Julia in Singapur

Exportnation?
Hi,

Du fragst, woher der Anspruch kommt, dass unsere Sicht der
Dinge die richtige ist.
Nun, ich frage dich erst einmal grundsätzlich:
Teilst du diese Sicht der Dinge (bzgl. Menschenrecht z.B.)?

ja.

Wenn ja:
Warum teilst du diese Sicht? Findest du Gründe in deinen
Einstellungen und persönlichen Anschauungen, die dich diesen
Wertvorstellungen zustimmen lassen?

Ja.

Wenn du auch diese Frage bejahen kannst, dann frage ich jetzt:
Wie kannst du dann zweifeln, dass diese „Sicht der Dinge“ die
richtige ist?

Weil ich nicht den Anspruch habe, daß meine Gründe die einzig wahren sind. Auch wenn ich im Gegensatz zu einigen Mrd. Menschen nicht an ein übernatürliches Wesen glaube, und für mich durchaus vernünftige Gründe für diese Auffassung gefunden zu haben glaube, käme ich nie auf den Gedanken, daß meine Sicht der Dinge die richtige ist, bzw. so richtig ist, daß sie jeder andere teilen muß. Ich kann mich irren und einige Dinge falsch sehen.

Mal grob vereinfacht:
Das Töten eines Menschen (außerhalb von Notwehr und
Kriegsgeschehen) widerspricht grundlegend meiner Anschauung
von der Welt und den Menschen.

Meiner auch (wobei ich die zweite Ausnahme gar nicht machen möchte).

Wie könnte ich jetzt sagen:
Na gut, andere sehen das anders, vielleicht haben sie ja doch
Recht.
Ich kann doch nicht meine Vorstellungen von Rechtmäßigkeit,
Menschenwürde und Humanität an geografischen oder kulturellen
Grenzen enden lassen.

Ich weiß schon, worauf Du hinaus willst: Mit dem, von dem man glaubt, daß es richtig ist, soll man auch alle anderen beglücken (etwas sarkastisch formuliert).

So sehe ich es im Prinzip auch. Nur: Einige Strömungen im Islam haben diese Auffassung auch. Und aus diesem Grunde stehe ich dem Export von Weltanschauungen im Augenblick etwas kritisch gegenüber. Das Gegenargument könnte natürlich lauten: „Wenn die schon dran sind, sollten wir aber auch schleunigst…“ Diese Art der Machtabgrenzung kennen wir aber schon aus dem Kalten Krieg und sie hat mir gar nicht gefallen (und daß, obwohl ich gar nicht dabei war).

Gruß
Christian

Hallo,

Hexenverbrennung stand nicht am Ende des Mittelalters, sondern
am Anfang der Neuzeit/der Aufklaerung/des buergerlichen
Zeitalters,…

Insbesondere in den wirtschaftlich fortgeschrittenen Regionen
(nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten) wurde besonders
eifrig verbrannt. Die grossen Reformatoren standen dem
zumindest nicht abgeneigt gegenueber.

Vielen Dank für die Information. Nur verstehe ich sie im Zusammenhang mit der vorangegangenen Diskussion nicht.

Die Einmauerung
Ostdeutschlands immerhin auch 40 Jahre…

Das war aber nicht Barbarei, sondern Protestantismus in
Reinstkultur, wenn auch nicht in Gott, sondern in der Arbeit
begruendet.

Das verstehe ich nun gar nicht. Könntest du erklären, in wieweit das Einmauern des ostdeutschen Volkes mit Protestantismus zu tun hat und „in der Arbeit begründet“ sein soll?

Falls das Barbarei ist, dann solltest Du dies auch
von den jetzigen Zustaenden sagen, denn diese Ostdeutschen
Barbaren hatten keinerlei Probleme in der freiheitlichen
Arbeitsgesellschaft der BRD zu ueberleben (auch wenn staendig
gemeckert wird).

Auch hier komme ich nicht mit. Könntest du das erläutern?

Gruß,
Salzmann

Hallo Christian,

danke für das Vergnügen mit dir zu diskutieren!

Wie kannst du dann zweifeln, dass diese „Sicht der Dinge“ die
richtige ist?

Weil ich nicht den Anspruch habe, daß meine Gründe die einzig
wahren sind. Auch wenn ich im Gegensatz zu einigen Mrd.
Menschen nicht an ein übernatürliches Wesen glaube, und für
mich durchaus vernünftige Gründe für diese Auffassung gefunden
zu haben glaube, käme ich nie auf den Gedanken, daß meine
Sicht der Dinge die richtige ist, bzw. so richtig ist, daß sie
jeder andere teilen muß. Ich kann mich irren und einige Dinge
falsch sehen.

Ich sehe natürlich auch, dass jede subjektive Einschätzung, wozu ja auch jede Wertvorstellung gehört, immer selbstkritisch angezweifelt werden darf (sogar: muss).
Nur denke ich auch, dass es für mich persönlich überzeugender Argumente bedarf, wenn ich z.B. das Recht auf staatlich angeordnetes Töten akzeptieren soll. Bisher hat mich da noch kein Argument überzeugt.
Das bloße „in der Kultur dort ist es aber normal“ reicht mir nicht. Das ist mir zu simpel. Zumal mir noch niemand schlüssig darlegen konnte, in wie weit die „Kultur“ dort tatsächlich die Todesstrafe als überdauerndes Element enthält.

Mal grob vereinfacht:
Das Töten eines Menschen (außerhalb von Notwehr und
Kriegsgeschehen) widerspricht grundlegend meiner Anschauung
von der Welt und den Menschen.

Meiner auch (wobei ich die zweite Ausnahme gar nicht machen
möchte).

Stimmt. Ich bin von der zweiten Einschränkung auch nicht wirklich überzeugt.

So sehe ich es im Prinzip auch. Nur: Einige Strömungen im
Islam haben diese Auffassung auch. Und aus diesem Grunde stehe
ich dem Export von Weltanschauungen im Augenblick etwas
kritisch gegenüber.

Es kommt darauf an, wie man „exportiert“.
Ich sehe die Gefahr, dass der Westen als Reaktion auf eine islamistische Minderheit, die ihren „Glauben“ äußerst agressiv zu verbreiten sucht, den Wettkampf der Kulturen ganz aufgibt.

Einen Wettbewerb um die humanste Art des menschlichen Zusammenlebens halte ich aber weiterhin für dringend notwendig.

Mir geht es (um das noch einmal zu wiederholen) nicht um das Aufdrängen der westlichen Lebensart, das Kaputtmachen der lokalen Kulturen.
Mir geht es um einen intellektuellen und moralischen Wettbewerb um die Herzen der Menschen, um einen fruchtbaren Austausch zwischen Gleichen. Das Ziel ist dabei nicht der Sieg einer Kultur über die andere, sondern das Hervorbringen gemeinsamer Werte, die das Beste von allen Seiten enthalten. (Mein Gott, ich weiß, wie illusorisch das klingt! Aber Ideale halte ich trotz aller Enttäuschungen der Tagespolitik für dringend notwendig.)

Ich denke: Falsch verstandene Toleranz, falsches Verständnis für Dinge, die unseren ureigensten Werten widersprechen beschädigen nicht nur unsere Glaubwürdigkeit nach außen, sie gefährden auch unsere Werte selbst.
Denn wenn wir sagen (um beim Beispiel zu bleiben):
„Na ja, dort gehört die Todesstrafe einfach zur Kultur. Das muss man akzeptieren.“ dann ist man nicht mehr weit, eventuelle Vorzüge solcher Untaten auch für die eigene Kultur in Betracht zu ziehen.

Gruß,
Salzmann

Taschenspieler, kleine Tiere und Menschen
Hallo nochmal,

danke für das Vergnügen mit dir zu diskutieren!

das liegt auch auf meiner Seite. Endlich mal jemand, der meine Artikeltitel liest und versteht :wink:

Ich hab Deinen Artikel mal auf den Kopf gestellt, so bekomme ich den Fluß ein bißchen besser hin; das Auge liest ja schließlich auch mit.

Einen Wettbewerb um die humanste Art des menschlichen
Zusammenlebens halte ich aber weiterhin für dringend
notwendig.

Das ist ein sehr schöner Satz.

Denn wenn wir sagen (um beim Beispiel zu bleiben):
„Na ja, dort gehört die Todesstrafe einfach zur Kultur. Das
muss man akzeptieren.“ dann ist man nicht mehr weit,
eventuelle Vorzüge solcher Untaten auch für die eigene Kultur
in Betracht zu ziehen.

Ja, solche Untertöne vernimmt man derzeit gelegentlich.

Ich sehe natürlich auch, dass jede subjektive Einschätzung,
wozu ja auch jede Wertvorstellung gehört, immer selbstkritisch
angezweifelt werden darf (sogar: muss).
Nur denke ich auch, dass es für mich persönlich überzeugender
Argumente bedarf, wenn ich z.B. das Recht auf staatlich
angeordnetes Töten akzeptieren soll. Bisher hat mich da noch
kein Argument überzeugt.
Das bloße „in der Kultur dort ist es aber normal“ reicht mir
nicht. Das ist mir zu simpel. Zumal mir noch niemand schlüssig
darlegen konnte, in wie weit die „Kultur“ dort tatsächlich die
Todesstrafe als überdauerndes Element enthält.

Ich muß hier doch ein bißchen abbremsen. Ich will die Todesstrafe in Singapur nicht rechtfertigen, ich will nur darauf hinaus, daß wir unser Wertesystem nicht als ganzes allen aufdrängen sollten. Z.B. drückt unser StGB recht deutlich aus, daß ihm Eigentum wichtiger als körperliche Unversehrtheit ist. Ob das ein Ausbund unseres Wertesystems ist, sei dahingestellt. Unsere Einflußnahme sollte sich (und hier versuche ich vielleicht vergeblich zu trennen) auf die Abschaffung der Todesstrafe an sich richten und nicht auf die Abschaffung der Todesstrafe in Singapur für Drogendelikte, Deutsche im Iran oder ex-schwangere Frauen in Nigeria.

Ich will mal einen Standpunkt darstellen (nicht vertreten), den man durchaus als Argument für eine Todesstrafe für Dealer darlegen könnte: Wenn man einen Dealer wirklich dauerhaft aus dem Weg räumt, rettet man vielleicht einem (oder gar mehreren) potentiellem Drogensüchtigen und dann auch -toten das Leben. Da sich dieser Mensch nichts zu schulden kommen lassen hat, ist dieses Leben mehr wert, als das des Dealers, auch wenn wir den potentiellen Drogensüchtigen noch gar nicht kennen.

Was wäre mit der Hinrichtung eines Hitlers im Jahre 1942? Klar, man könnte ihn theoretisch auf ewig einsperren, aber die Gefahr ist da, daß er wieder rauskommt und sich das nächste Volk greift. Stichwort: Napoleon.

Was ist mit der Hinrichtung eines Hindus? Der kommt wieder, aber vielleicht als Frosch oder Ammöbe.

Was ich sagen möchte: Unsere Sicht der Dinge ist so falsch sicher nicht. Aber auch wir sollten sie nicht als absolut und unfehlbar einschätzen. Das führt zur Überheblichkeit und damit wird man als Weltverbesserer sicherlich weniger salonfähig. Stichwort: USA.

Der Druck auf Ländern, die die Todesstrafe vollstrecken, sollte nicht aus Anlässen heraus geboren werden, sondern erklärtes Ziel der Europäischen Politik sein. Über den Partner USA darf man nicht aus Anstand ein Deckchen breiten, sondern bei ihm muß begonnen werden. Im Augenblick ist dafür eine gute Zeit, die Todesstrafe steht in den USA in einigen Staaten zur Disposition, die Vollstreckung ist nach diversen nachgewiesenen Justizirrtümern in mindestens einem Staat ausgesetzt. Eine Entschädigung ist nun mal nicht drin, oder stecken Sie einem toten Mann mal was in die Tasche, um da ein Sprichwort anzupassen.

Gruß
Christian

Hallo Christian,


  1. …wenn Ihr die
    Todesstrafe so schlimm findet, wieso habt Ihr dann eine
    militärische und wirtschaftliche Partnerschaft mit einem Land,
    das sie anwendet?“)

Bis hierhin kann ich deiner Zusammenfassung voll zustimmen.

Kurz gesagt, ich finde es NICHT voll OK, wenn Singapur seine
Gesetze anwendet und wir haben SEHR WOHL das Recht, unsere
Wertmaßstäbe auf Singapur zu projizieren.

Das ist Deine Meinung, meine Meinung ist dies nicht.

Ansonsten müsste man ja sagen, dass Menschenrechte nur für
bestimmte Kulturkreise gelten.

In eine ähnliche Falle bin ich auch schon einmal getappt:
Woher kommt der Anspruch, daß unsere, westliche Sicht der
Dinge die richtige ist, auf daß sie weltweit verbreitet werden
möge?

Es geht hier meiner Meinung nach nicht um eine westliche Sicht der Dinge, sondern um ein „universelles Recht“. Ich behaupte, dass Recht und Unrecht in ihrem Kern unabhängig sind von kulturellen Hintergründen und staatlicher Gesetzgebung.

Beispiele:

  • Die Apartheit in Südafrika war Unrecht, auch wenn sie gemäß Gesetzen erfolgte und das Ergebnis einer historischen Entwicklung war.
  • Die Judengesetze im dritten Reich waren waren Unrecht auch wenn sie von Juristen formuliert wurden, von der Legislative beschlossen wurden und die Zustimmung der Mehrheit der Bevölkerung hatten.

Die Menschenrechte sind meiner Meinung nach nichts anderes als der Versuch, dieses „universelle Recht“ auszuformulieren.
Natürlich ist es engstirning, wenn man sich dabei nur auf die Erfahrungen und Werte eines Kulturkreis beschränkt.
Das Argument mit den „inneren Angelegenheiten“ sehe ich aber mit großem Argwohn. Häufig verkaufen einige Diktoren ihre eigene Sicht die Dinge als den Maßstab ihres Kulturkreises. Und damit wird auch bewußt Unrecht kaschiert. (Was geht es den Nachbarn an, wenn ich Frau und Kinder schlage?)

Weiterhin haben die meisten Menschen ein Empfinden für Recht und Unrecht. Dieses Empfinden kann gut ausgebildet oder grob sein.
Aber warum sollte dieses Empfinden an etwas künstlichem wie Landesgrenzen aufhören.

Gruß
Carlos

Hallo,

ich denke, ich habe einge Deiner Einwände in diesem Artikel zufriedenstellend dargestellt bzw. widerlegt:
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarticl…

Gruß
Christian

Guten Morgen,

ich habe mal den Teil rausgeschnitten, der mir unstrittig schien oder mir keine Ansatzepunkte für Argumente bot.

Ich will die Todesstrafe in Singapur nicht rechtfertigen, ich
will nur darauf hinaus, daß wir unser Wertesystem nicht als
ganzes allen aufdrängen sollten.

Hier bin ich einverstanden.
Unser Wertesystem anderen „aufdrängen“ - nein, das ist nicht das Ziel.
Aber zu unserem Wertesystem stehen und unsere Werte auch propagieren, das sind wir unseren Überzeugungen schon schuldig, oder? Denn unsere Werte handeln ja von Menschen und wir sehen sie für Menschen als gültig an, nicht für Europäer.

Z.B. drückt unser StGB recht deutlich aus, daß ihm Eigentum
wichtiger als körperliche Unversehrtheit ist. Ob das ein
Ausbund unseres Wertesystems ist, sei dahingestellt.

Leider bin ich kein Rechtsexperte. Deshalb meine Frage: Ist das tatsächlich so, dass Eigentum wichtiger angesehen wird als körperliche Unversehrtheit? Kannst du dafür Beispiele aus der Rechtssprechung aufzeigen?

Unsere Einflußnahme sollte sich (und hier versuche ich
vielleicht vergeblich zu trennen) auf die Abschaffung der
Todesstrafe an sich richten und nicht auf die Abschaffung der
Todesstrafe in Singapur für Drogendelikte, Deutsche im Iran
oder ex-schwangere Frauen in Nigeria.

Völlig richtig. Es geht mir auch nicht darum, dass ich die Todesstrafe für besonders falsch halte, weil davon harmlose Haschischhändler oder noch harmlosere geschiedene Frauen betroffen sind. Ich halte sie generell für falsch.
Leider ist aber der Mensch in seinen geistigen Fähigkeiten meistens so beschränkt, dass es besonderer „Aufhänger“ bedarf, um die Aufmerksamkeit wieder auf ein bestimmtes Thema zu lenken.

Allerdings möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass m.E. der deutsche Staat eine besondere Pflicht zum Einspruch hat, wenn eine Strafe, die er generell als unmenschlich ansieht, auch noch einen deutschen Staatsbürger bedroht.

Ich will mal einen Standpunkt darstellen (nicht vertreten),
den man durchaus als Argument für eine Todesstrafe für Dealer
darlegen könnte: Wenn man einen Dealer wirklich dauerhaft aus
dem Weg räumt, rettet man vielleicht einem (oder gar mehreren)
potentiellem Drogensüchtigen und dann auch -toten das Leben.
Da sich dieser Mensch nichts zu schulden kommen lassen hat,
ist dieses Leben mehr wert, als das des Dealers, auch wenn wir
den potentiellen Drogensüchtigen noch gar nicht kennen.

Es freut mich, dass du diesen Standpunkt nur darlegst, nicht aber vertrittst.
Denn die Einteilung in wertes und unwertes Leben halte ich für unmenschlich.
Die Abwendung der Bedrohung von Menschenleben könnte m.E. vielleicht in ganz eng definierten Grenzen das Töten des Bedrohers erlauben. Aber wenn diese Bedrohung noch vage ist, wenn noch die Chance besteht,

  • dass der Bedrohte anderweitig geschützt werden kann
  • dass der Bedrohende anderweitig von seinen Taten abgehalten werden kann,
    dann darf man meiner Meinung nach nicht einfach einen Grundwert über Bord werfen.

Was wäre mit der Hinrichtung eines Hitlers im Jahre 1942?
Klar, man könnte ihn theoretisch auf ewig einsperren, aber die
Gefahr ist da, daß er wieder rauskommt und sich das nächste
Volk greift. Stichwort: Napoleon.

Du greifst hier zur „absoluten“ Argumentation mit dem Beispiel Hitlers. (Wieso eigentlich 1942? Das verstehe ich nicht ganz. 1945 wäre doch sinnvoller, oder?)

Zwei Punkte:

  1. Tyrannenmord hätte ich für legitim gehalten, wenn dadurch die Chance gegeben gewesen wäre, dass Nazi-Regime zu stürzen.
    Denn das wäre konkrete, effektive Gefahrenabwehr gewesen.

  2. Nach dem Sturz des mörderischen Regimes Hitler zu töten, als Strafe und zur Vermeidung eines eventuellen Ausbruchs und erneuten Machtergreifung (was ich für unwahrscheinlich gehalten hätte) wäre m.E. nicht legitim. Denn wenn die Macht der Unmenschen an die Menschen übergegangen ist, dann darf die Justiz letzterer nicht unmenschlich sein. Sonst verrät sie die Werte, die sie verteidigt.

Was ist mit der Hinrichtung eines Hindus? Der kommt wieder,
aber vielleicht als Frosch oder Ammöbe.

Mmh, ich glaube nicht, dass das ein starkes Argument ist. Denn ich denke, dass - abseits aller religiösen Überzeugung - auch Hindus den Wert ihres eigenen Lebens durchaus schätzen.

Was ich sagen möchte: Unsere Sicht der Dinge ist so falsch
sicher nicht. Aber auch wir sollten sie nicht als absolut und
unfehlbar einschätzen.

So allgemein gesagt, hast du bestimmt Recht. Aber ich denke trotzdem, dass es Grundwerte gibt, die wir als absolut ansehen müssen. Weil: Wenn die Basis schwankt, fällt alles irgendwann in sich zusammen.

Das führt zur Überheblichkeit und damit wird man als
Weltverbesserer sicherlich weniger salonfähig.
Stichwort: USA.

Die USA sind ein schlechtes Beispiel. Deren Politik verstößt massiv gegen die Werte, die sie zu verteidigen vorgibt.

Der Druck auf Ländern, die die Todesstrafe vollstrecken,
sollte nicht aus Anlässen heraus geboren werden, sondern
erklärtes Ziel der Europäischen Politik sein. Über den Partner
USA darf man nicht aus Anstand ein Deckchen breiten, sondern
bei ihm muß begonnen werden.

Völlige Zustimmung!

Gruß,
Salzmann

Hallo,

Hi,

Hexenverbrennung stand nicht am Ende des Mittelalters, sondern
am Anfang der Neuzeit/der Aufklaerung/des buergerlichen
Zeitalters,…

Insbesondere in den wirtschaftlich fortgeschrittenen Regionen
(nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten) wurde besonders
eifrig verbrannt. Die grossen Reformatoren standen dem
zumindest nicht abgeneigt gegenueber.

Vielen Dank für die Information. Nur verstehe ich sie im
Zusammenhang mit der vorangegangenen Diskussion nicht.

Weil die zitierten Menschenrechte aus dieser buergerlich-aufklaererischen Tradition stammen. Will meinen, Grausamkeiten sind auch in dieser Moraltradition moeglich, schliesslich bombardiert die NATO ja auch im Namen von Demokratie und Menschenrechten, die Ausrottung der Indianer, die Kolonialisierung fand im Geiste der Zivilisierung der Wilden statt. Es wird viel zu viel von einem moralisch hohen Standpunkt argumentiert, der gar nicht vorhanden ist.

Die Einmauerung
Ostdeutschlands immerhin auch 40 Jahre…

Das war aber nicht Barbarei, sondern Protestantismus in
Reinstkultur, wenn auch nicht in Gott, sondern in der Arbeit
begruendet.

Das verstehe ich nun gar nicht. Könntest du erklären, in
wieweit das Einmauern des ostdeutschen Volkes mit
Protestantismus zu tun hat und „in der Arbeit begründet“ sein
soll?

Weil das ( 89-61 ist bei mir uebrigens 28 ) im Namen des arbeitenden Volkes gegen die „faulen, muessiggaengeischen Ausbeuter“ geschah. Die Fruechte der Arbeit im Osten sollten nicht mehr dem Westen anheimfallen, und in dieser Hinsicht war die Mauer ja auch erstmal erfolgreich. Und es war nun mal ein Arbeiter- und Bauernstaat, in dessen Namen die vielen Absurditaeten und auch einige Verbrechen begangen wurden, die Du als Barbarei bezeichnest.

Arbeitsethos und Protestantismus haengen sehr eng zusammen, hart zu arbeiten, um sich die Gnade oder was auch immer Gottes zu verdienen ist eine der Grundaussagen der protestantischen Bewegungen.

Falls das Barbarei ist, dann solltest Du dies auch
von den jetzigen Zustaenden sagen, denn diese Ostdeutschen
Barbaren hatten keinerlei Probleme in der freiheitlichen
Arbeitsgesellschaft der BRD zu ueberleben (auch wenn staendig
gemeckert wird).

Auch hier komme ich nicht mit. Könntest du das erläutern?

Die wilden Barbaren aus dem Osten, die in dieser furchtbaren Diktatur aufgewachsen sind, hatten keine Probleme, in der demokratischen Marktwirtschaft nahezu uebergangslos weiterzumachen. Es mussten einige Illusionen geradegerueckt werden, das technologische Wissen musste auf den neuesten Stand gebracht werden, aber ansonsten konnten die Buerokraten Buerokraten bleiben, die Lehrer Lehrer, die Polizisten Polizisten, teilweise wurde auch die Armee uebernommen…

Da ein Staat aber letztendlich dadurch bestimmt ist, wie sich die Menschen in ihm verhalten, muss jeder Pauschalvorwurf gegen den Osten geprueft werden, ob er ein Bumerang sein koennte.

Das hat aber ausser der allgemeinen Frage, woher wir das Recht nehmen, andere Gesellschaften moralisch zu verurteilen, wirklich nichts mehr mit den Thema zu tun. Den Osten hast aber Du ins Spiel gebracht.

Ciao Lutz

PS: Wie protestantisch (obwohl gottlos) der Osten war, wird – ziemlich stark pointiert aber mE zutreffend – geschildert in
http://www.krisis.org/g-valdivia_volk-im-stimmbruch_…

Hallo

Hexenverbrennung stand nicht am Ende des Mittelalters, sondern
am Anfang der Neuzeit/der Aufklaerung/des buergerlichen
Zeitalters,…

Vielen Dank für die Information. Nur verstehe ich sie im
Zusammenhang mit der vorangegangenen Diskussion nicht.

Weil die zitierten Menschenrechte aus dieser
buergerlich-aufklaererischen Tradition stammen. Will meinen,
Grausamkeiten sind auch in dieser Moraltradition moeglich,
schliesslich bombardiert die NATO ja auch im Namen von
Demokratie und Menschenrechten, die Ausrottung der Indianer,
die Kolonialisierung fand im Geiste der Zivilisierung der
Wilden statt. Es wird viel zu viel von einem moralisch hohen
Standpunkt argumentiert, der gar nicht vorhanden ist.

Wenn wir mal die NATO-Bombardements kurz ausklammern:
Es gibt doch wohl eine Entwicklung, die betrachtet werden muss.
Dass sich die heutigen Moralvorstellungen und Werte historisch aus Gesellschaften entwickelt haben, die auch schlimme Grausamkeiten kannten, bedeutet m.E. nicht, dass letztere noch heute als legitim betrachtet werden.

Um die NATO-Bomben wieder einzublenden:
Das Mittel der Gewalt und des Tötens, welches meiner Meinung nach unseren Grundwerten widerspricht, kann in sehr eng begrenzten Fällen notwendig sein. Diese engen Grenzen sind der Notwehr verwandt, nur dass statt des eigenen Lebens das akut bedrohte Leben Dritter geschützt wird.
Wenn man ein wenig die Vorkommnisse in Ex-Jugoslawien betrachtet hat, dann sollte die Notwendigkeit eines solchen, lebensschützenden Eingreifens unstrittig sein. Ob der NATO-Angriff ausreichend oder sinnvoll oder wirklich effektiv war, ist sicher zu prüfen.

Das war aber nicht Barbarei, sondern Protestantismus in
Reinstkultur, wenn auch nicht in Gott, sondern in der Arbeit
begruendet.

…Könntest du erklären, in wieweit das Einmauern des
ostdeutschen Volkes mit Protestantismus zu tun hat und „in der
Arbeit begründet“ sein soll?

Weil das ( 89-61 ist bei mir uebrigens 28 )

ok, du hast natürlich mit der Zahl Recht

im Namen des arbeitenden Volkes gegen die „faulen,
muessiggaengeischen Ausbeuter“ geschah. Die Fruechte der Arbeit
im Osten sollten nicht mehr dem Westen anheimfallen, und in
dieser Hinsicht war die Mauer ja auch erstmal erfolgreich. Und
es war nun mal ein Arbeiter- und Bauernstaat, in dessen Namen
die vielen Absurditaeten und auch einige Verbrechen begangen
wurden, die Du als Barbarei bezeichnest.

Meiner Meinung nach sollte man nicht zu sehr ins Theoretisieren abgleiten. Denn dann passiert genau das:
Man geht von Annahmen aus, die falsch sein könnten.
Dass die Einsperrung „im Namen des arbeitenden Volkes“ geschah, war sicher die offizielle Propaganda. Ich bezweifle, dass die tatsächlich Betroffenen das so gesehen haben. Aus allen Äußerungen von Menschen, die es damals bewusst erlebt haben (Vater, Mutter, Verwandte und Bekannte), habe ich nur rausgehört, dass Entsetzen und Fassungslosigkeit vorherrschten.
Wenn man also diese Grundannahme (Mauererrichtung im Sinne des arbeitenden Volkes) als falsch ansieht, dann ist der „Erfolg“ („Früchte der Arbeit vor dem Zugriff der Kapitalisten geschützt“) m.E. belanglos.

Und ich wüsste nicht, was die Freiheitsberaubung eines ganzen Volkes vor der Klassifizierung als Barbarei schützen sollte.
Die protestantischen Hintergründe des „ersten sozialistischen Staates auf deutschem Boden“ halte ich für sehr interessant, aber kann sie nicht als Gegenargument begreifen.

Die wilden Barbaren aus dem Osten, die in dieser furchtbaren
Diktatur aufgewachsen sind, hatten keine Probleme, in der
demokratischen Marktwirtschaft nahezu uebergangslos
weiterzumachen. Es mussten einige Illusionen geradegerueckt
werden, das technologische Wissen musste auf den neuesten
Stand gebracht werden, aber ansonsten konnten die Buerokraten
Buerokraten bleiben, die Lehrer Lehrer, die Polizisten
Polizisten, teilweise wurde auch die Armee uebernommen…

Dass die Opfer der „sozialistischen“ Barbarei kaum Probleme hatten, mit der Freiheit klarzukommen, stimmt ja nicht ganz.
Auch der Artikel, auf den du unten verweist, spricht ja ganz klar von der Schwierigkeit für die ehemals Eingesperrten.
Aber selbst wenn sie keine Probleme hätten - wofür spricht das denn deiner Meinung nach?

Dass die ehemaligen eigentlichen Barbaren gut im Westen angekommen sind, stimmt sicher zum Teil.
Ein Teil (ich kenne ein paar Beispiele, bei denen mir heute noch die Wut aufsteigt) ist m.E. durch die SED-Nachfolgeorganisation aufgefangen worden.
Der andere Teil konnte sich gut in die westlichen Hierarchien eingliedern, weil Schreibtischtäter erst einmal Bürokraten und willige Diener der Befehlsgeber sind. Und die sind ja auch hier gut gelitten.

Da ein Staat aber letztendlich dadurch bestimmt ist, wie sich
die Menschen in ihm verhalten, muss jeder Pauschalvorwurf
gegen den Osten geprueft werden, ob er ein Bumerang sein
koennte.

Ich wollte keinen „Pauschalvorwurf gegen den Osten“ unternehmen (ich habe schließlich selbst 18 Jahre dort gelebt). Dem verflossenen Regime werfe ich aber sehr wohl Barbarei vor.

PS: Wie protestantisch (obwohl gottlos) der Osten war, wird –
ziemlich stark pointiert aber mE zutreffend – geschildert in
http://www.krisis.org/g-valdivia_volk-im-stimmbruch_…

sehr interessanter Artikel, dem ich vielleicht nicht vollkommen zustimmen kann, der aber diskussionswürdig wäre. Allerdings wäre das eine neue Diskussion…

Gruß,
Salzmann

Hi nochmal,

nach obigem Threat mit EXC eruebrigt sich wohl das untige als Diskussionsgrundlage, der angegebene Artikel duerfte trotzdem interessant sein (verzeih dem Autor, dass er sich in kommunistischer Tradition sieht).

Allerdings sehe ich bei dem angesprochenen Werte-Export oder -Nicht-Export ein Problem: Wie definierst Du Mensch, ausser als Lebewesen der Gattung Homo sapiens sapeins?

Denn schon unser Vernunft- und Subjektbegriff koennte anderswo schlechterdings unverstaendlich sein, da er stark in der europaeischen Geschichte verankert ist. Dass unser Begriff vom Eigentum ein sehr spezieller ist, macht wohl auch einen Teil der Integrationsprobleme muslimischer Einwanderer aus, selbst der industrialisierten Tuerken.

Man denke auch an die Clanstrukturen und Blutrachetraditionen bei den „europaeischen“ Albaniern, die jedem westlich-buergerlichen Selbstverstaendnis widersprechen, dort aber als selbstverstaendlich gelten. (Um beim Thema zu bleiben: das sind auch Muslime, die ueber die Einfuehrung der Scharia zumindest nachdenken.)

Ciao Lutz

Hi,

Um die NATO-Bomben wieder einzublenden:
Das Mittel der Gewalt und des Tötens, welches meiner Meinung
nach unseren Grundwerten widerspricht, kann in sehr eng
begrenzten Fällen notwendig sein. Diese engen Grenzen sind der
Notwehr verwandt, nur dass statt des eigenen Lebens das akut
bedrohte Leben Dritter geschützt wird.
Wenn man ein wenig die Vorkommnisse in Ex-Jugoslawien
betrachtet hat, dann sollte die Notwendigkeit eines solchen,
lebensschützenden Eingreifens unstrittig sein.

Ich habe auch 18 Jahre in der DDR gelebt, und eigentlich bis zuletzt an das Gute im Sozialismus, insbesondere dass es eine wissenschaftliche Grundlage gibt, geglaubt. Und ich hatte Klassenkameraden um mich, die eine etwas kritischere Einstellung hatten, denen daran gelegen war, Missstaende anzusprechen. Die Ignoranz gegenueber Umweltproblemen war in etwa die im Artikel geschilderte.

Insofern bitte ich zu verstehen, dass ich mit unstrittigen Tatsachen so meine Probleme habe, insbesondere wenn ich wieder daran glauben soll.
http://www.emperors-clothes.com/misc/kent.htm , wobei mich an diesem Artikel die Unterstellung eines boesen Willens stoert, die eine *allwissende* und *allmaechtige* boese Macht im Hintergrund impliziert.

Ob der
NATO-Angriff ausreichend oder sinnvoll oder wirklich effektiv
war, ist sicher zu prüfen.

Und insbesondere, ob er ueberhaupt gerechtfertigt war.

Meiner Meinung nach sollte man nicht zu sehr ins
Theoretisieren abgleiten. Denn dann passiert genau das:
Man geht von Annahmen aus, die falsch sein könnten.

Was ist daran falsch, sofern die Annahmen als solche gekennzeichnet werden?

Und ich wüsste nicht, was die Freiheitsberaubung eines ganzen
Volkes vor der Klassifizierung als Barbarei schützen sollte.

Weil es eine Massnahme war, die schon einen sehr hohen Grad von ((klein)buergerlicher) Zivilisation und Akzeptanz dieser erforderte.

Dass die Opfer der „sozialistischen“ Barbarei kaum Probleme
hatten, mit der Freiheit klarzukommen, stimmt ja nicht ganz.

Aber sie hatten wesentlich weniger Probleme als die heutigen Brennpunkte der Fremdenfeindlichkeit.

Auch der Artikel, auf den du unten verweist, spricht ja ganz
klar von der Schwierigkeit für die ehemals Eingesperrten.

Aber das gesamte Grundsystem von westlicher Zivilisation, Demokratie, Warenwirtschaft, Lohnarbeit war sehr aehnlich. Im Artikel ging es ja darum, die Unterschiede hervorzuheben fuer das Thema Rechtradikalismus.

Aber selbst wenn sie keine Probleme hätten - wofür spricht das
denn deiner Meinung nach?

Dass dieses Beispiel nicht in diesem Zusammenhang passt. Die Geschichte westlich-zivilisatorischer Werte war im wesentlichen dieselbe, im Gegensatz zu erst kuerzlich oder noch gar nicht industrialisierten muslimischen Laendern (z.B. Afghanistan als Nation zu bezeichnen ist eine Ueberdehnung dieses Begriffs).

Der andere Teil konnte sich gut in die westlichen Hierarchien
eingliedern, weil Schreibtischtäter erst einmal Bürokraten und
willige Diener der Befehlsgeber sind. Und die sind ja auch
hier gut gelitten.

Sie sind vor allem gute Buerger im rechtsstaatlichen Sinn. Und wer sind bitteschoen die „Befehlsgeber“ heute?

Ciao Lutz

Hallo,

Ich habe auch 18 Jahre in der DDR gelebt, und eigentlich bis
zuletzt an das Gute im Sozialismus, insbesondere dass es eine
wissenschaftliche Grundlage gibt, geglaubt. Und ich hatte
Klassenkameraden um mich, die eine etwas kritischere
Einstellung hatten, denen daran gelegen war, Missstaende
anzusprechen. Die Ignoranz gegenueber Umweltproblemen war in
etwa die im Artikel geschilderte.

Das alles (dein jahrelanger Glaube, die Kritiker, Ignoranz etc.) wären spannende Themen für eine neue Diskussion.

Insofern bitte ich zu verstehen, dass ich mit unstrittigen
Tatsachen so meine Probleme habe, insbesondere wenn ich wieder
daran glauben soll.

Das kann ich nachempfinden. Du bist in deinem Glauben getäuscht worden, ehemals unstrittige Fakten stellten sich als falsch heraus: Daraus kann leicht chronischer Zweifel an allen sogenannten Tatsachen resultieren.
Und ich behaupte: Das ist gut und wichtig.
Nur wollte ich nicht irgendwelche von außen zu übernehmenden Werte propagieren. Ich habe immer Wertvorstellungen gemeint, die ich für mich persönlich als wichtig und richtig erkannt habe.
Und diese besaß ich auch schon in ähnlicher Form in meinen ersten 18 Jahren, als ich noch DDR-Bürger war.
Vielleicht resultiert auch daher mein Bestreben, für mich selbst erkannte Wahrheiten nicht schnell wieder zu opfern, weil sie gerade nicht passen oder von Anderen nicht verstanden würden.

http://www.emperors-clothes.com/misc/kent.htm , wobei mich an
diesem Artikel die Unterstellung eines boesen Willens stoert,
die eine *allwissende* und *allmaechtige* boese Macht im
Hintergrund impliziert.

Tut mir leid, mein Englisch ist leider zu mangelhaft, um diesen Text wirklich verstehen und bewerten zu können.

Ob der
NATO-Angriff ausreichend oder sinnvoll oder wirklich effektiv
war, ist sicher zu prüfen.

Und insbesondere, ob er ueberhaupt gerechtfertigt war.

Ich denke, dass ein Eingriff unbedingt erforderlich war.
Ich behaupte ja nicht, dass der NATO-Eingriff , so wie er stattfand, richtig war.
Meine eventuelle Kritik wäre:

  • zu spätes Eingreifen
  • zu feiges Eingreifen (dadurch evtl. größere Gefährdung von Unschuldigen)
  • zu einseitiges Eingreifen

Meiner Meinung nach sollte man nicht zu sehr ins
Theoretisieren abgleiten. Denn dann passiert genau das:
Man geht von Annahmen aus, die falsch sein könnten.

Was ist daran falsch, sofern die Annahmen als solche
gekennzeichnet werden?

Ich habe mich falsch ausgedrückt: Ich hielt die Annahme für falsch, und deswegen die Schlussfolgerung für gegenstandslos.

Und ich wüsste nicht, was die Freiheitsberaubung eines ganzen
Volkes vor der Klassifizierung als Barbarei schützen sollte.

Weil es eine Massnahme war, die schon einen sehr hohen Grad
von ((klein)buergerlicher) Zivilisation und Akzeptanz dieser
erforderte.

Was ändert das?

Dass die Opfer der „sozialistischen“ Barbarei kaum Probleme
hatten, mit der Freiheit klarzukommen, stimmt ja nicht ganz.

Aber sie hatten wesentlich weniger Probleme als die heutigen
Brennpunkte der Fremdenfeindlichkeit.

Klar, der kulturelle Unterschied war natürlich wesentlich geringer. Das bestreite ich ja nicht.

Auch der Artikel, auf den du unten verweist, spricht ja ganz
klar von der Schwierigkeit für die ehemals Eingesperrten.

Aber das gesamte Grundsystem von westlicher Zivilisation,
Demokratie, Warenwirtschaft, Lohnarbeit war sehr aehnlich. Im
Artikel ging es ja darum, die Unterschiede hervorzuheben fuer
das Thema Rechtradikalismus.

Klar. (siehe oben)

Aber selbst wenn sie keine Probleme hätten - wofür spricht das
denn deiner Meinung nach?

Dass dieses Beispiel nicht in diesem Zusammenhang passt. Die
Geschichte westlich-zivilisatorischer Werte war im
wesentlichen dieselbe, im Gegensatz zu erst kuerzlich oder
noch gar nicht industrialisierten muslimischen Laendern (z.B.
Afghanistan als Nation zu bezeichnen ist eine Ueberdehnung
dieses Begriffs).

Im Ursprungsbeitrag habe ich nur behauptet, dass verbrecherische Regime (zumindest eine Zeit lang) „funktionieren“ können. Und dass dieses „Funktionieren“ in meinen Augen keine moralische Aufwertung nach sich zieht. Mehr nicht.
Ob das, was da „funktioniert“ hat, jetzt näher an der westlichen Zivilisation war oder nicht, und wenn ja, warum, sehe ich in diesem Zusammenhang immer noch nicht als ein Gegenargument.
Aber vielleicht habe ich dich nur noch nicht richtig verstanden.

Der andere Teil konnte sich gut in die westlichen Hierarchien
eingliedern, weil Schreibtischtäter erst einmal Bürokraten und
willige Diener der Befehlsgeber sind. Und die sind ja auch
hier gut gelitten.

Sie sind vor allem gute Buerger im rechtsstaatlichen Sinn. Und
wer sind bitteschoen die „Befehlsgeber“ heute?

Etwas platt ausgedrückt: Die Bürokratie. Ich habe oft den Eindruck, dass starre Vorgaben und unsinnige Verordnungen stumpf befolgt werden, wo eigenes Denken und Handeln wichtig (oder zumindest hilfreich) wären.

Gruß,
Salzmann

Das alles (dein jahrelanger Glaube, die Kritiker, Ignoranz
etc.) wären spannende Themen für eine neue Diskussion.

Ist aber hier OT.

Vielleicht resultiert auch daher mein Bestreben, für mich
selbst erkannte Wahrheiten nicht schnell wieder zu opfern,
weil sie gerade nicht passen oder von Anderen nicht verstanden
würden.

Das waere dann nicht so OT, aber das wurde ja auch schon weiter oben mit EXC ausgefuehrt.

http://www.emperors-clothes.com/misc/kent.htm , wobei mich an
diesem Artikel die Unterstellung eines boesen Willens stoert,
die eine *allwissende* und *allmaechtige* boese Macht im
Hintergrund impliziert.

Tut mir leid, mein Englisch ist leider zu mangelhaft, um
diesen Text wirklich verstehen und bewerten zu können.

Es geht in diesem Text von 1996 um die Konstruktion der allgemeinen Serbophobie, der deutschen Einmischung (Genscher) in die Wirtschaftsprobleme Jugoslaviens, wodurch separatistische Bestrebungen angeheizt wurden und die Berichterstattung, die (nach dem Artikel) auch dadurch mitbestimmt wurde, dass Milosevic eine PR-Agentur ablehnte, die dann Einfluss fuer die Kroaten ausuebte (man denke an Kuweit oder die Bin Laden Familie jetzt).

Ob der
NATO-Angriff ausreichend oder sinnvoll oder wirklich effektiv
war, ist sicher zu prüfen.

Und insbesondere, ob er ueberhaupt gerechtfertigt war.

Ich denke, dass ein Eingriff unbedingt erforderlich
war.

Ueber welchen reden wir eigentlich? Die Bombardierung Bosniens, insbesondere des serbischen Teils? Es ist schon fraglich, ob dieser Einsatz gerechtfertigt war.
Im Grunde laeuft es auf die uebereilte Anerkennung der Separatisten im Norden hinaus, die auf einer panische Angst vor Migranten beruhte. Alles andere war verzweifelte Schadensbegrenzung, wobei man selbst (dh Nato) der Gute bleiben wollte.

Ich behaupte ja nicht, dass der NATO-Eingriff , so wie
er stattfand, richtig war.
Meine eventuelle Kritik wäre:

  • zu spätes Eingreifen

Im Kosovo haette die Jugoslawische Armee unterstuetzt werden muessen, indem man zB die Grenze auf albanischer Seite haette dicht machen muessen.

  • zu feiges Eingreifen (dadurch evtl. größere Gefährdung von
    Unschuldigen)

Wie siehst Du eigentlich die Bombardierung der Donaubruecken und des Chemiewerkes?

  • zu einseitiges Eingreifen

Was man jetzt spuert, da die Abkoemmlinge der UCK an einer Zivilgesellschaft ueberhaupt kein Interesse haben.

Und ich wüsste nicht, was die Freiheitsberaubung eines ganzen
Volkes vor der Klassifizierung als Barbarei schützen sollte.

Weil es eine Massnahme war, die schon einen sehr hohen Grad
von ((klein)buergerlicher) Zivilisation und Akzeptanz dieser
erforderte.

Was ändert das?

Dass wir einen unterschiedlichen Begriff von Barbarei haben.

Im Ursprungsbeitrag habe ich nur behauptet, dass
verbrecherische Regime (zumindest eine Zeit lang)
„funktionieren“ können. Und dass dieses „Funktionieren“ in
meinen Augen keine moralische Aufwertung nach sich zieht. Mehr
nicht.

Wer definiert die Moral? Kant?

Sie sind vor allem gute Buerger im rechtsstaatlichen Sinn. Und
wer sind bitteschoen die „Befehlsgeber“ heute?

Etwas platt ausgedrückt: Die Bürokratie. Ich habe oft den
Eindruck, dass starre Vorgaben und unsinnige Verordnungen
stumpf befolgt werden, wo eigenes Denken und Handeln wichtig
(oder zumindest hilfreich) wären.

Was ist sinnig daran, dass alle wirtschaftliche Aktivitaet, alle materielle Produktion an immateriellen Computerzahlen, Bankkonto genannt, gemessen wird? Zumal die Produktionszusammenhaenge wesentlich komplexer sind als zu Adam Smith’ Zeiten.

Der Rest ist Aufrechterhaltung des Systems, kleine Unsinnigkeiten werden hingenommen, da ihre Beseitigung im (fiskalischen und sonstigen) Rahmen des Systems nicht machbar ist.
Und um eindeutig zu bleiben: Wir alle sind das System.

Ciao Lutz

(Wert-)Vorstellungen
Hallo.

Z.B. drückt unser StGB recht deutlich aus, daß ihm Eigentum
wichtiger als körperliche Unversehrtheit ist. Ob das ein
Ausbund unseres Wertesystems ist, sei dahingestellt.

Leider bin ich kein Rechtsexperte. Deshalb meine Frage: Ist
das tatsächlich so, dass Eigentum wichtiger angesehen wird als
körperliche Unversehrtheit? Kannst du dafür Beispiele aus der
Rechtssprechung aufzeigen?

Tja, das steht so nicht drin, aber z.B. Betrug und sexueller Mißbrauch von Schutzbefohlenen sind in der möglichen Spannbreite der Strafe gleich (Geldstrafe, Haft bis max. 5 Jahre), bis auf die Ausnahme, daß es für Betrug in besonders schwerem Falle bis zu 10 Jahre geben kann. Die Liste ließe sich fortsetzen.

Es freut mich, dass du diesen Standpunkt nur darlegst, nicht
aber vertrittst.
Denn die Einteilung in wertes und unwertes Leben halte ich für
unmenschlich.

Daher auch mein Beispiel mit Hitler: Was ist denn, wenn man kalkuliert, wenn der Drogenhändler nicht nur einen, sondern vielleicht zehn, 100 oder 1000 Menschen auf dem Gewissen haben könnte? Ich finde, daß ist z.B. ein Standpunkt, von dem ich sage: Ich habe ihn nicht, aber ich könnte verstehen, wenn jemand ihn hätte. Ob die drakonische Bestrafung von Dealern in Singapur auf diesem Punkt beruht, weiß ich nicht.

Die Abwendung der Bedrohung von Menschenleben könnte m.E.
vielleicht in ganz eng definierten Grenzen das Töten des
Bedrohers erlauben. Aber wenn diese Bedrohung noch vage ist,
wenn noch die Chance besteht,

  • dass der Bedrohte anderweitig geschützt werden kann
  • dass der Bedrohende anderweitig von seinen Taten abgehalten
    werden kann,
    dann darf man meiner Meinung nach nicht einfach einen
    Grundwert über Bord werfen.

Wie gesagt: Ich meine nicht, daß man diesen Standpunkt teilen sollte, im Gegentum. Aber ich halte ihn für nachvollziehbar, insbesondere im Zusammenhang mit der zusätzlich erwähnten numerischen Komponente. Andere Länder, andere Sitten.

Was wäre mit der Hinrichtung eines Hitlers im Jahre 1942?
Klar, man könnte ihn theoretisch auf ewig einsperren, aber die
Gefahr ist da, daß er wieder rauskommt und sich das nächste
Volk greift. Stichwort: Napoleon.

Du greifst hier zur „absoluten“ Argumentation mit dem Beispiel
Hitlers. (Wieso eigentlich 1942? Das verstehe ich nicht ganz.
1945 wäre doch sinnvoller, oder?)

Na, gerade eben 1942, die schlimmsten Taten standen noch bevor.

  1. Tyrannenmord hätte ich für legitim gehalten, wenn dadurch
    die Chance gegeben gewesen wäre, dass Nazi-Regime zu stürzen.
    Denn das wäre konkrete, effektive Gefahrenabwehr gewesen.

Na, aber hallo :wink: Das ist doch genau das, was ich meine. Auch Du machst Einschränkungen und relativierst.

Was ist mit der Hinrichtung eines Hindus? Der kommt wieder,
aber vielleicht als Frosch oder Ammöbe.

Mmh, ich glaube nicht, dass das ein starkes Argument ist. Denn
ich denke, dass - abseits aller religiösen Überzeugung - auch
Hindus den Wert ihres eigenen Lebens durchaus schätzen.

Schon klar, aber auch das ist eine mögliche, andere Sichtweise. Was wäre, wenn man sagte: „Wir lassen Gott entscheiden, welche Strafe er verdient. Die Reinkarnation wird schon entsprechend ausfallen: Mensch, Hund, Fliege, Bakterie. Jetzt liegt es nicht mehr in unserer Hand.“

Du hast Deine erste Einschränkung oben gemacht, aus Deiner Sicht der Dinge heraus. Es kann andere Sichtweisen geben, die wir evtl. nicht gut finden, nicht nachvollziehen können oder gar verurteilen. So einfach sollte man es sich nicht machen. Kultureller Hintergrund, persönliche Erfahrungen oder Wertabstufungen, all dies kann dazu führen, daß man erkennen muß, daß das „anerkannte“ Wertesystem nicht zwangsläufig das richtige ist. Witzigerweise hätte ich bei der Hitler-Frage die Unterscheidung nicht gemacht und generell „nein“ gesagt. Meine kleine Vorstellung - im doppeldeutigen Sinne. :wink:

Gruß
Christian

Ist das tatsächlich so, dass Eigentum wichtiger angesehen wird :als körperliche Unversehrtheit? Kannst du dafür Beispiele aus :der Rechtssprechung aufzeigen?

Guten Morgen,

die grundsätzliche Frage ist, ob es einen weltweiten Konsens über elementare Rechte gibt. Ohne solche Einigung auf den kleinsten Nenner kann es aber weder im persönlichen Bereich noch in zwischenstaatlichen Beziehungen gemeinsames Handeln geben. Dabei sollte säuberlich unterschieden werden, ob es sich um elementare Menschenrechte oder um nationale Eigenheiten der Ausgestaltung handelt.

Viele Details des deutschen Rechts beinhalten obrigkeitsstaatliche Elemente. Die Vollstreckungsordnung ist so ein Beispiel. Butterweich formuliert werden Behörden sehr weitgehende Rechte (Maßnahmen müssen nur „angemessen“ erscheinen) eingeräumt. Ein anderes Beispiel ist die mit drakonischen Strafen belegte Steuerhinterziehung, wobei die tägliche Beobachtung lehrt, daß keineswegs überall gleiche Maßstäbe angelegt werden. Gerade wurde in Berlin ein Zigarettenschmuggler (Schaden durch hinterzogene Tabaksteuer) zu 13 (!) Jahren Haft verurteilt. Dagegen sind die Strafandrohungen für das Einschlagen eines Schädels oder jemanden dauerhaft rollstuhlreif zu prügeln, geradezu Schnäppchentarife.

Es gibt etliche Beispiele, die belegen, daß bei uns Eigentumsdelikte, insbesondere wenn staatliches Eigentum betroffen ist, mit unangemessener Härte und oft genug mit grotesken Maßnahmen geahndet werden. In dieser Hinsicht sitzen wir in D im Glashaus und wären schlecht beraten, zu viele bei uns übliche Dinge auf andere Länder übertragen zu wollen. Mit Inbrunst haben wir viel zu lange alle möglichen angeblichen Vorzüge unseres Systems daher gebetet, bis es (beinahe) jeder glaubte. Die Gebete - allesamt nur frommer (Irr-)Glaube - reichten vom besten Ausbildungssystem der Welt bis zum unbestechlichen deutschen Beamten.

Das Bestreben kann nicht heißen, das eigene System einem anderen Land aufzudrängen. Da sollten wir uns besser dem internationalen Wettbewerb stellen und unser System verbessern, wenn Schwächen erkannt werden. Insofern wären wir gut beraten, unsere eigene Ordnung permanent kritisch zu diskutieren und sie keinesfalls zum Maß aller Dinge zu machen.

Für jedes Tun gibt es Grenzen und die sind durch die Menschenrechtskonvention vorgegeben. Wer Menschenrechte für unverbindlich hält, schert aus der Völkergemeinschaft aus, stellt sich abseits der menschlichen Gesellschaft. Leider steht uns die eigene Bigotterie gehörigem Druck auf solche außerhalb der Gemeinschaft stehenden Regime entgegen. Wir betrachten z. B. die Nato als Wertegemeinschaft und lassen zu, daß sich die Türkei um Menschenrechte einfach nicht schert, ja reden sogar vom EU-Beitritt so eines Landes. Wir wählen Politiker, die die Führerschaft der USA und sogar bedingungslose Solidarität predigen, obwohl die USA das bedingungslose Recht auf Leben nicht anerkennen und UN-Beschlüsse für unverbindlich halten. Wir begeben uns also selbst und ohne Not in eine unglaubwürdige Position gegenüber Ländern, die nach Belieben foltern und töten. Einzig dieses eigene Verhalten verhindert, daß die deutsche Stimme besonderes Gewicht gegenüber Ländern wie z. B. Singapur hat. Wir stehen eben selbst bis zu den Knien im Dreck. Deutsche Politiker gebärden sich stolz wie ein vom Herrchen gestreichelter Hund, wenn sie Herrn Bush, der zahlreiche Todesurteile unterschrieben hat, auf der Treppe zum Weißen Haus die Hand schütteln dürfen.

Im eigenen Handeln die Menschenrechte nur selektiv beachtend, gäbe ein in Singapur vorstellig werdender deutscher Außenminister eher eine traurige Lachnummer ohne Autorität ab. Julia, wie alle anderen Menschen, die irgendwo Opfer staatlichen Tötens werden, sind letztlich Opfer der fehlenden Konsequenz deutscher und europäischer Außenpolitik. Wenn ein deutscher Politiker irgend ein fernöstliches Land besucht, fehlt es nicht an Aufforderungen, die Frage der Menschenrechte anzusprechen. Vor einem USA-Besuch ist von solchen Aufforderungen nichts zu hören.

Ohne diese traurige Rolle, die bei deutschen (und britischen) Politikern schon Tradition hat, ließen sich mit dem Druck glaubhafter Autorität zwar nicht westliche Rechtsordnungen, aber zumindest die Menschenrechte von Ländern wie Singapur einfordern und ließen sich Hinrichtungen verhindern.

Die EU ist die bedeutendste Wirtschaftsmacht der Erde. Diese Macht ließe sich durchaus segensreich einsetzen. Ideologische Einäugigkeit und moralische Verlogenheit verhindern, daß diese Stimme irgend ein nennenswertes Gewicht in der Welt hat. Im Zweifel reist Herr Blair untertänigst nach Washington und hierzulande wird stumm hingenommen, wenn der (demnächst) EU-Nachbar Russland als dem Reich des Bösen zugehörig tituliert wird.

So gesehen sind die Henker in Singapur und anderswo nur ausführende Organe europäischer Politik.

Gruß
Wolfgang

Stimme Dir grundsätzlich zu. Nur das Steuerrecht würde ich nicht gerade als Beispiel nehmen, da in diesem Bereich die Strafen viel zu gering sind. Oft kann man sich ja durch Selbstanzeige von echten Strafen befreien. Gibt es meines Wissens in keinem anderen Bereich.

Gerade kommt die Nachricht, dass Julia nicht mehr mit der Todesstrafe rechnen muss. Die reine Drogenmenge war hierzu zu gering. Wahrscheinlich kommt sie bis zum Urteil sogar gegen Kaution frei. Höchststrafe kann aber immer noch 20 Jahre lauten.

Hallo Ralf,

es war bisher auch nie gesichert, dass diese Julia zum Tode verurteilt wird. Im Gegensatz zu anderen - auch westlichen Nationen - die Menschen umbringen lassen - sollte hier zuerst die Menge und dann die Reinheit der Ware kontrolliert werden.
Das dortige Rechtssystem funktioniert besser wie das bei uns.

Ich habe mir in den letzten Tagen eine andere Frage gestellt. Drogen und erwischt werden, führt zu tagelangen Diskussionen, Verständnis für das Opfer, Unverständis für den Staat, der zwar die Todesstrafe androht, aber enge Maßstäbe hat und wie man sieht, sich selbst an diese hält. Ein Aufschrei geht durchs Land.

Dass in Münster gleichzeitig in den letzten Tagen einer der größten pädophilen Kriminellen, der mit Kinderpornos Geld verdient hat, aus der U-Haft entlassen ist, weil er ohnehin nur ein Jahr zu erwarten hat, hat in keinem der mir bekannten Foren auch nur einen Hauch der Empörung geweckt. Da werden Kinder missbraucht und für den Rest des Lebens gekennzeichnet und jene, die sich über die Festnahme von jemnad wegen Drogen an die Front begeben, finden keinen einzigen Satz für Verbrechen an Kindern.

Erkläre mir nicht, dass beide Sache nichts miteinander zu tun haben. Beide Vorgänge liegen im Verhalten unserer Gesellschaft. Solange in unserem Land für Drogendealer im Ausland eingetreten wird, solange im Inland Gesetze für Tiere gemacht werden müssen aber gleichzeitig der Missbrauch von Kindern - solange es nicht zu Mord kommt - keine Empörung findet, ist etwas an einer Gesellschaft faul. Du muss mal gesagt werden, auch wenn es im falschen Brett wegen Julia sein musste.

Gruss Günter

Gerade kommt die Nachricht, dass Julia nicht mehr mit der
Todesstrafe rechnen muss. Die reine Drogenmenge war hierzu zu
gering. Wahrscheinlich kommt sie bis zum Urteil sogar gegen
Kaution frei. Höchststrafe kann aber immer noch 20 Jahre
lauten.

Höchststrafe kann aber immer noch 20 Jahre
lauten.

Das wird bei den Haftbedingungen bei der Tussi bestimmt des öfteren dann die Wunsch aufkommen lassen, doch den Henker getroffen zu haben.

(F)rohe (F)eirtage!

Gruss
CrNiMo

Unschuldsvermutung?
Hi Andreas
Hast Du (und andere, ich schränke das nicht auf dich ein) schon mal was von der Unschuldsvermutung gehört?

Ich lese diese in meinen Augen hasserfüllten Postings und wundere mich etwas. Erst wird so getan, als würde der Henker vor der Türe stehen, und dann so, als ob die Angeklagte auf alle Fälle schuldig ist. Und dann werden Kübelweise Häme über sie ausgegossen.

Bis jetzt hat noch kein Gericht ein Urteil gesprochen.
Solange ist die Verdächtige ist als Unschuldig zu betrachten.

Wir sollten abwarten, was die Beweisaufnahme ergibt.
Über deine Feststellung zu den Haftbedingungen in Singapur und den Vergleich mit der todesstrafe lass ich mich nicht aus… Die Fähigkeiten deiner Kristallkugel sind beeindruckend… :smile:

Gruß
Mike