Das könnte ein falscher Schluss sein.
All die, die das Thema Tod und Sterben verdrängen (=viele)?
Sollen die nicht automatisch friedlich bis zum Ende sterben dürfen?
Hallo,
ich rede das drastisch und offen, weil das Thema so gut wie durch ist und ich keinerlei, wirklich keinerlei Verständnis aufbringen kann.
Ich werde das tun, sofort, hatte ja schon vor deinem Post im Plauderbrett gefragt, wo man den(n) Widerspruch einlegen könnte.
Wenn fbh hier von einer großen politischen Dimension spricht, dann würde ich das eher auf billiges liberal-wirtschaftliches Modell, Inhumanität und krasse politische Missgeburt reduzieren.
Von heute auf morgen werden zig Millionen zu freiwilligen Organspendern per Gesetz erklärt. Da scheitert es schon im Sprachgebrauch an Ehrlichkeit. Man sollte es so nennen, wie es sich darstellt: „Verordnet/zwangs“ und „Pflicht“. Andere Diktaturen haben damit kein Problem, hier wird geheuchelt und getäuscht.
Beim Thema Organspende geht es nicht eine Geld- oder Sachspende (freiwillig, Spende im eigentlichen Sinn) oder Zwangsgebühr á la GEZ (sachlicher unpersönlicher Bezug), sondern um die Entnahme meiner Organe, obgleich ich noch am Leben bin. Das möchte ich schlicht im vollen Bewusstsein separat und vorher erklären müssen. Es geht schließlich um mich persönlich, nicht um irgendwen da draußen.
Die Widerspruchslösung wird folgende organisatorische und damit ethische Probleme mit sich bringen:
- Es muss eine umfängliche Datenbank angelegt werden, die jedem Krankenhaus (und Mitarbeiter) sofort und umgehend Auskunft gibt. Diese wird bei anstehender zeitnaher Umsetzung eines Gesetz nicht zur Verfügung stehen.
- Ein Unfallopfer ohne Ausweis ist in der Kürze der Zeit nicht prüfbar hinsichtlich Widerspruch, selbst wenn ein Zugriff auf eine Datenbank zur Verfügung steht.
Das Resultat ist:
- Jeder, der nicht überprüft werden kann, darf ungefragt ausgeschlachtet werden.
- Selbst wenn eine Überprüfung möglich ist, kann ein technisches Versagen (die Information ist irgendwo hängen geblieben) jederzeit geltend gemacht werden.
- Jegliche Beweislast wird umgekehrt, sie liegt nun beim Torso, oder deren Angehörigen, die möglicherweise froh sind.
Es werden bewusst gesellschaftliche soziale „Gesetzmäßigkeiten“ benutzt, wie bei unentschiedenen oder Nichtwählern. Bei Menschen wie Obdachlosen, die mit dem Thema überhaupt nicht in Berührung kommen, mit Menschen, die aufgrund ihrer alltäglichen familiären oder beruflichen oder gesundheitlichen Problemen gar keine Zeit haben, sich um dieses Thema zu kümmern (bestenfalls das wahrnehmen und auf später, damit nie verschieben werden). Es wird bewusst per Gesetz ein großes menschliches Opferpotential generiert zugunsten einer kleinen Täterminderheit aus kranken Menschen und wirtschaftlichen Profiteuren. Anstelle illegalen Oganhandels generiert man „heimisches“ Gut und Potential. Hauptsache, einige wenige verdienen an diesem Geschäft.
Für mich ein abscheuliches, menschenverachtendes, inhumanitäres, ethisch/moralisch nicht vertretbares Gesetzesvorhaben.
awM
Zu „Täterminderheit aus kranken Menschen“:
ja, ich würde es jedem erklären, dass er mit seinem berechtigten Wunsch auf Organspende bei einer Widerspruchslösung zum Täter wird.
Das ist der Grund für das Downvote.
Ich habe das im Abschluss extra, weil es erwartungsgemäß stets auf Unverständnis stößt, erklärt:
Ich weiß, mein Opfer-Täter-Verständnis, grundsätzlich pro Opfer und weniger pro reo, ist ungewöhnlich. Aber ohne Täter gäbe es keine Opfer. Ich setze daher stets und zuerst bei den Tätern an. Wenn also jemand mir sein Überlebensrecht gegen mein Nicht-Überlebensrecht eintauschen will, dann ist er Täter. Nicht ich.
awM
Hi,
nee, in der letzten Zeit ist die Zahl der Organspender sogar gestiegen!
Was mich mehr stört als die Widerspruchsregelung ist die oft oberflächliche / falsche Information:
Jeder kann sich über Organspende informieren. Wir haben 80Mio Fußballbundestrainer in Deutschland die den Job kompetenter erledigen können als Löw, und von denen kann keiner ein Informationsheft lesen oder googlen?
Und wer kein Bock hat sich darüber zu informieren oder Organe zu spenden kann das untersagen. Heute und auch morgen.
Organe spendet man nicht NACH seinem Tod, wie es immer heißt, sondern VORHER. Zumindest das Hirntodkriterium solle an diesem Punkt erwähnt werden.
Ja, aber das ist IMHO eher eine philosophische oder juristische Frage. Ohne Gehirn bin ich natürlich noch nicht ganz tot wenn der restliche Organismus noch künstlich am Leben gehalten wird. Aber was mich als Menschen ausmachte ist bereits tot.
Es gibt durchaus Missbrauch und Geschäftemacherei im Transplantationswesen.Die Menschen, die sich, wie gewünscht, ernsthaft mit diesem Thema beschäftigen, stoßen auf diese Themen.
Einige Autoverkäufer sind Lügner, Betrüger und Steuerhinterzieher. Soll deshalb keiner mehr Auto Fahren? Auch wenn sich ein Lump an einem Organ finanziell illegal bereichert hat hält es den Organempfänger am Leben. Wäre es dir recht, wenn der Lump leer ausginge und dafür der Empfänger sterben müsste?
Ich kenne einige, darunter auch ich, die deswegen ihre Spendenbereitschaft zurück gezogen haben.
Das ist albern. Aber Freiheit beinhaltet halt auch das Recht Quatsch zu machen. Drum macht nur, das muss unsere Gesellschaft aushalten können.
Wenn ich in die Situation komme, ein Organ zu benötigen, wünsche ich mit NATÜRLICH Spender, aber solche, die frei und aufgeklärt zugestimmt haben.
Jaja, Genommen wird halt gerne, Gegeben nicht so. Rechtfertige das nur so dir selbst gegenüber. Aber ich nehme es dir nicht ab, dass du auch so denkst wenn deine Uhr tickt, du nur noch wenige Wochen zu leben hast, den Tod vor Augen, keine Kraft deine Arme zu heben. Oder du siehst einen lieben Angehörigen beim sterben zu. Dann willst du ein Spendenorgan haben und zwar sofort. Ob per Widerspruchslösung oder sonstwie wird dir scheiß egal sein. Deutschland ist eh Importland und aus welchem Land dann dein rettendes Organ kommt und welchen rechtlichen Rahmen die im Exportland haben weißt du eh nicht.
VG
J~
Kopf in den Sand als Qualifikation? Ist mir suspekt.
Vielleicht sollte man sich das friedlichere Sterben (NB: wir reden hier nicht von langsam aus dem Leben entschlafen, sondern von Menschen, die bereits ziemlich gewaltsam aus dem Leben in Richtung Tod katapultiert wurden) verdienen, in dem man irgendwo ein Häkchen setzt. Ausweis ausdrucken, sagen: ich möchte nicht (oder von mir aus Variante 3: ich möchte nicht, darüber nachdenken, also lasst mich in Ruhe) , 2 Minuten Aktion und dann wieder den Rest des Lebens verdrängen.
Ich habe damit kein Problem, wenn es anderen Menschen das Leben rettet oder lebenswerter macht.
Grüße
Siboniwe
Genau, wenn man zuhause stirbt, stirbt’s sich immer friedlich. Und da du das ja schon oft erlebt hast, ist es wahr.
Vielleicht sollte man dann eine Lavalampe in die Notaufnahme stellen, damit die Unfallopfer friedlich sterben können.
Mein Opa ist übrigens enorm unfriedlich zuhause gestorben, er ist elendig erstickt. Damals fand ich die Entscheidung der Hausärztin, ihn nicht in die Klinik einzuweisen, weil er eh’ nicht retten war, human. Mittlerweile, und weil meine Oma jahrelang mit dem Tod meines Opas zu kämpfen hatte, bin ich nicht mehr überzeugt von dieser Entscheidung.
Soon
Das ist absolut ein Punkt.
Wenigstens begriffliche Ehrlichkeit könnte man verlangen.
Man ist ja nicht einmal aufrichtig und labert die ganze Zeit von „postmortal“, obwohl klar ist, dass die Organe leben müssen, um gespendet werden zu können, und der „Tod“ nur deshalb so früh erklärt werden muss, damit dann „postmortal“ entnommen werden kann …
Eine große Todes-Tautologie, um da mal einen starken Begriff zu kreieren
Aber es ist halt so, dass diejenigen Ideologen, die sonst so wortgewandt um Binnen-Is und sonstige sprachlichen Dingen wie das Zigeunerschnitzel rumscheißen, da plötzlich überhaupt kein Interesse haben, wenns um Dinge geht, die außerhalb ihrer politischen Position liegen.
Dieses Fazit finde ich, ehrlich gesagt, klar überzogen, denn die Ambivalenzen in diesem Bereich sollten nicht unter den Tisch fallen. Ist ja nicht so, dass da nicht auch gute Absichten dahinter stecken, und dass mit den Organen nicht auch Leben gerettet würden.
Gruß
F.
Das Gemeinwohl. Wenn ich tot bin und verhindere, dass meine Organe anderen das Leben retten. Stattdessen bestehe ich darauf, dass diese lebensrettenden Organe mitvergammeln.
Auvh der Impfzwang hat was mit Gemeinwohl zu tun. Manchmal braucht man halt seine Mitmenschen. Beim Anspruchsdenken ist man schnell dabei, aber wenn es um Solidarität geht, duckt man sich weg.
Udo Becker
ist das immer noch meine Sache. Da hat mir keiner reinzureden. Grundsätzlich habe ich kein Problem damit, Organe zu spenden, aber eben nicht von oben verordnet. Sicher kann man widersprechen, aber die bisherige, freiwillige, Lösung ist IMHO richtig.
Da fällt mir jetzt wirklich kaum etwas dazu ein. Das kannst du nicht völlig ernst meinen.
Keiner muss sich sein wieauchimmersterben verdienen und keiner muss den Kopf aus dem Sand heben, wenn er das nicht will und fast jeder, der den Kopf in den Sand steckt, hat dafür gute Gründe (auch, wenn wir sie nicht nachvollziehen können), und niemand ist Rechenschaft schuldig an dieser Stelle.
Deine Variante 3 funktioniert möglicherweise nicht, weil schon dort ein Kreuz zu machen erfordert daran denken.
Und, denken wir auch an die vielen Leute, die so gut wie kaum je überhaupt denken und in den Abgründen ihrer Befindlichkeiten versunken sind, weder Nachrichten gucken, noch Zeitungen lesen und deren Horizont bei der nächsten Tüte Chips und der nächsten Fernsehsendung ist?
Die dürfen auch friedlich sterben.
Auch hier gibt es Welten zwischen den möglichen Sterbeprozessen! Wenn ein Unfallopfer schon gewaltsam vor den Abgrund „katapultiert“ wurde, dann könnte es umso wichtiger sein, die letzten Schritte im eigenen Tempo zu gehen. Und dass die Angehörigen die Zeit, die sie haben auch haben können, um sich zu verabschieden.
Habe ich das behauptet?
Allerdings haben wir gerade in D eine so gute Palliativmedizin, dass man weder zu Hause noch in der Klinik beim Sterben körperlich schwer leiden muss. Mit Opiaten wird , wenn nötig und erwünscht , nicht gespart.
Einige typische Begleitsymptome des Sterbeprozesses können Aussenstehende sehr erschrecken (z.B. die nicht seltene Phase großer Unruhe, oft mit dem Drang, alle Kleidung loszuwerden, nur ein Beispiel, oder die oft rasselnde Atmung, die den unmittelbar bevorstehenden Tod ankündigt, die veruracht wird dadurch, dass der Sterbende die natürliche Schleimschicht der Atmewege nicht mehr abhusten kann, was die Atmung aber aus medizinischer Sicht nicht behindert („terminales Rasseln“), dem gegenüber steht aber, dass der Sterbende dann schon nicht mehr „ganz in dieser Welt“ zu sein scheint und dass das, was ihn wirklich leiden macht, linderbar ist.
Ein gutes Palliativteam mag manchmal von Nöten sein, und tatsächlich mag mitunter die Hausärztin nicht ausreichen, wobei eine gute Hausärztin mit ausreichend Erfahrung an dieser Stelle Gold wert sein kann.
Einen Menschen habe ich am Lungen- CA sterben sehen, ich habe die Erstickungsgefühle mit angesehen. Und ich habe gesehen, was Opiate an dieser Stelle leisten können.
Aber es bleibt das, was es ist, das Sterben: Ein Übergang. Wie übrigens auch eine Geburt.Es ist ein dramatischer Prozess, den zu meistern wir aber ausgestattet sind.
Zwischen „im Prinzip für richtig halten“ und „selber tun“ liegen aber oft Welten, und nicht nur Bequemlichkeit. Eine Menge Menschen halten es „im Prinzip für richtig“, Sexualstraftäter zu kastrieren, die wenigsten schreiten zum Glück selber zur Tat…
ein harmloseres Beispiel:
Viele halten Toleranz Homosexuellen gegenüber „im Prinzip für richtig“, wollen aber dennoch nicht, dass ihre eigener Sohn/ Tocher so lebt.
Was zeigt: nicht alles, was man „im Prinzip für richtig“ hält, will man auch für sich selber…
wo liegt der Zwang, wenn man auch „nein“ sagen kann?
Organspende bleibt auch weiterhin freiwillig - du musst halt nur sagen, wenn du nicht willst.
Verstehe ich das richtig, dass du durch die Widerspruchslösung dein ‚Überlebensrecht‘ gefährdet siehst?
Und dann kann ich immer noch nein sagen.
Verdrängung als privilegiertes Verhaltensmuster kann ich nicht akzeptieren.
Grüße Siboniwe
Sind das jetzt einfach aus der Luft gegriffene Behauptungen oder kannst du das auch irgendwie belegen?
Was soll das zeigen? Du behauptest einfach etwas und das soll dann deinen Standpunkt belegen? Außerdem gibt es einen riesigen Unterschied zwischen deinen Beispielen und dem Thema hier…
Entweder du stehst hinter Organspende oder du tust es nicht. Wenn du dahinter stehst, bleibt dir nur eine einzige richtige Konsequenz: Weiter Spender zu bleiben!
Du kannst richtig scheiße finden, dass jetzt die Widerspruchslösung kommt. Du kannst das als Zwang empfinden, die ganze Latte rauf und runter. Protestiere, schreie oder schreibe deinen Unmut, versuche Mehrheiten dagegen zu finden.
Aber jetzt die Spendenbereitschaft zurückzuziehen, ist nicht der richtigen Weg.
Das ist dann in meinen Augen nicht sachgerechter und respektvoller Umgang mit dem Thema, dafür aber eine sehr unreife Reaktion, unter der Leute zu leiden haben, die am allerwenigsten dafür können.
Die Gesellschaft erhebt überhaupt keinen Anspruch auf deine Haut!
Die Gesellschaft erhebt lediglich den Anspruch, dass man sich damit beschäftigt. Dabei muss du dich gar nicht inhaltlich beschäftigen. Es reicht zu sagen: Jetzt nicht. Und das Thema ist gegessen.
Es ist eine Abwägung. Man muss sehen, was auf der anderen Seite als Positives steht. Deshalb ist zu viel verlangt, dass jemand ein klitzekleines Kreuz macht?