Hallo
Mal aus Laiensicht, im Gegensatz zu den beiden anderen.
Ich weiss nicht, ob Du es nachvollziehen kannst, aber mein
Vertrauen in die Urteilsfindung wird dadurch nicht gerade
gestärkt.
Aber gut, Beweisführung und Akzeptanz von Fachkompetenz sind
bei Naturwissenschaften nun mal anders als bei Euch.
Ich habe den Eindruck du hast entweder völlig falsche Vorstellen von Gutachten oder du trollst hier nur rum, denn du hast selbst oben als Beispiel geschrieben „Teil- oder Unschuld“. Glaubst du wirklich ein Unfallgutachter wäre in der Lage die rechtliche Schuld zu beurteilen?
Der Gutachter stellt so gut er kann die Sachlage dar, und gibt evtl. Schätzungen und Erfahrungswerte an. Kein Richter wird bestreiten, das der Rollwiderstandsbeiwert eines bestimmten Autoreifens auf einer bestimmten Fahrbahn unter bestimmten Bedingungen 0,01134 ist, aber er hat zu beurteilen ob dieser Wert ohne Zweifel zu einem bestimmten Sachverhalt führt und wie die Schuldfrage zu bewerten ist.
Ich habe selbst in zwei Branchen mit Gutachten zu tun (gehabt) und während es gerade in Unfall- und Verkehrsfragen viele Tools, anerkannte Verfahren und Spezialisten gibt, sieht das in anderen Bereichen schlechter aus - ein Gutachter muss sich erstmal eine sinnvolle Vorgehensweise überlegen, was dann später durchaus kontrovers diskutiert werden kann. Dabei werden eben nicht die Messergebnisse in Frage gestellt, sondern ob diese Werte hilfreich für die Klärung der Fragestellung sind, was übrignes in der Wissenschaft genauso üblich ist.
Und auf die Frage „Es gibt ihrer Erfahrung nach absolut keine andere Möglichkeit/Auslegung/Ursache/… für die Fakten?“ kommt dann eben doch oft genug „naja, 100 prozentig gilt das natürlich nicht, theoretisch könnte auch das und das sein“ und der Richter steht doof da wenn er bei seinem Urteil nicht zumindest die Wahrscheinlichkeit für eine andere Ursache betrachtet hat.
IANAL, aber ich vermute das die meisten kontrovers diskutierten Gutachten durch eine Partei vorgelegt werden und somit keinerlei besondere Wahrheitswirkung haben. (siehe Gutachten vs. Gegengutachten) Da glaube ich eher dem Richter, der sich als (Halb-)Laie durch die Fakten kämpft, als irgendeinem Typen, der von dem Nutzniesser für ein Stück Papier bezahlt wird.
Und ja, garantiert gibt es Fälle, wo ein Richter Fakten ignoriert oder falsch eingeschätzt hat, das rüttelt aber meiner Meinung nach nicht an dem geteilten System: das Gutachter die Fakten vorlegen, und Richter diese frei bewerten.
Grüße
.L