Hmm, sehr interessante Diskussion, das. Hat sich zwar schon ziemlich weit von der ursprünglichen Frage entfernt, aber ich würde doch ganz gern auch Nemos Ansichten kommentieren.
Mir ist aufgefallen, dass ihm bisher keine Frau, auch nicht teilweise, zugestimmt hat. Stattdessen schreibt ihr sehr viel über innere Werte, Schönheit liege im Auge des Betrachters usw. Natürlich kann man euch dann nicht viel entgegnen (weil ihr ja eigentlich Recht habt), außer: Ihr vergesst, dass es sich bei der Beziehung des UP um eine ganz „frische“ handelt, und dass er selbst auch noch sehr jung ist. Eure Partnerschaften, die ihr als Beispiele heranzieht, haben sich über Jahre hinweg entwickelt und vertieft, natürlich sind Äußerlichkeiten dann total nebensächlich! Aber erinnert ihr euch nicht daran, wie das in eurer Jugend war, wenn ihr erst „kürzlich“ jemanden kennen gelernt habt? Gab es da nie eine Situation, in der ihr euren Freunden ein Foto von dieser Person gezeigt habt, und ihr euch dann sehr gefreut habt, wenn wohlwollende Kommentare folgten? Klar, das ist natürlich oberflächlich… aber sooo unverständlich, wie viele von euch tun, doch auch wieder nicht, oder?
Überhaupt - „Schönheit liegt im Auge des Betrachters“, wie einige von euch betont haben - daran hakt es ja gerade: Der UP findet dieses jetzt schon so berühmt-berüchtigte Muttermal eben NICHT schön (sondern „hässlich“, wie er schreibt). Trotzdem lässt er mehrmals durchblicken, dass er Gewissensbisse hat, allein deshalb, weil er mit dem Gedanken spielt, seine Freundin darauf anzusprechen. Er schreibt, dass er diese Gedanken selbst schlimm findet, und - wie Nemo schon betont hat - er bittet mehrmals um Rücksicht. So furchtbar oberflächlich, erbärmlich und herzlos kann er also nicht sein (auch wenn einige von euch ihn so zu sehen scheinen), weil er doch offenbar viel darüber nachgrübelt. Er hätte ja auch einfach ohne zu zögern mit seiner Freundin drüber reden können.
Mir ist klar, dass Aussagen wie:
Frauen sind Prestigeobjekte, unter anderem…
auf Ablehnung stoßen müssen. Das liegt schon allein an der Wortwahl. Aber den Satz (ich zitiere jetzt mal aus dem Gedächtnis) „Frauen müssen vorzeigbar sein“ finde ich doch interessant. Ich würde ihn natürlich mal ausweiten auf „Partner müssen vorzeigbar sein“. Das heißt natürlich NICHT, dass man sich mit Menschen schmücken sollte wie mit Perlen (oder meinetwegen mit schicken Autos). Aber eigentlich ist es doch selbstverständlich, dass man den Partner gern „vorzeigen“ können möchte, also nicht „verstecken“ sollte. Ich weiß, ich habe dem UP geraten, die Freundin eben nicht seinen Kumpels vorzustellen, aber das ist in Wirklichkeit keine Lösung auf Dauer. Natürlich bleibt die Frage, was „vorzeigbar“ bedeutet, und ich verstehe, dass ihr euch darüber ärgert, dass eine Frau wegen eines Muttermals als „nicht vorzeigbar“ gelten soll. Aber so empfindet der UP nun mal, das lässt sich nicht „wegreden“, und da wären wir ja wieder beim „Schönheit liegt im Auge des Betrachters“, nicht? Man kann sich bemühen, da drüberzustehen, aber das schlechte Gefühl bleibt. Ein Beispiel dazu - ja, auch dieser Vergleich hinkt, aber das tun ja die meisten Vergleiche: Ein Exfreund von mir hatte keine besonders gepflegten Fingernägel, und ich habe mich insgeheim sehr davor geekelt. Hätte es aber nie gewagt, ihn darauf anzusprechen, weil ich dachte - wie komm’ ich dazu, einem erwachsenen Menschen zu sagen, wie oft er sich die Nägel schneiden soll?? Trotzdem hatte ich, wenn auch versteckt, immer ein schlechtes Gefühl, und ich habe mich auch ein bisschen für ihn geschämt deswegen. Nennt mich oberflächlich, aber so war’s halt, und ich wüsste schon gern, wie man solche Gefühle einfach zum Verschwinden bringen kann? (Ja, ja: In tiefen, langjährigen Partnerschaften wie den euren gibt’s sowas nicht. Aber das Beispiel, das ich gewählt habe, bezieht sich auf eine „Jugendliebe“ und passt grad deswegen gut zu der Situation des UP!)Ich finde also, dass ihr zwar mit euren Urteilen durchaus Recht habt, dass ihr diese aber oft zu streng und unnachgiebig vorbringt. Der Bitte des UP um Verständnis kann man ja zumindest ein bisschen nachkommen, auch wenn’s schwer fällt, weil die eigene Jugend weit zurückliegt und man das Glück hat, in einer sehr reifen Partnerschaft gut aufgehoben zu sein. (Daher wohl Nemos Vorwurf, dass manche hier „scheinheilig“ rüberkommen.)
Wenn sie nun einen Schönheitsmakel hätte, den man relativ
leicht entfernen kann, warum sollte ich sie dann nicht fragen,
ob sie das weg machen lässt?
Nicht zwingen, nicht drohen, nur fragen?
Egal, was sie antwortet, ob sie einwilligt oder nicht, fragen
wird man doch wohl noch dürfen?
Aber hier, lieber Nemo, siehst du wiederum die Sache zu einfach. Da muss man schon sehr, sehr diplomatisch vorgehen, und auch dann kann’s unangenehm enden. Warum? Wenn man ein junges, vielleicht noch unsicheres Mädchen so direkt fragt, ob sie so etwas an sich ändern lässt, kommt sie der Bitte wohl nach, hat aber vielleicht dabei das Gefühl, keine andere Wahl zu haben. Jetzt weiß die ja, dass diese Sache „nicht gefällt“, und das würde ihr sonst möglicherweise ständig im Hinterkopf herumspuken. (Denn das muss man schon festhalten: Sich die Fingernägel besser zu pflegen ist etwas ganz anderes, als sich quasi „unters Messer zu legen“.)
Liebe Grüße,
Pierretta