Hallo Wolfgang,
Nur dann, wenn es weiterhin über 200 KK gibt, wenn es bei der
Abrechnung über kassenärtliche Vereinigungen und fehlender
obligatorischer Patientenrechnung bleibt.
OK, da bin ich Deiner Meinung.
Verschlankung und Kostentransparenz bringen ganz sicher eine
Einsparung, ohne daß an irgendeiner Stelle Leistungen gekürzt
werden müssen. Die weitere Einsparung erfolgt nicht durch
Leistungskürzung, sondern durch geringere Inanspruchnahme von
Dienstleistungen bei Bagatellfällen. Für einen schlichten
grippalen Infekt muß sich kein ansonsten gesunder Menscher ins
Wartezimmer eines Arztes setzen, um sodann beim nächsten Arzt
eine zweite Meinung einzuholen. Eine zu Hause ausgequetschte
Zitrone mit heiß Wasser tuts auch. Es gibt völlig gesunde
Leute, die zum Ohrenausspülen zum Arzt gehen. Breite
Bevölkerungsschichten haben sich an ein unbezahlbares Maß an
Fürsorge gewöhnt.
Ich nehm das jetzt mal so hin. Meine Einwände kennst du ja. Eventuell kenne ich nur die falschen Leute. Ich persönlich kenne niemanden, auf den Deine Beschreibung von ‚Bagatellfällen‘ zutreffen würde.
Am Rande: Die Bevölkerungsgruppen mit der
geringsten Zahl von Krankheitstagen sind Selbständige und
Mütter mit mehreren Kindern. Die Bevölkerungsgruppe, die sich
am seltendsten unters Messer legt, sind Ärzte und ihre
Angehörigen.
Ja, Arbeit macht krank, ich weiß.
Ich bin leicht schwerhörig, …
Ob Angehörige dieser Gruppen regelmäßig schon in
jungen Jahren dahin gerafft werden, kannst Du aus alltäglicher
Beobachtung sicher selbst beurteilen. Demgegenüber scheint mit
dem Eintritt in den öffentlichen Dienst ein äußerst
angegriffener Gesundheitszustand einher zu gehen. Nirgends
gibt es einen höheren Krankenstand. Ich vermute, es liegt an
chronischer Überarbeitung.
Das habe ich schon öfter gelesen.
Persönlich kenne ich niemanden, der im ÖD arbeitet näher, deshalb halte ich zu dem Thema den Mund. Ich kann’s einfach nicht beurteilen.
Ich mach mal ein Beispiel, :wie ich mir die :Krankenversicherung mit :Selbstbeteiligung vorstelle. :Mein Beitrag sinkt von
€150 auf € 140, der meines AG :auch. Dafür zahle
ich behandlungen bis €500 :künftig selbst…
In Deinem Beispiel wäre Selbstbeteiligung nur ein anderes Wort
für Beitragssteigerung.
So verstehe ich das ja auch. Genau darüber rede ich doch die ganze Zeit. Und genau das passiert doch seit dem ersten Gedanken an die Pflegeversicherung ständig … in ganz kleinen Häppchen aber stetig und immer in diese Richtung.
Wenn Veränderungen Sinn machen sollen,
muß bereits die Verschlankung des Systems zum nennenswerten
Sinken der Kosten führen.
Wie die Praxisgebühr zum Beispiel nicht zum sinken der Beiträge geführt hat, aber zu einer versteckten Beitragserhöhung? Deine Ziele in Ehren, die Praxis spricht eine andere Sprache. Krank sein ist schon recht teuer geworden. Gut, daß ich nicht krank bin.
Eine Selbstbeteiligung macht nur
Sinn, wenn der vom Versicherten gesparte Jahresbeitrag die
Selbstbeteiligung übersteigt. Also nicht 100 € geringerer
Jahresbeitrag und 500 € Selbstbeteiligung p. a., sondern genau
umgekehrt. Das funktioniert deshalb, weil alle in solchem
System Rechnungen vom Dienstleister erhalten und es dem
Versicherten eben nicht egal ist, was da so alles berechnet
wurde.
Ja! Das ist der positive Effekt! Was mache ich, wenn mir der Arzt erzählt, was nötig ist, das durchführt und mir dabei eine falsche Bezeichnung nennt? Ärzte, die jetzt Behandlungen abrechnen, die nie stattgefunden haben werden ähnliche tricks schnell entwickeln. Um das zu durchschauen, müßten wir schon alle Medizin studieren.
Wenn es zunächst ans eigene Geld geht, geht der
verschnupfte Versicherte zu Aldi, kauft einen Beutel Zitronen,
aber geht nicht zum Arzt (der im übrigen völlig machtlos gegen
Schnupfen ist).
Ich vermute, daß die Einsparung dadurch kaum in’s Gewicht fällt. Wenn das der gesamte Effekt wäre, hätte ich aber absolut nichts dagegen einzuwenden.
Hypochonder haben es dann allerdings schwer. Mir erzählte mal
ein Allgemeinmediziner, daß er deutlich weniger als die Hälfte
seiner Patienten tatsächlich behandelt. Ein erheblicher Teil
aller Patienten (besser wäre in diesem Fall, von
Praxisbesuchern zu sprechen) kommt aus Gewohnheit oder nur
rein prophylaktisch, will Leidensgeschichten los werden, sucht
den sozialen Kontakt oder bekommt irgendein Medikament
verschrieben, das aber nutzlos ist, weil die Erkrankung nach
ein paar Tagen von ganz alleine auch ohne Behandlung erledigt
wäre. Der Medicus weiß ganz genau, er muß irgendein Medikament
verschreiben, weil das der Patient erwartet. Würde er einfach
mit dem Rat nach Hause geschickt, einen heißen Tee zu trinken,
sich mehr zu bewegen und statt 50 Zigaretten nur noch 20 zu
rauchen, fühlt er sich nicht ernst genommen und geht zum
nächsten Arzt. Bei dieser Kost-nix-Mentalität anzusetzen, hat
nichts mit Leistungseinschränkungen zu tun.
Da kann ich Dir nur zustimmen. Das zu entkräften fehlen mir Informationen, ich mauß das erst mal so glauben, wenn’s auch schwer fällt. 
Ein häufiger Einwand besteht darin, Menschen würden
Krankheiten verschleppen, um die Selbstbeteiligung zu sparen.
Das tun viele jetzt schon, um Ärger mit dem AG zu sparen.
Manche Menschen sind eben durch die Gewöhnung an umfassende
Fürsorge und Bevormundung bis zur Degenerierung unselbständig
geworden. Solche Zeitgenossen müssen sich eben umgewöhnen.
Wenn wir das Wasser immer nur knöcheltief halten, lernt keiner
schwimmen.
Wenn das Wasser Unterkante Oberlippe steht, kommt es halt darauf an, wer am Längsten schwimmen kann. Irgendwann geht aber auch dem Stärksten die Luft aus. Nur die Großen haben dann noch eine echte Chance, weil sie nicht in’s Schwimmen geraten. Diese Art von Darwinismus mag ich halt nicht.
Gruß, Rainer