Hallo Carlos,
Ich finde, daß dein Statement, die Probleme die mit diesem
Verständnis von Sexualität, daß vor der sexuellen Revolution
weit verbreitet war, sehr genau trifft.
Meine Generation wurde im Jahr 1968 gerade achtzehn, und die sexuelle revolution traf uns wie ein Hammer. Gerade hatten wir gelernt, dass man fürs Onanieren in die Hölle kommt, hieß es „Wer zwei Mal mit derselben pennt gehört schon zum Establishment.“
Für die vorhergehenden Generationen war Sexualität etwas
Schmutziges, daß man nur im Dunkeln macht. Sie wurde sogar mit
Sünde gleichgestellt.
Etwas Schmutziges, du sagst es. Sexuelles empfinden galten als ein Zeichen peinlicher Unbeherrschtheit, mangelnder Kontrolle über den Körper, vom selben peinlichkeitsgrad wie die Unfähigkeit, Darm und Blase zu beherrschen. In meinem Umfeld war Sex ein anlass für schmutzige Witze. Sogar Schwangere galten als schweine, sah man ihnen doch an, dass sie „Es“ gemacht hatten. Sex stinkt, Sex verschmutzt das Bett, Sex macht es für Frauen erforderlich, einmal im Monat unappetitliche windelhöschen zu tragen. Dieses Gefühl der Peinlichkeit war sehr schwar loszuwerden.
Aber was ist diese Quelle einer solch verkrampften
Sexualitätsvorstellung.
Nun in der Bibel wird das Thema Sexualität unverkrampft
beschrieben (z.B. Hohelied Salomos).
Deshalb ist es auch das einzige Buch der Bibel, das in den kirchlichen lesungen nie gelesen wird )) Schon die alten Juden krümmten und wanden sich, wie sie dieses deftige stüpckchen Liebeslyrik „geistig überhöht“ interpretieren sollten. Sie probiertes es mit „Gleichnis für die Liebe Jahwes zu seinem Volk“, aber lest das Hohelied einmal!
Eine Ursache liegt in der
kirchenphilosophischen Entwicklung in ca. 1800 Jahren in denen
alle fleischlichen Aspekte als Sündig betrachtet wurden und
nur geistige Dinge heilig sein können. Eine überstarke
Betonung von Teilen der Paulusbriefe spielen hier auch eine
Rolle.
Kam da nicht sehr stark das griechische und gnostische Denken ins Spiel? Es war doch die Gnosis, die alles Materielle ablehnte, nicht wahr?
Vor ca. 3-5 Wochen ging es schon einmal um das Thema. Es
zeichnete sich ab, daß kein einzelnes Gebot in der Bibel
steht, daß man vor der Ehe keinen Sex haben darf, sondern sich
diese Aussage aus dem Zusammenhang der gesamten Bibel ergibt.
Naja, da ist der Interpretation aber sehr viel Raum gegeben … man liest aus der Bibel immer das heraus, was die Kultur vorher in sie hineingelesen hat.
Jugentlichen vermitteln, daß Sexualität eine Schöne Sache ist,
aber daß sie mit Verantwortung verbunden ist
Ja, stimmt. Aber mir erscheint, dass es Verantwortung genug ist, wenn ich mir sage: Ich will weder mir selbst schaden noch dem Partner noch einem Dritten (z.B., einer ehefrau oder einem ungeborenen Kind). In meinem Alter ist das Thema „Kinder“ biologisch erledigt, bleiben Ehefrauen und Krankheiten. Ich sehe nicht ein, warum ich als Frau mit eigener Karriere eine Versorgungsehe eingehen soll oder was ich mir überhaupt von einer Ehe erwarten soll außer einer innigen geistigen und erotischen Beziehung.
gruß,
bb
, und in die Ehe
gehört.
Gruß
Carlos