Hallo Wolfgan und sonstige Mitleser,
Offensichtlich kommt man beim Versuch, Deine Frage zu beantworten,
von Hölzchen auf Stöckchen und hat immer noch keine befriedigende
Antwort. Ich halte immerwährendes quantitatives Wachstum weder für
möglich, noch für erstrebenswert und nötig. Wir können uns aber in
eine Situation bringen, in der wir uns selbst zum quantitativen
Wachstumszwang verurteilen. Wir sind seit langer Zeit in solcher
Situation, weil viele Gemeindekämmerer und Finanzminister von Bund
und Ländern seit Jahrzehnten mehr Geld ausgeben, als sie haben.
hat sich schonmal jemand Gedanken gemacht, wie die Netto-Gläubiger, deren Geldforderungen durch unseren (außer bei überraschender Inflation, die es bei uns seit Jahrzehnten nicht nennenswert gab) immer positivem Realzins, ihr Geld anlegen könnten, wenn ihnen die Sachkapitalrenditen zu niedrig sind (Investitionen nicht lohnen) und sich auch nicht mehr genügedn Neuschuldner für die nicht verkonsumierten Zinsen finden?
Ältere Volkswirtschaften tendieren zur Sättigung. D.h. die Sachkapitalrenditen fallen. Gerade bei fallender Beölkerung (die unserer Erde gut täte), wäre sogar eine schrumfende Wirtschaft daher sinnvoll. Woher sollen in einer schrunmpfenden Wirtschaft aber Neuschuldner kommen?
Wer sollte also makroökonomisch die Schulden übernehmen, wenn der Staat es nicht getan hätte? Privathaushalte? Unternehmen? Das Ausland? Oder wollen wir Bilanzen fälschen, Guthaben ohne Forderungen auf der Gegenseite? Das letzte war eher scherzhaft gemeint.
Berücksichtigen wir zudem, dass Geld in unserem Geldsystem bereits eine Schuld ist, dann bleiben spätestens hier Schulden stehen, die sich nicht tilgen lassen, solange die Netto-Gläubiger nicht ihre GESAMTEN Kapitaleinkünfte verkonsumieren (oder - mit Einschränkungen - investieren).
Genau da sehe ich den Zwang zum Wirtschaftswachstum. Solange die Wirtschaft noch wächst, werden die nicht verkonsumierten Zinseinkünfte investiert. Aber diese Neuinvestition erfordert eben Wirtschaftswachstum.
Kein, oder zu geringes, Wirtschaftswachstum führt bei Sättigung der Sachkapitalmärkte in unserem heutigen System also unweigerlich dazu, dass die Fristigkeit der Anlagen immer weiter fällt, bis zum Bargeld. Das ist z.B. am extremen Anstieg der 500 Euro Banknoten zu sehen, den man in den Statistiken man bei der EZB erkennen kann.
Auch ich halte immerwährendes quantitatives Wachstum weder für möglich, noch für erstrebenswert und nötig. Wir haben uns aber schon in eine Situation gebracht, in der wir uns selbst zum quantitativen
Wachstumszwang verurteilt haben: Unser Geldsystem.
Lösungsansätze gibt es mehrere, aber bevor man Lösungsansätze diskutiert, muss erstmal das Problem (Zwang zum Wirtschaftswachstum) und dessen Ursache erkannt werden. Hier kann sicherlich vieles weiterhelfen, aber eines mit Sicherheit nicht: Menschen zusammenhanglos und persönlich anzugreifen, nur weil diese Gedanken äußern, die vom Mainstream bisher ignoriert werden - so leider in dieser Diskussion mehrfach geschehen.
Alles Gute wünscht
… Michael