Hallo!
Du denkst nach wie vor nur in diesen technischen Kategorien…
Ja.
und hast ganz offenbar nichts von dem begriffen, was ich über
ästhetische Kategorien geschrieben habe.
Das siehst Du richtig. Die Fixierung auf Technik, die Enttäuschung über technischen Stillstand bei Fahrzeugen aus deutscher Produktion, die massiven Sorgen über unsere Umwelt und die den damit verbundenen Problemen weithin entgegen gebrachte Ignoranz, lassen mich gar nicht mehr wahrnehmen, wenn ein Hersteller Blech in irgend eine neue Form presst. Dazu das Gerede von den angeblich schadstoffarmen neuen Fahrzeugen. Als Verbrennungsprodukt entsteht nach wie vor CO2 und weil die Motore zwar etwas effizienter, aber durchweg leistungsstärker werden, tut sich am CO2-Ausstoß unter dem Strich so gut wie nichts. Gerade füllt der UN-Klimabericht sämtliche Nachrichten und gleichzeitig werden bar jeder Vernunft Spritschlucker mit altertümlichem Antrieb beweihräuchert. Wären es zeitgemäße Fahrzeuge mit hybridem Antrieb z. B. aus aufgeladenem Diesel und E-Motor und das ganze in attraktiver Verpackung, wäre ich hellauf begeistert, selbst bei einem SUV wie eine Schrankwand. Aber was jetzt geboten wird, sind immer nur neue Verpackungen uralter Technik. Ich habe durchaus Sinn für Ästhetik, wenn sie mit perfekter Funktionalität daher kommt. Aber genau das sehe ich nicht.
Seit den 60ern und 70ern des vorigen Jahrhunderts, , wird der damalige Stand (z. B. http://smoothdeals.com/white220seCoupe10%20copy.jpg und
http://www.classiccars.de/Oldyrent/plz7/images/71665… ) mit immer mehr Spielkram befrachtet. Ich hab u. a. ein paar Semester Fahrzeugbau gehört. Ist zwar reichlich ein Vierteljahrhundert her, aber veraltet ist das alles nicht. Das liegt nicht etwa an strammer Weiterbildung, sondern am technischen Stillstand. Einen Audi mit selbst gebautem Tempomaten, kontaktloser Zündung und Datenspeicherung zur Aufzeichnung von Geschwindigkeit, Brems- und Blinkbetätigung als Unfallschreiber fuhr ich schon damals. In vielen Details der Fertigungstechnik hat sich eine Menge getan, aber nicht bei den Fahrzeugkonzepten, weil Lobbyarbeit als Ersatz für Entwicklung angesehen wird. Die riesengroßen Kisten müssen 200 Sachen schnell sein und das geht eben nur mit leistungsstarken Verbrennungsmotoren. Solange man so schnell fahren darf, haben umweltverträglichere Konzepte hierzulande keine Chance. Man mag jetzt Blech in beliebige Formen pressen und mit noch so viel Plüsch und Holz ausstatten, mich begeistert daran nichts.
Ein Beispiel aus Deinem Berufsumfeld: Was würdest Du sagen, wenn Dir ein Lieferant ein Röntgengerät mit schicker Blechverkleidung anbietet, das aber Auflösung und Strahlenbelastung eines Gerätes aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts aufweist und der Vertreter erzählst was von der Ästhetik des Gehäuses? Was würdest Du antworten, wenn Dir der Vertreter erzählt, die Forderung nach zeitgemäßer Technik würde Arbeitsplätze kosten? Du würdest Angebot und Aussagen vermutlich nicht akzeptabel finden und das ästhetische Gehäuse würde daran nichts ändern. Unsere Kfz-Industrie liefert den uralten Stand, verpackt ihn immer neu, erzählt was von Arbeitsplätzen und verweigert sich buchstäblich ums Verrecken der besseren Lösung.
Gruß
Wolfgang