Erwartungen
Guten mittag,
Na denn, dann bin ich eben realitätsfern, weil ich der Meinung
bin, dass die Versprechen, die je konsequent als Gegenteil
umgesetzt wurden auch am Ende dieser Periode nicht eingehalten
sein werden. Deshalb schlage ich vor, du speicherst dir diesen
Post und wir reden in 3,x Jahren nochmal darüber. Allerdings
wirst du auch dann noch sagen, dass das nicht die Schuld der
FDP ist, denn es gab ja auch noch Koalitionspartner und
überhaupt haben sich die Umstände geändert.
ich habe nicht vor, das Verhalten der FDP zu bewerten, sondern wollte nur Deine Bewertung bewerten. Es widerspricht der Logik, nach sieben Prozent der Legislaturperiode den Erfolg einer Regierung oder die Umsetzung eines Parteiprogrammes zu bewerten.
Ob man am Ende der Legislaturperiode das Ergebnis mit dem Wahlprogramm vergleichen sollte, ist eine weitere, unabhängige Fragestellung. In vier Jahren kann viel passieren, das Dinge erfordert, an die vorher niemand dachte oder Dinge verhindert, die man fest vorhatte.
Und natürlich ist der Koalitionspartner ein guter Grund dafür, etwas nicht umzusetzen. Natürlich muß man in sein Programm schreiben, was man vorhätte, wenn man denn allein regierte. Spräche man sich vorher ab, kann man auch gleich zu einer Partei fusionieren. Und genauso natürlich kann man nicht auf die uneingeschränkte Umsetzung der eigenen Positionen beharren, weil sonst die Koalitionsverhandlungen schneller vorbei sind als sie begonnen haben. Der potentielle Koalitionspartner hatte schließlich auch mal ein Wahlprogramm.
Daß also die praktische Regierungspolitik anders aussieht als das Wahlprogramm der beteiligten Parteien, ist absehbar. Im konkreten Fall dokumentierte schon der Koalitionsvertrag, daß es noch etliche Punkte gibt, über die man im Laufe der Zeit mal reden will.
Die Konsequenz ist, daß man sich einen Eindruck darüber verschaffen sollte, für was eine Partei steht und danach wählen sollte – und eben nicht nach dem Parteiprogramm. Wenn man dann nach vier Jahren feststellt, daß die Partei eine ihren eigenen Grundsätzen widersprechende Politik betrieben hat, kann man aus gutem Grund verärgert und enttäuscht sein. So müssen die Grünen-Wähler die erste Legislaturperiode des rot-grünen Experiments als etwas unerfreulich empfunden haben: Atomausstieg auf zig Jahre, Kosovokrieg usw. Die zweite Legislaturperiode wird dann für SPD-Wähler eher unbefriedigend gewesen sein.
Aufgrund der Erlebnisse der letzten Jahre und der aktuellen Entwicklungen bin am Ende der Legislaturperiode zufrieden, wenn der Anteil des Nettos am Brutto nicht geringer geworden ist, die Umsatzsteuer nicht angehoben wurde, das Auto bezahlbar blieb und auf den Straßen nicht marodierende Banden umherziehen.
Gruß
Christian