Hallo,
gestern abend wurden in einer Dokumentation der BBC noch einmal die Gründe für die Kollision einer DHL-Boeing mit einer Tupolev über dem Bodensee vor ca. 2 Jahren beleuchtet. Damals kamen tragischerweise viele Kinder in der Tupolev ums Leben.
Danach führte eine Kette von technischen und organisatorischen Unzulänglichkeiten zu dem Zusammenstoß. Hauptgrund war aber offensichtlich, daß der Lotse den Kollisionskurs ca. 1 Minute vor dem Ereignis erkannte und dem Piloten der Tupolev die Anweisung zum Sinkflug erteilte. Dieses Manöver sollte die erforderliche Höhenstaffelung mit der kreuzenden Boeing einleiten. Zeitgleich sprangen aber die miteinander koordinierten TCAS-Kollisionswarngeräte in der Boeing und der Tupolev an. Das TCAS der Boeing gab dem Piloten die Anweisung zu sinken, das TCAS der Tupolev erteilte dem Kapitän die Anweisung zum Steigflug. Die Boeing leitete unverzüglich den Sinkflug ein. Die Tupolev reagierte auf Grund der widersprechenden Anweisungen von Lotse und TCAS zunächst nicht und blieb auf ihrer Flugfläche. Es soll zu einer kurzen Diskussion an Bord der Tupolev gekommen sein. Nach einem abermaligen dringlichen „expedite descend“ des Lotsen begann der Kapitän mit dem Sinkflug. Eine erneute Aufforderung des TCAS zum Steigflug („increase climb!“) wurde hingegen ignoriert. Ergebnis war, daß sich beide Maschinen auf gleicher Flugfläche kreuzten.
Es soll zum Umfallzeitpunkt keine eindeutige Regelung gegeben haben, wie ein Pilot bei sich widersprechenden Anweisungen von Lotse und Kollisionswarnsystem zu verhalten hat. Da die Einleitung des Flugmanövers in vielen Fällen von Sekunden abhängen kann, ist eine zuvorige eingehende Abklärung der Lage mit dem Lotsen wohl kaum möglich. Gibt es mittlerweile eine entprechende Regelung?