Hallo,
Mach ich doch gar nicht. Ich reagiere lediglich auf die
unterschwellige Aussage: ‚Die Arbeitslosen
sind faul, das ist die Ursache für ihre Arbeitslosigkeit.‘ So
verallegmeinert ist das falsch.
deswegen habe ich das auch nie geschrieben.
Wie also erklärst Du, daß an einem Ort der Fortbildung für die
Allgemeinheit mitten in der Woche gähnende Leere herrscht,
während an der Uni, an der sich die meisten Menschen angeblich
über Jahrzehnte zum Spaß aufhalten, am Wochenende schon in den
frühesten Stunden geackert und sich um Garderobenschränke
geprügelt wird?
Gar nicht. Das kann ich nicht erklären.
Könnte das irgendwas mit der Motivation zu tun haben?
Die Möglichkeit muß ich wohl einräumen, wenn’s auch schwer
fällt. Wie ist das mit den Lehrgängen, die die AA anbieten?
Haben die einen Einfluß auf das Einkommen? Wie viele AL sind
in solchen Maßnahmen und damit voll beschschäftigt?
Weiß ich nicht.
Ich habe so eine Situation ja noch nicht erlebt und kenne auch
kaum Leute in dieser Situation. Ich kann nur versuchen, mich
da hinein zu denken und eine Erklärung zu finden. Deine
Erklärung, daß die Leute, die 30 Jahre als Lagerarbeiter
gearbeitet haben einfach zu faul sind, kann ich nicht
akzeptieren. Wie konnten die 30 Jahre ihre Fauleit vor dem
Chef verbergen?
Wer sagt denn, daß sie die ganzen Jahre faul waren? Sie haben das gemacht, wofür sie bezahlt wurden aber auch nicht mehr. Sie sind davon ausgegangen, daß sie die nächste 10 Jahre das gleiche machen können, obwohl die automatisierten Hochregallager seit 20 Jahren aus dem Boden sprießen. Wer dann davon ausgeht, sein Berufsbild werde die nächsten Jahre weiterhin nachgefragt, muß sich die gleichen Fragen stellen lassen, wie jemand, der in den letzten 10 Jahren eine Ausbildung zum Bergmann angefangen hat.
Das ist doch letztlich in jedem Beruf das gleiche. Wer sich heute als Bankkaufmann mit Studium, das in den frühen 80ern abgeschlossen wurde, irgendwo bewirbt und klarstellt, daß er bitteschön mit HGB-Abschlüssen konfrontiert werden will und bitte nicht mit diesen seltsamen IFRS- oder US-GAAP-Abschlüssen, hat halt auch keine Chance.
Die Möglichkeiten, sich einfach und billig fortzubilden gibt es heute so, wie noch nie zuvor. Man gewinnt allerdings den Eindruck, daß diese Möglichkeiten nicht genutzt werden. Ob nun im Einzelhandel, von dem man schon Mitte der 90er zu hören bekam, daß ein eurocheque nur bis 400 Mark gültig wäre, oder im Elektronikfachhandel, in dem einem der Verkäufer erklärt, die Schrifterkennungssoftware, die dem Scanner beiliegt, hieße PDF. Desinteressierte und daher uninformierte Menschen allenthalben.
In einer ungekündigten Stellung mag das über einen unbegrenzten Zeitraum funktionieren. Ist der Arbeitsplatz dann aus uninteressanten Gründen weg, steht man im direkten Wettbewerb und der Arbeitgeber wird sich hüten, eine Nulpe einzustellen, wenn er die Auswahl zwischen x Bewerbern hat.
Daß aus einem nahezu hoffnungsvollen Fall in wenigen Wochen eine hochqualifizierte Fachkraft wird, hat niemand behauptet. Aber von nix kommt halt auch nix.
Gruß,
Christian