*such*
Hallo Wolfgang,
Das ist sehr interessant. Slawisch, aber ausgestorben.
Was ist ausgestorben? Die Slawen?
In anderen Teilen Deutschlands, z.B. Oberbayern gibt es ja auch
viele Orts- und Flurnamen, die kaum deutschsprachigen
Ursprungs sein können.
Das denke ich mal, muss man differenzierter sehen. Slawen sind nicht identisch mit den Germanen, die wiederum später aber die Gebiete der Slawen teilweise erobert haben. Ich denke, die Deutsche Sprache hat viele andere Sprachen vereint und zu ihrer Grundsprache hinzugefügt.
Wenn nun (vereinfacht gesagt), „Berlin“ ein altslawisches Wort
für „Sumpf“ ist, und als Ortsname deshalb so oft vorkommt,
weil das über große Landstriche die übliche Geländeform ist,
dann tut sich die Frage auf, welches die Sprache der Siedler
war, die ihre Ortschaft „Berlin“, „Bellin“, „Belling“ etc.
nannten.
Meines Wissens nach waren die Slawen keine Siedler, die ihre Gebiete groß verließen. Typischerweise nannte man aber damals die Orte so, wie man sie vorfand.
Du darfst nicht vergessen. Entfernungen von Berlin ins Stettiner Haff waren früher nicht an einem Tag zu schaffen. Erhebliche Vermischungen innerhalb vieler Dorfgemeinschaften dürften auch eher nicht an der Tagesordnung gewesen sein. Und das heutige Berlin war früher auch nicht so groß wie heute. Viele Gemeinden wurden eingemeindet und so wuchs Berlin. Daher kommt auch die Nähe zu arg angrenzenden Orten.
Ansonsten war das Gebiet östlich und nördlich von Berlin ehemals durch weitestgehende Sumpflandschaften geprägt.
Der Oderbruch beispielsweise wurde erst durch Friedrich dem Großen trockengelegt und urbar gemacht. Der Oderbruch liegt etwa in der Gegend von Gojatz und höher.
Vielleicht kannst du dich an das Oderhochwasser erinnern. Damals drohte der Damm bei Hohenwutzen zu zerbersten. Und etwa ab da beginnt das Oderbruch. Diese Gegend liegt etwa 6-7 m unterhalb des Flusses. Dieses Gebiet zieht sich dann fast bis nach Rüdersdorf. Etwa in dieser Höhe. Eine Anhöhe stellte somit schon etwas markantes in einer Sumpflandschaft dar.
Dazu kopiere ich dir gerade mal noch einen Artikel von der MS Encarta 2000:
Sorben, auch Wenden, Eigenbezeichnung Serbja, Serbjo, Serbowje, Angehörige der slawischen Minderheit in den Bundesländern Sachsen und Brandenburg, die in den Gebieten Bautzen-Hoyerswerda und im Spreewald ansässig sind. Die Sorben, zu denen einige Zehntausend Menschen zählen, stammen von Slawen ab, die bereits ab dem 7. Jahrhundert n. Chr. im heutigen östlichen Deutschland und westlichen Polen lebten.
Sowohl aufgrund ihrer Sprache, dem Sorbischen, als auch der Lage ihres Siedlungsgebiets in der Oberlausitz (von sorbisch Luciza: Sumpfland) im Süden und der Niederlausitz im Norden zählen die Sorben zu den Westslawen. Die sorbische Sprache hat zwei Hauptdialekte, aus denen sich zwei Schriftsprachen entwickelt haben: Obersorbisch, das in der Gegend um Bautzen gesprochen wird, und Niedersorbisch aus dem Raum Cottbus (slawische Sprachen).
Sicherlich waren diese Gründer keine Deutschsprachigen, denn
die kamen erst vor 800 Jahren. Sicherlich waren es aber auch
keine Elbslawen, und das „bellin“-Wort war fremdsprachlich für
sie.
Wieso waren es sicherlich keine Elbslawen? Es waren Westslawen. Aufgrund ihrer räumlichen Nähe wurden sie aber auch als Elbslawen bezeichnet.
Auch hierzu ein Artikel aus der Encarta:
Elbslawen, westslawische Volksstämme, die seit dem 6. Jahrhundert das von germanischen Stämmen verlassene Gebiet zwischen Elbe und Oder besiedelten. Die Landnahme fand teils in kleineren Gruppen, teils aber auch in geschlossenen Verbänden, wie denen der Sorben, Wilzen und Abodriten statt. Vermutlich wurden die Stämme, deren Präsenz sowohl durch die Geschichteschreibung als auch durch die Archäologie belegt ist, aus ihren Stammlanden in Pannonien durch die Awaren verdrängt. Ihre Ansiedlung in dem fast menschenleeren Gebiet (die germanische Restbevölkerung wurde slawisiert) scheint den politischen Vorstellungen der fränkischen Könige entsprochen zu haben, da sie eine Art Pufferzone gegen das weitere Vordringen der Awaren bildeten. Zeit und Herkunft der ersten slawischen Siedler (vermutlich um 530) ist nicht sicher zu bestimmen, doch steht aufgrund archäologischer Forschungsergebnisse (Keramik des Prager Typs, Urnenbestattung und eingetiefte Grubenhäuser) fest, dass Ende des 6., Anfang des 7. Jahrhunderts slawische Stämme über Böhmen und Mähren nach Mitteldeutschland bis in die Gegend von Magdeburg und ins Havelland gezogen sind. Wenig später folgte eine zweite Gruppe, die das Land zwischen mittlerer Saale und Mulde bis zur Elbe besiedelte und bis nach Thüringen vordrang. Die Elbslawen wurden durch Krieg und Missionierung in das expandierende Fränkische und Deutsche Reich eingegliedert, behielten aber eine gewisse kulturelle und sprachliche Eigenheit.
Die Germanen, die dort siedelten, waren die Wandalen, die später durch ganz Europa zogen. Sie gehörten auch zur indogermanischen Sprachfamilie, wie die Slawen auch.
Und wie du festgestellt hast, ist Sumpf kein erkennendes Beispiel. Aber eine trockene Stelle in einem Sumpf ist schon markanter.
Gruß
Marco