Hallo Herbert
Das ist wirklich witzig. Was aber wenn
jemand die Autoritätsgläubigkeit
ausnutzt? Das ist ja auch in der
Demokratie möglich…
Naja, es sind schon ziemlich viel Barrieren eingebaut, denken ich. Zumindest ist der Rechtsstaat ein ganz brauchbarer Garant dafür, daß der Staat bzw seine jeweiligen Organe sich nicht mehr Befugnisse anmaßen, als ihnen zustehen.
Das ganze ist ein ziemlich kompliziertes Geflecht aus gegenseitiger Kontrolle und Beobachtung.
Aber vielleicht bin ich da auch zu blauäugig. Es kann sicher auch schiefgehen, aber wohl nicht so leicht…
(Ich könnte Dir da ja von Erlebnissen mit
den Zöllnern in Spielfeld erzählen *ggg*)
Dann erzähl mal 
Ach, das war vor 2-3 Jahren, als man noch eine Stange Zigaretten legal über die Grenze mitnehmen durfte, und als ich noch geraucht habe. Da bin ich regelmäßig nach Spielfeld gefahren, um in SLO Zigaretten zu kaufen und aufzutanken.
Und jedes Mal (sowohl bei der Ein- als auch bei der Ausreise) haben mir die österr Zöllner die sehr sinnvolle Frage gestellt, ob ich Drogen, Rauschgift oä ex- oder importiere. Anfangs hab ich ja nur gefragt, ob ich so aussehe (mit einem Kopfnicken als als Antwort
), aber einmal hatte ich genug…
Da hab ich den Zöllner halt zurückgefragt, ob er denn etwas braucht. (Da war die Zunge schneller als das Hirn.) *g*
Mit dem Ergebnis, daß ich rechts ranfahren mußte, wir alle aussteigen mußten, und der Zöllner sich mal mein Auto genauer angesehen hat. Kofferraum, Handschuhfach, unter den Sitzen usw…
Das witzigste daran war aber, daß ich einen halboffenen Schoko-Riegel in irgendeinem Seitenfach im Auto vergessen hatte, und daß wir gerade Hochsommer hatten. Der Zöllner hat ganz schon bös geschaut, als er seine mittlerweile schokoüberzogene Hand wieder herausgezogen hat, und ich nicht anders konnte, als zu lachen. Hab mich aber gleich entschuldigt… 
Und ein anderes Mal hatte ich meinen Rucksack (gleiches Fabrikat wie die Bundesheer-Rucksäcke) im Kofferraum vergessen, worauf ich wohl gleich im Verdacht stand, ein Bosnien-Söldner auf Heimaturlaub zu sein oder so… 
Kleiner Tip: Auf der Bundesstraße sind sie nicht so lästig wie auf der Autobahn. *g*
Und so sollte man sich mE gegenüber jeder
Autorität verhalten: Man muß wissen,
welche Befugnisse die Autorität hat, und
welche Rechte man selbst hat. Und dabei
muß man immer selbstbewußt und freundlich
bleiben.
Das ist richtig, nur wer kennt schon
seine Rechte?
Jede einzelne Kleinigkeit und Detailregelung muß/kann man ja nicht kennen. Aber es hilft schon viel, wenn man weiß, daß man zB im Falle einer Festnahme über die Gründe derselben informiert werden muß, oder daß ein Polizist einem Betroffenen auf Verlangen seine Dienstnummer nennen muß.
Und meistens gibts ja sowieso noch Rechtsmittel, Rechtsbehelfe etc, wo man eine längere Überlegungsfrist hat…
(Vielleicht sehe ich das subjektiv aber auch viel zu locker…)
Und wenn, was hilft es,
wenn man der Polizei mehr glaubt als dem
einfachen Bürger? Ich hatte mal mein
Autoradio etwas zu laut betrieben. Der
Polizist, der mich darauf aufmerksam
machte, tat dies mit deutlich erhobener
Stimme. Als ich zwar mit freundlichen
Worten, aber mit ebenso erhobener Stimme
zurückredete, mußte ich doppelt zahlen:
Zwei mal Ruhestörung, einmal mein Radio,
das zweite mal meine Stimme.
Das hat dann ja eh nix mit der Glaubwürdigkeit des Polizisten zu tun.
Du hattest ja laut Radio gehört, oder? 
Übrigens: Beamte, die Organstrafverfügung verhängen, müssen eine besondere Ermächtigung dazu haben. Und auf Verlangen müssen sie Dir eine Urkunde zeigen, in der die Verleihung dieser Befugnis bestätigt wird. (Falls Du auch lästig sein willst…) 
(Das Problem ist halt, daß er dann, wenn er keine Organstrafverfügung ausstellen kann/will, gleich eine Anzeige macht, was jedenfalls teurer ist.)
Dabei bin
ich sonst eher ruhig und schüchtern…
Jaja, immer die stillen Wasser, die so tief sind… 
Jaja, genau sowas hab ich gemeint.
Und wenn man Intoleranz auf diese Weise
schon relativiert hat, dann ist es nicht
mehr schwer, Intoleranz auch von den
Bürgern zu verlangen.
Stimmt. Was mich wundert ist, wie schnell
das alles gegangen ist. Wie unterscheiden
wir uns von der Bevölkerung Österreich
und Deutschlands kurz vor Hitler? Oder
tun wir das gar nicht? Macht mir ein
bißchen Angst. Wo ist schnell mein Paß?
Hat man sich nach dem 1. WK nicht auch
geschworen: ‚Nie wieder Krieg‘?
Ich denke schon, daß die Menschen heute anders sind als die vor 60-70 Jahren. Schon weil man ja viel mehr Informationen hat, wie Krieg wirklich aussieht (übers Fernsehen etc). Die Hemmschwelle ist sicherlich höher, denke ich. Du mußt nur daran denken, wie sich die Nato gewunden hat, nur um keine Bodentruppen in den Kosovo schicken zu müssen…
Und auch was die Intoleranz etc angeht, ist die Aufklärung heute wohl eine ganz andere als vor 60 Jahren. Die Menschen kommen heute ja in der ganzen Welt herum, während man früher kaum in das nächste Nachbarland kam…
Und ein Paß würde da auch nicht viel nützen, weil in dieser Hinsicht wohl alle Menschen gleich gut manipulierbar sind…
Das schaut ihnen ähnlich… Mir sind
schon oft die Ähnlichkeiten zwischen
Nazireich und Sowjetunion aufgefallen.
Das wollen ja weder die Rechten noch die
Linken so wirklich hören.
Jaja, eh. Wahrscheinlich schließt sich der Kreis sowieso, sodaß man wieder rechts herauskommt, wenn man ganz nach links geht (und umgekehrt). Es hat ja zB auch in der UdSSR Progrome und Völkermorde gegeben.
Auch darüber muß ich viel nachdenken. Ich
denke mir, ich bin ein Mensch, der sich
so in den vergangenen 40 Jahren seine
eigene Meinung gebildet, oder muß man
sagen: erkämpft hat? Natürlich, wenn ich
mit jemanden diskutiere, oder wenn ich
andere Meinungen lese, dann denke ich
auch über meine Meinung nach, und
revidiere sie gegebenenfalls in kleinen
Dingen. Aber könnte mir jemand meine
Meinung so im Kopfe umdrehen, daß ich
plötzlich für einen totalen Krieg bin?
Die Rede habe ich jetzt nicht hier, aber soweit ich mich erinnern kann, war sie ganz gut aufgebaut. Sie hat damit begonnen, daß Goebbels Aussagen englischer Politiker zitiert und verhöhnt hat, wonach die Deutschen bald besiegt wären usw.
Und ganz am Ende, als Höhepunkt, kam dann die Aussage irgendeines Engländers, daß die Deutschen zu schwach seien, um den Krieg durchzuhalten. Und da hat der Goebbels dann eingehakt, nach dem Motto: Jetzt wollen wir es den Engländern einmal zeigen!
Und er hat die Zuhörer dann halt hochgepeitscht: Laßt es uns ihnen zeigen, daß uns der Krieg nichts ausmacht, daß er eigentlich noch härter sein könnte, daß er ein totaler sein könnte, ohne daß es uns etwas ausmachen würde. Und dann kam halt als Höhepunkt die Frage: „Wollt ihr den totalen Krieg?“
Oder bin ich da wieder zu arrogant. Was
ist wenn man mir gerade das Dach über dem
Kopf weggebombt usw. hat?
Ja, wahrscheinlich bleibt dann entweder Resignation oder Trotz/Rachebedürfnis übrig. Und ersteres hat dem Herrn Hitler nicht geschadet, zweiteres sogar genützt.
Eben. Gerade aus Burma/Myanmar hört man
eigentlich überhaupt nichts, obwohl dort
ein ziemlich grausames Militärregime
herrscht.
Ganz zu schweigen von den afrikanischen
Mini-Diktaturen, wo man sich alle paar
Jahre gegenseitig wegputscht.
Ja leider… Würde es etwas helfen, wenn
sie mehr im Lichte der Öffentlichkeit
stehen? Was kann man gegen solche
Diktaturen machen, wie ihren Bürgern
helfen? Was sagt AI darüber?
Ich glaube, am sinnvollsten ist es, wie man es auch mit Südafrika gemacht wurde: ein totaler Boykott. Das Problem ist halt, daß aus den meisten kleineren Diktaturen nicht viel kommt, was man boykottieren könnte. (Höchstens Erdöl aus Nigeria etc.)
jüngeren Jahren eine Geschichte über
einen Obdachlosen gelesen, der über die
Wintermonate unbedingt ins Gefängnis
wollte. Sie hat mir deswegen so gut
gefallen, weil sie nicht nur komisch war,
sondern auch sehr einfühlsam die Leiden
der Obdachlosen, speziell im Winter
schilderte.
Jaja, das kenne ich auch. War aber gerade mal vor ein paar Jahren, als ich einen ähnlichen Zeitungsbericht über einen Sandler in Klagenfurt gelesen habe.
Wenn ich böse wäre, würde ich ja auch
sagen, daß der Balkan auch nicht mehr
unbedingt zu Europa gehört. 
Aber das sind wir ja nicht 
Und wenn ich noch böser wäre (was ich natürlich nicht bin), dann würde ich sagen, daß der Balkan schon in Wien beginnt. *g*
ist Kurde). Aber die Zeit bringt oft
Wunder. Vor 60 Jahren waren Franzosen und
Deutsche Feinde. Heute begreift das bis
auf ein paar Blödiane keiner mehr.
Ja, genau. Und so wie es aussieht, ist es mit Deutschland-Polen auch bald so weit…
Obwohl, manche sind mit 17 schon recht
erwachsen, und andere mit 19 noch
nicht…
Es gibt ja jetzt auch schon die Möglichkeit, sich vom Gericht ein Jahr vorher schon für volljährig erklären zu lassen. (Oder die Volljährigkeit um zwei Jahre zu verschieben.)
Ich finde es halt nur sehr widersprüchlich, daß man zB zwar mit 18 (oder 17) schon autofahren darf, aber sich das Auto uU noch nicht ohne Zustimmung der Eltern kaufen kann.
Oder daß man schon mit 18 die Reife prüfung machen kann, aber für das Rechtsleben erst mit 19 „reif“ genug ist…
Auch da bin ich ein bißchen im Zwiespalt
mit mir selber. Hat sich die politische
Landschaft z. B in USA nicht zu sehr
vereinfacht?
Ja, sicher. Das ist halt auch eine Folge dieses Systems, daß sich alles auf zwei große Parteien konzentriert. Konservative/Labour in GB, Demokraten/Republikaner in den USA.
Aber ich denke, dann verlagert sich das ganze politische Spektrum halt in diese Parteien hinein, sodaß es sehr viele Flügel innerhalb dieser Sammelparteien gibt (deren Vertreter wiederum alle Chancen haben, da es ja ein Persönlichkeitswahlrecht gibt).
Ein
solcher Abgeordneter muß also nicht
fürchten, daß er beim nächsten Mal von
der Kandidatenliste verschwindet, wenn er
nicht im Sinne seiner Fraktion stimmt.
gefällt mir das wieder eindeutig.
Es wäre ja schon viel gewonnen, wenn man über wichtigere Angelegenheiten öfter geheim abstimmen würde im NR.
Da kenne ich mich zuwenig aus. Ich weiß
nur, daß es Erst- (Persönlichkeitswahl)
und Zweitstimmen (Verhältniswahl) gibt,
wobei die Zweitstimmen eigentlich die
wichtigeren sind, obwohl im Wahlkampf
immer so getan wird, als ob die
Zweitstimme unwichtig ist. 
Sind auch rechte (und linke) Schlitzohren
-)
Hehe, ja. 
Das haben sie uns auf der Uni erzählt,
als ein Argument gegen die Existenz eines
universalen Naturrechts.
Wenn’s stimmt, so scheint mir das aber
eher die Ausname zu sein. Ist es nicht
eher so, daß die ‚Alten‘ in Naturvölkern
wegen ihrer Erfahrung geschätzt werden?
Hmm… wie gesagt, ich plapper nur das nach, was mir gesagt wurde. Und dieses Beispiel wird eigentlich öfters erwähnt im Streit zwischen Naturrecht und Positivismus, also denke ich, daß es nicht ganz aus der Luft gegriffen ist.
Ich glaube, gerade bei den „primitivsten“
Naturvölkern gibt es gar keine
„Klassen“…
(Halt nur Schamanen, Häuptlinge usw, aber
keine richtige Gesellschaftspyramide.)
Vielleicht unterschätzt man da die
Naturvölker?
Wäre ganz interessant zu erfahren, was ein Volkskundler über die Aborigines, Indios, usw erzählen kann, und inwiefern sich diese Gruppen gleichen oder unterscheiden…
Vielleicht war das aber eine
Manifestation des ohnehin schon
herrschenden Meinungsbildes? Was haben da
andere, damals vorherrschende Religionen
vertreten? Ich denke, daß sich die
Menschen in der Urzeit sehr wohl als
Individuen gesehen haben, eingebettet in
ihre Familie oder Volk. Die Religion,
oder der jeweilige Herrscher haben dann
ihren Senf dazugegeben. Der Buddhismus in
die eine, das Juden-Christentum in die
andere Richtung.
Ist natürlich auch möglich. Aber ich bewege mich da auf einem sehr wackligen Boden, weil ich wirlich nicht genau sagen kann, wie das Selbstverständnis des Menschen in jeder Phase der Geschichte ausgesehen hat.
Und ob ein Urzeit-Mensch sich überhaupt als Mensch empfunden hat (und nicht nur als ein Tier auf zwei Beinen)???
Es ist sicherlich oft auch ganz sinnvoll,
einheitliche Normen zu finden, aber
manchmal denke ich mir, manchen Beamten
war einfach nur fad…
… oder sie sehen ihre Existenz
gefährdet…
Naja, die gesamte EU, die für 15 Länder mit zig Millionen Menschen zuständig ist, hat weniger Beamte als der Wiener Magistrat. 
Wirklich überflüssig werden da wohl nicht so viele sein.
Und ach ja, was mich noch am EU-Beitritt
Österreichs gestört hat, war die
Pauschalverabschiedung der Gesetze. So
auf die Art: wir stimmen heute über die
Gesetze 50 bis 100 ab. Kein Abgeordneter
kann mir erzählen, daß er gewußt hat, was
er da verabschiedet. Das halte ich für,
nun, ein bißchen undemokratisch.
Es ist ja auch nicht die Regel, daß jeder Abgeordnete genau weiß, worüber er abstimmt. Es wäre zwar wünschenswert, ist aber kaum praktikabel.
Die meisten Gesetze kommen ja als Regierungsvorlage ins Parlament, werden also von Ministerialbeamten (das sind die eigentlichen Profis) verfaßt. Dann kommen sie in einen Ausschuß, in dem jeder Klub vertreten ist, und in dem die eigentliche Bearbeitung der Vorlage geschieht.
Und schlußendlich wird dann im Plenum abgestimmt.
Genau bescheid wissen kann ein Abgeordneter somit eigentlich nur über jene Gesetze, mit denen er sich in „seinem“ Ausschuß befaßt hat.
Was aber nichts daran ändert, daß ich von der endlosen und ziellosen Gesetzesproduktion auch nix halte.
Ciao
Patrick