s, ss, ß
Das Problem dieser Buchstaben ist ein zweifaches, wenn nicht noch mehrschichtigeres.
Einmal ist zu klären: Wann schreibt man „s“ und wann „ss“?
Ist dies geklärt, muss noch geklärt werden: Wann schreibt man statt „ss“ „ß“?
Zunächst folgendes:
ſ + s = ß
(Das erste Zeichen in obiger Zeile ist ein altdeutsches langes s - dies als Hinweis für diejenigen, bei denen es nicht richtig angezeigt wird.)
**Der heute eigenständige Buchstabe ß ist ursprünglich eine Ligatur gewesen, die aus dem sogenannten „langen s“ und dem „Schluss-s“ bestand. Unser heutiges „ß“ (eszett) ist somit in Wirklichkeit keine Kombination aus s + z, sondern aus „langem s“ und „Schluss-s“ und müsste daher richtiger weise als „scharfes s“ bezeichnet werden.
Für ß wird bei Eigennamen sowie in mehrdeutigen Fällen in großer Schrift SZ angewandt, z. B. MASZE (Maße), PREUSZEN, MEISZNER, VOSZ - aber MASSE (Masse).**
Dieser Hinweis stammt von Gerhard.
1. Gehen wir zum ersten Punkt.
Im Deutschen gibt es kurze und lange Silben, d. h. die Vokale der Silben werden entweder kurz oder lang gesprochen.
Man sagt: Saal oder Ball; Wahl oder Wall, Spaß oder Paß.
Durch die Rechtschreibreform ist eine großes Verwirrungsmoment weggefallen. Denn vorher wurde am Wortende und vor „t“ das „ss“ auch „ß“ geschrieben. Eine abstruse Regel, die wir der Faulheit der Setzer früherer Zeit verdanken, ebenso wie die absurde Regel, „st“ nicht trennen zu dürfen.
Schon an der unterschiedlichen Schreibung sieht man, dass die deutschen Sprachregulierer sich bemühen, den Unterschied zwischen lang und kurz im Schriftbild zu verdeutlichen.
Ich bin sicher, man könnte dieses Regelwerk verbessern, vor allem vereinfachen könnte, aber im Moment sieht es so aus:
Elemente
Es gibt brauchbare Regeln, nach denen Sie erkennen, ob Sie einen Vokal lang oder kurz sprechen müssen. Dies sind die wichtigsten :
EIN VOKAL IST LANG Beispiele:
(1) wenn er doppelt steht Saal Meer Boot
(2) vor h Wahl mehr ihr Ohr Uhr
(hier sprechen wir das h nicht)
(3) vor e\* Lied
(hier sprechen wir das e nicht)
\* nur bei i und bei Städtenamen in NRW: Straelen Soest
(Gelsenkirchen-) Buer
(4) wenn auf den Vokal ein fragen
einfacher Konsonant und dann reden
wieder ein Vokal folgt Rose
Süden
Ufer
(5) Der Vokal wird immer lang lang
gesprochen wie in der Grundform \*\* fahren =\> du fährst
fragen =\> du fragst
schwer =\> am schwersten
Hut =\> das Hütchen
\*\* bei den unregelmäßigen Verben gibt es Ausnahmen: nehmen - du nimmst
EIN VOKAL IST KURZ
backen
Junge
Sache Flamme
waschen kennen
vor zwei und mehr Konsonanten \* Schilling
anders Suppe
Birne Wetter
Körper trinken
\* siehe aber Nummer (5)
Das habe ich aus dem Lehrbuch: Sprachkurs Deutsch 3.
Halten wir also bis jetzt fest:
A
Wir schreiben „s“, wenn der Vokal der Silbe lang ist, wie bei:
Lie s da s Buch! Die s ist ein gute s Buch. Die s er bö s e Fie s ling hat viel Kie s.
B
Wir schreiben „ss“, wenn der Vokal der Silbe kurz ist, wie bei:
Ein Bi ss en Brot. Auf dem Ki ss en ist gut Kü ss en. Ein bi ss chen Sahne zu den Nü ss chen.
C
Wie aber kommt es aber zu diesen Formen?
Sie lie ß en sich nicht die Fü ß e begie ß en. Zu Fu ß dauert diese Bu ß fahrt drei ß ig Tage; mit dem Bus geht es schneller. Ich grü ß e die sü ß en Fü ß chen der Ballerina.
2. Das ist der zweite Punkt, der zu klären ist.
Hier kommen das „stimmhafte und das scharfe S“ ins Spiel. Das folgende ist die Erklärung des Grammatik-Dudens. Daher die präzise Sprache!
s, ss, ß
Obwohl wir im Deutschen ein stimmhaftes /z/ und stimmloses /s/ haben, gibt es nur ein Graphem (s). Nun kann man die Stimmhaftigkeit oder Stimmlosigkeit in vielen Stellungen vorhersagen: Am Wortanfang ist das s stimmhaft (['za:gen] sagen, ['zenden] senden), ebenso nach I, m. n und r, z. B. (['hirze] Hirse).
Stimmlos ist es dagegen nach kurzem Vokal, z. B. (['fasen] fassen. ['vaser] Wasser, [hast] Hast). Nicht vorhersagen kann man es nach langem Vokal und Diphthong, z. B. stimmhaft: Hase, Vase, Wiese, Meise; aber stimmlos: aßen, Kloß, Ruß, reißen, Gruße.
In einigen Fällen wirkt die Opposition stimmhaft - stimmlos sogar bedeutungsunterscheidend, z. B. Geisel - Geißel, Muse - Muße, reisen - reißen. Das Problem verschärft sich noch dadurch, daß das stimmhafte Phonem /z/ im Auslaut stimmlos wird, so daß sich stimmhafte und stimmlose Formen eines Wortes gegenüberstehen, z. B. ['Ie:zen] lesen - [Ii:s] lies. ['moize)] Mäuse - [maus] Maus. (Man spricht hier von Auslautverhärtung.)
Die Schreibung der beiden Phoneme /z/ und /s/ ist daher sehr kompliziert. Von der Struktur läßt sie sich folgendermaßen erfassen:
- Das stimmhafte Phonem /z/ , das stimmhaft und stimmlos (Auslautverhärtung) realisiert werden kann, wird immer s geschrieben, z. B. sausen. Amsel, Hirse, Gänse/Gans, Hälse/Hals, Häuser/Haus, Wiesel; [ihr] reist, [du] liest.
- Das stimmlose /s/ wird als alleiniger Konsonant nach langem Vokal oder Diphthong ß geschrieben, sonst s; z. B. Spaß, fließen (aber: Hast, Haspel, Wurst, Gips).
- Gemäß den Regeln über die Bezeichnung der Vokalkürze wird s als alleiniger Konsonant nach kurzem Vokal verdoppelt zu ss: Masse, fassen, Wasser. gehässig. Flüsse. (Bei Hast, Haspel, Wurst folgen auf den kurzen Vokal mehrere Konsonanten, daher keine Verdoppelung!)
Die folgenden Schreibungen muß man sich merken, weil man nicht ermitteln kann, ob das stimmlose /s/ auf Auslautverhärtung zurückgeht und daher s geschrieben oder auf das Phonem /s/ und daher ß geschrieben wird: Eis(bein), Mies(muschel), gries (,grau’), Gries(gram), gleisnerisch, Grus (,Asche’), Reis, preis(geben), Vlies, Gros (,12 x 12’): Grieß(brei), schließlich.