Moralisches Dilemma

Hi Mike

Wo liegt nun die Grenze zwischen dem Denunziantentum und der
moralisch gerechtfertigten Anzeige?

Ohne Frage gibt es gerechtfertigte Anzeigen.

Wie bereits gefragt: Wo liegt denn nun für dich die Grenze

Hinzu kommt, dass der junge Mann da offenbar freundlich bis
blauäugig seine Dienstleistung angeboten hat -

Hm…
muss man seine Dienstleistung nur freundlich genug anbieten?
Es kommt wohl noch sehr stark auf die Art der Dienstleistung an.

da muss man
schon ein knallharter Prinzipienreiter und sich moralisch
dünkender Bessermensch sein, um den dann zu denunzieren, denke
ich mal.

Drum frage ich ja. Wo liegt die Grenze?


Wertfreie Information:
Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit deckt jährlich Schwarzarbeit mit zig 100 Mio Euro Schaden auf.
Schwarzarbeiter sind nicht versichert, und für ihre Leistungen dürfte Gewährleistung wohl ausgeschlossen sein.
Den Rest der Schwarzarbeitsproblematik kann sich jeder selber im Internet zusammensuchen.

LG
Mike

Drum frage ich ja. Wo liegt die Grenze?

Das würde ich wohl immer nur an jedem einzelnen Fall entscheiden. Das ist meine Art, zu entscheiden. Zum Glück muss ich in meinem Beruf ja sowieso so vorgehen, denn jeder Patient hat Anspruch auf eine ganz individuelle Behandlung.
Ich bin also zunächst einmal froh, dass ich kein Politiker bin, sondern Arzt. :wink:

Aber wenn du so gern von mir ein etwas allgemeineres Statement dazu haben möchtest, dann meine ich schon, dass man sich an den kleinen Leuten, die sich für wenig Stundenlohn ihren Lebensunterhalt verdienen, nicht denunziatorisch oder maßregelnd vergehen soll.
Da empfehle ich doch den entsprechenden Stellen (Gerichte, Polzei usw.), Augenmaß zu bewahren und lieber mal ihre Energie an den großen Fischen der sogenannten freien Wirtschaft auszuprobieren. :wink:
Gruß,
Branden

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Nanana! Frust und Hass spuere ich eher bei Dir - und Neid will
ich bei mir nicht ganz ausschliessen.

Oh lala - offenbar traf ich ins Schwarze!

Um meine Beweggruende zu
klaeren, habe ich ja diesen Thread angefangen, und ich finde
die Diskussion sehr interessant.

Mich würden die Beweggründe auch brennend interessieren. Ich vermute folgendes: Es ist der Kick, der sich einstellt, wenn man einen Regelübertreter eigenhändig der Strafe zuführen kann. Das gibt einem das Gefühl moralischer Überlegenheit, Rechtschaffenheit und Disziplin. Dieselben Charaktere werden Müllkontrollore oder freiwillige Falschpark-Polizisten, am besten in Uniform. Sie sind Teil einer ganz distinkten Gesellschaftsordnung und Mentalität, in der die oberste Maxime lautet: „Trachte danach, daß die anderen sich an die Regeln halten.“ Das eigene Verhalten kommt später in der Priorität, und dann aber auch nur im Zusammenhang mit der Beobachtung durch andere, wie Nachbarn etc.

Gruß
d.

Wo liegt nun die Grenze zwischen dem Denunziantentum und der
moralisch gerechtfertigten Anzeige?

In den Beweggründen. Der Denunziant zeigt nicht an, weil ihm persönlich ein Schaden entstand oder er aus ehrlicher Voraussicht Gewaltverbrechen o.ä. abwenden will, sondern weil er sein Ego aufmöbeln kann, indem er einen Dritten eines Fehlers bezichtigt und eigenhändig dazu beiträgt, daß dieser aus dem Verkehr gezogen und/oder bestraft wird.

Ein schwacher Charakter wird so stark, indem er sich auf die Seite derer stellt, die er für die Rechtschaffenen und Guten hält (Staat, Polizei, „Solidargemeinschaft“, die Hausverwaltung, die „Oberen“). Manche tun das öffentlich und heischen Anerkennung für ihre Aufrichtigkeit („Berufsbetroffene“), aber andere sind auch selbst dazu noch zu feige, denunzieren heimlich und ergötzen sich an der Abführung des Angeklagten.

Das Lebensmilieu des Denunzianten ist eine totalitär ausgerichtete Gesellschaft, in der es genau ein einzges richtiges, wahres, korrektes Regelwerk gibt, und deren oberste Maxime es ist, daß ANDERE sich daran halten.

(Es gibt auch gezieltes Denunziantentum aus Rache an einer Person, aber das ist ein anderes Thema.)

Um diese Mechanismen zu beobachten braucht es keinen Staat - es reicht eine Schulklasse (statt Staat sind es die Alphatiere und der Verhaltenskodex in der Clique), eine Firma (der Boß und seine Vorgaben), ein Mehrfamilienhaus (Hausmeister und Hausordnung, Mülltrennung) oder ein Webforum (Betreiber und „Netiquette“).

Gruß
d.

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Da empfehle ich doch den entsprechenden Stellen (Gerichte,
Polzei usw.), Augenmaß zu bewahren und lieber mal ihre Energie
an den großen Fischen der sogenannten freien Wirtschaft
auszuprobieren. :wink:

Damit schaffst du dann aber rechstfreie Räume. Wenn ein Staat Regeln erlässt muss er auch dafür sorgen, dass sie befolgt werden, ansonsten sollte er die Regel gleich ganz lassen. In diesem Fall wären dann nämlich nur die Gesetzestreuen die Dummen. Schwarzarbeiter sind schlicht und ergreifend Betrüger, die sich auf Kosten anderer bereichern, denn sie nehmen die Leistungen des sozialen Netzes ja gerne in Anspruch, wollen aber ihren Teil nicht dazu beitragen.
Je nach Fall ist dies mehr oder weniger Schlimm, solches Fehlverhalten lässt sich aber nicht mit dem Verweis auf Andere die größere Schuld tragen aufheben. Diebstahl kann ja auch nicht straffrei bleiben, weil es auch Mörder gibt.

In diesem Fall ist es anscheinend so, dass es dem Schwarzarbeiter und seinen Auftraggebern wirtschaftlich gut geht. Sie machen das nicht aus Not. Durch ihre „Tat“ geht es ihnen nur noch etwas besser; sparen sie doch einiges an Abgaben ein.
Ihre fehlenden Beiträge werden dafür auf alle anderen Umgelegt. Sie lassen sich ihren Wohlstand und ihre Sozialleistungen unter anderem ein bisschen von der Kassiererin bei Lidl sponsorn. Auf den Einzelfall macht das wohl nicht mal einen Cent pro Nase aus, aber die Masse machts.
Da fände ich eine Anzeige gar nicht so denunziatorisch, denn dadurch wird ein weiterer Schaden von anderen abgewendet.

Gruß
Werner

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Solange Wirtschaftmanager und Politiker im grossen Stil
finanziell (oft auf Kosten der Gemeinschaft) abräumem und
dabei noch nicht einmal ein Unrechtsempfinden haben, ist
es mir - ehrlich gesagt - schnurzpiepegal!

Gute Einstellung.
Damit lässt sich fast alle rechtfertigen.

Hallo,

Wenn schon, dann sollte auch gleiches recht für alle gelten.

Da bin ich ganz Deiner Meinung. Solange aber nicht gleiches Recht für
alle gilt, würde ich es begrüßen, wenn man nicht immer ganz unten
sondern eher ganz oben anfangen würde, diesen Zustand zu ändern.

Gruß

Fritze

Hi,

Da bin ich ganz Deiner Meinung. Solange aber nicht gleiches
Recht für
alle gilt, würde ich es begrüßen, wenn man nicht immer ganz
unten
sondern eher ganz oben anfangen würde, diesen Zustand zu
ändern.

Nichts dagegen. Nur sind „ganz oben“ sehr viel weniger Schwarzarbeiter zu finden als „weiter unten“. Diese Schattenwirtschaft hat schon einige Firmen an den Rand der Existenz gebracht und viele Leute den Job gekostet. Somit sollte es im Interesse aller liegen, diesem Treiben ein Ende zu bereiten oder es zumindest stark einzuschränken.

Als Klassenkampfthema ist die Schwarzarbeit eher untauglich.

Viele Grüße
WoDi

Hallo Werner

Damit schaffst du dann aber rechstfreie Räume.

Nein. Ich schaffe sie nicht, ich kann sie nur aushalten, ohne sofort intervenieren zu müssen. Das ist ein Riesenunterschied, auf den ich viel Wert lege.
Außerdem: Alles, was man zu sehr kontrolliert, gerät unter Druck und wehrt sich entsprecend. Druck erzeugt Gegendruck. Wie Laotse schon sagte: Ein Staat, der (von oben) stark geregelt wird, der einwandfrei funktioniert, muss (unten) ein sehr chaotischer Staat sein.

Wenn ein Staat
Regeln erlässt muss er auch dafür sorgen, dass sie befolgt
werden, ansonsten sollte er die Regel gleich ganz lassen.

Das eben gerade nicht! Siehe meinen Bezig zu Laotse.

In
diesem Fall wären dann nämlich nur die Gesetzestreuen die
Dummen. Schwarzarbeiter sind schlicht und ergreifend Betrüger,
die sich auf Kosten anderer bereichern, denn sie nehmen die
Leistungen des sozialen Netzes ja gerne in Anspruch, wollen
aber ihren Teil nicht dazu beitragen.

Kennst du nicht diesen Dummenfang-Spruch in den U-Bahnen:
„Wer schwarz fährt, fährt auf Ihre Kosten.“
Da hat doch dann das Seyfried-Männchen (gezeichnet) gesagt: „Ah, auf meine Kosten! Okay! Ich lade euch alle ein!“

Diebstahl kann ja auch
nicht straffrei bleiben, weil es auch Mörder gibt.

Zwei total unterschiedlich schwere Verbrechen, die ich nicht in Einklang bringe.
Gruß,
Branden

Keine Angst - ich sage auch den Oberen meine Meinung, dofern sich eine Chance dazu ergibt. Aber hier war ja danach nicht gefragt - hier ging es um Schwarzarbeit unten und nicht um Verfehlungen oben. Und da bin ich nun einmal der Meinung, daß es wenig förderlich ist, wenn alle nur auf die Verfehlungen anderer schauen, um die eigenen Fehler zu entschuldigen.
Ganz abgesehen davon sollte man ja immer das ändern, was man ändern kann. Gegen den Chef der Deutschen Bank kann ich aber nichts konkret tun (ein Konto da habe ich eh nicht) - aber ich kann gegen Schwarzarbeit was tun, indem ich selber keine in Auftrag gebe und nutze.

Ggernot Geyer

Damit schaffst du dann aber rechstfreie Räume.

Nein. Ich schaffe sie nicht, ich kann sie nur aushalten, ohne
sofort intervenieren zu müssen. Das ist ein Riesenunterschied,
auf den ich viel Wert lege.

Ich dachte es ginge hier auch um verallgemeinerungsfähige Aussagen. Dass du persönlich solche Räume schaffst habe ich nicht angenommen und das du persönlich damit leben kannst ist mir gut verständlich, ich leide auch nicht darunter.
Für den Staat und das Gemeinwesen stellt sich das Problem aber anders. Unser Staat kann so wie er verfasst ist nicht einfach sagen: zahlt Abgaben oder auch nicht, ich regele das einfach mal nicht - wird schon gut gehen.

Außerdem: Alles, was man zu sehr kontrolliert, gerät unter
Druck und wehrt sich entsprecend. Druck erzeugt Gegendruck.
Wie Laotse schon sagte: Ein Staat, der (von oben) stark
geregelt wird, der einwandfrei funktioniert, muss (unten) ein
sehr chaotischer Staat sein.

Deine Aussage unterstellt, dass es im Bereich der Sozialversicherungspflicht zuviel staatlichen Druck gibt. Ich glaube aber nicht, dass es unseren Sozialsystemen besser ginge wenn man dort weniger kontrolliert. Aber wahrscheinlich stellst du damit die Form staatlich organisierter Pflichtversicherung an sich als Überregualtion in Frage. Da will ich dir nicht komplett widersprechen, aber das führte dann hier zu weit und meine Äußerung war auch eher systemimmanent gemeint.

Wenn ein Staat
Regeln erlässt muss er auch dafür sorgen, dass sie befolgt
werden, ansonsten sollte er die Regel gleich ganz lassen.

Das eben gerade nicht! Siehe meinen Bezig zu Laotse.

Ich sehe den Bezug zu Laotse da gar nicht, denn der sagt ja nicht dass Regeln dann am Besten funktionieren, wenn ich ihre Einhaltung gar nicht kontrolliere. Er spricht von einem zuviel.
Ich glaube das ganze nennt sich in der Rechtswissenschaft Legalitätsprizip. Wenn es dem Staat egal ist, ob ein Gesetzt eingehalten wird, dann stellt sich doch aber auch unabhängig davon die Frage, was das Gesetz dann überhaupt soll. Das kostet ja auch Geld. Ich würde mich zumindest sehr wundern, wenn meine Volksvertreter ein Gesetz erlassen, dass keiner Kontrolliert und wo Verstösse dann ja auch keine Konsequenzen hätten. Was sollte sowas?

In
diesem Fall wären dann nämlich nur die Gesetzestreuen die
Dummen. Schwarzarbeiter sind schlicht und ergreifend Betrüger,
die sich auf Kosten anderer bereichern, denn sie nehmen die
Leistungen des sozialen Netzes ja gerne in Anspruch, wollen
aber ihren Teil nicht dazu beitragen.

Kennst du nicht diesen Dummenfang-Spruch in den U-Bahnen:
„Wer schwarz fährt, fährt auf Ihre Kosten.“
Da hat doch dann das Seyfried-Männchen (gezeichnet) gesagt:
„Ah, auf meine Kosten! Okay! Ich lade euch alle ein!“

Das U-Bahnbeispiel hinkt gewaltig, denn die U-Bahn ist keine Solidargemeinschaft und die Preise sind nicht (sozial) nach der Wirtschaftskraft der Zahler gestaffelt. Was soll es uns also hier sagen?
Hier ist mir nebenbei nicht klar, wieso das ein „Dummenfangspruch“ ist.

Diebstahl kann ja auch
nicht straffrei bleiben, weil es auch Mörder gibt.

Zwei total unterschiedlich schwere Verbrechen, die ich nicht
in Einklang bringe.

Eben genau wie ich die „dicken Fische“ der freien Wirtschaft mit der Schwarzarbeit nicht so recht zusammenbringe.
Dort wo sich Unternehmer durch Schwarzarbeit bereichern, erwischt es sie auch und zwar härter als den Schwarzarbeiter. Da kann ich irgendwie keinen Vorbehalt draus ableiten.

Grüße
Werner

Für den Staat und das Gemeinwesen stellt sich das Problem aber
anders. Unser Staat kann so wie er verfasst ist nicht einfach
sagen: zahlt Abgaben oder auch nicht, ich regele das einfach
mal nicht - wird schon gut gehen.

Da hast du sicherlich recht. Aber unser Ausgangsposting beschäftigt sich ja mit den Pflichten und moralischen Skrupeln des Einzelnen.

Deine Aussage unterstellt, dass es im Bereich der
Sozialversicherungspflicht zuviel staatlichen Druck gibt. Ich
glaube aber nicht, dass es unseren Sozialsystemen besser ginge
wenn man dort weniger kontrolliert.

Auch hier bin ich deiner Meinung, was das derzeitige System betrifft.

Aber wahrscheinlich
stellst du damit die Form staatlich organisierter
Pflichtversicherung an sich als Überregualtion in Frage.

Ja, darauf läuft es wohl hinaus - selbst wenn mir das zunächst nicht bewusst war.

Da
will ich dir nicht komplett widersprechen, aber das führte
dann hier zu weit und meine Äußerung war auch eher
systemimmanent gemeint.

Wir verstehen uns.

Wenn ein Staat
Regeln erlässt muss er auch dafür sorgen, dass sie befolgt
werden, ansonsten sollte er die Regel gleich ganz lassen.

Ich bin mir da nicht sicher (Laotse fällt mir wieder ein).

Ich würde mich zumindest sehr wundern,
wenn meine Volksvertreter ein Gesetz erlassen, dass keiner
Kontrolliert und wo Verstösse dann ja auch keine Konsequenzen
hätten. Was sollte sowas?

Naja, die 10 Gebote, die Moses da dem Volk Israel übergab, wurden auch nicht immer eingehalten. Ob das jedesmal geahndet wurde, weiß ich nicht.

In
diesem Fall wären dann nämlich nur die Gesetzestreuen die
Dummen.

Sind sie wirklich nur die Dummen? Ergibt sich nicht eine innere Freiheit und innere Genugtuung aus dieser Harmonie? Ich meine das nicht ironisch, ich bin mir aer dessen auch nict sicher.

Schwarzarbeiter sind schlicht und ergreifend Betrüger,

die sich auf Kosten anderer bereichern, denn sie nehmen die
Leistungen des sozialen Netzes ja gerne in Anspruch, wollen
aber ihren Teil nicht dazu beitragen.

Ich denke, das ist nicht immer so. Ich glabe, die meisten Schwarzarbeiter haben wenig Geld und leben in schwierigen Verhältnissen.

Das U-Bahnbeispiel hinkt gewaltig
Hier ist mir nebenbei nicht klar, wieso das ein
„Dummenfangspruch“ ist.

Ich wollte darauf hinaus, dass die U-Bahn-Gesellschaft hier auf Schleichwegen ihre Kunden dazu animieren will, zu Denunzianen zu werden (zugespitzt formuliert) - und hier wären wir dann beim Ausgangsproblem.

Eben genau wie ich die „dicken Fische“ der freien Wirtschaft
mit der Schwarzarbeit nicht so recht zusammenbringe.
Dort wo sich Unternehmer durch Schwarzarbeit bereichern,
erwischt es sie auch und zwar härter als den Schwarzarbeiter.

Hier muss man vielleicht auch wieder den Kleinstunternehmer vom „dicken Fisch“ unterscheiden. Und meiner Erfahrung nach sind es gerade nur kleinste Unternehmen, die es riskieren, mit Schwarzarbeitern zu arbeiten, weil sie selbst in finanziellen Nöten sind. Ein großer Fisch hat dieses Risiko garnicht nötig. Er kann mit seinem Riesenkapital ganz anderen ruck auf die Welt ausüben. An dieser Stelle möchte ich jetzt (statt Laotse) diesmal Brecht zitieren:
„Was ist ein Banküberfall gegen die Gründung einer Bank!“
Gruß,
Branden

Hallo Werner

mit

Für den Staat und das Gemeinwesen stellt sich das Problem aber
anders. Unser Staat kann so wie er verfasst ist nicht einfach
sagen: zahlt Abgaben oder auch nicht, ich regele das einfach
mal nicht - wird schon gut gehen.

meinst Du bestimmt auch meine (kleinen) etablierten
Handwerker, die mich grundsätzlich ab dem zweiten Auftrag
fragen „ob ich denn eine schriftliche Rechnung brauche …“.

Aber wahrscheinlich:stellst du damit die Form staatlich
organisierter Pflichtversicherung an sich als Überregualtion
in Frage. Da will ich dir nicht komplett widersprechen,
aber das führte dann hier zu weit und meine Äußerung war
auch eher systemimmanent gemeint.

Diese Argumentation erinnert mich sehr stark an die
damals jeweils aktuelle „Sozialismusdiskussion“, z.B.
in der DDR. Demnach ist ja der Sozialismus auch ganz
toll nett, wenn die Menschen sich ganz toll nett verhalten.

Grüße

CMБ

Hi,

Und meiner Erfahrung nach
sind es gerade nur kleinste Unternehmen, die es riskieren, mit
Schwarzarbeitern zu arbeiten, weil sie selbst in finanziellen
Nöten sind. Ein großer Fisch hat dieses Risiko garnicht nötig.

Da solltest du deine Erfahrungen aber mal überprüfen, besonders in Hinblick auf den Baubereich. Manch großer Fisch ist ein solcher geworden, eben weil er Schwarzarbeiter in großer Zahl beschäftigt.
Soweit ich weiß, sind gerade in Berlin, aber auch anderswo, sogar öffentliche Gebäude mit dem massiven Einsatz von Schwarzarbeitern hochgezogen worden.
Also nichts mit Kleinstunternehmen.

Was dein folgender Hinweis auf Brecht in diesem Kontext bedeuten soll, erschließt sich mir nicht so ganz, außer, dass auch du, wie Fritze weiter unten, dem Ganzen einen gewissen klassenkämpferischen Touch geben willst, der in diesem Zusammenhang aber völlig fehl am Platze ist.

Viele Grüße
WoDi

Hallo Karin

Gibts da nicht so ein Gleichnis, bei dem ein Jünger einem Bettler ein Almosen gibt, und der ihm dann auch noch den Mantel stiehlt ?
Hast Du davon schon mal gehört?
Dann geht dieser Jünger zu Jesus und beschwert sich, daß doch dieser Bettler soo undankbar und ungerecht sei.
Was sagte Jesus ?
Du solltest den Bettler bedauern und mit ihm fühlen,denn er müsse mit diesem Problem fertig werden. Das hat der Jünger nicht verstanden.

So ist es auch bei deinem Schwarzarbeiter. Und bei Dir.

Gruß
easy! man

Hallo,

Nichts dagegen. Nur sind „ganz oben“ sehr viel weniger
Schwarzarbeiter zu finden als „weiter unten“.

Es ging mir dabei auch weniger um „Schwarzarbeit“, als vielmehr um die sog. „white collar“ Kriminalität. Es ist natürlich unbestritten erheblich komplizierter, einem Herrn Hartz oder Ackermann die Verfehlungen nachzuweisen, als einem Eierdieb. Es wird aber höchste Zeit, dass die Justiz da umlernt.

Bei Körperverletzung denken wir z.B. an die Faust ins Gesicht, oder vielleicht einen Knüppel über den Kopf. Aber sehr viel weniger wird daran gedacht, dass z.B. ein Manager eines Chemieunternehmens toxische Stoffe verarbeiten lässt und damit Hundertausenden Menschen die Gesundheit ruiniert oder zumindest stark gefährdet.

Problem: Faust ins Gesicht --> einfache Beweisführung, Täter aus vollkommen anderen Gesellschaftskreisen, Gift im Holzschutzmittel --> schwere Beweisführung, Täter aus der „peer group“.

Aber wir schweifen erheblich vom Thema ab und mit Religion hat das allenfalls mittelbar zu Tun.

Gruß

Fritze

Hi,

Aber wir schweifen erheblich vom Thema ab und mit Religion hat
das allenfalls mittelbar zu Tun.

Das stimmt zwar, aber immerhin heißt dieses Brett „Religion und Ethik“ und da passt es dann wieder.

Viele Grüße
WoDi

Hallo!

Ohne mich als Moralapostel oder Superchrist aufzuspielen. Schwarzarbeiter sind ehrlichen Arbeitern gegenüber die Lohnsteuer zahlen, sehr ungerecht. Denn wie kommt ein Mensch dazu sich ordentlich anzumelden, wenn ein Anderer sich Brutto für Netto einstreifen kann und sich dabei ins Fäustchen lacht. Ich würde dem guten Mann raten es lieber mit ehrlicher Arbeit zu versuchen. Es gibt ja genug Stellen wo man neben einem Gehalt oder Lohn auch ein Fixum bekommt. Vorausgesetzt man kann gut verkaufen. Eine andere Möglichkeit wäre die Firma zu wechseln und einen besser bezahlten Job in Erwägung zu ziehen. Ist jedoch in der derzeitigen Arbeitsmarktsituation wahrscheinlich sehr schwierig, aber wenn man seine Qualitäten sehr gut verkauft sicherlich nicht unmöglich. Außerdem sollte ein Schwarzarbeiter immer bedenken ist kommt jede Heimlichkeit einmal ans Tageslicht und dann wird es sich ein Problem, dass ihm auf den Kopf fällt.

Eines Tages kommt er ins Gespraech mit einem jungen Mann, der

die Kaffeemaschine wartet und mit einigem Stolz erzaehlt, dass
er das nur nebenbei mache und lieber mit Renovierungsarbeiten
sein Geld verdiene - schwarz natuerlich! Und das wuerde sich
sehr lohnen, wenn man also mal jemanden brauche…man koenne
sich bei den Kollegen in dieser Firma erkundigen. Er habe hier
schon viele zufriedene Kunden.

Gruss

Petra

Hallo, mich wuerde Eure Meinung zu folgender Situation

interessieren:

Angenommen, jemand arbeitet als Externer (Zeitarbeit) bei
einem Unternehmen, das seinen Angestellten extrem gute
Gehaelter zahlt.

Eines Tages kommt er ins Gespraech mit einem jungen Mann, der
die Kaffeemaschine wartet und mit einigem Stolz erzaehlt, dass
er das nur nebenbei mache und lieber mit Renovierungsarbeiten
sein Geld verdiene - schwarz natuerlich! Und das wuerde sich
sehr lohnen, wenn man also mal jemanden brauche…man koenne
sich bei den Kollegen in dieser Firma erkundigen. Er habe hier
schon viele zufriedene Kunden.

Erster Gedanke: Ach ja, koennte ganz nuetzlich sein.

Zweiter Gedanke: Moment mal - eigentlich ist man entschieden
gegen Schwarzarbeit, und vor allem: die Leute, die hier
angestellt sind, haben soviel Geld. Die koennten sich doch
wohl normale Handwerkerloehne leisten. Und der Typ war auch
noch hoechst unsympathisch.

Was tun? Ueberhaupt was tun?

Was meint Ihr dazu?

Was dein folgender Hinweis auf Brecht in diesem Kontext
bedeuten soll, erschließt sich mir nicht so ganz, außer, dass
auch du, wie Fritze weiter unten, dem Ganzen einen gewissen
klassenkämpferischen Touch geben willst, der in diesem
Zusammenhang aber völlig fehl am Platze ist.

Warum immer dieser Hinweis von oben herab?

Ist die „klassenkämpferische Haltung“ (bzw. das, was Du -warum auch immer- so nennst) denn kein Ethos?

VG
F

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Hi,

Warum immer dieser Hinweis von oben herab?

Ich kann da nichts erkennen, was sich als „von oben herab“ bezeichnen ließe.

Ist die „klassenkämpferische Haltung“ (bzw. das, was Du -warum
auch immer- so nennst) denn kein Ethos?

Nicht in diesem Fall.
So wie hier damit operiert wird, soll suggeriert werden, dass die Schwarzarbeiter eigentlich was „Gutes“ tun und zwar gegen „die da oben“.
Das ist aber Blödsinn, denn Schwarzarbeiter tun was gegen „uns hier unten“, was eigentlich jedem klar sein sollte, der sich auch nur halbwegs mit dieser Problematik beschäftigt hat.

Der Steuern und Abgaben zahlende ehrliche Arbeitnehmer muss vom Staat - mithin also von uns allen - geschützt werden, damit er nicht, wie das in vielen Fällen schon passiert ist, der Dumme ist.

Also: kein romantischer Klassenkampf von einigen offenbar Alt-68ern.

Viele Grüße
WoDi