Hallo Daniela!
echt, Du bist hochbegabt?!
Zumindest nach der Standarddefinition, die einen IQ von über 130 auf der Wechsler-Skala als hochbegabt ansieht. Dieser Wert entspricht einem Bevölkerunganteil von 2 Prozent, in Deutschland also rund 1,6 Millionen Menschen …
In einer repräsentativen Grundschulklasse mit 30 Schülern hast Du statistisch drei Kinder, die einen IQ von 120 haben - das zum Beispiel das Kriterium, um an Kinder- und Jugendveranstaltungen von Mensa in Deutschland teilnehmen zu können. In einer Schule mit 5 Klassen zu 30 Schülern hast statistisch drei Kinder, die einen IQ von 130 haben - das wäre das Aufnahmekriterium von Mensa (und die Standarddefinition von Hochbegabung)
Wenn man sich diese Zahlen auf der Zunge zergehen lässt, ist Hochbegabung gar nichts sooooo außergewöhnliches mehr.
Ja, ich hab ehrlich gedacht, hochbegabte Kinder könnten schon
mit einem Jahr lesen und hätten mit zwei Jahren die höhere
Mathematik drauf…
.
Die höhere Mathematik kann ich bis heute nicht, was aber auch an meinen Mathematiklehrern lag. 
Was für Indizien gab es bei mir?
- Ich habe in der Grundschule sehr schnell und fehlerlos gelernt.
- Ich habe mir sehr schnell Kenntnisse in meinen Hobbies (z.B. Eisenbahntechnik) angeignet.
- Ich habe Fragen gestellt, die für mein Alter ungewöhnlich waren. (z.B.: „Warum bekommen Vögel keinen Stromschlag, wenn sie sich auf die Freileitungen setzen“ mit etwa vier Jahren.)
- Und, ja, ich habe viele scheinbar „dumme“ Sachen gemacht, die meine Familie sehr lustig fand (meine Mutter hatte sogar ein Notizuch mit „lustigen“ Sprüchen von mir.) Diese Sachen sind leider alle etwas aufwendig zu erzählen, deshalb ein Beispiel aus einem Roman: Dort bohrt ein Kind Löcher in sämtliche Ruderboote, die am einem Steg im Wasser liegen, damit das Regenwasser, daß sich darin gesammelt hat, herausfließen kann … Wenn man keine physikalischen Kenntnisse hat (und die hat man als Kind nicht) ist das ein extrem logischer Gedankengang. Wenn dann die Erwachsenen schimpfen und lachen, fühlt man sich als Kind ziemlich „dumm“.
Jetzt, wo Du so ein wenig von Dir erzählst, fallen mir immer
mehr „Talente“ meines Sohnes auf, die mich zwar verwundert
haben, denen ich aber immer wenig Beachtung geschenkt habe,
weil ich dachte es wäre „normal“.
Keine Ahnung, ob er hochbegabnt ist - aber behalt’s im Auge. Wenn er Hilfe möchte, dann hilf ihm, sonst nicht.
Wann und wie hat man es denn bei Dir festgestellt?
Da war ich etwa 25 - also vor sechs Jahren, und es war das beste, was mir je passiert ist. Auf einmal habe ich soooo viele Sachen verstanden, die in meiner Kindheit passiert sind …
Das schlimme ist: Ich habe mich zeitlebens für ziemlich dumm gehalten - zum einen wegen der dummen Sachen, die ich als Kind gemacht habe, zum anderen wegen meiner Schulnoten, die in höheren Klassen ziemlich schlecht wurden. Ich war nur gut, solange der Stoff relativ leicht war, sobald es schwieriger wurde, habe ich Fünfen geschrieben.
Der Grund war aber ein ganz anderer: Ich habe es nie gelernt, wie man lernt. Meine Mitschüler haben alle bereits bei den „leichten“ Aufgaben gebüffelt, ich nie. Als die Aufgaben schwerer wurden, haben sie einfach weitergebüffelt - ich dagegen nicht. Mein Abiturnote war 3,0, und um ein Haar wäre ich durchgefallen - allerdings habe ich insgesamt auch nuir 15 oder 20 Stunden dafür gelernt …
Als drittes kam noch dazu: Meine Gedanken waren für viele andere nicht nachvollziehen, deshalb wurden sie als „Blödsinn“ oder mit „Wenn interessiert das?“ abgetan. Und über meine Wortspiele oder Witze hat keiner gelacht, weil keiner um so viel Ecken gedaht hat. Übrigens ein Satz, den ich inzwischen von einigen Mensanern (ich bin da selbst Mitglied) gehört habe: „Endlich lacht mal jemand über meine Witze!“ …
Was fällt Dir an Deinem Sohn denn so auf?
lg,
Max