsicherung
beziehen und nicht arbeiten können, weil sie dazu körperlich
aus aus anderen Gründen objektiv nicht in der Lage sind.

Da hier - soweit ich das mitgekriegt habe - mehr oder weniger von ALG 2 die Rede ist, beschränke ich mich mal darauf. Da kann man ja davon ausgehen, dass die Bezieher in der Lage sind, 3 Stunden täglich zu arbeiten.

Wenn aber einer soweit krank ist, dass er z. B. oft Kopfschmerzen, oder dauernd Migräneanfälle hat, oder pickelig oder aufgequollen und unschön aussieht, oder ein kleines Kind hat, oder ein gewisses Alter erreicht hat, der kriegt doch keinen Job. Man ist ja dann auf ALG 2 angewiesen, wenn man keinen Job kriegt.

Wie hoch der Anteil dieser Menschen bei der Gesamtanzahl der ALG 2 Bezieher ist, weiß ich nicht, ich denke, es gibt da auch keine Statistik drüber. Da spekuliert jeder, wie er meint, oder wie er in der Zeitung liest, oder danach, was für ALG 2 Empfänger er gerade kennt.

An dem Nachweis einer gewissen Aktivität
kann ich weiterhin nichts demütigendes finden. Das wäre auch
etwas lächerlich, denn jeder, der nicht selbständig ist, muß
in irgendeiner Form nachweisen, daß er sein Geld nicht fürs
Rumsitzen bekommt.

Das finde ich eigentlich auch, nur denke ich, dass sich manche Leute lauter Bewerbungen schreiben müssen, nur um dem Arbeitsamt ihre Bemühungen nachzuweisen, obwohl sie genau wissen, dass sie diese Stellen sowieso nicht kriegen.

Wer 2-3 Bewerbungen am Tag schreibt, kann es auch
gleich lassen.

Das denke ich auch. Aber das wird - wenigstens teilweise - von den Arbeitsämtern erwartet. Es wird teilweise ein blinder Aktionismus verlangt. Manche behaupten ja, das hätte nur den Zweck, den Arbeitsuchenden (die nicht sinnloserweise 2 - 3 Bewerbungen am Tag schreiben) nachzuweisen, dass sie selbst schuld sind.

Ja, das alte Gewerkschaftsgeschwätz. Dummerweise ist man den
Beweis schuldig geblieben, daß Arbeitszeitverkürzung
Arbeitsplätze schafft oder wenigstens erhält.

Das weiß ich, es war eher eine rein theoretisch gemeinte Behauptung. Ich glaube es nicht, dass sehr viele was von ihrer Arbeit abgeben würden. Es ist irgendwie nicht mein Eindruck. Aber es kann natürlich auch anders sein.

Und - warst du
damals jung und gesund oder alt und krank?

Was soll die Frage? Leben alte und kranke Menschen teurer als
junge und gesunde Menschen?

Ja, sicher.
Weniger Möglichkeit, gute Angebote (Sonderangebote) wahrzunehmen. Mehr Bedürfnisse an Dienstleistungen. Andere Ernährung, evtl. Diät. Keine Möglichkeit, sich was dazuzuverdienen. Viele Sachen kann man nicht selbst machen, sondern muss sie machen lassen. Medikamente, Zuzahlungen, medizinische Anwendungen.

Dann berichte mir von einem Deiner Tage, der viel gesünder ist
und natürlich zwangsläufig viel teurer.

Das ist ein bisschen schwierig, weil ich eigentlich nie so kleine Mengen kaufe, die genau für mich und genau für einen Tag ausreichen. Aber zufälligerweise mache ich gerade eine private Buchhaltung, weil es mich mal interessiert, was man so wofür ausgibt (und weil ich ein Bufü-Programm testen will). Da komme ich allerdings bisher (seit Anfang April) auf einen Durchschnittswert von 8,74 € pro Tag, wenn ich Getränke und Süßigkeiten/Kuchen usw. weglasse. Das ist nicht nur für mich, sondern auch für meine beiden Kinder, die allerdings keine guten Esser sind.

Ich finde unser Essen jedoch auch nicht sehr gesund. Ich würde wesentlich lieber meistens im Bioladen einkaufen, insbesondere Obst, Gemüse und Käse. Da käme ich aber ungefähr auf das 3-Fache (Schätzung).

Aber du hast viel mehr zu tun!! Was glaubst denn du, wenn
einer was älter, nicht gesund und außerdem jede Menge
Pflichten zu erfüllen hat,

Was für Pflichten?

Es ging doch um eine alleinerziehende Mutter. Die hat schon einiges zu tun.

Außerdem vergessen
Studenten meistens, dass sie ganz viele Sachen viel billiger
kriegen als andere Leute.

Ich war in der ganzen Zeit nicht ein einziges mal im Museum.
Was also meinst Du?

z. B. Mensa, Studententarife bei manchen Fahrten.

Und oft merken sie auch gar nicht,
wie viel sie noch von ihren Eltern zugesteckt bekommen, auch
an Naturalien usw.

Echt?

Na gut, nicht jeder.

Mit Kindern kriegst du zwar mehr Geld, aber ich glaube kaum,
dass es genug ist, um das Kind auszustatten und zu ernähren.

Glaubst Du oder weißt Du?

Ich glaube, dass das unterschiedlich ist. Manchmal bestimmt.

Wenn ich mir überlege, daß ein Bund Möhren
genauso teuer ist wie ein Glas Fertigbabyfutter, frage ich
mich, was da genau gegen frisches Essen spricht.

Dieses Babyfertigfutter ist wohl giftfreier und vitaminreicher als die meisten Möhren, die man im Supermarkt kriegt, jedenfalls glaube ich das. Und so kleine Mengen kriegt man gar nicht zusammengekauft, da wird einem die Hälfte schlecht.

Ich meine jetzt keine Markenklamotten, …

Ich sehe schon, wir reden hier von existentiellen Dingen.

Wie meinst du denn das? Findest du, es reicht, wenn die Kinder irgendwie überleben.

Wie kommst du denn auf 41,40?

Ach, das kommt nur aus dem Sozialgesetzbuch: 1% vom
Jahres"gehalt".

Da bist du aber von 345,- mtl. ausgegangen. Einem ALG2-Empfänger wird bestimmt aber noch die Miete als Einkommen angerechnet, die er bezahlt bekommt.

Übrigens vergisst du die nicht
verschreibungspflichtigen Medikamente.

Das mag sein, aber müssen die auch gekauft werden?

Ja sicher, manchmal sind die das einzige, was hilft. Das kommt auf die Krankheit an.

Von welchen
Medikamenten redest Du denn?

Bei Erkältungskrankheiten Schleimlöser beispielsweise, aber ich rede hier nicht von mir persönlich. Es gibt Leute, die chronische Krankheiten haben, und die bestimmte Medikamente benötigen, die sie nicht bezahlt bekommen. Das ist vielleicht nicht so häufig, aber es kommt vor. Und es gibt viele nicht verschreibungspflichtige Medikamente, die man bei den ersten Anzeichen einer beginnenden Krankheit nehmen kann, und die dann den Ausbruch der Krankheit verhindern oder verlangsamen. Ab einem gewissen Alter trifft das auf relativ viele Leute zu.

Ich für meinen Teil bin um die 35
Jahre ohne verschreibungspflichtige Medikamente ausgekommen,…

Ja und? Wer redet denn hier von Gesunden? Ich habe doch ausdrücklich Alte und Kranke gemeint.

Das ganze Zeug wäre mir natürlich verschrieben worden, wenn
ich hätte zum Arzt gehen wollen.

Wäre früher vielleicht, aber heutzutage wird dir das Zeug nicht mehr verschrieben, auch nicht, wenn du es dringend brauchst.

Also: Was sind das für nicht
verschreibungspflichtige Meidkamente, die man unbedingt
braucht und für die jeder Hartz IV-Haushalt die geerbten Vasen
bei Ebay verkaufen muß?

Es gibt auch Hartz-4-Haushalte, in denen kein PC steht. Mit denen wirst du hier im Forum natürlich nicht in Berührung kommen.


Das wäre ja alles kein Thema, wenn mir auch nur ein einziger
der Kämpfer für die Rechte der Verdammten mal belegen würde,
welche der beiden Fraktionen welchen Anteil an den Hartz
IV-Empfängern ausmachen.

Wieso denn? Was würde sich denn für dich dadurch ändern? Gehst du davon aus, dass die jungen fröhlichen Faulpelze zu 100 % vertreten sind, und willst du dann die Sozialleistungen abschaffen?

Viele Grüße
Thea